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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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Verdienste erhielt F. 1706 die reiche Abtei Argenteuil bei Paris, wurde später Beichtvater des jungen Ludwig XV. und st. 1723. Schrieb vieles, darunter ein Kirchenrecht im gallicanischen Sinn; sein Hauptwerk aber bleibt seine Kirchengeschichte, ausgezeichnet durch Reichthum an Thatsachen sowie durch anziehende und allgemein verständliche Darstellung, getadelt wegen unkritischen Gebrauchs der Quellen und wegen gallicanischer Parteilichkeit. Sie reicht von Christi Himmelfahrt bis 1414 in 20 Quartbänden u. fand an Claude Fabre sowie an den Karmelitern Alexander u. Benno Fortsetzer, die aber weit hinter F. zurückstehen. Das Ganze geht bis zum J. 1768 in 93 Quartanten, welche 1804 in 6 Großoctavbände zusammengepreßt wurden. Gute deutsche Uebersetzung zu Frankfurt u. Leipzig, 1752 ff.


Fleury, Andre Hercule dö, Cardinal und Premierminister Ludwigs XV., geb. 1653 zu Lodeve in Languedoc, 15jähr. Domherr zu Montpellier, 24jähr. Almosenier der Königin Maria Theresia, 1698 Bischof zu Frejus, vom Prinzen Eugen bei seinem Einfalle in Frankreich bewundert, was der Diöcese sehr zu Statten kam. Er wurde der Erzieher Ludwigs XV., 1726 Cardinal und war von 1727-43 als Premierminister der Schutzgeist Ludwigs XV. u. der Urheber des meisten Guten, was während dieser Zeit geschah, obwohl er aus Sparsamkeit die franz. Seemacht vernachläßigte und gegen die Theilnahme Frankreichs am österr. Erbfolgekrieg nicht energisch wirkte; er setzte 1736 die Vereinigung Lothringens mit Frankreich durch und st. 1743.


Fleury de Chaboulon (F. dö Schabulong), geb. 1779, Beamter der Republik und Napoleons, 1815 dessen geheimer Sekretär, flüchtete nach dem Sturze seines Herrn in das Ausland und kehrte erst 1825 zurück, st. 1835. Von ihm haben wir eine wichtige Schrift über die sog. 100 Tage (London 1820).


Fleute, holländ. u. hamburg. flaches Handelsfahrzeug von 300-900 Lasten.


Flexion, lat.-deutsch, Biegung, Beugung, die grammat. Veränderung der Wortform, s. Declination und Conjugation; flexibel, bieg- oder beugsam; Flexibilität, Biegsamkeit.


Flexor, lat., in der Anatomie ein Biegmuskel.


Flibustier (von dem französ. flibot, leichtes Schiff), franz., engl. u. holländ. Abenteurer in Westindien seit dem Ende des 16. Jahrh., am zahlreichsten von 1625-90, welche als Seeräuber den Spaniern ungeheuren Schaden zufügten. Die Spanier sperrten ihre amerikan. Besitzungen den fremden Schiffen, konnten aber die westind. Inseln nicht hinreichend colonisiren, daher sich auf einigen derselben abenteuernde Seeleute niederließen, welche zum Theil der Ruf der amerikan. Schätze herbeigelockt hatte. Die blutige Strenge der Spanier machte die Räuber zu Helden; 1625 setzten sie sich auf der Insel St. Christoph fest, ließen sich jedoch schon 1630 auf Hayti nieder, wo sie besonders auf das verwilderte Rindvieh Jagd machten und darum Boucaniers (vom karaib. Boucan, Rost zum Dörren des Fleisches) genannt wurden. Glückliche Unternehmungen verschafften ihnen solchen Zulauf aus Europa, daß sie manchmal einen Schwarm von 30000 Menschen bildeten. Sie trieben nun nicht bloß Seeraub mit kleinen u. großen Kriegsschiffen, welche sie den Spaniern abgenommen hatten, sondern plünderten Inseln aus, z. B. St. Catharina unter dem Engländer Mansfield, eroberten Hafenstädte, 1666 Gibraltar bei Maracaibo unter dem Franzosen Nau genannt l'Olonnais, 1683 Vera-Cruz unter den Holländern de Graff, van Horn und dem Franzosen Grandmont, 1684 Carthagena; unter Morgan, einem Engländer, unternahmen sie 1668 einen förmlichen Feldzug; sie nahmen Chagres und marschirten nach Panama, siegten vor den Mauern, erstürmten, plünderten und verbrannten die Stadt. Die engl. Insel Jamaika war ihr Hauptmarkt, dort versahen sie sich auch mit Kriegsbedarf. Wie sich Engländer, Holländer und Franzosen in Westindien festsetzten und die den Spaniern abgenommenen Inseln colonisirten, minderte sich die Zahl der F. und um 1730 hörte der Seeraub ganz auf, als ihn die Seemächte

Verdienste erhielt F. 1706 die reiche Abtei Argenteuil bei Paris, wurde später Beichtvater des jungen Ludwig XV. und st. 1723. Schrieb vieles, darunter ein Kirchenrecht im gallicanischen Sinn; sein Hauptwerk aber bleibt seine Kirchengeschichte, ausgezeichnet durch Reichthum an Thatsachen sowie durch anziehende und allgemein verständliche Darstellung, getadelt wegen unkritischen Gebrauchs der Quellen und wegen gallicanischer Parteilichkeit. Sie reicht von Christi Himmelfahrt bis 1414 in 20 Quartbänden u. fand an Claude Fabre sowie an den Karmelitern Alexander u. Benno Fortsetzer, die aber weit hinter F. zurückstehen. Das Ganze geht bis zum J. 1768 in 93 Quartanten, welche 1804 in 6 Großoctavbände zusammengepreßt wurden. Gute deutsche Uebersetzung zu Frankfurt u. Leipzig, 1752 ff.


Fleury, André Hercule dö, Cardinal und Premierminister Ludwigs XV., geb. 1653 zu Lodève in Languedoc, 15jähr. Domherr zu Montpellier, 24jähr. Almosenier der Königin Maria Theresia, 1698 Bischof zu Frejus, vom Prinzen Eugen bei seinem Einfalle in Frankreich bewundert, was der Diöcese sehr zu Statten kam. Er wurde der Erzieher Ludwigs XV., 1726 Cardinal und war von 1727–43 als Premierminister der Schutzgeist Ludwigs XV. u. der Urheber des meisten Guten, was während dieser Zeit geschah, obwohl er aus Sparsamkeit die franz. Seemacht vernachläßigte und gegen die Theilnahme Frankreichs am österr. Erbfolgekrieg nicht energisch wirkte; er setzte 1736 die Vereinigung Lothringens mit Frankreich durch und st. 1743.


Fleury de Chaboulon (F. dö Schabulong), geb. 1779, Beamter der Republik und Napoleons, 1815 dessen geheimer Sekretär, flüchtete nach dem Sturze seines Herrn in das Ausland und kehrte erst 1825 zurück, st. 1835. Von ihm haben wir eine wichtige Schrift über die sog. 100 Tage (London 1820).


Fleute, holländ. u. hamburg. flaches Handelsfahrzeug von 300–900 Lasten.


Flexion, lat.-deutsch, Biegung, Beugung, die grammat. Veränderung der Wortform, s. Declination und Conjugation; flexibel, bieg- oder beugsam; Flexibilität, Biegsamkeit.


Flexor, lat., in der Anatomie ein Biegmuskel.


Flibustier (von dem französ. flibot, leichtes Schiff), franz., engl. u. holländ. Abenteurer in Westindien seit dem Ende des 16. Jahrh., am zahlreichsten von 1625–90, welche als Seeräuber den Spaniern ungeheuren Schaden zufügten. Die Spanier sperrten ihre amerikan. Besitzungen den fremden Schiffen, konnten aber die westind. Inseln nicht hinreichend colonisiren, daher sich auf einigen derselben abenteuernde Seeleute niederließen, welche zum Theil der Ruf der amerikan. Schätze herbeigelockt hatte. Die blutige Strenge der Spanier machte die Räuber zu Helden; 1625 setzten sie sich auf der Insel St. Christoph fest, ließen sich jedoch schon 1630 auf Hayti nieder, wo sie besonders auf das verwilderte Rindvieh Jagd machten und darum Boucaniers (vom karaib. Boucan, Rost zum Dörren des Fleisches) genannt wurden. Glückliche Unternehmungen verschafften ihnen solchen Zulauf aus Europa, daß sie manchmal einen Schwarm von 30000 Menschen bildeten. Sie trieben nun nicht bloß Seeraub mit kleinen u. großen Kriegsschiffen, welche sie den Spaniern abgenommen hatten, sondern plünderten Inseln aus, z. B. St. Catharina unter dem Engländer Mansfield, eroberten Hafenstädte, 1666 Gibraltar bei Maracaibo unter dem Franzosen Nau genannt lʼOlonnais, 1683 Vera-Cruz unter den Holländern de Graff, van Horn und dem Franzosen Grandmont, 1684 Carthagena; unter Morgan, einem Engländer, unternahmen sie 1668 einen förmlichen Feldzug; sie nahmen Chagres und marschirten nach Panama, siegten vor den Mauern, erstürmten, plünderten und verbrannten die Stadt. Die engl. Insel Jamaika war ihr Hauptmarkt, dort versahen sie sich auch mit Kriegsbedarf. Wie sich Engländer, Holländer und Franzosen in Westindien festsetzten und die den Spaniern abgenommenen Inseln colonisirten, minderte sich die Zahl der F. und um 1730 hörte der Seeraub ganz auf, als ihn die Seemächte

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[723/0724] Verdienste erhielt F. 1706 die reiche Abtei Argenteuil bei Paris, wurde später Beichtvater des jungen Ludwig XV. und st. 1723. Schrieb vieles, darunter ein Kirchenrecht im gallicanischen Sinn; sein Hauptwerk aber bleibt seine Kirchengeschichte, ausgezeichnet durch Reichthum an Thatsachen sowie durch anziehende und allgemein verständliche Darstellung, getadelt wegen unkritischen Gebrauchs der Quellen und wegen gallicanischer Parteilichkeit. Sie reicht von Christi Himmelfahrt bis 1414 in 20 Quartbänden u. fand an Claude Fabre sowie an den Karmelitern Alexander u. Benno Fortsetzer, die aber weit hinter F. zurückstehen. Das Ganze geht bis zum J. 1768 in 93 Quartanten, welche 1804 in 6 Großoctavbände zusammengepreßt wurden. Gute deutsche Uebersetzung zu Frankfurt u. Leipzig, 1752 ff. Fleury, André Hercule dö, Cardinal und Premierminister Ludwigs XV., geb. 1653 zu Lodève in Languedoc, 15jähr. Domherr zu Montpellier, 24jähr. Almosenier der Königin Maria Theresia, 1698 Bischof zu Frejus, vom Prinzen Eugen bei seinem Einfalle in Frankreich bewundert, was der Diöcese sehr zu Statten kam. Er wurde der Erzieher Ludwigs XV., 1726 Cardinal und war von 1727–43 als Premierminister der Schutzgeist Ludwigs XV. u. der Urheber des meisten Guten, was während dieser Zeit geschah, obwohl er aus Sparsamkeit die franz. Seemacht vernachläßigte und gegen die Theilnahme Frankreichs am österr. Erbfolgekrieg nicht energisch wirkte; er setzte 1736 die Vereinigung Lothringens mit Frankreich durch und st. 1743. Fleury de Chaboulon (F. dö Schabulong), geb. 1779, Beamter der Republik und Napoleons, 1815 dessen geheimer Sekretär, flüchtete nach dem Sturze seines Herrn in das Ausland und kehrte erst 1825 zurück, st. 1835. Von ihm haben wir eine wichtige Schrift über die sog. 100 Tage (London 1820). Fleute, holländ. u. hamburg. flaches Handelsfahrzeug von 300–900 Lasten. Flexion, lat.-deutsch, Biegung, Beugung, die grammat. Veränderung der Wortform, s. Declination und Conjugation; flexibel, bieg- oder beugsam; Flexibilität, Biegsamkeit. Flexor, lat., in der Anatomie ein Biegmuskel. Flibustier (von dem französ. flibot, leichtes Schiff), franz., engl. u. holländ. Abenteurer in Westindien seit dem Ende des 16. Jahrh., am zahlreichsten von 1625–90, welche als Seeräuber den Spaniern ungeheuren Schaden zufügten. Die Spanier sperrten ihre amerikan. Besitzungen den fremden Schiffen, konnten aber die westind. Inseln nicht hinreichend colonisiren, daher sich auf einigen derselben abenteuernde Seeleute niederließen, welche zum Theil der Ruf der amerikan. Schätze herbeigelockt hatte. Die blutige Strenge der Spanier machte die Räuber zu Helden; 1625 setzten sie sich auf der Insel St. Christoph fest, ließen sich jedoch schon 1630 auf Hayti nieder, wo sie besonders auf das verwilderte Rindvieh Jagd machten und darum Boucaniers (vom karaib. Boucan, Rost zum Dörren des Fleisches) genannt wurden. Glückliche Unternehmungen verschafften ihnen solchen Zulauf aus Europa, daß sie manchmal einen Schwarm von 30000 Menschen bildeten. Sie trieben nun nicht bloß Seeraub mit kleinen u. großen Kriegsschiffen, welche sie den Spaniern abgenommen hatten, sondern plünderten Inseln aus, z. B. St. Catharina unter dem Engländer Mansfield, eroberten Hafenstädte, 1666 Gibraltar bei Maracaibo unter dem Franzosen Nau genannt lʼOlonnais, 1683 Vera-Cruz unter den Holländern de Graff, van Horn und dem Franzosen Grandmont, 1684 Carthagena; unter Morgan, einem Engländer, unternahmen sie 1668 einen förmlichen Feldzug; sie nahmen Chagres und marschirten nach Panama, siegten vor den Mauern, erstürmten, plünderten und verbrannten die Stadt. Die engl. Insel Jamaika war ihr Hauptmarkt, dort versahen sie sich auch mit Kriegsbedarf. Wie sich Engländer, Holländer und Franzosen in Westindien festsetzten und die den Spaniern abgenommenen Inseln colonisirten, minderte sich die Zahl der F. und um 1730 hörte der Seeraub ganz auf, als ihn die Seemächte

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 723. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/724>, abgerufen am 28.09.2024.