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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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Colombo, Hauptstadt der Insel Ceylon, Sitz des Gouverneurs, hat ein Fort und starke Batterien, einen guten Hafen u. 60000 E.; in u. um das Fort wohnen die Engländer, in der eigentlichen Stadt die Nachkommen der Portugiesen und Holländer, in den Vorstädten Cingalesen, Malaien, Malababaren und Araber. C. ist Station für die Dampfschiffahrt zwischen Kalkutta und Suez.


Colonat, Hörigkeit. Der Colone benutzt auf Grundlage eines Leihebriefes die vom Grundherrn ihm verliehenen Grundstücke meist mit Erblichkeit und entrichtet dagegen den Grund-Erb-Meierzins; er kann sein Nutzungsrecht an Andere überlassen, aber das Grundstück nicht derelinguiren. Dieses Institut war nicht unter allen Voraussetzungen unnatürlich, aber doch für Individuen, deren Anlagen zu höherer Berufsbildung und zu einer über das Bauerngut hinausreichenden Wirksamkeit berechtigten, ein Zwang; hat in allen entwickelteren Staaten aufgehört.


Colonel, frz., Oberst. - Schriftgattung, um einen Grad größer als Nonpareille, heißt in England Minion, in Frankreich Mignonne.


Colonia, bei den Römern eine Pflanzstadt, z. B. Colonia Agrippina, das heutige Köln.


Colonia del Sacramento, feste Hauptstadt des gleichnamigen Depart. in der südamerik. Republik Uruguay an der Mündung des La Plata, mit 5000 E., einem Hafen und lebhaften Handelsverkehr.


Colonialwaaren, die Rohproducte der oft- und westindischen Colonien, besonders Kaffee, Thee, Zucker, Chocolade, Gewürze, Farbehölzer, Baumwolle etc.


Colonien (Coloniae) Ansiedlungen in fremdem Lande. Schon das Colonialsystem der alten Völker war sehr verschieden. Die Phönicier setzten durch C. ihre überflüssige Bevölkerung ab und gewannen so Stapelplätze zum Verkauf und Einkauf an fremden Küsten; solche Emporien konnten sich in der Regel nur durch enge Verbindung mit dem Mutterlande halten, wenn sie jedoch wie Karthago heranwuchsen, so machten sie sich unabhängig. Karthago hielt seine C. in strengster Abhängigkeit; dies machte ein stehendes Heer und eine immer segelfertige Flotte nothwendig, was die karthag. Politik zu einer erobernden umschuf, die sich wohl gegen die zersplitterten Griechen und leicht zu betrügenden Barbaren, nicht aber gegen die Römer behaupten ließ. Ein Hauptmittel der Karthager, sich ihre Colonialstädte zu sichern, bestand auch darin, daß sie einer solchen Stadt einen Grundstock von karth. Bürgern gaben, eine Aristokratie gegenüber der aus der Umgegend herbeigezogenen anderen Bevölkerung; wollte sich diese Aristokratie, der alle Aemter angehörten, behaupten, so mußte sie nothwendig an der Mutterstadt einen Rückhalt haben, also treu bleiben. Die griech. C. blieben in den wenigsten Fällen in Abhängigkeit von ihrer Mutterstadt, da sie in der Regel von unzufriedenen Auswanderern gegründet wurden und griech. Städte von einiger Stärke eigene Republiken sein wollten. Ganz anderer Natur waren die römischen C.; diese wurden nie anders als auf einem eroberten Gebiete angelegt, dessen Einwohner entweder Unterthanen waren oder latinisches oder Municipalrecht erhielten; die röm. Colonie aber bestand aus röm. Bürgern mit röm. Rechte, war also eine röm. Heeresabtheilung, die nicht in einem Lager stand und Sold bezog, sondern eine Stadt inne hatte und Grund und Boden besaß. Die röm. C. waren ein Hauptmittel zur Ausdehnung der röm. Herrschaft, zur Romanisirung und Behauptung eines eroberten Landes. Die C. des Mittelalters waren ausschließliche normannische und deutsche Schöpfungen. Der normann. Heerführer eroberte einen Landstrich oder ein Land und theilte dasselbe unter seine Kriegsgenossen nach dem Lehensrechte; die Colonisten wurden Landesherren, verschmolzen jedoch in der Regel bald mit den Unterworfenen zu einer Nation, die sich politisch neu gestaltete, wie z. B. in Neapel und England. Die deutschen Heereszüge waren größtentheils gegen die Slaven an der Ostsee gerichtet; die Ritter eroberten


Colombo, Hauptstadt der Insel Ceylon, Sitz des Gouverneurs, hat ein Fort und starke Batterien, einen guten Hafen u. 60000 E.; in u. um das Fort wohnen die Engländer, in der eigentlichen Stadt die Nachkommen der Portugiesen und Holländer, in den Vorstädten Cingalesen, Malaien, Malababaren und Araber. C. ist Station für die Dampfschiffahrt zwischen Kalkutta und Suez.


Colonat, Hörigkeit. Der Colone benutzt auf Grundlage eines Leihebriefes die vom Grundherrn ihm verliehenen Grundstücke meist mit Erblichkeit und entrichtet dagegen den Grund-Erb-Meierzins; er kann sein Nutzungsrecht an Andere überlassen, aber das Grundstück nicht derelinguiren. Dieses Institut war nicht unter allen Voraussetzungen unnatürlich, aber doch für Individuen, deren Anlagen zu höherer Berufsbildung und zu einer über das Bauerngut hinausreichenden Wirksamkeit berechtigten, ein Zwang; hat in allen entwickelteren Staaten aufgehört.


Colonel, frz., Oberst. – Schriftgattung, um einen Grad größer als Nonpareille, heißt in England Minion, in Frankreich Mignonne.


Colonia, bei den Römern eine Pflanzstadt, z. B. Colonia Agrippina, das heutige Köln.


Colonia del Sacramento, feste Hauptstadt des gleichnamigen Depart. in der südamerik. Republik Uruguay an der Mündung des La Plata, mit 5000 E., einem Hafen und lebhaften Handelsverkehr.


Colonialwaaren, die Rohproducte der oft- und westindischen Colonien, besonders Kaffee, Thee, Zucker, Chocolade, Gewürze, Farbehölzer, Baumwolle etc.


Colonien (Coloniae) Ansiedlungen in fremdem Lande. Schon das Colonialsystem der alten Völker war sehr verschieden. Die Phönicier setzten durch C. ihre überflüssige Bevölkerung ab und gewannen so Stapelplätze zum Verkauf und Einkauf an fremden Küsten; solche Emporien konnten sich in der Regel nur durch enge Verbindung mit dem Mutterlande halten, wenn sie jedoch wie Karthago heranwuchsen, so machten sie sich unabhängig. Karthago hielt seine C. in strengster Abhängigkeit; dies machte ein stehendes Heer und eine immer segelfertige Flotte nothwendig, was die karthag. Politik zu einer erobernden umschuf, die sich wohl gegen die zersplitterten Griechen und leicht zu betrügenden Barbaren, nicht aber gegen die Römer behaupten ließ. Ein Hauptmittel der Karthager, sich ihre Colonialstädte zu sichern, bestand auch darin, daß sie einer solchen Stadt einen Grundstock von karth. Bürgern gaben, eine Aristokratie gegenüber der aus der Umgegend herbeigezogenen anderen Bevölkerung; wollte sich diese Aristokratie, der alle Aemter angehörten, behaupten, so mußte sie nothwendig an der Mutterstadt einen Rückhalt haben, also treu bleiben. Die griech. C. blieben in den wenigsten Fällen in Abhängigkeit von ihrer Mutterstadt, da sie in der Regel von unzufriedenen Auswanderern gegründet wurden und griech. Städte von einiger Stärke eigene Republiken sein wollten. Ganz anderer Natur waren die römischen C.; diese wurden nie anders als auf einem eroberten Gebiete angelegt, dessen Einwohner entweder Unterthanen waren oder latinisches oder Municipalrecht erhielten; die röm. Colonie aber bestand aus röm. Bürgern mit röm. Rechte, war also eine röm. Heeresabtheilung, die nicht in einem Lager stand und Sold bezog, sondern eine Stadt inne hatte und Grund und Boden besaß. Die röm. C. waren ein Hauptmittel zur Ausdehnung der röm. Herrschaft, zur Romanisirung und Behauptung eines eroberten Landes. Die C. des Mittelalters waren ausschließliche normannische und deutsche Schöpfungen. Der normann. Heerführer eroberte einen Landstrich oder ein Land und theilte dasselbe unter seine Kriegsgenossen nach dem Lehensrechte; die Colonisten wurden Landesherren, verschmolzen jedoch in der Regel bald mit den Unterworfenen zu einer Nation, die sich politisch neu gestaltete, wie z. B. in Neapel und England. Die deutschen Heereszüge waren größtentheils gegen die Slaven an der Ostsee gerichtet; die Ritter eroberten

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[165/0166] Colombo, Hauptstadt der Insel Ceylon, Sitz des Gouverneurs, hat ein Fort und starke Batterien, einen guten Hafen u. 60000 E.; in u. um das Fort wohnen die Engländer, in der eigentlichen Stadt die Nachkommen der Portugiesen und Holländer, in den Vorstädten Cingalesen, Malaien, Malababaren und Araber. C. ist Station für die Dampfschiffahrt zwischen Kalkutta und Suez. Colonat, Hörigkeit. Der Colone benutzt auf Grundlage eines Leihebriefes die vom Grundherrn ihm verliehenen Grundstücke meist mit Erblichkeit und entrichtet dagegen den Grund-Erb-Meierzins; er kann sein Nutzungsrecht an Andere überlassen, aber das Grundstück nicht derelinguiren. Dieses Institut war nicht unter allen Voraussetzungen unnatürlich, aber doch für Individuen, deren Anlagen zu höherer Berufsbildung und zu einer über das Bauerngut hinausreichenden Wirksamkeit berechtigten, ein Zwang; hat in allen entwickelteren Staaten aufgehört. Colonel, frz., Oberst. – Schriftgattung, um einen Grad größer als Nonpareille, heißt in England Minion, in Frankreich Mignonne. Colonia, bei den Römern eine Pflanzstadt, z. B. Colonia Agrippina, das heutige Köln. Colonia del Sacramento, feste Hauptstadt des gleichnamigen Depart. in der südamerik. Republik Uruguay an der Mündung des La Plata, mit 5000 E., einem Hafen und lebhaften Handelsverkehr. Colonialwaaren, die Rohproducte der oft- und westindischen Colonien, besonders Kaffee, Thee, Zucker, Chocolade, Gewürze, Farbehölzer, Baumwolle etc. Colonien (Coloniae) Ansiedlungen in fremdem Lande. Schon das Colonialsystem der alten Völker war sehr verschieden. Die Phönicier setzten durch C. ihre überflüssige Bevölkerung ab und gewannen so Stapelplätze zum Verkauf und Einkauf an fremden Küsten; solche Emporien konnten sich in der Regel nur durch enge Verbindung mit dem Mutterlande halten, wenn sie jedoch wie Karthago heranwuchsen, so machten sie sich unabhängig. Karthago hielt seine C. in strengster Abhängigkeit; dies machte ein stehendes Heer und eine immer segelfertige Flotte nothwendig, was die karthag. Politik zu einer erobernden umschuf, die sich wohl gegen die zersplitterten Griechen und leicht zu betrügenden Barbaren, nicht aber gegen die Römer behaupten ließ. Ein Hauptmittel der Karthager, sich ihre Colonialstädte zu sichern, bestand auch darin, daß sie einer solchen Stadt einen Grundstock von karth. Bürgern gaben, eine Aristokratie gegenüber der aus der Umgegend herbeigezogenen anderen Bevölkerung; wollte sich diese Aristokratie, der alle Aemter angehörten, behaupten, so mußte sie nothwendig an der Mutterstadt einen Rückhalt haben, also treu bleiben. Die griech. C. blieben in den wenigsten Fällen in Abhängigkeit von ihrer Mutterstadt, da sie in der Regel von unzufriedenen Auswanderern gegründet wurden und griech. Städte von einiger Stärke eigene Republiken sein wollten. Ganz anderer Natur waren die römischen C.; diese wurden nie anders als auf einem eroberten Gebiete angelegt, dessen Einwohner entweder Unterthanen waren oder latinisches oder Municipalrecht erhielten; die röm. Colonie aber bestand aus röm. Bürgern mit röm. Rechte, war also eine röm. Heeresabtheilung, die nicht in einem Lager stand und Sold bezog, sondern eine Stadt inne hatte und Grund und Boden besaß. Die röm. C. waren ein Hauptmittel zur Ausdehnung der röm. Herrschaft, zur Romanisirung und Behauptung eines eroberten Landes. Die C. des Mittelalters waren ausschließliche normannische und deutsche Schöpfungen. Der normann. Heerführer eroberte einen Landstrich oder ein Land und theilte dasselbe unter seine Kriegsgenossen nach dem Lehensrechte; die Colonisten wurden Landesherren, verschmolzen jedoch in der Regel bald mit den Unterworfenen zu einer Nation, die sich politisch neu gestaltete, wie z. B. in Neapel und England. Die deutschen Heereszüge waren größtentheils gegen die Slaven an der Ostsee gerichtet; die Ritter eroberten

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/166>, abgerufen am 26.11.2024.