Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.ächter Samen (nicht von früh aufgeschossenen Pflanzen) ist unerläßlich und ebenso daß nach ihrem Anbau zu irgend welcher Brachfrucht stark gedüngt wird; denn sie ziehen viel Nahrung aus dem Boden und sind schwer sauber herauszubringen. Frische Düngung vor der Saat ist nicht zweckmäßig. Der Ertrag vom Morgen an getrockneten Wurzeln schwankt zwischen 6-12 Ctrn., und wo es an Absatz in der Nähe nicht fehlt, wirst derselbe immerhin mehr ab als z. B. der Weizenbau. Ob das Kraut ein zweckmäßiges Viehfutter sei, wird von vielen Seiten bestritten. - Auch als Salat pflanze ist die C. wohl einer Erwähnung werth. In Paris treibt man im Winter den C.salat und er kommt als sog. Capuzinerbart zu Markte. Der bittere Geschmack sagt übrigens nicht jedermann zu. Beide Sorten, die wilde und die cultivirte, findet man auch in den Apotheken als blutreinigende Mittel, insbesondere gegen Scharbock. Cicisbeo (Tschitschisbeo), nach (jetzt meist abgekommener) ital. Sitte der stete Begleiter einer verheiratheten Dame in Gesellschaften, zu öffentlichen Lustbarkeiten etc. Cigognara (Tschikonjara), Leopoldo, Graf, geb. zu Ferrara 1767, italien. Kunsthistoriker, von 1808-22 Präsident der Akademie der schönen Künste in Venedig, 1822-34 Director vatican. Sammlungen, gest. 5. März 1834. Unter seinen vielen Schriften über Literatur und Kunst ist die bedeutendste "Storia della scultura" Venedig 1813 bis 1818. Cicuta, s. Schierling. Cidabus, griech. Münze = 2 Pf. Cid, Rodrigo Diaz, Graf von Vivar, genannt Campeador, Kampfheld, Spaniens gefeiertetster Nationalheld, geb. 1026, erschlug als Jüngling den Grasen Gormaz, gegen den sein Vater geblieben war, besiegte für König Ferdinand I. von Castilien 5 maurische Fürsten, focht dann für dessen Sohn Sancho von Castilien und als dieser durch Meuchelmord umgekommen, für dessen Bruder und Nachfolger Alfons, der ihn mehrmals verbannte, aber jedesmal, von den Mauren bedrängt, wieder zurückrief; auf eigene Faust eroberte der C. zuletzt noch Valencia und Murviedro und starb 1099. Schon bei Lebzeiten wurde der C. von seinen Landsleuten besungen und lebt in den Volksliedern fort; das älteste auf uns gekommene ist das Poema del Cid, um die Mitte des 12. Jahrhdts. (herausgegeben von Ochoa in seiner Sammlung von castilian. Poesien vor dem 15. Jahrh.); die jetzigen Romanzen, die Fortbildung der alten Lieder, stammen aus dem 16. Jahrh. Sie gehören zu den schönsten epischen Gedichten aller Zeiten und sind ein treuer Ausdruck des span. Volkscharakters in seiner Ritterlichkeit, Religiosität, Ehre, seinen Anforderungen an die königliche Gewalt und die höheren Stände. Sie sind gesammelt in Durans "Romancero general" (2. Aufl. Madrid 1849); die erste deutsche Bearbeitung ist von Herder in seinem "C." (Sid, arab., Herr), die neuesten Uebersetzungen sind von Duttenhofer und Regis (1842 und 1852). Cider ist das durch die Gährung des Aepfelsaftes oder Birnsaftes gewonnene Getränk, bald Aepfelwein, bald Birnwein, in manchen Gegenden auch Aepfelmost, Birnmost und Most schlechtweg genannt, u. besonders häufig in der Schweiz, in vielen Gegenden Deutschlands, namentlich in Franken, Thüringen u. am Rhein (Frankfurter "Eppelwein"), in England und in Frankreich bereitet. Mäßig getrunken ist der C. ein erquickendes, unschädliches Getränke; schlechter C. disponirt aber zur Gicht, zu Magenleiden und Hautausschlägen. Den besten Aepfelwein geben die Borsdorfer Aepfel; den besten Birnwein die sog. Champagner Bratbirnen. Im Allgemeinen gilt, daß die rauheren Obstsorten den kräftigeren und haltbareren Obstwein liefern. Ein Zusatz von Mostbirnen (bis zu 1/4 oder 1/3) soll den Apfelwein lieblicher zu trinken machen, ein Zusatz von Speierlingen u. namentlich von Schlehen (ebenfalls bis zu 1/4) aber weit stärker und schmackhafter; sonst werden auch wohl Heidelbeeren, Brombeeren, Himbeeren, auch Renecloden und Mirabellen darunter gemischt. - Ueber die Zweckmäßigkeit, ächter Samen (nicht von früh aufgeschossenen Pflanzen) ist unerläßlich und ebenso daß nach ihrem Anbau zu irgend welcher Brachfrucht stark gedüngt wird; denn sie ziehen viel Nahrung aus dem Boden und sind schwer sauber herauszubringen. Frische Düngung vor der Saat ist nicht zweckmäßig. Der Ertrag vom Morgen an getrockneten Wurzeln schwankt zwischen 6–12 Ctrn., und wo es an Absatz in der Nähe nicht fehlt, wirst derselbe immerhin mehr ab als z. B. der Weizenbau. Ob das Kraut ein zweckmäßiges Viehfutter sei, wird von vielen Seiten bestritten. – Auch als Salat pflanze ist die C. wohl einer Erwähnung werth. In Paris treibt man im Winter den C.salat und er kommt als sog. Capuzinerbart zu Markte. Der bittere Geschmack sagt übrigens nicht jedermann zu. Beide Sorten, die wilde und die cultivirte, findet man auch in den Apotheken als blutreinigende Mittel, insbesondere gegen Scharbock. Cicisbeo (Tschitschisbeo), nach (jetzt meist abgekommener) ital. Sitte der stete Begleiter einer verheiratheten Dame in Gesellschaften, zu öffentlichen Lustbarkeiten etc. Cigognara (Tschikonjara), Leopoldo, Graf, geb. zu Ferrara 1767, italien. Kunsthistoriker, von 1808–22 Präsident der Akademie der schönen Künste in Venedig, 1822–34 Director vatican. Sammlungen, gest. 5. März 1834. Unter seinen vielen Schriften über Literatur und Kunst ist die bedeutendste „Storia della scultura“ Venedig 1813 bis 1818. Cicuta, s. Schierling. Cidabus, griech. Münze = 2 Pf. Cid, Rodrigo Diaz, Graf von Vivar, genannt Campeador, Kampfheld, Spaniens gefeiertetster Nationalheld, geb. 1026, erschlug als Jüngling den Grasen Gormaz, gegen den sein Vater geblieben war, besiegte für König Ferdinand I. von Castilien 5 maurische Fürsten, focht dann für dessen Sohn Sancho von Castilien und als dieser durch Meuchelmord umgekommen, für dessen Bruder und Nachfolger Alfons, der ihn mehrmals verbannte, aber jedesmal, von den Mauren bedrängt, wieder zurückrief; auf eigene Faust eroberte der C. zuletzt noch Valencia und Murviedro und starb 1099. Schon bei Lebzeiten wurde der C. von seinen Landsleuten besungen und lebt in den Volksliedern fort; das älteste auf uns gekommene ist das Poema del Cid, um die Mitte des 12. Jahrhdts. (herausgegeben von Ochoa in seiner Sammlung von castilian. Poesien vor dem 15. Jahrh.); die jetzigen Romanzen, die Fortbildung der alten Lieder, stammen aus dem 16. Jahrh. Sie gehören zu den schönsten epischen Gedichten aller Zeiten und sind ein treuer Ausdruck des span. Volkscharakters in seiner Ritterlichkeit, Religiosität, Ehre, seinen Anforderungen an die königliche Gewalt und die höheren Stände. Sie sind gesammelt in Durans „Romancero general“ (2. Aufl. Madrid 1849); die erste deutsche Bearbeitung ist von Herder in seinem „C.“ (Sid, arab., Herr), die neuesten Uebersetzungen sind von Duttenhofer und Regis (1842 und 1852). Cider ist das durch die Gährung des Aepfelsaftes oder Birnsaftes gewonnene Getränk, bald Aepfelwein, bald Birnwein, in manchen Gegenden auch Aepfelmost, Birnmost und Most schlechtweg genannt, u. besonders häufig in der Schweiz, in vielen Gegenden Deutschlands, namentlich in Franken, Thüringen u. am Rhein (Frankfurter „Eppelwein“), in England und in Frankreich bereitet. Mäßig getrunken ist der C. ein erquickendes, unschädliches Getränke; schlechter C. disponirt aber zur Gicht, zu Magenleiden und Hautausschlägen. Den besten Aepfelwein geben die Borsdorfer Aepfel; den besten Birnwein die sog. Champagner Bratbirnen. Im Allgemeinen gilt, daß die rauheren Obstsorten den kräftigeren und haltbareren Obstwein liefern. Ein Zusatz von Mostbirnen (bis zu 1/4 oder 1/3) soll den Apfelwein lieblicher zu trinken machen, ein Zusatz von Speierlingen u. namentlich von Schlehen (ebenfalls bis zu 1/4) aber weit stärker und schmackhafter; sonst werden auch wohl Heidelbeeren, Brombeeren, Himbeeren, auch Renecloden und Mirabellen darunter gemischt. – Ueber die Zweckmäßigkeit, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0123" n="122"/> ächter Samen (nicht von früh aufgeschossenen Pflanzen) ist unerläßlich und ebenso daß <hi rendition="#g">nach</hi> ihrem Anbau zu irgend welcher <hi rendition="#g">Brach</hi>frucht stark gedüngt wird; denn sie ziehen viel Nahrung aus dem Boden und sind schwer sauber herauszubringen. Frische Düngung vor der Saat ist nicht zweckmäßig. 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ächter Samen (nicht von früh aufgeschossenen Pflanzen) ist unerläßlich und ebenso daß nach ihrem Anbau zu irgend welcher Brachfrucht stark gedüngt wird; denn sie ziehen viel Nahrung aus dem Boden und sind schwer sauber herauszubringen. Frische Düngung vor der Saat ist nicht zweckmäßig. Der Ertrag vom Morgen an getrockneten Wurzeln schwankt zwischen 6–12 Ctrn., und wo es an Absatz in der Nähe nicht fehlt, wirst derselbe immerhin mehr ab als z. B. der Weizenbau. Ob das Kraut ein zweckmäßiges Viehfutter sei, wird von vielen Seiten bestritten. – Auch als Salat pflanze ist die C. wohl einer Erwähnung werth. In Paris treibt man im Winter den C.salat und er kommt als sog. Capuzinerbart zu Markte. Der bittere Geschmack sagt übrigens nicht jedermann zu. Beide Sorten, die wilde und die cultivirte, findet man auch in den Apotheken als blutreinigende Mittel, insbesondere gegen Scharbock.
Cicisbeo (Tschitschisbeo), nach (jetzt meist abgekommener) ital. Sitte der stete Begleiter einer verheiratheten Dame in Gesellschaften, zu öffentlichen Lustbarkeiten etc.
Cigognara (Tschikonjara), Leopoldo, Graf, geb. zu Ferrara 1767, italien. Kunsthistoriker, von 1808–22 Präsident der Akademie der schönen Künste in Venedig, 1822–34 Director vatican. Sammlungen, gest. 5. März 1834. Unter seinen vielen Schriften über Literatur und Kunst ist die bedeutendste „Storia della scultura“ Venedig 1813 bis 1818.
Cicuta, s. Schierling.
Cidabus, griech. Münze = 2 Pf.
Cid, Rodrigo Diaz, Graf von Vivar, genannt Campeador, Kampfheld, Spaniens gefeiertetster Nationalheld, geb. 1026, erschlug als Jüngling den Grasen Gormaz, gegen den sein Vater geblieben war, besiegte für König Ferdinand I. von Castilien 5 maurische Fürsten, focht dann für dessen Sohn Sancho von Castilien und als dieser durch Meuchelmord umgekommen, für dessen Bruder und Nachfolger Alfons, der ihn mehrmals verbannte, aber jedesmal, von den Mauren bedrängt, wieder zurückrief; auf eigene Faust eroberte der C. zuletzt noch Valencia und Murviedro und starb 1099. Schon bei Lebzeiten wurde der C. von seinen Landsleuten besungen und lebt in den Volksliedern fort; das älteste auf uns gekommene ist das Poema del Cid, um die Mitte des 12. Jahrhdts. (herausgegeben von Ochoa in seiner Sammlung von castilian. Poesien vor dem 15. Jahrh.); die jetzigen Romanzen, die Fortbildung der alten Lieder, stammen aus dem 16. Jahrh. Sie gehören zu den schönsten epischen Gedichten aller Zeiten und sind ein treuer Ausdruck des span. Volkscharakters in seiner Ritterlichkeit, Religiosität, Ehre, seinen Anforderungen an die königliche Gewalt und die höheren Stände. Sie sind gesammelt in Durans „Romancero general“ (2. Aufl. Madrid 1849); die erste deutsche Bearbeitung ist von Herder in seinem „C.“ (Sid, arab., Herr), die neuesten Uebersetzungen sind von Duttenhofer und Regis (1842 und 1852).
Cider ist das durch die Gährung des Aepfelsaftes oder Birnsaftes gewonnene Getränk, bald Aepfelwein, bald Birnwein, in manchen Gegenden auch Aepfelmost, Birnmost und Most schlechtweg genannt, u. besonders häufig in der Schweiz, in vielen Gegenden Deutschlands, namentlich in Franken, Thüringen u. am Rhein (Frankfurter „Eppelwein“), in England und in Frankreich bereitet. Mäßig getrunken ist der C. ein erquickendes, unschädliches Getränke; schlechter C. disponirt aber zur Gicht, zu Magenleiden und Hautausschlägen. Den besten Aepfelwein geben die Borsdorfer Aepfel; den besten Birnwein die sog. Champagner Bratbirnen. Im Allgemeinen gilt, daß die rauheren Obstsorten den kräftigeren und haltbareren Obstwein liefern. Ein Zusatz von Mostbirnen (bis zu 1/4 oder 1/3) soll den Apfelwein lieblicher zu trinken machen, ein Zusatz von Speierlingen u. namentlich von Schlehen (ebenfalls bis zu 1/4) aber weit stärker und schmackhafter; sonst werden auch wohl Heidelbeeren, Brombeeren, Himbeeren, auch Renecloden und Mirabellen darunter gemischt. – Ueber die Zweckmäßigkeit,
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