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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854.

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Höfen, wurde 1758 Herzog von C. u. Minister der auswärtigen Angelegenheiten, 1761 Kriegsminister, 1766 wieder Minister des Auswärtigen, 1770 durch die Maitresse Dubarri gestürzt, st. 7. Mai 1785 sehr verschuldet. C. ist vielleicht der einzige Staatsmann während der Regierung Ludwigs XV.; er wirkte für die Allianz mit Oesterreich während des 7jährigen Krieges, schloß trotz des unglücklichen Ausgangs einen leidlichen Frieden mit England, schuf eine starke franz. Flotte, legte Kriegs- u. Ingenieurschulen an, eroberte Corsica trotz Englands Widerspruch, schloß den Familientractat der bourbonischen Höfe, wirkte in Polen gegen Rußland u. half, der damaligen Zeitrichtung folgend, in Frankreich die Jesuiten vertreiben. - C. Gouffier (Guffieh), Graf von, geb. 1752, hat sich durch seine 1776 nach dem damals noch sehr wenig bekannten Griechenlande unternommene Reise ("Voyage pittoresque de la Grece" Paris 1782) einen Namen erworben; 1784 bis 92 war er Gesandter in Konstantinopel, wandte sich 1792 nach Rußland, kehrte 1802 nach Frankreich zurück und wurde nach der Restauration Pair von Frankreich; st. 1817 in den Bädern zu Aachen.


Choisi (frz. Schoasih), 1807 von Paillard erfundenes Halbporzellan.


Choisy le Roi (frz. Schoasih le Roa), Flecken 3 Stunden von Paris, an der Seine, 3300 E.; Fabrikation von farbigen Glaskrystallen, Porzellanfiguren, chemischen Producten, Marokin; zahlreiche Landhäuser der reichen Pariser.


Chokjin, japanische Silbermünze = 4 Thlr. 11 Sgr. 21/2 Pfg. = 6 fl. 23 kr. C.-M.


Choledochus, griechisch (Gallenaufnehmer), der Ausführungsgang der Gallenblase und der galleführenden Lebergänge, durch den die Galle sich in den Zwölffingerdarm ergießt, um dort zur Verdauung mitzuwirken.


Cholera, Brechruhr. Unter diesem Namen begreift man 2 ihrem Wesen nach vollkommen verschiedene Krankheiten, die beide jetzt bei uns besonders epidemisch vorkommen. Die eine, gewöhnliche C. (C. europaea) ist der in heißen Sommern bei Kindern wie Erwachsenen nicht seltene Brechdurchfall, Gallenruhr (s. Brechruhr). - Die andere, C. asiatica od. orientalis ist die allbekannte verheerende Weltseuche, welche, in Ostindien (Bengalen) einheimisch, seit 1817 in verschiedenen Malen nach Norden (Rußland) sich verbreitete und von da nach Westen die Erde umkreiste, zumeist den Flußgebieten ins Binnenland folgte, u. häufig die epidemische Grippe (Influenza) zum Vorboten hatte. Es ist diese Krankheit in ihren intensivsten Formen der höchste Grad u. die rascheste Art des Zerfalles des Blutlebens, somit als oberster Repräsentant der Typhuskrankheit zu betrachten. Als Ursache der epidemischen Wanderung nimmt man, auf naturwissenschaftliche Beobachtungen sich stützend, eine durch erdmagnetische Veränderungen bedingte plötzliche Verminderung, ja selbst Annulirung der Erd- und atmosphärischen Electricität an, weßhalb auch plötzliches Erkranken u. zahlreiches Sterben von kleinen Thieren, Fischen, Vögeln etc. als Voranzeichen des C.ausbruches wahrgenommen werden. Damit stimmen die allseitigsten Widerlegungen der früher vermeinten Ansteckungskraft der C. überein. Bei epidemischem Ausbruch dieser Krankheit sind alle Leute denselben unsichtbaren, intensiv schädlichen Einflüssen ausgesetzt. Wirkliche Erkrankung findet besonders gerne bei den Personen statt, welche schon eine zum Typhus hinneigende Aenderung ihres körperlichen Befindens besitzen, wo dann statt dem gewöhnlichen Typhus diese Krankheit in solchen Zeiten ausbricht, sich oft später in die gewöhnlichere Form mehr umwandelnd. Zumeist erkranken unregelmäßig lebende, schlecht genährte und geschwächte Leute. Aber auch völlig Gesunde werden bei der, in diesen Zeiten allgemein veränderten, Lebensstimmung durch verkehrte, die Verdauungsorgane direkt durch schädliche Nahrung und Getränke, oder indirekt durch Erkältung störende Lebensweise in Menge von dem leichteren od. höheren Grade der C. befallen. - Zweckdienlich ist deßhalb beim Ausbruche der C. das Publikum jeweils über geeignete

Höfen, wurde 1758 Herzog von C. u. Minister der auswärtigen Angelegenheiten, 1761 Kriegsminister, 1766 wieder Minister des Auswärtigen, 1770 durch die Maitresse Dubarri gestürzt, st. 7. Mai 1785 sehr verschuldet. C. ist vielleicht der einzige Staatsmann während der Regierung Ludwigs XV.; er wirkte für die Allianz mit Oesterreich während des 7jährigen Krieges, schloß trotz des unglücklichen Ausgangs einen leidlichen Frieden mit England, schuf eine starke franz. Flotte, legte Kriegs- u. Ingenieurschulen an, eroberte Corsica trotz Englands Widerspruch, schloß den Familientractat der bourbonischen Höfe, wirkte in Polen gegen Rußland u. half, der damaligen Zeitrichtung folgend, in Frankreich die Jesuiten vertreiben. – C. Gouffier (Guffieh), Graf von, geb. 1752, hat sich durch seine 1776 nach dem damals noch sehr wenig bekannten Griechenlande unternommene Reise („Voyage pittoresque de la Grèce“ Paris 1782) einen Namen erworben; 1784 bis 92 war er Gesandter in Konstantinopel, wandte sich 1792 nach Rußland, kehrte 1802 nach Frankreich zurück und wurde nach der Restauration Pair von Frankreich; st. 1817 in den Bädern zu Aachen.


Choisi (frz. Schoasih), 1807 von Paillard erfundenes Halbporzellan.


Choisy le Roi (frz. Schoasih le Roa), Flecken 3 Stunden von Paris, an der Seine, 3300 E.; Fabrikation von farbigen Glaskrystallen, Porzellanfiguren, chemischen Producten, Marokin; zahlreiche Landhäuser der reichen Pariser.


Chokjin, japanische Silbermünze = 4 Thlr. 11 Sgr. 21/2 Pfg. = 6 fl. 23 kr. C.-M.


Choledochus, griechisch (Gallenaufnehmer), der Ausführungsgang der Gallenblase und der galleführenden Lebergänge, durch den die Galle sich in den Zwölffingerdarm ergießt, um dort zur Verdauung mitzuwirken.


Cholera, Brechruhr. Unter diesem Namen begreift man 2 ihrem Wesen nach vollkommen verschiedene Krankheiten, die beide jetzt bei uns besonders epidemisch vorkommen. Die eine, gewöhnliche C. (C. europaea) ist der in heißen Sommern bei Kindern wie Erwachsenen nicht seltene Brechdurchfall, Gallenruhr (s. Brechruhr). – Die andere, C. asiatica od. orientalis ist die allbekannte verheerende Weltseuche, welche, in Ostindien (Bengalen) einheimisch, seit 1817 in verschiedenen Malen nach Norden (Rußland) sich verbreitete und von da nach Westen die Erde umkreiste, zumeist den Flußgebieten ins Binnenland folgte, u. häufig die epidemische Grippe (Influenza) zum Vorboten hatte. Es ist diese Krankheit in ihren intensivsten Formen der höchste Grad u. die rascheste Art des Zerfalles des Blutlebens, somit als oberster Repräsentant der Typhuskrankheit zu betrachten. Als Ursache der epidemischen Wanderung nimmt man, auf naturwissenschaftliche Beobachtungen sich stützend, eine durch erdmagnetische Veränderungen bedingte plötzliche Verminderung, ja selbst Annulirung der Erd- und atmosphärischen Electricität an, weßhalb auch plötzliches Erkranken u. zahlreiches Sterben von kleinen Thieren, Fischen, Vögeln etc. als Voranzeichen des C.ausbruches wahrgenommen werden. Damit stimmen die allseitigsten Widerlegungen der früher vermeinten Ansteckungskraft der C. überein. Bei epidemischem Ausbruch dieser Krankheit sind alle Leute denselben unsichtbaren, intensiv schädlichen Einflüssen ausgesetzt. Wirkliche Erkrankung findet besonders gerne bei den Personen statt, welche schon eine zum Typhus hinneigende Aenderung ihres körperlichen Befindens besitzen, wo dann statt dem gewöhnlichen Typhus diese Krankheit in solchen Zeiten ausbricht, sich oft später in die gewöhnlichere Form mehr umwandelnd. Zumeist erkranken unregelmäßig lebende, schlecht genährte und geschwächte Leute. Aber auch völlig Gesunde werden bei der, in diesen Zeiten allgemein veränderten, Lebensstimmung durch verkehrte, die Verdauungsorgane direkt durch schädliche Nahrung und Getränke, oder indirekt durch Erkältung störende Lebensweise in Menge von dem leichteren od. höheren Grade der C. befallen. – Zweckdienlich ist deßhalb beim Ausbruche der C. das Publikum jeweils über geeignete

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[101/0102] Höfen, wurde 1758 Herzog von C. u. Minister der auswärtigen Angelegenheiten, 1761 Kriegsminister, 1766 wieder Minister des Auswärtigen, 1770 durch die Maitresse Dubarri gestürzt, st. 7. Mai 1785 sehr verschuldet. C. ist vielleicht der einzige Staatsmann während der Regierung Ludwigs XV.; er wirkte für die Allianz mit Oesterreich während des 7jährigen Krieges, schloß trotz des unglücklichen Ausgangs einen leidlichen Frieden mit England, schuf eine starke franz. Flotte, legte Kriegs- u. Ingenieurschulen an, eroberte Corsica trotz Englands Widerspruch, schloß den Familientractat der bourbonischen Höfe, wirkte in Polen gegen Rußland u. half, der damaligen Zeitrichtung folgend, in Frankreich die Jesuiten vertreiben. – C. Gouffier (Guffieh), Graf von, geb. 1752, hat sich durch seine 1776 nach dem damals noch sehr wenig bekannten Griechenlande unternommene Reise („Voyage pittoresque de la Grèce“ Paris 1782) einen Namen erworben; 1784 bis 92 war er Gesandter in Konstantinopel, wandte sich 1792 nach Rußland, kehrte 1802 nach Frankreich zurück und wurde nach der Restauration Pair von Frankreich; st. 1817 in den Bädern zu Aachen. Choisi (frz. Schoasih), 1807 von Paillard erfundenes Halbporzellan. Choisy le Roi (frz. Schoasih le Roa), Flecken 3 Stunden von Paris, an der Seine, 3300 E.; Fabrikation von farbigen Glaskrystallen, Porzellanfiguren, chemischen Producten, Marokin; zahlreiche Landhäuser der reichen Pariser. Chokjin, japanische Silbermünze = 4 Thlr. 11 Sgr. 21/2 Pfg. = 6 fl. 23 kr. C.-M. Choledochus, griechisch (Gallenaufnehmer), der Ausführungsgang der Gallenblase und der galleführenden Lebergänge, durch den die Galle sich in den Zwölffingerdarm ergießt, um dort zur Verdauung mitzuwirken. Cholera, Brechruhr. Unter diesem Namen begreift man 2 ihrem Wesen nach vollkommen verschiedene Krankheiten, die beide jetzt bei uns besonders epidemisch vorkommen. Die eine, gewöhnliche C. (C. europaea) ist der in heißen Sommern bei Kindern wie Erwachsenen nicht seltene Brechdurchfall, Gallenruhr (s. Brechruhr). – Die andere, C. asiatica od. orientalis ist die allbekannte verheerende Weltseuche, welche, in Ostindien (Bengalen) einheimisch, seit 1817 in verschiedenen Malen nach Norden (Rußland) sich verbreitete und von da nach Westen die Erde umkreiste, zumeist den Flußgebieten ins Binnenland folgte, u. häufig die epidemische Grippe (Influenza) zum Vorboten hatte. Es ist diese Krankheit in ihren intensivsten Formen der höchste Grad u. die rascheste Art des Zerfalles des Blutlebens, somit als oberster Repräsentant der Typhuskrankheit zu betrachten. Als Ursache der epidemischen Wanderung nimmt man, auf naturwissenschaftliche Beobachtungen sich stützend, eine durch erdmagnetische Veränderungen bedingte plötzliche Verminderung, ja selbst Annulirung der Erd- und atmosphärischen Electricität an, weßhalb auch plötzliches Erkranken u. zahlreiches Sterben von kleinen Thieren, Fischen, Vögeln etc. als Voranzeichen des C.ausbruches wahrgenommen werden. Damit stimmen die allseitigsten Widerlegungen der früher vermeinten Ansteckungskraft der C. überein. Bei epidemischem Ausbruch dieser Krankheit sind alle Leute denselben unsichtbaren, intensiv schädlichen Einflüssen ausgesetzt. Wirkliche Erkrankung findet besonders gerne bei den Personen statt, welche schon eine zum Typhus hinneigende Aenderung ihres körperlichen Befindens besitzen, wo dann statt dem gewöhnlichen Typhus diese Krankheit in solchen Zeiten ausbricht, sich oft später in die gewöhnlichere Form mehr umwandelnd. Zumeist erkranken unregelmäßig lebende, schlecht genährte und geschwächte Leute. Aber auch völlig Gesunde werden bei der, in diesen Zeiten allgemein veränderten, Lebensstimmung durch verkehrte, die Verdauungsorgane direkt durch schädliche Nahrung und Getränke, oder indirekt durch Erkältung störende Lebensweise in Menge von dem leichteren od. höheren Grade der C. befallen. – Zweckdienlich ist deßhalb beim Ausbruche der C. das Publikum jeweils über geeignete

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 2. Freiburg im Breisgau, 1854, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon02_1854/102>, abgerufen am 27.11.2024.