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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Leibes); 2) Marcus Vipsanius Agrippa, des Octavianus Jugendfreund und sein rechter Arm, als er mit den Republikanern, dem jungen Pompejus und zuletzt mit Antonius um die Herrschaft zu kämpfen hatte. Er schuf eine Flotte, siegte bei Mylä und Naulochos über den Pompejus, focht dann in Dalmatien, gewann den 2. Sept. 31 v. Chr. die Entscheidungsschlacht von Actium gegen den Antonius; später beruhigte er Gallien, wo er sich schon früher ausgezeichnet und durch die auf das linke Rheinufer versetzten Ubier die Colonia Agrippina, Köln, gegründet hatte, bezwang einen angeblichen Enkel des Mithridates am Bosporus und dämpfte schon durch die Furcht seines Namens einen Aufstand in Pannonien. Er war aber nicht bloß Kriegsheld, sondern auch ein großer Staatsmann und als solcher nichts weniger als Republikaner. Dem Augustus war er treu und dieser gab ihm zuerst seine Nichte Marcella, später seine Tochter Julia zum Weibe; er st. im J. 12 v. Chr. und hinterließ aus erster Ehe die Vipsania; von der Julia den C. und L. Cäsar, den Agrippa Posthumus, die Julia und Agrippina; von allen Kindern hatte Vipsania allein kein unglückliches Ende. A. hinterließ auch große Baudenkmale, z. B. das Pantheon, die Wasserleitungen aqua Julia und Virgo in Rom und die bekannten zu Nismes (Nemausus.) 3. Agrippa Posthumus, des vorigen Sohn, nach des Vaters Tode geboren, roh und auf seine Körperstärke pochend, doch nicht lasterhaft, von Augustus auf Anstiften der Livia nach der Insel Planasia verwiesen und nach dessen Tod sogleich auf Befehl des Tiberius getödtet.


Agrippa von Nettesheim, Heinr. Cornel., geb. zu Köln 1487, einer der begabtesten Geister seiner Zeit, aber er kam nie zur Einheit mit sich selbst und unstät wie sein wissenschaftliches Treiben war auch sein Leben; er war Jurist, Mediciner, Theolog, Philosoph, Kriegsmann, Professor, Archivar und Historiograph. Nachdem er sich in Frankreich, Spanien und Italien herumgetrieben hatte, lehrte er 1509 zu Dole in Hochburgund Theologie, bekam Händel, ging 1512 nach England und zurück nach Köln, diente dann Kaiser Max I. als Bergrath, 1512 als Hauptmann in Italien und erkämpfte die Ritterwürde. Von 1515-1519 lebte er in Paris und Metz, von 1519 docirte er in Köln, diente alsdann in Frankreich, war von 1524-27 Archivar und Historiograph der Regentin Margaretha von den Niederlanden, gerieth überall in Streit, lebte dann in Bonn, Lyon u. s. w. und st. 1535 in Grenoble. Er stiftete geheime Gesellschaften, überließ sich einer ungeordneten Mystik, die ihn bis zu Kabbalistik führte, und schrieb nebenher ein Buch über die Ungewißheit und Eitelkeit der Wissenschaften.


Agrippina. 1. Tochter des großen M. V. Agrippa, Gemahlin des Germanicus, dessen Begleiterin nach Gallien und Syrien, ungestümen Charakters, aber so lange Germanicus lebte, aus Liebe zu ihm sich beherrschend. Nach seinem Tode erzürnte sie den Tiberius durch ihre Werbung um die Volksgunst, ihren unverhehlten Verdacht gegen ihn, so daß er sie nach der Insel Pandataria verbannte, wo sie sich 33 n. Chr. zu Tode gehungert haben soll. 2. Tochter des Germanicus und der vorigen, zuerst an Domitius Ahenobarbus, dann an Crispus Passienus vermählt gewann sie ihren Oheim, den Kaiser Claudius durch buhlerische Künste zum Manne. Diesen beherrschte sie durch eigene Künste und seinen Sklaven Pallas und bewog ihn, daß er ihren Sohn erster Ehe, Domitius Nero, adoptirte. Aeußerungen des Cl. von Unzufriedenheit und Mißtrauen und die Hoffnung, durch ihren Sohn Nero unbeschränkter zu herrschen, veranlaßten sie, ihren Gemahl durch Gift aus der Welt zu schaffen. (54 n. Chr.) Nero ertrug aber ihre Herrschsucht nicht und ließ sie d. 10. Juni 59 n. Chr. ermorden. Sie hatte Memoiren geschrieben, die Tacitus benutzte.


Agrippinenses, s. Ubier und Köln.


Agrippinische Geburt, Fußgeburt.


Agrippinus, Bischof von Carthago im 3. Jahrh., behauptete, daß die Wiedertaufe der Ketzer nothwendig sei und veranlaßte dadurch kirchliche Unruhen.

Leibes); 2) Marcus Vipsanius Agrippa, des Octavianus Jugendfreund und sein rechter Arm, als er mit den Republikanern, dem jungen Pompejus und zuletzt mit Antonius um die Herrschaft zu kämpfen hatte. Er schuf eine Flotte, siegte bei Mylä und Naulochos über den Pompejus, focht dann in Dalmatien, gewann den 2. Sept. 31 v. Chr. die Entscheidungsschlacht von Actium gegen den Antonius; später beruhigte er Gallien, wo er sich schon früher ausgezeichnet und durch die auf das linke Rheinufer versetzten Ubier die Colonia Agrippina, Köln, gegründet hatte, bezwang einen angeblichen Enkel des Mithridates am Bosporus und dämpfte schon durch die Furcht seines Namens einen Aufstand in Pannonien. Er war aber nicht bloß Kriegsheld, sondern auch ein großer Staatsmann und als solcher nichts weniger als Republikaner. Dem Augustus war er treu und dieser gab ihm zuerst seine Nichte Marcella, später seine Tochter Julia zum Weibe; er st. im J. 12 v. Chr. und hinterließ aus erster Ehe die Vipsania; von der Julia den C. und L. Cäsar, den Agrippa Posthumus, die Julia und Agrippina; von allen Kindern hatte Vipsania allein kein unglückliches Ende. A. hinterließ auch große Baudenkmale, z. B. das Pantheon, die Wasserleitungen aqua Julia und Virgo in Rom und die bekannten zu Nismes (Nemausus.) 3. Agrippa Posthumus, des vorigen Sohn, nach des Vaters Tode geboren, roh und auf seine Körperstärke pochend, doch nicht lasterhaft, von Augustus auf Anstiften der Livia nach der Insel Planasia verwiesen und nach dessen Tod sogleich auf Befehl des Tiberius getödtet.


Agrippa von Nettesheim, Heinr. Cornel., geb. zu Köln 1487, einer der begabtesten Geister seiner Zeit, aber er kam nie zur Einheit mit sich selbst und unstät wie sein wissenschaftliches Treiben war auch sein Leben; er war Jurist, Mediciner, Theolog, Philosoph, Kriegsmann, Professor, Archivar und Historiograph. Nachdem er sich in Frankreich, Spanien und Italien herumgetrieben hatte, lehrte er 1509 zu Dole in Hochburgund Theologie, bekam Händel, ging 1512 nach England und zurück nach Köln, diente dann Kaiser Max I. als Bergrath, 1512 als Hauptmann in Italien und erkämpfte die Ritterwürde. Von 1515–1519 lebte er in Paris und Metz, von 1519 docirte er in Köln, diente alsdann in Frankreich, war von 1524–27 Archivar und Historiograph der Regentin Margaretha von den Niederlanden, gerieth überall in Streit, lebte dann in Bonn, Lyon u. s. w. und st. 1535 in Grenoble. Er stiftete geheime Gesellschaften, überließ sich einer ungeordneten Mystik, die ihn bis zu Kabbalistik führte, und schrieb nebenher ein Buch über die Ungewißheit und Eitelkeit der Wissenschaften.


Agrippina. 1. Tochter des großen M. V. Agrippa, Gemahlin des Germanicus, dessen Begleiterin nach Gallien und Syrien, ungestümen Charakters, aber so lange Germanicus lebte, aus Liebe zu ihm sich beherrschend. Nach seinem Tode erzürnte sie den Tiberius durch ihre Werbung um die Volksgunst, ihren unverhehlten Verdacht gegen ihn, so daß er sie nach der Insel Pandataria verbannte, wo sie sich 33 n. Chr. zu Tode gehungert haben soll. 2. Tochter des Germanicus und der vorigen, zuerst an Domitius Ahenobarbus, dann an Crispus Passienus vermählt gewann sie ihren Oheim, den Kaiser Claudius durch buhlerische Künste zum Manne. Diesen beherrschte sie durch eigene Künste und seinen Sklaven Pallas und bewog ihn, daß er ihren Sohn erster Ehe, Domitius Nero, adoptirte. Aeußerungen des Cl. von Unzufriedenheit und Mißtrauen und die Hoffnung, durch ihren Sohn Nero unbeschränkter zu herrschen, veranlaßten sie, ihren Gemahl durch Gift aus der Welt zu schaffen. (54 n. Chr.) Nero ertrug aber ihre Herrschsucht nicht und ließ sie d. 10. Juni 59 n. Chr. ermorden. Sie hatte Memoiren geschrieben, die Tacitus benutzte.


Agrippinenses, s. Ubier und Köln.


Agrippinische Geburt, Fußgeburt.


Agrippinus, Bischof von Carthago im 3. Jahrh., behauptete, daß die Wiedertaufe der Ketzer nothwendig sei und veranlaßte dadurch kirchliche Unruhen.

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[77/0078] Leibes); 2) Marcus Vipsanius Agrippa, des Octavianus Jugendfreund und sein rechter Arm, als er mit den Republikanern, dem jungen Pompejus und zuletzt mit Antonius um die Herrschaft zu kämpfen hatte. Er schuf eine Flotte, siegte bei Mylä und Naulochos über den Pompejus, focht dann in Dalmatien, gewann den 2. Sept. 31 v. Chr. die Entscheidungsschlacht von Actium gegen den Antonius; später beruhigte er Gallien, wo er sich schon früher ausgezeichnet und durch die auf das linke Rheinufer versetzten Ubier die Colonia Agrippina, Köln, gegründet hatte, bezwang einen angeblichen Enkel des Mithridates am Bosporus und dämpfte schon durch die Furcht seines Namens einen Aufstand in Pannonien. Er war aber nicht bloß Kriegsheld, sondern auch ein großer Staatsmann und als solcher nichts weniger als Republikaner. Dem Augustus war er treu und dieser gab ihm zuerst seine Nichte Marcella, später seine Tochter Julia zum Weibe; er st. im J. 12 v. Chr. und hinterließ aus erster Ehe die Vipsania; von der Julia den C. und L. Cäsar, den Agrippa Posthumus, die Julia und Agrippina; von allen Kindern hatte Vipsania allein kein unglückliches Ende. A. hinterließ auch große Baudenkmale, z. B. das Pantheon, die Wasserleitungen aqua Julia und Virgo in Rom und die bekannten zu Nismes (Nemausus.) 3. Agrippa Posthumus, des vorigen Sohn, nach des Vaters Tode geboren, roh und auf seine Körperstärke pochend, doch nicht lasterhaft, von Augustus auf Anstiften der Livia nach der Insel Planasia verwiesen und nach dessen Tod sogleich auf Befehl des Tiberius getödtet. Agrippa von Nettesheim, Heinr. Cornel., geb. zu Köln 1487, einer der begabtesten Geister seiner Zeit, aber er kam nie zur Einheit mit sich selbst und unstät wie sein wissenschaftliches Treiben war auch sein Leben; er war Jurist, Mediciner, Theolog, Philosoph, Kriegsmann, Professor, Archivar und Historiograph. Nachdem er sich in Frankreich, Spanien und Italien herumgetrieben hatte, lehrte er 1509 zu Dole in Hochburgund Theologie, bekam Händel, ging 1512 nach England und zurück nach Köln, diente dann Kaiser Max I. als Bergrath, 1512 als Hauptmann in Italien und erkämpfte die Ritterwürde. Von 1515–1519 lebte er in Paris und Metz, von 1519 docirte er in Köln, diente alsdann in Frankreich, war von 1524–27 Archivar und Historiograph der Regentin Margaretha von den Niederlanden, gerieth überall in Streit, lebte dann in Bonn, Lyon u. s. w. und st. 1535 in Grenoble. Er stiftete geheime Gesellschaften, überließ sich einer ungeordneten Mystik, die ihn bis zu Kabbalistik führte, und schrieb nebenher ein Buch über die Ungewißheit und Eitelkeit der Wissenschaften. Agrippina. 1. Tochter des großen M. V. Agrippa, Gemahlin des Germanicus, dessen Begleiterin nach Gallien und Syrien, ungestümen Charakters, aber so lange Germanicus lebte, aus Liebe zu ihm sich beherrschend. Nach seinem Tode erzürnte sie den Tiberius durch ihre Werbung um die Volksgunst, ihren unverhehlten Verdacht gegen ihn, so daß er sie nach der Insel Pandataria verbannte, wo sie sich 33 n. Chr. zu Tode gehungert haben soll. 2. Tochter des Germanicus und der vorigen, zuerst an Domitius Ahenobarbus, dann an Crispus Passienus vermählt gewann sie ihren Oheim, den Kaiser Claudius durch buhlerische Künste zum Manne. Diesen beherrschte sie durch eigene Künste und seinen Sklaven Pallas und bewog ihn, daß er ihren Sohn erster Ehe, Domitius Nero, adoptirte. Aeußerungen des Cl. von Unzufriedenheit und Mißtrauen und die Hoffnung, durch ihren Sohn Nero unbeschränkter zu herrschen, veranlaßten sie, ihren Gemahl durch Gift aus der Welt zu schaffen. (54 n. Chr.) Nero ertrug aber ihre Herrschsucht nicht und ließ sie d. 10. Juni 59 n. Chr. ermorden. Sie hatte Memoiren geschrieben, die Tacitus benutzte. Agrippinenses, s. Ubier und Köln. Agrippinische Geburt, Fußgeburt. Agrippinus, Bischof von Carthago im 3. Jahrh., behauptete, daß die Wiedertaufe der Ketzer nothwendig sei und veranlaßte dadurch kirchliche Unruhen.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/78>, abgerufen am 28.11.2024.