Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.er Genf bis zu seinem Tode, 24. Mai 1564. Mit den anderen Reformatoren stimmte C. vielfach in seiner Lehre nicht überein; er bildete die Lehre von der Prädestination (Vorherbestimmung) dahin aus, daß ein Theil der Menschen von Gott unabänderlich zur Verdammniß, der andere zur Seligkeit bestimmt sei; von den zur Verdammniß bestimmten kann sich keiner retten, er mag thun was er will, auch die Sacramente, Taufe und Abendmahl helfen ihm nichts. Von dem Abendmahle stellte C. die Lehre auf, daß der Gläubige den Leib Christi in demselben genieße, indem zugleich mit dem Genusse des Weins und Brotes, die unverändert bleiben, eine aus dem Leibe Christi, der nur im Himmel ist, ausfließende Kraft dem Gläubigen dargeboten werde. In seiner Kirchenordnung war er ausschließlich republikanisch (Presbyterialordnung); die Grundlage ist die Gemeinde mit den gewählten Predigern; aus der Gemeinde geht das Consistorium mit 6 Predigern und 12 Laien hervor, und diesem sind aus Predigern und Laien gewählte periodische Synoden beigeordnet. Diese republikan. Kirchenverfassung wanderte mit C.s Lehre nach Frankreich, in die Niederlande, nach England und Schottland u. hat wesentlich zu den polit. Umgestaltungen der 3 letzten Staaten mitgewirkt; in dieser Hinsicht war demnach C.s Reformation folgenreicher als die Luthers. C.s sämmtliche Schriften erschienen zu Amsterdam 1667. Calvisius, geb. 1556 zu Gorschleben, gest. 1615 als Cantor zu Leipzig, componirte geistliche Lieder und ist einer der ältesten theoretischen Schriftsteller über die Musik; sein berühmtes Werk ist aber das "Opus chronologicum" (Leipzig 1605) durch die Anwendung astronom. Nachrichten auf die Ordnung der Chronologie, z. B. von 300 Sonnenfinsternissen. Calvities, Kahlköpfigkeit. Calvus oder Kahlkopf, Trugschluß der alten Logiker, der darauf hinauslief, daß der Befragte erklärte, der Mangel eines Haares mache keinen Kahlkopf, von 2. 3. 4 etc. Haaren ebensowenig, endlich aber doch bei einer Zahl ankommt, wo er erklärt, der Kahlkopf sei da und nun zugeben muß, daß ein Haar mehr oder weniger den Kahlkopf ausmache. Der gleiche Schluß wird mit einem Haufen Sand angestellt, wo 1, 2, 3 Sandkörner auch keinen bilden, endlich aber doch eine Zahl zugegeben wird. welche zu einem Haufen zureicht. Calw, württemb. Oberamtsstadt im Schwarzwaldkreise, mit 5200 E., beträchtlicher Industrie in Wolle u. Baumwolle; Färbereien, Gerbereien, Strumpf- u. Saffianfabriken. Hauptsitz des württemberg. Pietismus; "Calwer Verlagsverein". Aus dem uralten, im 14. Jahrh. ausgestorbenen Grafengeschlechte von C. war Papst Victor II. Calycantheae, eine Familie von strauchartigen Gewächsen, nahe verwandt mit den rosenartigen Pflanzen und ausgezeichnet durch sehr wohlriechende Rinde, Holz und Blumen. Die Sträucher halten an geschützten Standorten bei uns die Winter im Freien aus ohne Bedeckung, werden deßhalb häufig in Gartenanlagen u. s. w. verwendet, übrigens theilweise auch zum Winterflor im Warmhaus oder Zimmer getrieben; so namentlich Chimonanthus flagrans Lindl., der Calycanthus praecox, der Gärtner, Calycanthus floridus und fertilis. Ersterer ist in Japan, die Calycanthus Arten aber sind in Nordamerika einheimisch. Calystegia, Bärwinde, aus der Familie der Convolvuladeen; bei uns Zierpflanzen. Cam, ostind. Silbermünze = 4 Sgr. 91/4 Pf. = 151/2 kr. C.-M. Camaieu (frz. Camajöh), Gemälde, die nur in einer Farbe ausgeführt sind; die grauen heißen Grisaillen; auch Holzschnittdrucke, welche durch Uebereinanderdrucken von 3-4 helleren und dunkleren Platten entstehen (bei den Italienern Chiaroscuro). Camail, Kleidungsstück der kath. Geistlichen in Italien etc. für den Winter, besteht in einer Art Kapuze, die vom Hinterhaupt auf die Schultern herabfällt, nach dem Range der Träger von verschiedener Länge. Camaldulenser, ein vom hl. Romuald gestifteter Zweig des Benedictinerordens. Romuald, geb. 952, aus dem er Genf bis zu seinem Tode, 24. Mai 1564. Mit den anderen Reformatoren stimmte C. vielfach in seiner Lehre nicht überein; er bildete die Lehre von der Prädestination (Vorherbestimmung) dahin aus, daß ein Theil der Menschen von Gott unabänderlich zur Verdammniß, der andere zur Seligkeit bestimmt sei; von den zur Verdammniß bestimmten kann sich keiner retten, er mag thun was er will, auch die Sacramente, Taufe und Abendmahl helfen ihm nichts. Von dem Abendmahle stellte C. die Lehre auf, daß der Gläubige den Leib Christi in demselben genieße, indem zugleich mit dem Genusse des Weins und Brotes, die unverändert bleiben, eine aus dem Leibe Christi, der nur im Himmel ist, ausfließende Kraft dem Gläubigen dargeboten werde. In seiner Kirchenordnung war er ausschließlich republikanisch (Presbyterialordnung); die Grundlage ist die Gemeinde mit den gewählten Predigern; aus der Gemeinde geht das Consistorium mit 6 Predigern und 12 Laien hervor, und diesem sind aus Predigern und Laien gewählte periodische Synoden beigeordnet. Diese republikan. Kirchenverfassung wanderte mit C.s Lehre nach Frankreich, in die Niederlande, nach England und Schottland u. hat wesentlich zu den polit. Umgestaltungen der 3 letzten Staaten mitgewirkt; in dieser Hinsicht war demnach C.s Reformation folgenreicher als die Luthers. C.s sämmtliche Schriften erschienen zu Amsterdam 1667. Calvisius, geb. 1556 zu Gorschleben, gest. 1615 als Cantor zu Leipzig, componirte geistliche Lieder und ist einer der ältesten theoretischen Schriftsteller über die Musik; sein berühmtes Werk ist aber das „Opus chronologicum“ (Leipzig 1605) durch die Anwendung astronom. Nachrichten auf die Ordnung der Chronologie, z. B. von 300 Sonnenfinsternissen. Calvities, Kahlköpfigkeit. Calvus oder Kahlkopf, Trugschluß der alten Logiker, der darauf hinauslief, daß der Befragte erklärte, der Mangel eines Haares mache keinen Kahlkopf, von 2. 3. 4 etc. Haaren ebensowenig, endlich aber doch bei einer Zahl ankommt, wo er erklärt, der Kahlkopf sei da und nun zugeben muß, daß ein Haar mehr oder weniger den Kahlkopf ausmache. Der gleiche Schluß wird mit einem Haufen Sand angestellt, wo 1, 2, 3 Sandkörner auch keinen bilden, endlich aber doch eine Zahl zugegeben wird. welche zu einem Haufen zureicht. Calw, württemb. Oberamtsstadt im Schwarzwaldkreise, mit 5200 E., beträchtlicher Industrie in Wolle u. Baumwolle; Färbereien, Gerbereien, Strumpf- u. Saffianfabriken. Hauptsitz des württemberg. Pietismus; „Calwer Verlagsverein“. Aus dem uralten, im 14. Jahrh. ausgestorbenen Grafengeschlechte von C. war Papst Victor II. Calycantheae, eine Familie von strauchartigen Gewächsen, nahe verwandt mit den rosenartigen Pflanzen und ausgezeichnet durch sehr wohlriechende Rinde, Holz und Blumen. Die Sträucher halten an geschützten Standorten bei uns die Winter im Freien aus ohne Bedeckung, werden deßhalb häufig in Gartenanlagen u. s. w. verwendet, übrigens theilweise auch zum Winterflor im Warmhaus oder Zimmer getrieben; so namentlich Chimonanthus flagrans Lindl., der Calycanthus praecox, der Gärtner, Calycanthus floridus und fertilis. Ersterer ist in Japan, die Calycanthus Arten aber sind in Nordamerika einheimisch. Calystegia, Bärwinde, aus der Familie der Convolvuladeen; bei uns Zierpflanzen. Cam, ostind. Silbermünze = 4 Sgr. 91/4 Pf. = 151/2 kr. C.-M. Camaieu (frz. Camajöh), Gemälde, die nur in einer Farbe ausgeführt sind; die grauen heißen Grisaillen; auch Holzschnittdrucke, welche durch Uebereinanderdrucken von 3–4 helleren und dunkleren Platten entstehen (bei den Italienern Chiaroscuro). Camail, Kleidungsstück der kath. Geistlichen in Italien etc. für den Winter, besteht in einer Art Kapuze, die vom Hinterhaupt auf die Schultern herabfällt, nach dem Range der Träger von verschiedener Länge. Camaldulenser, ein vom hl. Romuald gestifteter Zweig des Benedictinerordens. Romuald, geb. 952, aus dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0766" n="765"/> er Genf bis zu seinem Tode, 24. Mai 1564. 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Diese republikan. Kirchenverfassung wanderte mit C.s Lehre nach Frankreich, in die Niederlande, nach England und Schottland u. hat wesentlich zu den polit. Umgestaltungen der 3 letzten Staaten mitgewirkt; in dieser Hinsicht war demnach C.s Reformation folgenreicher als die Luthers. C.s sämmtliche Schriften erschienen zu Amsterdam 1667.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Calvisius</hi>, geb. 1556 zu Gorschleben, gest. 1615 als Cantor zu Leipzig, componirte geistliche Lieder und ist einer der ältesten theoretischen Schriftsteller über die Musik; sein berühmtes Werk ist aber das „<hi rendition="#i">Opus chronologicum</hi>“ (Leipzig 1605) durch die Anwendung astronom. Nachrichten auf die Ordnung der Chronologie, z. 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er Genf bis zu seinem Tode, 24. Mai 1564. Mit den anderen Reformatoren stimmte C. vielfach in seiner Lehre nicht überein; er bildete die Lehre von der Prädestination (Vorherbestimmung) dahin aus, daß ein Theil der Menschen von Gott unabänderlich zur Verdammniß, der andere zur Seligkeit bestimmt sei; von den zur Verdammniß bestimmten kann sich keiner retten, er mag thun was er will, auch die Sacramente, Taufe und Abendmahl helfen ihm nichts. Von dem Abendmahle stellte C. die Lehre auf, daß der Gläubige den Leib Christi in demselben genieße, indem zugleich mit dem Genusse des Weins und Brotes, die unverändert bleiben, eine aus dem Leibe Christi, der nur im Himmel ist, ausfließende Kraft dem Gläubigen dargeboten werde. In seiner Kirchenordnung war er ausschließlich republikanisch (Presbyterialordnung); die Grundlage ist die Gemeinde mit den gewählten Predigern; aus der Gemeinde geht das Consistorium mit 6 Predigern und 12 Laien hervor, und diesem sind aus Predigern und Laien gewählte periodische Synoden beigeordnet. Diese republikan. Kirchenverfassung wanderte mit C.s Lehre nach Frankreich, in die Niederlande, nach England und Schottland u. hat wesentlich zu den polit. Umgestaltungen der 3 letzten Staaten mitgewirkt; in dieser Hinsicht war demnach C.s Reformation folgenreicher als die Luthers. C.s sämmtliche Schriften erschienen zu Amsterdam 1667.
Calvisius, geb. 1556 zu Gorschleben, gest. 1615 als Cantor zu Leipzig, componirte geistliche Lieder und ist einer der ältesten theoretischen Schriftsteller über die Musik; sein berühmtes Werk ist aber das „Opus chronologicum“ (Leipzig 1605) durch die Anwendung astronom. Nachrichten auf die Ordnung der Chronologie, z. B. von 300 Sonnenfinsternissen.
Calvities, Kahlköpfigkeit.
Calvus oder Kahlkopf, Trugschluß der alten Logiker, der darauf hinauslief, daß der Befragte erklärte, der Mangel eines Haares mache keinen Kahlkopf, von 2. 3. 4 etc. Haaren ebensowenig, endlich aber doch bei einer Zahl ankommt, wo er erklärt, der Kahlkopf sei da und nun zugeben muß, daß ein Haar mehr oder weniger den Kahlkopf ausmache. Der gleiche Schluß wird mit einem Haufen Sand angestellt, wo 1, 2, 3 Sandkörner auch keinen bilden, endlich aber doch eine Zahl zugegeben wird. welche zu einem Haufen zureicht.
Calw, württemb. Oberamtsstadt im Schwarzwaldkreise, mit 5200 E., beträchtlicher Industrie in Wolle u. Baumwolle; Färbereien, Gerbereien, Strumpf- u. Saffianfabriken. Hauptsitz des württemberg. Pietismus; „Calwer Verlagsverein“. Aus dem uralten, im 14. Jahrh. ausgestorbenen Grafengeschlechte von C. war Papst Victor II.
Calycantheae, eine Familie von strauchartigen Gewächsen, nahe verwandt mit den rosenartigen Pflanzen und ausgezeichnet durch sehr wohlriechende Rinde, Holz und Blumen. Die Sträucher halten an geschützten Standorten bei uns die Winter im Freien aus ohne Bedeckung, werden deßhalb häufig in Gartenanlagen u. s. w. verwendet, übrigens theilweise auch zum Winterflor im Warmhaus oder Zimmer getrieben; so namentlich Chimonanthus flagrans Lindl., der Calycanthus praecox, der Gärtner, Calycanthus floridus und fertilis. Ersterer ist in Japan, die Calycanthus Arten aber sind in Nordamerika einheimisch.
Calystegia, Bärwinde, aus der Familie der Convolvuladeen; bei uns Zierpflanzen.
Cam, ostind. Silbermünze = 4 Sgr. 91/4 Pf. = 151/2 kr. C.-M.
Camaieu (frz. Camajöh), Gemälde, die nur in einer Farbe ausgeführt sind; die grauen heißen Grisaillen; auch Holzschnittdrucke, welche durch Uebereinanderdrucken von 3–4 helleren und dunkleren Platten entstehen (bei den Italienern Chiaroscuro).
Camail, Kleidungsstück der kath. Geistlichen in Italien etc. für den Winter, besteht in einer Art Kapuze, die vom Hinterhaupt auf die Schultern herabfällt, nach dem Range der Träger von verschiedener Länge.
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