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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Kreuzzüge, welche dem Reiche wenigstens gegen die Türken Hilfe brachten, obwohl schon unter Alexius I. ein feindseliges Verhältniß gegen einzelne Fürsten der ersten Kreuzfahrer eintrat (s. Bohemund). Von den folgenden Komnenen waren Kalo-Johannes (1118-43), Manuel I. (1143-80) des Alexius würdige Nachfolger; aber Alexius II. (1180-83) wurde minderjährig von Andronicus ermordet, dieser 1185 in einem Aufruhre getödtet. Isaak II. Angelus 1195 von seinem Bruder Alexius III. gestürzt, dieser 1203 mit seinem Sohne Alexius IV. von den Kreuzfahrern unter dem Venetianer Dandolo wieder eingesetzt. Aber die Griechen duldeten keinen Herrscher, welcher den verhaßten Lateinern dienstpflichtig war, Alexius IV. wurde mit seinem Vater ermordet; nun erstürmten aber den 12. April 1204 die Kreuzfahrer die Stadt, plünderten sie aus und gründeten ein lateinisches Kaiserthum, das von 1204-61 ein sieches Leben fristete. Dieser lat. Sturm brach eigentlich die Macht des byzant. Reichs; die Venetianer rissen Inseln und Küstenstädte an sich, der Haß der Griechen gegen die Lateiner wurde grimmiger als gegen die Türken, mit der feudalistischen Einrichtung des neuen Reichs wurde die bisherige Staatseinrichtung, die eigentliche Stärke desselben zertrümmert, und zudem behaupteten sich griech. Fürstenthümer in Trapezunt und Nicäa in Asien, in Epirus und Aetolien in Europa. Die Geschichte der lat. Herrschaft ist eine unglückliche; seine Kaiser (Balduin von Flandern (1204-1206). Heinrich von Flandern (1206-16). Peter von Auxerre (1216-17), nach vierjährigem Interregnum Robert (1221 bis 1228), und Johann von Brienne (1228-37), Balduin II. 1237-61), werden entweder gefangen oder bitten im Abendland um Hilfe oder halten sich mit Mühe in Konstantinopel. Am 25. Juli 1261 endlich eroberte Michael VIII. Paläologus Konstantinopel ohne Schwertstreich; die mit ihm beginnende Dynastie der Paläologen verlor aber Stück für Stück an die Türken. Andronicus II. (1282-1323), Andronicus III. Mitregent seit 1322, gest. 1341 wurden von den Türken und den zu Hilfe gerufenen, dann treulos behandelten Cataloniern bedrängt, Johannes V. (1341 bis 1391) sah die Türken in Europa festen Fuß fassen und Adrianopel als Sultansstadt (1361) Murads I. Unter Manuel II. (1391-1425) belagerten Bajazet und Murad II. bereits Konstantinopel; Johannes V. (1425-48) verlor alles bis auf Konstantinopel und einige Städte und bezahlte Tribut, Constantin XI. aber (1448-53), dessen Bruder, verlor im Sturm auf Konstantinopel den 29. Mai 1453 an Sultan Mohammed II. Thron und Leben.


Byzanz (Byzantium). Colonie von Megara, gegründet 656 v. Chr. in außerordentlich günstiger Lage, blühte bald auf, kam unter die Perser, wurde nach der Schlacht von Platäa befreit, dann Athen tributpflichtig, durch den peloponnesischen Krieg den Spartanern, behauptete sich einige Zeit gegen Philipp von Macedonien, behielt unter den Nachfolgern Alexanders d. Gr. wie unter den Römern eine gewisse Selbstständigkeit und blieb immer eine bedeutende Handelsstadt. Septimius Severus zerstörte es 196 n. Chr. in dem Kriege gegen seinen Gegenkaiser Pescennius Niger, B. blühte aber bald wieder neu auf und wurde 330 durch Constantin d. Gr. eine Weltstadt. Von dem Halbmonde der Diana, der Schutzgöttin von B., der gleichsam Stadtwappen war und sich in der christlichen Zeit deßwegen erhielt, stammt der Halbmond der Türken, die ihn nach der Eroberung der Stadt zu ihrem Feldzeichen machten.

Kreuzzüge, welche dem Reiche wenigstens gegen die Türken Hilfe brachten, obwohl schon unter Alexius I. ein feindseliges Verhältniß gegen einzelne Fürsten der ersten Kreuzfahrer eintrat (s. Bohemund). Von den folgenden Komnenen waren Kalo-Johannes (1118–43), Manuel I. (1143–80) des Alexius würdige Nachfolger; aber Alexius II. (1180–83) wurde minderjährig von Andronicus ermordet, dieser 1185 in einem Aufruhre getödtet. Isaak II. Angelus 1195 von seinem Bruder Alexius III. gestürzt, dieser 1203 mit seinem Sohne Alexius IV. von den Kreuzfahrern unter dem Venetianer Dandolo wieder eingesetzt. Aber die Griechen duldeten keinen Herrscher, welcher den verhaßten Lateinern dienstpflichtig war, Alexius IV. wurde mit seinem Vater ermordet; nun erstürmten aber den 12. April 1204 die Kreuzfahrer die Stadt, plünderten sie aus und gründeten ein lateinisches Kaiserthum, das von 1204–61 ein sieches Leben fristete. Dieser lat. Sturm brach eigentlich die Macht des byzant. Reichs; die Venetianer rissen Inseln und Küstenstädte an sich, der Haß der Griechen gegen die Lateiner wurde grimmiger als gegen die Türken, mit der feudalistischen Einrichtung des neuen Reichs wurde die bisherige Staatseinrichtung, die eigentliche Stärke desselben zertrümmert, und zudem behaupteten sich griech. Fürstenthümer in Trapezunt und Nicäa in Asien, in Epirus und Aetolien in Europa. Die Geschichte der lat. Herrschaft ist eine unglückliche; seine Kaiser (Balduin von Flandern (1204–1206). Heinrich von Flandern (1206–16). Peter von Auxerre (1216–17), nach vierjährigem Interregnum Robert (1221 bis 1228), und Johann von Brienne (1228–37), Balduin II. 1237–61), werden entweder gefangen oder bitten im Abendland um Hilfe oder halten sich mit Mühe in Konstantinopel. Am 25. Juli 1261 endlich eroberte Michael VIII. Paläologus Konstantinopel ohne Schwertstreich; die mit ihm beginnende Dynastie der Paläologen verlor aber Stück für Stück an die Türken. Andronicus II. (1282–1323), Andronicus III. Mitregent seit 1322, gest. 1341 wurden von den Türken und den zu Hilfe gerufenen, dann treulos behandelten Cataloniern bedrängt, Johannes V. (1341 bis 1391) sah die Türken in Europa festen Fuß fassen und Adrianopel als Sultansstadt (1361) Murads I. Unter Manuel II. (1391–1425) belagerten Bajazet und Murad II. bereits Konstantinopel; Johannes V. (1425–48) verlor alles bis auf Konstantinopel und einige Städte und bezahlte Tribut, Constantin XI. aber (1448–53), dessen Bruder, verlor im Sturm auf Konstantinopel den 29. Mai 1453 an Sultan Mohammed II. Thron und Leben.


Byzanz (Byzantium). Colonie von Megara, gegründet 656 v. Chr. in außerordentlich günstiger Lage, blühte bald auf, kam unter die Perser, wurde nach der Schlacht von Platäa befreit, dann Athen tributpflichtig, durch den peloponnesischen Krieg den Spartanern, behauptete sich einige Zeit gegen Philipp von Macedonien, behielt unter den Nachfolgern Alexanders d. Gr. wie unter den Römern eine gewisse Selbstständigkeit und blieb immer eine bedeutende Handelsstadt. Septimius Severus zerstörte es 196 n. Chr. in dem Kriege gegen seinen Gegenkaiser Pescennius Niger, B. blühte aber bald wieder neu auf und wurde 330 durch Constantin d. Gr. eine Weltstadt. Von dem Halbmonde der Diana, der Schutzgöttin von B., der gleichsam Stadtwappen war und sich in der christlichen Zeit deßwegen erhielt, stammt der Halbmond der Türken, die ihn nach der Eroberung der Stadt zu ihrem Feldzeichen machten.

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[740/0741] Kreuzzüge, welche dem Reiche wenigstens gegen die Türken Hilfe brachten, obwohl schon unter Alexius I. ein feindseliges Verhältniß gegen einzelne Fürsten der ersten Kreuzfahrer eintrat (s. Bohemund). Von den folgenden Komnenen waren Kalo-Johannes (1118–43), Manuel I. (1143–80) des Alexius würdige Nachfolger; aber Alexius II. (1180–83) wurde minderjährig von Andronicus ermordet, dieser 1185 in einem Aufruhre getödtet. Isaak II. Angelus 1195 von seinem Bruder Alexius III. gestürzt, dieser 1203 mit seinem Sohne Alexius IV. von den Kreuzfahrern unter dem Venetianer Dandolo wieder eingesetzt. Aber die Griechen duldeten keinen Herrscher, welcher den verhaßten Lateinern dienstpflichtig war, Alexius IV. wurde mit seinem Vater ermordet; nun erstürmten aber den 12. April 1204 die Kreuzfahrer die Stadt, plünderten sie aus und gründeten ein lateinisches Kaiserthum, das von 1204–61 ein sieches Leben fristete. Dieser lat. Sturm brach eigentlich die Macht des byzant. Reichs; die Venetianer rissen Inseln und Küstenstädte an sich, der Haß der Griechen gegen die Lateiner wurde grimmiger als gegen die Türken, mit der feudalistischen Einrichtung des neuen Reichs wurde die bisherige Staatseinrichtung, die eigentliche Stärke desselben zertrümmert, und zudem behaupteten sich griech. Fürstenthümer in Trapezunt und Nicäa in Asien, in Epirus und Aetolien in Europa. Die Geschichte der lat. Herrschaft ist eine unglückliche; seine Kaiser (Balduin von Flandern (1204–1206). Heinrich von Flandern (1206–16). Peter von Auxerre (1216–17), nach vierjährigem Interregnum Robert (1221 bis 1228), und Johann von Brienne (1228–37), Balduin II. 1237–61), werden entweder gefangen oder bitten im Abendland um Hilfe oder halten sich mit Mühe in Konstantinopel. Am 25. Juli 1261 endlich eroberte Michael VIII. Paläologus Konstantinopel ohne Schwertstreich; die mit ihm beginnende Dynastie der Paläologen verlor aber Stück für Stück an die Türken. Andronicus II. (1282–1323), Andronicus III. Mitregent seit 1322, gest. 1341 wurden von den Türken und den zu Hilfe gerufenen, dann treulos behandelten Cataloniern bedrängt, Johannes V. (1341 bis 1391) sah die Türken in Europa festen Fuß fassen und Adrianopel als Sultansstadt (1361) Murads I. Unter Manuel II. (1391–1425) belagerten Bajazet und Murad II. bereits Konstantinopel; Johannes V. (1425–48) verlor alles bis auf Konstantinopel und einige Städte und bezahlte Tribut, Constantin XI. aber (1448–53), dessen Bruder, verlor im Sturm auf Konstantinopel den 29. Mai 1453 an Sultan Mohammed II. Thron und Leben. Byzanz (Byzantium). Colonie von Megara, gegründet 656 v. Chr. in außerordentlich günstiger Lage, blühte bald auf, kam unter die Perser, wurde nach der Schlacht von Platäa befreit, dann Athen tributpflichtig, durch den peloponnesischen Krieg den Spartanern, behauptete sich einige Zeit gegen Philipp von Macedonien, behielt unter den Nachfolgern Alexanders d. Gr. wie unter den Römern eine gewisse Selbstständigkeit und blieb immer eine bedeutende Handelsstadt. Septimius Severus zerstörte es 196 n. Chr. in dem Kriege gegen seinen Gegenkaiser Pescennius Niger, B. blühte aber bald wieder neu auf und wurde 330 durch Constantin d. Gr. eine Weltstadt. Von dem Halbmonde der Diana, der Schutzgöttin von B., der gleichsam Stadtwappen war und sich in der christlichen Zeit deßwegen erhielt, stammt der Halbmond der Türken, die ihn nach der Eroberung der Stadt zu ihrem Feldzeichen machten.

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 740. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/741>, abgerufen am 22.11.2024.