Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.Brückenkopf (Brückenschanze), im Kriegswesen die befestigte Verschanzung an einem Flusse. welche den Zweck hat. die über den Fluß gehende Brücke gegen feindlichen Angriff zu decken. Der B. liegt gewöhnlich auf dem feindlichen Ufer, doch zuweilen sind gleiche Verschanzungen auch auf dem anderen Ufer angebracht, doppelter B. Diese Verschanzungen sind im Inneren meist mit Reduits versehen, zur Sicherung des Rückzugs der Vertheidiger. Brückenpfennig, kleine altsächsische Silbermünze = 4 Pf. mit dem landsberg. Wappen. Brückenwage, eine eigens construirte Wage, mittelst deren man größere Lasten, selbst geladene Wagen, abzuwägen vermag. Die eine Wagschale, die der Last, wird durch eine große brückenähnliche Tafel gebildet, die durch ihre tiefe Stellung ein leichtes Zu- und Abführen der Last gestattet. Die Brücke liegt auf einem System von in einander greifenden Hebelarmen, wodurch erreicht wird, daß kleine Gewichte großen Lasten das Gleichgewicht halten, gewöhnlich 1 Pfd. 100 Pfdn. (Centesimalwagen). Brückner, Joh. Gotth., berühmter Schauspieler, geb. 1728 in der Lausitz, trat 1753 zu der Kochschen Gesellschaft in Leipzig, kam mit dieser 1771 nach Berlin u. st. daselbst 1786. Auch seine Frau, geb. Klefelder, zeichnete sich aus als Schauspielerin und wirkte als solche in Berlin bis 1791. Brüder, barmherzige (fratres misericordiae beati Joannis de Deo). ein Hospitalorden mit dem 4. Gelübde lebenslänglichen Krankendienstes wurden 1540 von Johannes de Deo in Granada eingeführt und waren anfangs nur ein Verein von Weltleuten unter einem sog. Mayor. Philipps II. Spenden machten den Bau großartiger Spitäler in Madrid,. Cordova, Lucena und anderen Städten möglich, 1572 gab Pius V. der Genossenschaft die Regel Augustins, 1586 besaß sie bereits 18 Spitäler und hielt ein Generalcapitel zu Rom, 1611 erklärte Paul V. die Mitglieder für wirkliche Religiosen und 1617 wurden die Constitutionen derselben bestätigt. Außer dem General zu Rom haben die b. B. einen solchen in Granada für Spanien und Westindien und einen Generalvicar in Polen. In Spanien werden sie B. der Gastfreiheit. in Italien (Fate) ben fratelli, in Frankreich freres de la Charite genannt. In Deutschland machte Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein den Anfang zu ihrer deutschen Provinz, indem er denselben 1605 zu Felsberg in Niederösterreich ein eigenes, reich ausgestattetes und für Kranke eingerichtetes Kloster stiftete. 1614 überließ Kaiser Mathias den b. B.n ein eigenes Haus in Wien, wo noch jetzt ihr Metropolitankloster ist. seit 1624 durften sie in Oesterreich Beiträge sammeln, 1713 wurden die meisten ein Opfer ihrer Menschenliebe durch die Pest. Heute besitzen sie 27 Klöster nebst 2 Reconvalescenthäusern. in welchen vom 1. Novbr. 1844 bis dahin 184524023 Kranke unentgeltlich verpflegt wurden u. nur 1767 starben. 1836 erhielten die b. B. vom König Ludwig II. von Bayern Aufnahme zu Neuburg im Bisthum Augsburg. - B. des gemeinsamen Lebens, auch B. vom guten Willen, Hieronymaner und Gregorianer genannt, ein Verein von Klerikern. welche klösterlich zusammenlebten, ohne an Ordensgelübde und Clausur gebunden zu sein, gleich den Aposteln Handarbeit verrichteten und für Volksunterricht große Bedeutung gewannen. Den ersten Verein dieser Art stiftete mit Aufopferung seines Vermögens Gerhard Groot von Dewenter 1376; 1386 entstand das Kloster der regulirten Chorherren zu Windesheim, als Mittelpunkt dieser Vereine bekannt. Thomas von Kempen und Gabriel Biel, der letzte Sententiarier, gehörten ihnen an, sie wurden von Eugen IV. und Paul II. mit vielen Privilegien bedacht, breiteten sich besonders in den Niederlanden u. Norddeutschland aus und 1505 entstand ihr letztes Kloster zu Cambray. - B. und Schwestern des freien Geistes nannten sich mit Bezug auf Römer 8, 2, 14 und Johannes 4. 23. die Mitglieder einer pantheistischen Sekte des 13. Jahrh., welche lehrten, Gott sei das Wesen der Welt. die Menschenseele ein Theil Gottes, Christus ein gewöhnlicher Mensch, Brückenkopf (Brückenschanze), im Kriegswesen die befestigte Verschanzung an einem Flusse. welche den Zweck hat. die über den Fluß gehende Brücke gegen feindlichen Angriff zu decken. Der B. liegt gewöhnlich auf dem feindlichen Ufer, doch zuweilen sind gleiche Verschanzungen auch auf dem anderen Ufer angebracht, doppelter B. Diese Verschanzungen sind im Inneren meist mit Reduits versehen, zur Sicherung des Rückzugs der Vertheidiger. Brückenpfennig, kleine altsächsische Silbermünze = 4 Pf. mit dem landsberg. Wappen. Brückenwage, eine eigens construirte Wage, mittelst deren man größere Lasten, selbst geladene Wagen, abzuwägen vermag. Die eine Wagschale, die der Last, wird durch eine große brückenähnliche Tafel gebildet, die durch ihre tiefe Stellung ein leichtes Zu- und Abführen der Last gestattet. Die Brücke liegt auf einem System von in einander greifenden Hebelarmen, wodurch erreicht wird, daß kleine Gewichte großen Lasten das Gleichgewicht halten, gewöhnlich 1 Pfd. 100 Pfdn. (Centesimalwagen). Brückner, Joh. Gotth., berühmter Schauspieler, geb. 1728 in der Lausitz, trat 1753 zu der Kochschen Gesellschaft in Leipzig, kam mit dieser 1771 nach Berlin u. st. daselbst 1786. Auch seine Frau, geb. Klefelder, zeichnete sich aus als Schauspielerin und wirkte als solche in Berlin bis 1791. Brüder, barmherzige (fratres misericordiae beati Joannis de Deo). ein Hospitalorden mit dem 4. Gelübde lebenslänglichen Krankendienstes wurden 1540 von Johannes de Deo in Granada eingeführt und waren anfangs nur ein Verein von Weltleuten unter einem sog. Mayor. Philipps II. Spenden machten den Bau großartiger Spitäler in Madrid,. Cordova, Lucena und anderen Städten möglich, 1572 gab Pius V. der Genossenschaft die Regel Augustins, 1586 besaß sie bereits 18 Spitäler und hielt ein Generalcapitel zu Rom, 1611 erklärte Paul V. die Mitglieder für wirkliche Religiosen und 1617 wurden die Constitutionen derselben bestätigt. Außer dem General zu Rom haben die b. B. einen solchen in Granada für Spanien und Westindien und einen Generalvicar in Polen. In Spanien werden sie B. der Gastfreiheit. in Italien (Fate) ben fratelli, in Frankreich frères de la Charité genannt. In Deutschland machte Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein den Anfang zu ihrer deutschen Provinz, indem er denselben 1605 zu Felsberg in Niederösterreich ein eigenes, reich ausgestattetes und für Kranke eingerichtetes Kloster stiftete. 1614 überließ Kaiser Mathias den b. B.n ein eigenes Haus in Wien, wo noch jetzt ihr Metropolitankloster ist. seit 1624 durften sie in Oesterreich Beiträge sammeln, 1713 wurden die meisten ein Opfer ihrer Menschenliebe durch die Pest. Heute besitzen sie 27 Klöster nebst 2 Reconvalescenthäusern. in welchen vom 1. Novbr. 1844 bis dahin 184524023 Kranke unentgeltlich verpflegt wurden u. nur 1767 starben. 1836 erhielten die b. B. vom König Ludwig II. von Bayern Aufnahme zu Neuburg im Bisthum Augsburg. – B. des gemeinsamen Lebens, auch B. vom guten Willen, Hieronymaner und Gregorianer genannt, ein Verein von Klerikern. welche klösterlich zusammenlebten, ohne an Ordensgelübde und Clausur gebunden zu sein, gleich den Aposteln Handarbeit verrichteten und für Volksunterricht große Bedeutung gewannen. Den ersten Verein dieser Art stiftete mit Aufopferung seines Vermögens Gerhard Groot von Dewenter 1376; 1386 entstand das Kloster der regulirten Chorherren zu Windesheim, als Mittelpunkt dieser Vereine bekannt. Thomas von Kempen und Gabriel Biel, der letzte Sententiarier, gehörten ihnen an, sie wurden von Eugen IV. und Paul II. mit vielen Privilegien bedacht, breiteten sich besonders in den Niederlanden u. Norddeutschland aus und 1505 entstand ihr letztes Kloster zu Cambray. – B. und Schwestern des freien Geistes nannten sich mit Bezug auf Römer 8, 2, 14 und Johannes 4. 23. die Mitglieder einer pantheistischen Sekte des 13. Jahrh., welche lehrten, Gott sei das Wesen der Welt. die Menschenseele ein Theil Gottes, Christus ein gewöhnlicher Mensch, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p> <pb facs="#f0686" n="685"/> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Brückenkopf</hi> (Brückenschanze), im Kriegswesen die befestigte Verschanzung an einem Flusse. welche den Zweck hat. die über den Fluß gehende Brücke gegen feindlichen Angriff zu decken. Der B. liegt gewöhnlich auf dem feindlichen Ufer, doch zuweilen sind gleiche Verschanzungen auch auf dem anderen Ufer angebracht, doppelter B. 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Cordova, Lucena und anderen Städten möglich, 1572 gab Pius V. der Genossenschaft die Regel Augustins, 1586 besaß sie bereits 18 Spitäler und hielt ein Generalcapitel zu Rom, 1611 erklärte Paul V. die Mitglieder für wirkliche Religiosen und 1617 wurden die Constitutionen derselben bestätigt. Außer dem General zu Rom haben die b. B. einen solchen in Granada für Spanien und Westindien und einen Generalvicar in Polen. In Spanien werden sie B. der Gastfreiheit. in Italien <hi rendition="#i">(Fate) ben fratelli</hi>, in Frankreich <hi rendition="#i">frères de la Charité</hi> genannt. In Deutschland machte Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein den Anfang zu ihrer deutschen Provinz, indem er denselben 1605 zu Felsberg in Niederösterreich ein eigenes, reich ausgestattetes und für Kranke eingerichtetes Kloster stiftete. 1614 überließ Kaiser Mathias den b. B.n ein eigenes Haus in Wien, wo noch jetzt ihr Metropolitankloster ist. seit 1624 durften sie in Oesterreich Beiträge sammeln, 1713 wurden die meisten ein Opfer ihrer Menschenliebe durch die Pest. Heute besitzen sie 27 Klöster nebst 2 Reconvalescenthäusern. in welchen vom 1. Novbr. 1844 bis dahin 184524023 Kranke unentgeltlich verpflegt wurden u. nur 1767 starben. 1836 erhielten die b. B. vom König Ludwig II. von Bayern Aufnahme zu Neuburg im Bisthum Augsburg. – B. <hi rendition="#g">des gemeinsamen Lebens</hi>, auch B. vom guten Willen, Hieronymaner und Gregorianer genannt, ein Verein von Klerikern. welche klösterlich zusammenlebten, ohne an Ordensgelübde und Clausur gebunden zu sein, gleich den Aposteln Handarbeit verrichteten und für Volksunterricht große Bedeutung gewannen. Den ersten Verein dieser Art stiftete mit Aufopferung seines Vermögens Gerhard Groot von Dewenter 1376; 1386 entstand das Kloster der regulirten Chorherren zu Windesheim, als Mittelpunkt dieser Vereine bekannt. Thomas von Kempen und Gabriel Biel, der letzte Sententiarier, gehörten ihnen an, sie wurden von Eugen IV. und Paul II. mit vielen Privilegien bedacht, breiteten sich besonders in den Niederlanden u. Norddeutschland aus und 1505 entstand ihr letztes Kloster zu Cambray. – B. und Schwestern des <hi rendition="#g">freien Geistes</hi> nannten sich mit Bezug auf Römer 8, 2, 14 und Johannes 4. 23. die Mitglieder einer pantheistischen Sekte des 13. Jahrh., welche lehrten, Gott sei das Wesen der Welt. die Menschenseele ein Theil Gottes, Christus ein gewöhnlicher Mensch, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [685/0686]
Brückenkopf (Brückenschanze), im Kriegswesen die befestigte Verschanzung an einem Flusse. welche den Zweck hat. die über den Fluß gehende Brücke gegen feindlichen Angriff zu decken. Der B. liegt gewöhnlich auf dem feindlichen Ufer, doch zuweilen sind gleiche Verschanzungen auch auf dem anderen Ufer angebracht, doppelter B. Diese Verschanzungen sind im Inneren meist mit Reduits versehen, zur Sicherung des Rückzugs der Vertheidiger.
Brückenpfennig, kleine altsächsische Silbermünze = 4 Pf. mit dem landsberg. Wappen.
Brückenwage, eine eigens construirte Wage, mittelst deren man größere Lasten, selbst geladene Wagen, abzuwägen vermag. Die eine Wagschale, die der Last, wird durch eine große brückenähnliche Tafel gebildet, die durch ihre tiefe Stellung ein leichtes Zu- und Abführen der Last gestattet. Die Brücke liegt auf einem System von in einander greifenden Hebelarmen, wodurch erreicht wird, daß kleine Gewichte großen Lasten das Gleichgewicht halten, gewöhnlich 1 Pfd. 100 Pfdn. (Centesimalwagen).
Brückner, Joh. Gotth., berühmter Schauspieler, geb. 1728 in der Lausitz, trat 1753 zu der Kochschen Gesellschaft in Leipzig, kam mit dieser 1771 nach Berlin u. st. daselbst 1786. Auch seine Frau, geb. Klefelder, zeichnete sich aus als Schauspielerin und wirkte als solche in Berlin bis 1791.
Brüder, barmherzige (fratres misericordiae beati Joannis de Deo). ein Hospitalorden mit dem 4. Gelübde lebenslänglichen Krankendienstes wurden 1540 von Johannes de Deo in Granada eingeführt und waren anfangs nur ein Verein von Weltleuten unter einem sog. Mayor. Philipps II. Spenden machten den Bau großartiger Spitäler in Madrid,. Cordova, Lucena und anderen Städten möglich, 1572 gab Pius V. der Genossenschaft die Regel Augustins, 1586 besaß sie bereits 18 Spitäler und hielt ein Generalcapitel zu Rom, 1611 erklärte Paul V. die Mitglieder für wirkliche Religiosen und 1617 wurden die Constitutionen derselben bestätigt. Außer dem General zu Rom haben die b. B. einen solchen in Granada für Spanien und Westindien und einen Generalvicar in Polen. In Spanien werden sie B. der Gastfreiheit. in Italien (Fate) ben fratelli, in Frankreich frères de la Charité genannt. In Deutschland machte Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein den Anfang zu ihrer deutschen Provinz, indem er denselben 1605 zu Felsberg in Niederösterreich ein eigenes, reich ausgestattetes und für Kranke eingerichtetes Kloster stiftete. 1614 überließ Kaiser Mathias den b. B.n ein eigenes Haus in Wien, wo noch jetzt ihr Metropolitankloster ist. seit 1624 durften sie in Oesterreich Beiträge sammeln, 1713 wurden die meisten ein Opfer ihrer Menschenliebe durch die Pest. Heute besitzen sie 27 Klöster nebst 2 Reconvalescenthäusern. in welchen vom 1. Novbr. 1844 bis dahin 184524023 Kranke unentgeltlich verpflegt wurden u. nur 1767 starben. 1836 erhielten die b. B. vom König Ludwig II. von Bayern Aufnahme zu Neuburg im Bisthum Augsburg. – B. des gemeinsamen Lebens, auch B. vom guten Willen, Hieronymaner und Gregorianer genannt, ein Verein von Klerikern. welche klösterlich zusammenlebten, ohne an Ordensgelübde und Clausur gebunden zu sein, gleich den Aposteln Handarbeit verrichteten und für Volksunterricht große Bedeutung gewannen. Den ersten Verein dieser Art stiftete mit Aufopferung seines Vermögens Gerhard Groot von Dewenter 1376; 1386 entstand das Kloster der regulirten Chorherren zu Windesheim, als Mittelpunkt dieser Vereine bekannt. Thomas von Kempen und Gabriel Biel, der letzte Sententiarier, gehörten ihnen an, sie wurden von Eugen IV. und Paul II. mit vielen Privilegien bedacht, breiteten sich besonders in den Niederlanden u. Norddeutschland aus und 1505 entstand ihr letztes Kloster zu Cambray. – B. und Schwestern des freien Geistes nannten sich mit Bezug auf Römer 8, 2, 14 und Johannes 4. 23. die Mitglieder einer pantheistischen Sekte des 13. Jahrh., welche lehrten, Gott sei das Wesen der Welt. die Menschenseele ein Theil Gottes, Christus ein gewöhnlicher Mensch,
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