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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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1781 Mitglied des Raths der 12 Edeln von Corsica, st. schon den 24. Februar 1785 zu Montpellier am Magenkrebs und hinterließ seine zahlreiche Familie in ziemlich bedrängten Umständen. Die Wittwe Lätitia, geb. 1750 d. 24. Aug., theilte das Loos ihres Sohnes Napoleon; sie lebte seit 1799 in Paris. erhielt 1804 als Madame Mere einen eigenen Hofstaat, überhob sich nie ihres Glückes, sondern lebte für ihre Person einfach u. vielen wohlthätig, zog nach 1814 nach Rom zu dem Cardinal Fesch, ihrem Stiefbruder, wurde im Alter blind, brach 1830 ein Hüftbein und st. den 2. Febr. 1836. Ihrer Ehe mit Karl B. entstammten 8 Kinder: Joseph B., König von Spanien; Napoleon (s. d. A.); Lucian B., Fürst von Canino; Maria Anna Elise, Fürstin von Piombino, verheirathete Bacciochi; Louis B., König von Holland; Carlotta Marie Pauline, Fürstin Borghese; Annunciata Karoline, Königin von Neapel; Hieronymus, König von Westfalen. Es folgen hier die Brüder u. deren Nachkommenschaft:


Bonaparte, Joseph, Graf von Survilliers, geb. 7. Januar 1768, erhielt durch seinen Bruder 1796 eine Anstellung bei der Armeeverwaltung, 1797 die Gesandtschaft in Rom und wurde von ihm während des Consulats als Diplomate gebraucht; der Kaiser ernannte ihn zum Senator, zum Großwähler u. franz. Prinzen. 1806 wurde er König von Neapel, 1808 König von Spanien, das ihm mit den Waffen in der Hand die Anerkennung versagte. Nach Frankreich zurückgetrieben wurde er 1814 Generallieutenant des Reichs und Obercommandant der Nationalgarden und half durch seine Unschlüssigkeit bei dem Anmarsch der Verbündeten, durch seine Nachgiebigkeit gegen die kaisermüden Marschälle die Angelegenheiten seines Bruders verderben. der ihn freilich immer als bloßes Werkzeug benutzt hatte. Die Rückkunft Napoleons von Elba rief ihn aus dem Waadtlande nach Frankreich zurück; nach der Schlacht von Waterloo schiffte er sich 1815 nach Nordamerika und lebte als Graf von Survilliers in New Jersey auf seinem erkauften Landgute, spekulirte aber mit seinen großen Kapitalien im Seehandel. 1830 protestirte er gegen Louis Philipps Thronbesteigung zu Gunsten des Herzogs von Reichstadt, kam 1831 nach England, erhielt 1841 die Erlaubniß in Italien zu wohnen und st. zu Florenz den 28. Juli 1844. Seine Gemahlin Julie Marie Clary, reiche Kaufmannstochter aus Marseille, Schwägerin Bernadottes, geb. 1777, begleitete ihn nicht nach Spanien und Amerika, lebte seit 1823 in Florenz und st. daselbst 1845. Kinder: Zeanide Charlotte Julie, geb. 1801, seit 1822 Gemahlin des Fürsten Carl Lucian von Canino; Charlotte Napoleone, geb. 1802, vermählt 1825 mit Louis Napoleon Bonaparte, dem älteren Bruder des jetzigen Kaisers, Wittwe seit 1831, st. 1839.


Bonaparte, Lucian, Fürst von Canino, geb. 1775 zu Ajaccio, wurde 1796 durch seinen Bruder Kriegscommissar in Italien, 1797 Mitglied des Raths der 500, half als dessen Präsident wesentlich zum 18. Brumaire, wurde dann Minister des Innern. 1800 Gesandter in Madrid, 1802 Tribun, 1804 Senator; er war Napoleons talentvollster Bruder, beredt und feurig, wollte ihm aber nicht als Werkzeug dienen und zog sich daher von ihm zurück, alle Anträge ablehnend. Erst 1815 ging er zu ihm nach Frankreich, wurde zum franz. Prinzen und Pair ernannt, aber von den Oesterreichern gefangen. Nach seiner Freilassung lebte er in Italien, in England einige Jahre nach 1830 u. st. 30. Juni 1840 zu Viterbo. Von dem kleinen Fürstenthume Canino im Kirchenstaate, das er angekauft, führt seine Nachkommenschaft den Titel. Aus seiner ersten Ehe mit Christine Boyer, einer Bürgerstochter, gest. 1801, wurden ihm geb. 1796: Charlotte, seit 1815 mit dem Fürsten Gabrielli verheirathet, von ihm Mutter von 5 Kindern; als Wittwe heirathete sie 1842 den röm. Arzt Settime Centamore; Christine Egypte, geb. 1798, gest. 1847, mehrmals verheirathet aber kinderlos. Aus L.s 2. Ehe 1802 mit Alexandrine Laurence de Bleschamp, Bankierswittwe, stammen: Charles Lucian Jules Laurent B., Fürst von

1781 Mitglied des Raths der 12 Edeln von Corsica, st. schon den 24. Februar 1785 zu Montpellier am Magenkrebs und hinterließ seine zahlreiche Familie in ziemlich bedrängten Umständen. Die Wittwe Lätitia, geb. 1750 d. 24. Aug., theilte das Loos ihres Sohnes Napoleon; sie lebte seit 1799 in Paris. erhielt 1804 als Madame Mère einen eigenen Hofstaat, überhob sich nie ihres Glückes, sondern lebte für ihre Person einfach u. vielen wohlthätig, zog nach 1814 nach Rom zu dem Cardinal Fesch, ihrem Stiefbruder, wurde im Alter blind, brach 1830 ein Hüftbein und st. den 2. Febr. 1836. Ihrer Ehe mit Karl B. entstammten 8 Kinder: Joseph B., König von Spanien; Napoleon (s. d. A.); Lucian B., Fürst von Canino; Maria Anna Elise, Fürstin von Piombino, verheirathete Bacciochi; Louis B., König von Holland; Carlotta Marie Pauline, Fürstin Borghese; Annunciata Karoline, Königin von Neapel; Hieronymus, König von Westfalen. Es folgen hier die Brüder u. deren Nachkommenschaft:


Bonaparte, Joseph, Graf von Survilliers, geb. 7. Januar 1768, erhielt durch seinen Bruder 1796 eine Anstellung bei der Armeeverwaltung, 1797 die Gesandtschaft in Rom und wurde von ihm während des Consulats als Diplomate gebraucht; der Kaiser ernannte ihn zum Senator, zum Großwähler u. franz. Prinzen. 1806 wurde er König von Neapel, 1808 König von Spanien, das ihm mit den Waffen in der Hand die Anerkennung versagte. Nach Frankreich zurückgetrieben wurde er 1814 Generallieutenant des Reichs und Obercommandant der Nationalgarden und half durch seine Unschlüssigkeit bei dem Anmarsch der Verbündeten, durch seine Nachgiebigkeit gegen die kaisermüden Marschälle die Angelegenheiten seines Bruders verderben. der ihn freilich immer als bloßes Werkzeug benutzt hatte. Die Rückkunft Napoleons von Elba rief ihn aus dem Waadtlande nach Frankreich zurück; nach der Schlacht von Waterloo schiffte er sich 1815 nach Nordamerika und lebte als Graf von Survilliers in New Jersey auf seinem erkauften Landgute, spekulirte aber mit seinen großen Kapitalien im Seehandel. 1830 protestirte er gegen Louis Philipps Thronbesteigung zu Gunsten des Herzogs von Reichstadt, kam 1831 nach England, erhielt 1841 die Erlaubniß in Italien zu wohnen und st. zu Florenz den 28. Juli 1844. Seine Gemahlin Julie Marie Clary, reiche Kaufmannstochter aus Marseille, Schwägerin Bernadottes, geb. 1777, begleitete ihn nicht nach Spanien und Amerika, lebte seit 1823 in Florenz und st. daselbst 1845. Kinder: Zeanide Charlotte Julie, geb. 1801, seit 1822 Gemahlin des Fürsten Carl Lucian von Canino; Charlotte Napoléone, geb. 1802, vermählt 1825 mit Louis Napoleon Bonaparte, dem älteren Bruder des jetzigen Kaisers, Wittwe seit 1831, st. 1839.


Bonaparte, Lucian, Fürst von Canino, geb. 1775 zu Ajaccio, wurde 1796 durch seinen Bruder Kriegscommissar in Italien, 1797 Mitglied des Raths der 500, half als dessen Präsident wesentlich zum 18. Brumaire, wurde dann Minister des Innern. 1800 Gesandter in Madrid, 1802 Tribun, 1804 Senator; er war Napoleons talentvollster Bruder, beredt und feurig, wollte ihm aber nicht als Werkzeug dienen und zog sich daher von ihm zurück, alle Anträge ablehnend. Erst 1815 ging er zu ihm nach Frankreich, wurde zum franz. Prinzen und Pair ernannt, aber von den Oesterreichern gefangen. Nach seiner Freilassung lebte er in Italien, in England einige Jahre nach 1830 u. st. 30. Juni 1840 zu Viterbo. Von dem kleinen Fürstenthume Canino im Kirchenstaate, das er angekauft, führt seine Nachkommenschaft den Titel. Aus seiner ersten Ehe mit Christine Boyer, einer Bürgerstochter, gest. 1801, wurden ihm geb. 1796: Charlotte, seit 1815 mit dem Fürsten Gabrielli verheirathet, von ihm Mutter von 5 Kindern; als Wittwe heirathete sie 1842 den röm. Arzt Settime Centamore; Christine Egypte, geb. 1798, gest. 1847, mehrmals verheirathet aber kinderlos. Aus L.s 2. Ehe 1802 mit Alexandrine Laurence de Bleschamp, Bankierswittwe, stammen: Charles Lucian Jules Laurent B., Fürst von

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[605/0606] 1781 Mitglied des Raths der 12 Edeln von Corsica, st. schon den 24. Februar 1785 zu Montpellier am Magenkrebs und hinterließ seine zahlreiche Familie in ziemlich bedrängten Umständen. Die Wittwe Lätitia, geb. 1750 d. 24. Aug., theilte das Loos ihres Sohnes Napoleon; sie lebte seit 1799 in Paris. erhielt 1804 als Madame Mère einen eigenen Hofstaat, überhob sich nie ihres Glückes, sondern lebte für ihre Person einfach u. vielen wohlthätig, zog nach 1814 nach Rom zu dem Cardinal Fesch, ihrem Stiefbruder, wurde im Alter blind, brach 1830 ein Hüftbein und st. den 2. Febr. 1836. Ihrer Ehe mit Karl B. entstammten 8 Kinder: Joseph B., König von Spanien; Napoleon (s. d. A.); Lucian B., Fürst von Canino; Maria Anna Elise, Fürstin von Piombino, verheirathete Bacciochi; Louis B., König von Holland; Carlotta Marie Pauline, Fürstin Borghese; Annunciata Karoline, Königin von Neapel; Hieronymus, König von Westfalen. Es folgen hier die Brüder u. deren Nachkommenschaft: Bonaparte, Joseph, Graf von Survilliers, geb. 7. Januar 1768, erhielt durch seinen Bruder 1796 eine Anstellung bei der Armeeverwaltung, 1797 die Gesandtschaft in Rom und wurde von ihm während des Consulats als Diplomate gebraucht; der Kaiser ernannte ihn zum Senator, zum Großwähler u. franz. Prinzen. 1806 wurde er König von Neapel, 1808 König von Spanien, das ihm mit den Waffen in der Hand die Anerkennung versagte. Nach Frankreich zurückgetrieben wurde er 1814 Generallieutenant des Reichs und Obercommandant der Nationalgarden und half durch seine Unschlüssigkeit bei dem Anmarsch der Verbündeten, durch seine Nachgiebigkeit gegen die kaisermüden Marschälle die Angelegenheiten seines Bruders verderben. der ihn freilich immer als bloßes Werkzeug benutzt hatte. Die Rückkunft Napoleons von Elba rief ihn aus dem Waadtlande nach Frankreich zurück; nach der Schlacht von Waterloo schiffte er sich 1815 nach Nordamerika und lebte als Graf von Survilliers in New Jersey auf seinem erkauften Landgute, spekulirte aber mit seinen großen Kapitalien im Seehandel. 1830 protestirte er gegen Louis Philipps Thronbesteigung zu Gunsten des Herzogs von Reichstadt, kam 1831 nach England, erhielt 1841 die Erlaubniß in Italien zu wohnen und st. zu Florenz den 28. Juli 1844. Seine Gemahlin Julie Marie Clary, reiche Kaufmannstochter aus Marseille, Schwägerin Bernadottes, geb. 1777, begleitete ihn nicht nach Spanien und Amerika, lebte seit 1823 in Florenz und st. daselbst 1845. Kinder: Zeanide Charlotte Julie, geb. 1801, seit 1822 Gemahlin des Fürsten Carl Lucian von Canino; Charlotte Napoléone, geb. 1802, vermählt 1825 mit Louis Napoleon Bonaparte, dem älteren Bruder des jetzigen Kaisers, Wittwe seit 1831, st. 1839. Bonaparte, Lucian, Fürst von Canino, geb. 1775 zu Ajaccio, wurde 1796 durch seinen Bruder Kriegscommissar in Italien, 1797 Mitglied des Raths der 500, half als dessen Präsident wesentlich zum 18. Brumaire, wurde dann Minister des Innern. 1800 Gesandter in Madrid, 1802 Tribun, 1804 Senator; er war Napoleons talentvollster Bruder, beredt und feurig, wollte ihm aber nicht als Werkzeug dienen und zog sich daher von ihm zurück, alle Anträge ablehnend. Erst 1815 ging er zu ihm nach Frankreich, wurde zum franz. Prinzen und Pair ernannt, aber von den Oesterreichern gefangen. Nach seiner Freilassung lebte er in Italien, in England einige Jahre nach 1830 u. st. 30. Juni 1840 zu Viterbo. Von dem kleinen Fürstenthume Canino im Kirchenstaate, das er angekauft, führt seine Nachkommenschaft den Titel. Aus seiner ersten Ehe mit Christine Boyer, einer Bürgerstochter, gest. 1801, wurden ihm geb. 1796: Charlotte, seit 1815 mit dem Fürsten Gabrielli verheirathet, von ihm Mutter von 5 Kindern; als Wittwe heirathete sie 1842 den röm. Arzt Settime Centamore; Christine Egypte, geb. 1798, gest. 1847, mehrmals verheirathet aber kinderlos. Aus L.s 2. Ehe 1802 mit Alexandrine Laurence de Bleschamp, Bankierswittwe, stammen: Charles Lucian Jules Laurent B., Fürst von

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/606>, abgerufen am 22.11.2024.