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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Sammlung enthält die werthvollsten Gemälde deutscher Meister aus dem 14., 15. u. 16. Jahrh., die ganze altdeutsche Schule bis nach Dürer u. Holbein umfassend. - Die beiden Brüder waren ihrer Sammlung nach München gefolgt, wo Melchior B. die Herausgabe des schon 1821 angefangenen lithographischen Werkes "Copien der Gemälde" besorgte und vollendete. Sulpice B., der sich hauptsächlich mit architektonischen Forschungen befaßte, gab eine "Geschichte und Beschreibung des Doms von Köln" von 1823-31, ein großartiges Prachtwerk, heraus, das die Herrlichkeiten dieses Baues zum erstenmal ganz erschloß, sowie "Denkmale der Baukunst vom 7. bis 13. Jahrh. am Niederrhein" in 72 Blättern, 1831-33; 1835 wurde er Oberbaurath u. Generalconservator der plastischen Denkmale, welche Stelle er aber bald wieder aufgab. 1845 zogen beide Brüder nach Bonn, wo Melchior 1851 st.


Boissonade (Boasonnad), Jean Francois, geb. 1774. seit 1812 Professor der griech. Sprache in Paris und Mitglied der Akademie, verdient durch die Ausgabe mehrerer griech. Classiker und späterer Rhetoren und Sammler, z. B. des Tiberios Rhetor, der Heroica des Philostratos, des Aristänetos, Theophylactos, Nicetas Eugenianus etc.


Boissy d'Anglas (Boaßi d'Anglas), Francois Antoine, geb. 1756 zu St. Jean Chambre im Departem. Ardeche, war bei Einberufung der etats generaux und als Deputirter von Annonay in der Nationalversammlung der erste, welcher erklärte, daß der dritte Stand die wahre Nationalversammlung ausmache. Später stimmte er gegen Ludwigs XVI. Tod, trug vieles zur Milderung revolutionärer Gräuel bei u. rettete am 1. Prairial III (20. Mai 1795) den Convent durch den todesverachtenden Muth, womit er als Präsident dem in den Saal gedrungenen Pöbel stundenlang imponierte. Später im Rathe der 500 und als Gegner des Directoriums verbannt, wurde er unter Napoleon Senator, unter Ludwig XVIII. Pair und Akademiker; st. 1826. B. schrieb: "Essai sur la vie de Mr. Malesherbes" (Paris 1819, 2 tom.); "Les Etudes litteraires d'un vieillard" etc. (Paris 1826, 6 tom.).


Boitout (Boatuh), ein Trinkglas ohne Fuß, das man also jedesmal auszutrinken genöthigt ist, Tummler.


Boitzenburg, Stadt im Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin, im Wendischen Kreis, an der Elbe, mit 4000 E., Elbzollamt und Hafen, starkem Handel, Zuckerraffinerie und Fischerei (besonders Lachse, Neunaugen etc.). - Ferner ein Marktflecken im preuß. Reg.-Bez. Potsdam, mit 900 E., der gräfl. Familie Arnim gehörend.


Bojador (Boschador), Vorgebirge an der Westküste Afrikas, am westl. Ende der Wüste Sahara, bis 1433 die Gränze der südl. Schiffahrt.


Bojaren, d. h. freie Grundbesitzer, hießen früher in Rußland die ältesten Adelsfamilien, deren Glieder im ausschließlichen Besitze der höchsten Militär- und Civilämter waren; sie genossen ungemeines Ansehen beim Volke u. übten großen Einfluß auf die Regierung; mehrere Großfürsten suchten deßhalb ihre Macht zu brechen, was aber erst Peter dem Gr. gelang, der die Reichsräthe an ihre Stelle setzte. - Noch jetzt in der Moldau und Walachei die Benennung des höheren Adels, der im Rathe der Hospodaren Sitz und Stimme hat; in der Walachei heißen sie Boiladen.


Bojardo, Matteo Maria, Graf von Scandiano, ital. Dichter, geb. 1430 bei Ferrara, kam an den Hof des Herzogs von Este und st. 1494 als Gouverneur von Reggio. Er ist der Verfasser des berühmten romantischen Epos "Orlando innamorato", eines Gedichts, reich an Phantasie und schöner Erfindung, das in die meisten Sprachen übersetzt wurde, deutsch von Gries, 3 Bde., 1835-37. Es erhielt später eine burleske Ueberarbeitung von Berni (s. Berni), wurde aber 1830 von Panizzi wieder in seiner ursprünglichen Gestalt herausgegeben. Geschätzt sind auch seine "Sonetten und Canzonen", Venedig 1501.


Boje, Boye, s. Baake.


Boje, Heinrich Christian. geb. 1744 zu Melderp in Holstein, studirte zu Göttingen, gab mit Gotter 1770 den ersten deutschen Musenalmanach heraus

Sammlung enthält die werthvollsten Gemälde deutscher Meister aus dem 14., 15. u. 16. Jahrh., die ganze altdeutsche Schule bis nach Dürer u. Holbein umfassend. – Die beiden Brüder waren ihrer Sammlung nach München gefolgt, wo Melchior B. die Herausgabe des schon 1821 angefangenen lithographischen Werkes „Copien der Gemälde“ besorgte und vollendete. Sulpice B., der sich hauptsächlich mit architektonischen Forschungen befaßte, gab eine „Geschichte und Beschreibung des Doms von Köln“ von 1823–31, ein großartiges Prachtwerk, heraus, das die Herrlichkeiten dieses Baues zum erstenmal ganz erschloß, sowie „Denkmale der Baukunst vom 7. bis 13. Jahrh. am Niederrhein“ in 72 Blättern, 1831–33; 1835 wurde er Oberbaurath u. Generalconservator der plastischen Denkmale, welche Stelle er aber bald wieder aufgab. 1845 zogen beide Brüder nach Bonn, wo Melchior 1851 st.


Boissonade (Boasonnad), Jean François, geb. 1774. seit 1812 Professor der griech. Sprache in Paris und Mitglied der Akademie, verdient durch die Ausgabe mehrerer griech. Classiker und späterer Rhetoren und Sammler, z. B. des Tiberios Rhetor, der Heroica des Philostratos, des Aristänetos, Theophylactos, Nicetas Eugenianus etc.


Boissy d'Anglas (Boaßi dʼAnglas), François Antoine, geb. 1756 zu St. Jean Chambre im Departem. Ardèche, war bei Einberufung der états généraux und als Deputirter von Annonay in der Nationalversammlung der erste, welcher erklärte, daß der dritte Stand die wahre Nationalversammlung ausmache. Später stimmte er gegen Ludwigs XVI. Tod, trug vieles zur Milderung revolutionärer Gräuel bei u. rettete am 1. Prairial III (20. Mai 1795) den Convent durch den todesverachtenden Muth, womit er als Präsident dem in den Saal gedrungenen Pöbel stundenlang imponierte. Später im Rathe der 500 und als Gegner des Directoriums verbannt, wurde er unter Napoleon Senator, unter Ludwig XVIII. Pair und Akademiker; st. 1826. B. schrieb: „Essai sur la vie de Mr. Malesherbes“ (Paris 1819, 2 tom.); „Les Etudes littéraires dʼun vieillard“ etc. (Paris 1826, 6 tom.).


Boitout (Boatuh), ein Trinkglas ohne Fuß, das man also jedesmal auszutrinken genöthigt ist, Tummler.


Boitzenburg, Stadt im Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin, im Wendischen Kreis, an der Elbe, mit 4000 E., Elbzollamt und Hafen, starkem Handel, Zuckerraffinerie und Fischerei (besonders Lachse, Neunaugen etc.). – Ferner ein Marktflecken im preuß. Reg.-Bez. Potsdam, mit 900 E., der gräfl. Familie Arnim gehörend.


Bojador (Boschador), Vorgebirge an der Westküste Afrikas, am westl. Ende der Wüste Sahara, bis 1433 die Gränze der südl. Schiffahrt.


Bojaren, d. h. freie Grundbesitzer, hießen früher in Rußland die ältesten Adelsfamilien, deren Glieder im ausschließlichen Besitze der höchsten Militär- und Civilämter waren; sie genossen ungemeines Ansehen beim Volke u. übten großen Einfluß auf die Regierung; mehrere Großfürsten suchten deßhalb ihre Macht zu brechen, was aber erst Peter dem Gr. gelang, der die Reichsräthe an ihre Stelle setzte. – Noch jetzt in der Moldau und Walachei die Benennung des höheren Adels, der im Rathe der Hospodaren Sitz und Stimme hat; in der Walachei heißen sie Boiladen.


Bojardo, Matteo Maria, Graf von Scandiano, ital. Dichter, geb. 1430 bei Ferrara, kam an den Hof des Herzogs von Este und st. 1494 als Gouverneur von Reggio. Er ist der Verfasser des berühmten romantischen Epos „Orlando innamorato“, eines Gedichts, reich an Phantasie und schöner Erfindung, das in die meisten Sprachen übersetzt wurde, deutsch von Gries, 3 Bde., 1835–37. Es erhielt später eine burleske Ueberarbeitung von Berni (s. Berni), wurde aber 1830 von Panizzi wieder in seiner ursprünglichen Gestalt herausgegeben. Geschätzt sind auch seine „Sonetten und Canzonen“, Venedig 1501.


Boje, Boye, s. Baake.


Boje, Heinrich Christian. geb. 1744 zu Melderp in Holstein, studirte zu Göttingen, gab mit Gotter 1770 den ersten deutschen Musenalmanach heraus

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[597/0598] Sammlung enthält die werthvollsten Gemälde deutscher Meister aus dem 14., 15. u. 16. Jahrh., die ganze altdeutsche Schule bis nach Dürer u. Holbein umfassend. – Die beiden Brüder waren ihrer Sammlung nach München gefolgt, wo Melchior B. die Herausgabe des schon 1821 angefangenen lithographischen Werkes „Copien der Gemälde“ besorgte und vollendete. Sulpice B., der sich hauptsächlich mit architektonischen Forschungen befaßte, gab eine „Geschichte und Beschreibung des Doms von Köln“ von 1823–31, ein großartiges Prachtwerk, heraus, das die Herrlichkeiten dieses Baues zum erstenmal ganz erschloß, sowie „Denkmale der Baukunst vom 7. bis 13. Jahrh. am Niederrhein“ in 72 Blättern, 1831–33; 1835 wurde er Oberbaurath u. Generalconservator der plastischen Denkmale, welche Stelle er aber bald wieder aufgab. 1845 zogen beide Brüder nach Bonn, wo Melchior 1851 st. Boissonade (Boasonnad), Jean François, geb. 1774. seit 1812 Professor der griech. Sprache in Paris und Mitglied der Akademie, verdient durch die Ausgabe mehrerer griech. Classiker und späterer Rhetoren und Sammler, z. B. des Tiberios Rhetor, der Heroica des Philostratos, des Aristänetos, Theophylactos, Nicetas Eugenianus etc. Boissy d'Anglas (Boaßi dʼAnglas), François Antoine, geb. 1756 zu St. Jean Chambre im Departem. Ardèche, war bei Einberufung der états généraux und als Deputirter von Annonay in der Nationalversammlung der erste, welcher erklärte, daß der dritte Stand die wahre Nationalversammlung ausmache. Später stimmte er gegen Ludwigs XVI. Tod, trug vieles zur Milderung revolutionärer Gräuel bei u. rettete am 1. Prairial III (20. Mai 1795) den Convent durch den todesverachtenden Muth, womit er als Präsident dem in den Saal gedrungenen Pöbel stundenlang imponierte. Später im Rathe der 500 und als Gegner des Directoriums verbannt, wurde er unter Napoleon Senator, unter Ludwig XVIII. Pair und Akademiker; st. 1826. B. schrieb: „Essai sur la vie de Mr. Malesherbes“ (Paris 1819, 2 tom.); „Les Etudes littéraires dʼun vieillard“ etc. (Paris 1826, 6 tom.). Boitout (Boatuh), ein Trinkglas ohne Fuß, das man also jedesmal auszutrinken genöthigt ist, Tummler. Boitzenburg, Stadt im Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin, im Wendischen Kreis, an der Elbe, mit 4000 E., Elbzollamt und Hafen, starkem Handel, Zuckerraffinerie und Fischerei (besonders Lachse, Neunaugen etc.). – Ferner ein Marktflecken im preuß. Reg.-Bez. Potsdam, mit 900 E., der gräfl. Familie Arnim gehörend. Bojador (Boschador), Vorgebirge an der Westküste Afrikas, am westl. Ende der Wüste Sahara, bis 1433 die Gränze der südl. Schiffahrt. Bojaren, d. h. freie Grundbesitzer, hießen früher in Rußland die ältesten Adelsfamilien, deren Glieder im ausschließlichen Besitze der höchsten Militär- und Civilämter waren; sie genossen ungemeines Ansehen beim Volke u. übten großen Einfluß auf die Regierung; mehrere Großfürsten suchten deßhalb ihre Macht zu brechen, was aber erst Peter dem Gr. gelang, der die Reichsräthe an ihre Stelle setzte. – Noch jetzt in der Moldau und Walachei die Benennung des höheren Adels, der im Rathe der Hospodaren Sitz und Stimme hat; in der Walachei heißen sie Boiladen. Bojardo, Matteo Maria, Graf von Scandiano, ital. Dichter, geb. 1430 bei Ferrara, kam an den Hof des Herzogs von Este und st. 1494 als Gouverneur von Reggio. Er ist der Verfasser des berühmten romantischen Epos „Orlando innamorato“, eines Gedichts, reich an Phantasie und schöner Erfindung, das in die meisten Sprachen übersetzt wurde, deutsch von Gries, 3 Bde., 1835–37. Es erhielt später eine burleske Ueberarbeitung von Berni (s. Berni), wurde aber 1830 von Panizzi wieder in seiner ursprünglichen Gestalt herausgegeben. Geschätzt sind auch seine „Sonetten und Canzonen“, Venedig 1501. Boje, Boye, s. Baake. Boje, Heinrich Christian. geb. 1744 zu Melderp in Holstein, studirte zu Göttingen, gab mit Gotter 1770 den ersten deutschen Musenalmanach heraus

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/598>, abgerufen am 25.11.2024.