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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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controversiis fidei hervorging. Bis zur Stunde das Ausführlichste, was gegen den Protestantismus geschrieben worden, verbindet es mit ungeheurer Gelehrsamkeit eine vergleichungsweise würdige Polemik und wurde seit 1581 unzähligemal aufgelegt. B. schrieb gegen Flavius Illyricus, über den Ablaß, betheiligte sich bei der Redaction der Vulgata und wurde von Sixtus V. nach Frankreich gesendet, um Colloquien gegen die Hugenotten zu halten. Er mischte sich in das politische Parteigetriebe nicht ein, aber Sixtus V. Nachfolger Gregor XIV. war für die Ligue und rief 1590 B. von Paris ab. Von Würde zu Würde steigend wurde B. 1599 Cardinal, blieb aber stets ein einfacher strenger Mönch. 1602 von Rom nach Capua als Erzbischof versetzt, schrieb er 1603 seinen Katechismus, der in sehr viele Sprachen übertragen wurde. 1605 legte er sein Erzbisthum nieder, u. nahm nicht einmal ein Jahrgeld an. In Rom 1605-1621 widmete er sich kirchlich-politischer und literarischer Thätigkeit u. beaufsichtigte das deutsche Collegium. Seit 1811 weiß man, daß B. als Mitglied der Inquisition sich beim ersten Prozesse Galileis sur denselben erklärte und daß Kopernikus Lehre als Hypothese dargestellt, nur nicht förmlich behauptet werden sollte. - Gegen Venedig u. Paul Sarpi trat B. mit Baronius u. gegen Jakob I. von England in Streitschriften für den Papst auf. Gegen den kath. Juristen Barclay, der dem Papste zu wenig Recht einräumte, räumte B. dem Papste gegenüber den weltlichen Fürsten wohl zuviel ein und 1610 wurde seine Schrift vom franz. Parlament feierlich verboten. - B. st. am 17. Sept. 1621. Die disputationes erschienen zuerst in Rom 1581-91 in 3 Foliobdn. 1842 von Sausen in Mainz herausgegeben und von Gumposch ins Deutsche übersetzt (Augsburg 1842). Sämmtliche Werke: Venedig 1721, 5 Bde. Köln 1619, 7 Bde. Fuligatti, Bartoli und Cervino beschrieben B.s Leben und 1846 ein fränkischer Geistlicher (Augsburg bei Kollmann).


Belle-Alliance (Bäll Aliangs), ein Hof in der belg. Prov. Südbrabant. Hier stand in der entscheidenden Schlacht am 18. Juni 1815, in der Napoleon durch Wellington u. Blücher geschlagen wurde, das Centrum des franz. Heeres, weßhalb die Preußen die Schlacht nach diesem Hofe benannten, die Engländer aber nach dem Dorfe Waterloo, in dem Wellington sein Hauptquartier hatte.


Bellegarde (Bällgard), altniederländisches Geschlecht, aus dem mehrere bedeutende Staats- und Kriegsmänner hervorgingen, von denen am berühmtesten ist: Heinrich, Graf von B., geb. 1760, trat frühzeitig in kaiserl. Kriegsdienste, focht zuerst gegen die Türken, nachher in fast allen Feldzügen gegen Frankreich und Napoleon, wurde 1796 Feldmarschallieutenant, schloß 1797 den Waffenstillstand von Leoben, war 3mal, 1805, 1813 und 1820 Präsident des Hofkriegsraths, 1806 Feldmarschall, Gouverneur in Galizien, 1809 Kommandant des ersten Armeecorps bei Aspern und Wagram, schlug 1815 zu wiederholten Malen Murat, den König von Neapel; war von 1820-25 Präsident des Hofkriegsraths, zugleich Staats- und Conferenzminister, zog sich dann zurück und st. 1845 zu Wien. Der ältere seiner 2 Söhne, Graf August v. B., ist k. k. Geh. Rath, Kämmerer und Oberhofmeister der Kaiserin Mutter; der jüngere, Heinrich von B., Generalmajor. - Ein älterer Bruder des Generalfeldmarschalls, der Graf Friedrich von B., geb. 1753, st. 1830 als österr. Feldmarschallieutenant.


Bellegarde, franz. Bergfestung im Depart. der Ostpyrenäen, beherrscht die Straße von Perpignan nach Barcelona, die über den Col de Pertuis führt.


Belle-Isle (Bäll-Ihl), franz. Insel im Atlant. Meer, zum Depart. Morbihan gehörig, 4 #M. groß mit 8500 E.; Hauptstadt das feste Le-Palais mit 5000 E.


Belleisle (Bällihl), Charles Louis August Fouquet Graf von, Marschall von Frankreich, geb. 1684, gest. 1761, trat früh in Kriegsdienst, ward 1708 Brigadier, kämpfte 1719 in Spanien, ward Marechal-de-Camp, 1731 Generallieutenant, 1733 Gouverneur von Metz, eroberte Trier und gewann in

controversiis fidei hervorging. Bis zur Stunde das Ausführlichste, was gegen den Protestantismus geschrieben worden, verbindet es mit ungeheurer Gelehrsamkeit eine vergleichungsweise würdige Polemik und wurde seit 1581 unzähligemal aufgelegt. B. schrieb gegen Flavius Illyricus, über den Ablaß, betheiligte sich bei der Redaction der Vulgata und wurde von Sixtus V. nach Frankreich gesendet, um Colloquien gegen die Hugenotten zu halten. Er mischte sich in das politische Parteigetriebe nicht ein, aber Sixtus V. Nachfolger Gregor XIV. war für die Ligue und rief 1590 B. von Paris ab. Von Würde zu Würde steigend wurde B. 1599 Cardinal, blieb aber stets ein einfacher strenger Mönch. 1602 von Rom nach Capua als Erzbischof versetzt, schrieb er 1603 seinen Katechismus, der in sehr viele Sprachen übertragen wurde. 1605 legte er sein Erzbisthum nieder, u. nahm nicht einmal ein Jahrgeld an. In Rom 1605–1621 widmete er sich kirchlich-politischer und literarischer Thätigkeit u. beaufsichtigte das deutsche Collegium. Seit 1811 weiß man, daß B. als Mitglied der Inquisition sich beim ersten Prozesse Galileis sur denselben erklärte und daß Kopernikus Lehre als Hypothese dargestellt, nur nicht förmlich behauptet werden sollte. – Gegen Venedig u. Paul Sarpi trat B. mit Baronius u. gegen Jakob I. von England in Streitschriften für den Papst auf. Gegen den kath. Juristen Barclay, der dem Papste zu wenig Recht einräumte, räumte B. dem Papste gegenüber den weltlichen Fürsten wohl zuviel ein und 1610 wurde seine Schrift vom franz. Parlament feierlich verboten. – B. st. am 17. Sept. 1621. Die disputationes erschienen zuerst in Rom 1581–91 in 3 Foliobdn. 1842 von Sausen in Mainz herausgegeben und von Gumposch ins Deutsche übersetzt (Augsburg 1842). Sämmtliche Werke: Venedig 1721, 5 Bde. Köln 1619, 7 Bde. Fuligatti, Bartoli und Cervino beschrieben B.s Leben und 1846 ein fränkischer Geistlicher (Augsburg bei Kollmann).


Belle-Alliance (Bäll Aliangs), ein Hof in der belg. Prov. Südbrabant. Hier stand in der entscheidenden Schlacht am 18. Juni 1815, in der Napoleon durch Wellington u. Blücher geschlagen wurde, das Centrum des franz. Heeres, weßhalb die Preußen die Schlacht nach diesem Hofe benannten, die Engländer aber nach dem Dorfe Waterloo, in dem Wellington sein Hauptquartier hatte.


Bellegarde (Bällgard), altniederländisches Geschlecht, aus dem mehrere bedeutende Staats- und Kriegsmänner hervorgingen, von denen am berühmtesten ist: Heinrich, Graf von B., geb. 1760, trat frühzeitig in kaiserl. Kriegsdienste, focht zuerst gegen die Türken, nachher in fast allen Feldzügen gegen Frankreich und Napoleon, wurde 1796 Feldmarschallieutenant, schloß 1797 den Waffenstillstand von Leoben, war 3mal, 1805, 1813 und 1820 Präsident des Hofkriegsraths, 1806 Feldmarschall, Gouverneur in Galizien, 1809 Kommandant des ersten Armeecorps bei Aspern und Wagram, schlug 1815 zu wiederholten Malen Murat, den König von Neapel; war von 1820–25 Präsident des Hofkriegsraths, zugleich Staats- und Conferenzminister, zog sich dann zurück und st. 1845 zu Wien. Der ältere seiner 2 Söhne, Graf August v. B., ist k. k. Geh. Rath, Kämmerer und Oberhofmeister der Kaiserin Mutter; der jüngere, Heinrich von B., Generalmajor. – Ein älterer Bruder des Generalfeldmarschalls, der Graf Friedrich von B., geb. 1753, st. 1830 als österr. Feldmarschallieutenant.


Bellegarde, franz. Bergfestung im Depart. der Ostpyrenäen, beherrscht die Straße von Perpignan nach Barcelona, die über den Col de Pertuis führt.


Belle-Isle (Bäll-Ihl), franz. Insel im Atlant. Meer, zum Depart. Morbihan gehörig, 4 □M. groß mit 8500 E.; Hauptstadt das feste Le-Palais mit 5000 E.


Belleisle (Bällihl), Charles Louis August Fouquet Graf von, Marschall von Frankreich, geb. 1684, gest. 1761, trat früh in Kriegsdienst, ward 1708 Brigadier, kämpfte 1719 in Spanien, ward Marechal-de-Camp, 1731 Generallieutenant, 1733 Gouverneur von Metz, eroberte Trier und gewann in

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[472/0473] controversiis fidei hervorging. Bis zur Stunde das Ausführlichste, was gegen den Protestantismus geschrieben worden, verbindet es mit ungeheurer Gelehrsamkeit eine vergleichungsweise würdige Polemik und wurde seit 1581 unzähligemal aufgelegt. B. schrieb gegen Flavius Illyricus, über den Ablaß, betheiligte sich bei der Redaction der Vulgata und wurde von Sixtus V. nach Frankreich gesendet, um Colloquien gegen die Hugenotten zu halten. Er mischte sich in das politische Parteigetriebe nicht ein, aber Sixtus V. Nachfolger Gregor XIV. war für die Ligue und rief 1590 B. von Paris ab. Von Würde zu Würde steigend wurde B. 1599 Cardinal, blieb aber stets ein einfacher strenger Mönch. 1602 von Rom nach Capua als Erzbischof versetzt, schrieb er 1603 seinen Katechismus, der in sehr viele Sprachen übertragen wurde. 1605 legte er sein Erzbisthum nieder, u. nahm nicht einmal ein Jahrgeld an. In Rom 1605–1621 widmete er sich kirchlich-politischer und literarischer Thätigkeit u. beaufsichtigte das deutsche Collegium. Seit 1811 weiß man, daß B. als Mitglied der Inquisition sich beim ersten Prozesse Galileis sur denselben erklärte und daß Kopernikus Lehre als Hypothese dargestellt, nur nicht förmlich behauptet werden sollte. – Gegen Venedig u. Paul Sarpi trat B. mit Baronius u. gegen Jakob I. von England in Streitschriften für den Papst auf. Gegen den kath. Juristen Barclay, der dem Papste zu wenig Recht einräumte, räumte B. dem Papste gegenüber den weltlichen Fürsten wohl zuviel ein und 1610 wurde seine Schrift vom franz. Parlament feierlich verboten. – B. st. am 17. Sept. 1621. Die disputationes erschienen zuerst in Rom 1581–91 in 3 Foliobdn. 1842 von Sausen in Mainz herausgegeben und von Gumposch ins Deutsche übersetzt (Augsburg 1842). Sämmtliche Werke: Venedig 1721, 5 Bde. Köln 1619, 7 Bde. Fuligatti, Bartoli und Cervino beschrieben B.s Leben und 1846 ein fränkischer Geistlicher (Augsburg bei Kollmann). Belle-Alliance (Bäll Aliangs), ein Hof in der belg. Prov. Südbrabant. Hier stand in der entscheidenden Schlacht am 18. Juni 1815, in der Napoleon durch Wellington u. Blücher geschlagen wurde, das Centrum des franz. Heeres, weßhalb die Preußen die Schlacht nach diesem Hofe benannten, die Engländer aber nach dem Dorfe Waterloo, in dem Wellington sein Hauptquartier hatte. Bellegarde (Bällgard), altniederländisches Geschlecht, aus dem mehrere bedeutende Staats- und Kriegsmänner hervorgingen, von denen am berühmtesten ist: Heinrich, Graf von B., geb. 1760, trat frühzeitig in kaiserl. Kriegsdienste, focht zuerst gegen die Türken, nachher in fast allen Feldzügen gegen Frankreich und Napoleon, wurde 1796 Feldmarschallieutenant, schloß 1797 den Waffenstillstand von Leoben, war 3mal, 1805, 1813 und 1820 Präsident des Hofkriegsraths, 1806 Feldmarschall, Gouverneur in Galizien, 1809 Kommandant des ersten Armeecorps bei Aspern und Wagram, schlug 1815 zu wiederholten Malen Murat, den König von Neapel; war von 1820–25 Präsident des Hofkriegsraths, zugleich Staats- und Conferenzminister, zog sich dann zurück und st. 1845 zu Wien. Der ältere seiner 2 Söhne, Graf August v. B., ist k. k. Geh. Rath, Kämmerer und Oberhofmeister der Kaiserin Mutter; der jüngere, Heinrich von B., Generalmajor. – Ein älterer Bruder des Generalfeldmarschalls, der Graf Friedrich von B., geb. 1753, st. 1830 als österr. Feldmarschallieutenant. Bellegarde, franz. Bergfestung im Depart. der Ostpyrenäen, beherrscht die Straße von Perpignan nach Barcelona, die über den Col de Pertuis führt. Belle-Isle (Bäll-Ihl), franz. Insel im Atlant. Meer, zum Depart. Morbihan gehörig, 4 □M. groß mit 8500 E.; Hauptstadt das feste Le-Palais mit 5000 E. Belleisle (Bällihl), Charles Louis August Fouquet Graf von, Marschall von Frankreich, geb. 1684, gest. 1761, trat früh in Kriegsdienst, ward 1708 Brigadier, kämpfte 1719 in Spanien, ward Marechal-de-Camp, 1731 Generallieutenant, 1733 Gouverneur von Metz, eroberte Trier und gewann in

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/473>, abgerufen am 22.11.2024.