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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Begräbniß, s. Todtenbestattung.


Begriff (notio) die deutliche Vorstellung von einem Gegenstande nach seinen Merkmalen. Die Lehre von den Begriffen behandelt die Logik oder Denklehre. Je nachdem das System der Philosophie sich gestaltet, wechselt auch die den Begriffen zugeschriebene Bedeutsamkeit, namentlich die der allgemeinen Begriffe; dieser Widerstreit geht von den mittelalterlichen Nominalisten und Realisten bis auf die Gegensätze der Herbartschen und Hegel'schen Philosophie.


Begrüßung nennt man die üblichen Zeichen und Worte, mit denen Personen beim Begegnen oder Weggehen sich gegenseitig ihre Achtung oder ihr Wohlwollen zu erkennen geben. Diese Zeichen und Redeformen sind äußerst mannigfaltig und verschieden nach Zeit und Ort. Die Römer hatten ihr einfaches Ave und Vale, die Griechen ihr Khaire! Bei uns ist es gewöhnlich der Wunsch guter Zeit wie: Guten Tag! etc. Gott zum Gruß und das christliche: Gelobt sei Jesus Christ! Ein in Europa jetzt allgemein übliches Begrüßungszeichen bei Männern ist das Entblößen des Hauptes, dann Handreichen, bei näherer Vertraulichkeit und Freundschaft Umarmung und Kuß; das Küssen der Frauenhand aber gilt bei uns in höhern Kreisen als Pflicht der Höflichkeit. Von den unsern ganz verschieden und mehr sklavischer Art sind die Begrüßungen im Orient.


Begünstigung, eines Verbrechens erst nach Vollendung desselben, z. B. durch wissentlichen Ankauf gestohlener Waaren, Schutzbeherbergung des Verbrechers.


Begueule (frz. Beghöl), albernes Weib, Zierpuppe; begueulerie Albernheit, Ziererei.


Beguinen, Beghinen, Begharden, Begutten, im Mittelalter religiöse Vereine, von freierer Verfassung als die klösterlichen, indem sie keine ewigen Gelübde ablegten, nicht gänzlich auf Eigenthum verzichteten und keine eigentliche Clausur hatten. Statt des Klosters war der B. hof, eine Anzahl kleiner Häuser mit gemeinschaftlicher Mauer umschlossen; in jedem Häuschen lebten 1 oder 2 B. als eigene Haushaltung; mit Erlaubniß der Oberin durften sie ausgehen, indem sie in den Städten Wasch-, Näh- u. dergl. Arbeiten übernahmen, Kranke pflegten, Kindern Unterricht gaben u. s. w. Jeder B. hof hatte in der Regel seinen eigenen Pfarrer, seine eigenen Statuten, sowie eigene Kleidung. Ihre Entstehung fällt wahrscheinlich in das 12. Jahrh. und wird einem Priester in Lüttich, Lambert le Begues oder le Beghe zugeschrieben, von dem dann auch der Name herkäme. Dem Beispiel der B. vereine folgend bildeten sich ähnliche von Männern, die Begharden genannt wurden, die sich besonders von der Weberei ernährten und in den Kirchen die niederen Dienste verrichteten. Von Belgien breiteten sich diese Vereine über Frankreich, Italien und Deutschland aus; nach den Kreuzzügen ist aber bereits eine Entartung derselben sichtbar, nicht bloß in sittlicher Beziehung, sondern es fanden die Häresien jener Zeit, namentlich die der Brüder und Schwestern vom freien Geiste in den B.höfen Anhang und Versteck. Daher schritten im 14. Jahrh. Synoden und Bischöfe ein, viele B.höfe wurden aufgehoben, viele Mitglieder derselben traten zu den Tertiariern der Bettelorden über; daß die Reformation die noch übrigen B.höfe in ihrem Bereiche zerstörte, versteht sich von selbst. Gegenwärtig bestehen diese Vereine nur noch in Belgien, wo sie geachtet und zum Theil sehr zahlreich sind.


Behaim, Martin, geb. 1430 zu Nürnberg, machte als Kaufmann große Reisen, kam 1480 nach Portugal, wo er mehrere Jahre mit nautischen Entdeckungsplanen zubrachte und mit Columbus bekannt wurde. Von König Joh. II. beauftragt verfertigte er ein Astrolabium und berechnete Declinationstafeln, machte 1484 mit Diego Cam eine Entdeckungsreise nach dem westl. Afrika, verweilte von 1486-90 auf der azorischen Insel Fayal und ging dann nach Nürnberg zurück. Während eines mehrjährigen Aufenthalts daselbst verfertigte er einen werthvollen Globus, der noch jetzt im Besitz der Familie ist. 1493 ging er wieder nach Fayal, von wo er 1506 nach Lissabon zurückkehrte und 1507 starb.


Behaim, Michael, deutscher Meistersänger, geb. 1421 zu Sulzbach im


Begräbniß, s. Todtenbestattung.


Begriff (notio) die deutliche Vorstellung von einem Gegenstande nach seinen Merkmalen. Die Lehre von den Begriffen behandelt die Logik oder Denklehre. Je nachdem das System der Philosophie sich gestaltet, wechselt auch die den Begriffen zugeschriebene Bedeutsamkeit, namentlich die der allgemeinen Begriffe; dieser Widerstreit geht von den mittelalterlichen Nominalisten und Realisten bis auf die Gegensätze der Herbartschen und Hegelʼschen Philosophie.


Begrüßung nennt man die üblichen Zeichen und Worte, mit denen Personen beim Begegnen oder Weggehen sich gegenseitig ihre Achtung oder ihr Wohlwollen zu erkennen geben. Diese Zeichen und Redeformen sind äußerst mannigfaltig und verschieden nach Zeit und Ort. Die Römer hatten ihr einfaches Ave und Vale, die Griechen ihr Χαῖρε! Bei uns ist es gewöhnlich der Wunsch guter Zeit wie: Guten Tag! etc. Gott zum Gruß und das christliche: Gelobt sei Jesus Christ! Ein in Europa jetzt allgemein übliches Begrüßungszeichen bei Männern ist das Entblößen des Hauptes, dann Handreichen, bei näherer Vertraulichkeit und Freundschaft Umarmung und Kuß; das Küssen der Frauenhand aber gilt bei uns in höhern Kreisen als Pflicht der Höflichkeit. Von den unsern ganz verschieden und mehr sklavischer Art sind die Begrüßungen im Orient.


Begünstigung, eines Verbrechens erst nach Vollendung desselben, z. B. durch wissentlichen Ankauf gestohlener Waaren, Schutzbeherbergung des Verbrechers.


Begueule (frz. Beghöl), albernes Weib, Zierpuppe; begueulerie Albernheit, Ziererei.


Beguinen, Beghinen, Begharden, Begutten, im Mittelalter religiöse Vereine, von freierer Verfassung als die klösterlichen, indem sie keine ewigen Gelübde ablegten, nicht gänzlich auf Eigenthum verzichteten und keine eigentliche Clausur hatten. Statt des Klosters war der B. hof, eine Anzahl kleiner Häuser mit gemeinschaftlicher Mauer umschlossen; in jedem Häuschen lebten 1 oder 2 B. als eigene Haushaltung; mit Erlaubniß der Oberin durften sie ausgehen, indem sie in den Städten Wasch-, Näh- u. dergl. Arbeiten übernahmen, Kranke pflegten, Kindern Unterricht gaben u. s. w. Jeder B. hof hatte in der Regel seinen eigenen Pfarrer, seine eigenen Statuten, sowie eigene Kleidung. Ihre Entstehung fällt wahrscheinlich in das 12. Jahrh. und wird einem Priester in Lüttich, Lambert le Begues oder le Beghe zugeschrieben, von dem dann auch der Name herkäme. Dem Beispiel der B. vereine folgend bildeten sich ähnliche von Männern, die Begharden genannt wurden, die sich besonders von der Weberei ernährten und in den Kirchen die niederen Dienste verrichteten. Von Belgien breiteten sich diese Vereine über Frankreich, Italien und Deutschland aus; nach den Kreuzzügen ist aber bereits eine Entartung derselben sichtbar, nicht bloß in sittlicher Beziehung, sondern es fanden die Häresien jener Zeit, namentlich die der Brüder und Schwestern vom freien Geiste in den B.höfen Anhang und Versteck. Daher schritten im 14. Jahrh. Synoden und Bischöfe ein, viele B.höfe wurden aufgehoben, viele Mitglieder derselben traten zu den Tertiariern der Bettelorden über; daß die Reformation die noch übrigen B.höfe in ihrem Bereiche zerstörte, versteht sich von selbst. Gegenwärtig bestehen diese Vereine nur noch in Belgien, wo sie geachtet und zum Theil sehr zahlreich sind.


Behaim, Martin, geb. 1430 zu Nürnberg, machte als Kaufmann große Reisen, kam 1480 nach Portugal, wo er mehrere Jahre mit nautischen Entdeckungsplanen zubrachte und mit Columbus bekannt wurde. Von König Joh. II. beauftragt verfertigte er ein Astrolabium und berechnete Declinationstafeln, machte 1484 mit Diego Cam eine Entdeckungsreise nach dem westl. Afrika, verweilte von 1486–90 auf der azorischen Insel Fayal und ging dann nach Nürnberg zurück. Während eines mehrjährigen Aufenthalts daselbst verfertigte er einen werthvollen Globus, der noch jetzt im Besitz der Familie ist. 1493 ging er wieder nach Fayal, von wo er 1506 nach Lissabon zurückkehrte und 1507 starb.


Behaim, Michael, deutscher Meistersänger, geb. 1421 zu Sulzbach im

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[460/0461] Begräbniß, s. Todtenbestattung. Begriff (notio) die deutliche Vorstellung von einem Gegenstande nach seinen Merkmalen. Die Lehre von den Begriffen behandelt die Logik oder Denklehre. Je nachdem das System der Philosophie sich gestaltet, wechselt auch die den Begriffen zugeschriebene Bedeutsamkeit, namentlich die der allgemeinen Begriffe; dieser Widerstreit geht von den mittelalterlichen Nominalisten und Realisten bis auf die Gegensätze der Herbartschen und Hegelʼschen Philosophie. Begrüßung nennt man die üblichen Zeichen und Worte, mit denen Personen beim Begegnen oder Weggehen sich gegenseitig ihre Achtung oder ihr Wohlwollen zu erkennen geben. Diese Zeichen und Redeformen sind äußerst mannigfaltig und verschieden nach Zeit und Ort. Die Römer hatten ihr einfaches Ave und Vale, die Griechen ihr Χαῖρε! Bei uns ist es gewöhnlich der Wunsch guter Zeit wie: Guten Tag! etc. Gott zum Gruß und das christliche: Gelobt sei Jesus Christ! Ein in Europa jetzt allgemein übliches Begrüßungszeichen bei Männern ist das Entblößen des Hauptes, dann Handreichen, bei näherer Vertraulichkeit und Freundschaft Umarmung und Kuß; das Küssen der Frauenhand aber gilt bei uns in höhern Kreisen als Pflicht der Höflichkeit. Von den unsern ganz verschieden und mehr sklavischer Art sind die Begrüßungen im Orient. Begünstigung, eines Verbrechens erst nach Vollendung desselben, z. B. durch wissentlichen Ankauf gestohlener Waaren, Schutzbeherbergung des Verbrechers. Begueule (frz. Beghöl), albernes Weib, Zierpuppe; begueulerie Albernheit, Ziererei. Beguinen, Beghinen, Begharden, Begutten, im Mittelalter religiöse Vereine, von freierer Verfassung als die klösterlichen, indem sie keine ewigen Gelübde ablegten, nicht gänzlich auf Eigenthum verzichteten und keine eigentliche Clausur hatten. Statt des Klosters war der B. hof, eine Anzahl kleiner Häuser mit gemeinschaftlicher Mauer umschlossen; in jedem Häuschen lebten 1 oder 2 B. als eigene Haushaltung; mit Erlaubniß der Oberin durften sie ausgehen, indem sie in den Städten Wasch-, Näh- u. dergl. Arbeiten übernahmen, Kranke pflegten, Kindern Unterricht gaben u. s. w. Jeder B. hof hatte in der Regel seinen eigenen Pfarrer, seine eigenen Statuten, sowie eigene Kleidung. Ihre Entstehung fällt wahrscheinlich in das 12. Jahrh. und wird einem Priester in Lüttich, Lambert le Begues oder le Beghe zugeschrieben, von dem dann auch der Name herkäme. Dem Beispiel der B. vereine folgend bildeten sich ähnliche von Männern, die Begharden genannt wurden, die sich besonders von der Weberei ernährten und in den Kirchen die niederen Dienste verrichteten. Von Belgien breiteten sich diese Vereine über Frankreich, Italien und Deutschland aus; nach den Kreuzzügen ist aber bereits eine Entartung derselben sichtbar, nicht bloß in sittlicher Beziehung, sondern es fanden die Häresien jener Zeit, namentlich die der Brüder und Schwestern vom freien Geiste in den B.höfen Anhang und Versteck. Daher schritten im 14. Jahrh. Synoden und Bischöfe ein, viele B.höfe wurden aufgehoben, viele Mitglieder derselben traten zu den Tertiariern der Bettelorden über; daß die Reformation die noch übrigen B.höfe in ihrem Bereiche zerstörte, versteht sich von selbst. Gegenwärtig bestehen diese Vereine nur noch in Belgien, wo sie geachtet und zum Theil sehr zahlreich sind. Behaim, Martin, geb. 1430 zu Nürnberg, machte als Kaufmann große Reisen, kam 1480 nach Portugal, wo er mehrere Jahre mit nautischen Entdeckungsplanen zubrachte und mit Columbus bekannt wurde. Von König Joh. II. beauftragt verfertigte er ein Astrolabium und berechnete Declinationstafeln, machte 1484 mit Diego Cam eine Entdeckungsreise nach dem westl. Afrika, verweilte von 1486–90 auf der azorischen Insel Fayal und ging dann nach Nürnberg zurück. Während eines mehrjährigen Aufenthalts daselbst verfertigte er einen werthvollen Globus, der noch jetzt im Besitz der Familie ist. 1493 ging er wieder nach Fayal, von wo er 1506 nach Lissabon zurückkehrte und 1507 starb. Behaim, Michael, deutscher Meistersänger, geb. 1421 zu Sulzbach im

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/461>, abgerufen am 25.11.2024.