Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite


Adar, der 12. Monat des jüdischen Kalenders.


a dato, von diesem Tage an.


ad calendas Graecas, d. i. auf die griech. Kalenden (1. Monatstag), so viel als niemals, weil die Griechen bei den Römern als Lügner galten.


Adcitation, Ladung eines Betheiligten zu einem Rechtsstreite durch den Richter; bleibt der Adcitat aus, so tritt das Contumacialverfahren gegen ihn ein.


Adda (Addua der Römer), Fluß am Wormserjoch entspringend, durchfließt das Veltlin. Bildet den See von Como und Lecco, wird dann zur Noth schiffbar und fällt bei Retino in den Po. An der Adda liegen Lodi und Pizzighetone.


ad decretum, nach Beschluß; ad deliberandum, zum Berathen.


Addenda, Zusätze, Nachträge.


Addi, 4. Monat des jüd. Kalend.


Addiciren, zuerkennen, zuschlagen.


ad dies vitae, d. i. auf Lebenszeit.


Addington s. Sidmouth.


Addiren, zusammenzählen, zuzählen, arithmetische Operation, ihr Zeichen + = plus (mehr).


Addison (spr. Aeddis'n), Joseph, geb. 1672, gest. 1719, engl. Prosaist und Dichter. Als ersterer schrieb er den Spectator, eine Wochenschrift, in welcher die Sitten und Verkehrtheiten der Zeit mit Geist und oft mit Humor dargestellt und gegeißelt wurden; der Spectator gilt noch als Muster für Schriften dieser Gattung. Als Dichter fand er besonders Beifall durch sein Gedicht auf die Schlacht von Blenheim, das ihm Pension und Anstellung eintrug. Unverdienten Ruhm erwarb ihm seine Tragödie "Cato", die wegen politischer Anspielungen Glück machte. Addison war Wigh und wurde von den Staatsmännern seiner Partei zu verschiedenen Aemtern und 1717 zum Staatssecretär befördert, bewies sich aber unfähig zu solcher Stelle. Seine Heirath mit der verwittweten Gräfin Warwick war nicht glücklich. Er starb 1719 an der Brustwassersucht mit der Resignation eines Christen. Trefflich hat Th. B. Macaulay in seinen criticals essays die Leistungen und Erfolge Addisons charakterisirt.


Additional, ergänzend, z. B. Additionalartikel eines Vertrags.


Adduciren, herbeiführen.


Adductores, Anzieher, die Muskeln, durch welche ein Glied dem andern nahe gebracht wird.


a decouvert (spr. decuwär), unbedeckt, wehrlos.


Adel (altdeutsch adal, d. i. Ursprung, Geschlecht), ein Stand, dessen Ursprung über alle Geschichte hinausreicht und sich bei jedem civilisirten Volke findet, einige amerikanische Republiken ausgenommen, die durch Losreißung von dem Mutterlande entstanden sind. Er kann seine Entstehung nur kriegerischer Auszeichnung verdanken, die ihren Lohn in der Ehre bei den Stammgenossen und in einem größeren Antheil an der Beute des Krieges und dem eroberten Lande erhielt. Als Grundlage des adeligen Standes erscheint eben darum in Monarchien wie in Republiken der Besitz, vorzüglich in Grundstücken, und der Waffendienst; der Besitz verbürgt das Gewicht in den eigentlich bürgerlichen Angelegenheiten, der Waffendienst aber erneuert fortwährend die Ehre und das Verdienst der Ahnen. Verliert der Adel seine Stellung als der große Grundbesitzer, zieht er sich von Politik und Krieg zurück, so hat er als Stand aufgehört, wenn ihm auch alle Titel bleiben. Dieses Schicksal bereitet ihm Verarmung durch Verschwendung oder Zersplitterung des Grundbesitzes, Mangel an Bildung, weil dieser Mangel die erfolgreiche Theilnahme an der Politik verwehrt, Entfremdung, welche den nationalen Interessen bewiesen wird, überhandnehmender unkriegerischer Geist, Herabwürdigung durch unehrenhafte Standesgenossen und durch Aufnahme unwürdiger Mitglieder. Der Adel kann nicht bestehen 1. in der Despotie; der Despote erhebt seinen Lieblingssklaven zum ersten Würdeträger und entehrt, beraubt oder tödtet den Sohn des Vaters, der die Heere des Reichs angeführt und dessen Schatzkammer verwaltet hat. 2. In der Demokratie, denn diese Staatsform besteht ja eben darin, daß sie allen Ständeunterschied aufhebt und Amt und Ehre nur auf


Adar, der 12. Monat des jüdischen Kalenders.


a dato, von diesem Tage an.


ad calendas Graecas, d. i. auf die griech. Kalenden (1. Monatstag), so viel als niemals, weil die Griechen bei den Römern als Lügner galten.


Adcitation, Ladung eines Betheiligten zu einem Rechtsstreite durch den Richter; bleibt der Adcitat aus, so tritt das Contumacialverfahren gegen ihn ein.


Adda (Addua der Römer), Fluß am Wormserjoch entspringend, durchfließt das Veltlin. Bildet den See von Como und Lecco, wird dann zur Noth schiffbar und fällt bei Retino in den Po. An der Adda liegen Lodi und Pizzighetone.


ad decretum, nach Beschluß; ad deliberandum, zum Berathen.


Addenda, Zusätze, Nachträge.


Addi, 4. Monat des jüd. Kalend.


Addiciren, zuerkennen, zuschlagen.


ad dies vitae, d. i. auf Lebenszeit.


Addington s. Sidmouth.


Addiren, zusammenzählen, zuzählen, arithmetische Operation, ihr Zeichen + = plus (mehr).


Addison (spr. Aeddisʼn), Joseph, geb. 1672, gest. 1719, engl. Prosaist und Dichter. Als ersterer schrieb er den Spectator, eine Wochenschrift, in welcher die Sitten und Verkehrtheiten der Zeit mit Geist und oft mit Humor dargestellt und gegeißelt wurden; der Spectator gilt noch als Muster für Schriften dieser Gattung. Als Dichter fand er besonders Beifall durch sein Gedicht auf die Schlacht von Blenheim, das ihm Pension und Anstellung eintrug. Unverdienten Ruhm erwarb ihm seine Tragödie „Cato“, die wegen politischer Anspielungen Glück machte. Addison war Wigh und wurde von den Staatsmännern seiner Partei zu verschiedenen Aemtern und 1717 zum Staatssecretär befördert, bewies sich aber unfähig zu solcher Stelle. Seine Heirath mit der verwittweten Gräfin Warwick war nicht glücklich. Er starb 1719 an der Brustwassersucht mit der Resignation eines Christen. Trefflich hat Th. B. Macaulay in seinen criticals essays die Leistungen und Erfolge Addisons charakterisirt.


Additional, ergänzend, z. B. Additionalartikel eines Vertrags.


Adduciren, herbeiführen.


Adductores, Anzieher, die Muskeln, durch welche ein Glied dem andern nahe gebracht wird.


à decouvert (spr. decuwär), unbedeckt, wehrlos.


Adel (altdeutsch adal, d. i. Ursprung, Geschlecht), ein Stand, dessen Ursprung über alle Geschichte hinausreicht und sich bei jedem civilisirten Volke findet, einige amerikanische Republiken ausgenommen, die durch Losreißung von dem Mutterlande entstanden sind. Er kann seine Entstehung nur kriegerischer Auszeichnung verdanken, die ihren Lohn in der Ehre bei den Stammgenossen und in einem größeren Antheil an der Beute des Krieges und dem eroberten Lande erhielt. Als Grundlage des adeligen Standes erscheint eben darum in Monarchien wie in Republiken der Besitz, vorzüglich in Grundstücken, und der Waffendienst; der Besitz verbürgt das Gewicht in den eigentlich bürgerlichen Angelegenheiten, der Waffendienst aber erneuert fortwährend die Ehre und das Verdienst der Ahnen. Verliert der Adel seine Stellung als der große Grundbesitzer, zieht er sich von Politik und Krieg zurück, so hat er als Stand aufgehört, wenn ihm auch alle Titel bleiben. Dieses Schicksal bereitet ihm Verarmung durch Verschwendung oder Zersplitterung des Grundbesitzes, Mangel an Bildung, weil dieser Mangel die erfolgreiche Theilnahme an der Politik verwehrt, Entfremdung, welche den nationalen Interessen bewiesen wird, überhandnehmender unkriegerischer Geist, Herabwürdigung durch unehrenhafte Standesgenossen und durch Aufnahme unwürdiger Mitglieder. Der Adel kann nicht bestehen 1. in der Despotie; der Despote erhebt seinen Lieblingssklaven zum ersten Würdeträger und entehrt, beraubt oder tödtet den Sohn des Vaters, der die Heere des Reichs angeführt und dessen Schatzkammer verwaltet hat. 2. In der Demokratie, denn diese Staatsform besteht ja eben darin, daß sie allen Ständeunterschied aufhebt und Amt und Ehre nur auf

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p>
            <pb facs="#f0038" n="37"/>
          </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Adar</hi>, der 12. Monat des jüdischen Kalenders.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">a dato</hi>, von diesem Tage an.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">ad calendas Graecas</hi>, d. i. auf die griech. Kalenden (1. Monatstag), so viel als niemals, weil die Griechen bei den Römern als Lügner galten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Adcitation</hi>, Ladung eines Betheiligten zu einem Rechtsstreite durch den Richter; bleibt der Adcitat aus, so tritt das Contumacialverfahren gegen ihn ein.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Adda</hi> (<hi rendition="#i">Addua</hi> der Römer), Fluß am Wormserjoch entspringend, durchfließt das Veltlin. Bildet den See von Como und Lecco, wird dann zur Noth schiffbar und fällt bei Retino in den Po. An der Adda liegen Lodi und Pizzighetone.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">ad decretum</hi>, nach Beschluß; <hi rendition="#i">ad deliberandum</hi>, zum Berathen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Addenda</hi>, Zusätze, Nachträge.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Addi</hi>, 4. Monat des jüd. Kalend.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Addiciren</hi>, zuerkennen, zuschlagen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">ad dies vitae</hi>, d. i. auf Lebenszeit.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Addington</hi> s. Sidmouth.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Addiren</hi>, zusammenzählen, zuzählen, arithmetische Operation, ihr Zeichen + = <hi rendition="#i">plus</hi> (mehr).</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Addison</hi> (spr. Aeddis&#x02BC;n), Joseph, geb. 1672, gest. 1719, engl. Prosaist und Dichter. Als ersterer schrieb er den <hi rendition="#i">Spectator</hi>, eine Wochenschrift, in welcher die Sitten und Verkehrtheiten der Zeit mit Geist und oft mit Humor dargestellt und gegeißelt wurden; der <hi rendition="#i">Spectator</hi> gilt noch als Muster für Schriften dieser Gattung. Als Dichter fand er besonders Beifall durch sein Gedicht auf die Schlacht von Blenheim, das ihm Pension und Anstellung eintrug. Unverdienten Ruhm erwarb ihm seine Tragödie &#x201E;Cato&#x201C;, die wegen politischer Anspielungen Glück machte. Addison war Wigh und wurde von den Staatsmännern seiner Partei zu verschiedenen Aemtern und 1717 zum Staatssecretär befördert, bewies sich aber unfähig zu solcher Stelle. Seine Heirath mit der verwittweten Gräfin Warwick war nicht glücklich. Er starb 1719 an der Brustwassersucht mit der Resignation eines Christen. Trefflich hat Th. B. Macaulay in seinen <hi rendition="#i">criticals essays</hi> die Leistungen und Erfolge Addisons charakterisirt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Additional</hi>, ergänzend, z. B. Additionalartikel eines Vertrags.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Adduciren</hi>, herbeiführen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Adductores</hi>, Anzieher, die Muskeln, durch welche ein Glied dem andern nahe gebracht wird.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">à decouvert</hi> (spr. decuwär), unbedeckt, wehrlos.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Adel</hi> (altdeutsch adal, d. i. Ursprung, Geschlecht), ein Stand, dessen Ursprung über alle Geschichte hinausreicht und sich bei jedem civilisirten Volke findet, einige amerikanische Republiken ausgenommen, die durch Losreißung von dem Mutterlande entstanden sind. Er kann seine Entstehung nur kriegerischer Auszeichnung verdanken, die ihren Lohn in der Ehre bei den Stammgenossen und in einem größeren Antheil an der Beute des Krieges und dem eroberten Lande erhielt. Als Grundlage des adeligen Standes erscheint eben darum in Monarchien wie in Republiken der Besitz, vorzüglich in Grundstücken, und der Waffendienst; der Besitz verbürgt das Gewicht in den eigentlich bürgerlichen Angelegenheiten, der Waffendienst aber erneuert fortwährend die Ehre und das Verdienst der Ahnen. Verliert der Adel seine Stellung als der große Grundbesitzer, zieht er sich von Politik und Krieg zurück, so hat er als Stand aufgehört, wenn ihm auch alle Titel bleiben. Dieses Schicksal bereitet ihm Verarmung durch Verschwendung oder Zersplitterung des Grundbesitzes, Mangel an Bildung, weil dieser Mangel die erfolgreiche Theilnahme an der Politik verwehrt, Entfremdung, welche den nationalen Interessen bewiesen wird, überhandnehmender unkriegerischer Geist, Herabwürdigung durch unehrenhafte Standesgenossen und durch Aufnahme unwürdiger Mitglieder. Der Adel kann nicht bestehen 1. in der Despotie; der Despote erhebt seinen Lieblingssklaven zum ersten Würdeträger und entehrt, beraubt oder tödtet den Sohn des Vaters, der die Heere des Reichs angeführt und dessen Schatzkammer verwaltet hat. 2. In der Demokratie, denn diese Staatsform besteht ja eben darin, daß sie allen Ständeunterschied aufhebt und Amt und Ehre nur auf
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0038] Adar, der 12. Monat des jüdischen Kalenders. a dato, von diesem Tage an. ad calendas Graecas, d. i. auf die griech. Kalenden (1. Monatstag), so viel als niemals, weil die Griechen bei den Römern als Lügner galten. Adcitation, Ladung eines Betheiligten zu einem Rechtsstreite durch den Richter; bleibt der Adcitat aus, so tritt das Contumacialverfahren gegen ihn ein. Adda (Addua der Römer), Fluß am Wormserjoch entspringend, durchfließt das Veltlin. Bildet den See von Como und Lecco, wird dann zur Noth schiffbar und fällt bei Retino in den Po. An der Adda liegen Lodi und Pizzighetone. ad decretum, nach Beschluß; ad deliberandum, zum Berathen. Addenda, Zusätze, Nachträge. Addi, 4. Monat des jüd. Kalend. Addiciren, zuerkennen, zuschlagen. ad dies vitae, d. i. auf Lebenszeit. Addington s. Sidmouth. Addiren, zusammenzählen, zuzählen, arithmetische Operation, ihr Zeichen + = plus (mehr). Addison (spr. Aeddisʼn), Joseph, geb. 1672, gest. 1719, engl. Prosaist und Dichter. Als ersterer schrieb er den Spectator, eine Wochenschrift, in welcher die Sitten und Verkehrtheiten der Zeit mit Geist und oft mit Humor dargestellt und gegeißelt wurden; der Spectator gilt noch als Muster für Schriften dieser Gattung. Als Dichter fand er besonders Beifall durch sein Gedicht auf die Schlacht von Blenheim, das ihm Pension und Anstellung eintrug. Unverdienten Ruhm erwarb ihm seine Tragödie „Cato“, die wegen politischer Anspielungen Glück machte. Addison war Wigh und wurde von den Staatsmännern seiner Partei zu verschiedenen Aemtern und 1717 zum Staatssecretär befördert, bewies sich aber unfähig zu solcher Stelle. Seine Heirath mit der verwittweten Gräfin Warwick war nicht glücklich. Er starb 1719 an der Brustwassersucht mit der Resignation eines Christen. Trefflich hat Th. B. Macaulay in seinen criticals essays die Leistungen und Erfolge Addisons charakterisirt. Additional, ergänzend, z. B. Additionalartikel eines Vertrags. Adduciren, herbeiführen. Adductores, Anzieher, die Muskeln, durch welche ein Glied dem andern nahe gebracht wird. à decouvert (spr. decuwär), unbedeckt, wehrlos. Adel (altdeutsch adal, d. i. Ursprung, Geschlecht), ein Stand, dessen Ursprung über alle Geschichte hinausreicht und sich bei jedem civilisirten Volke findet, einige amerikanische Republiken ausgenommen, die durch Losreißung von dem Mutterlande entstanden sind. Er kann seine Entstehung nur kriegerischer Auszeichnung verdanken, die ihren Lohn in der Ehre bei den Stammgenossen und in einem größeren Antheil an der Beute des Krieges und dem eroberten Lande erhielt. Als Grundlage des adeligen Standes erscheint eben darum in Monarchien wie in Republiken der Besitz, vorzüglich in Grundstücken, und der Waffendienst; der Besitz verbürgt das Gewicht in den eigentlich bürgerlichen Angelegenheiten, der Waffendienst aber erneuert fortwährend die Ehre und das Verdienst der Ahnen. Verliert der Adel seine Stellung als der große Grundbesitzer, zieht er sich von Politik und Krieg zurück, so hat er als Stand aufgehört, wenn ihm auch alle Titel bleiben. Dieses Schicksal bereitet ihm Verarmung durch Verschwendung oder Zersplitterung des Grundbesitzes, Mangel an Bildung, weil dieser Mangel die erfolgreiche Theilnahme an der Politik verwehrt, Entfremdung, welche den nationalen Interessen bewiesen wird, überhandnehmender unkriegerischer Geist, Herabwürdigung durch unehrenhafte Standesgenossen und durch Aufnahme unwürdiger Mitglieder. Der Adel kann nicht bestehen 1. in der Despotie; der Despote erhebt seinen Lieblingssklaven zum ersten Würdeträger und entehrt, beraubt oder tödtet den Sohn des Vaters, der die Heere des Reichs angeführt und dessen Schatzkammer verwaltet hat. 2. In der Demokratie, denn diese Staatsform besteht ja eben darin, daß sie allen Ständeunterschied aufhebt und Amt und Ehre nur auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:14Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/38
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/38>, abgerufen am 27.11.2024.