Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

Zeit die schiedsrichterliche Gewalt der Bischöfe in Rechtsstreitigkeiten der Gläubigen.


Audienz, die Unterredung, welche ein Regent jemanden in Geschäften oder als Ehrenbezeugung gewährt.


Audierne, franz. Stadt im Depart. Finisterre an einer gefährlichen Bai, 1500 E., Hafen, Leuchtthurm, Schifffahrtsschule.


Audiffredi, geb. 1714, gest. 1794, gelehrter Dominikaner, durch seinen Catalog der casanatischen Bibliothek zu Rom sowie der röm. Ausgaben aus dem 15. Jahrh. als Bibliograph ersten Ranges anerkannt; er war auch in der Astronomie thätig.


Auditor, in deutschen Heeren ein Rechtsbeamter, welcher die Untersuchungen führt und überhaupt das rechtliche Verfahren einleitet; von Karl V. aus Spanien gebracht.


Auditorium, Hörsaal, die Zuhörer.


Audouin (Oding), Jean Victor, geb. 1797, gest. zu Paris 1841, 1833 Professor an dem Museum, ein angesehener Zoolog; seine Schriften sind zahlreich und für die Entwicklung dieses Theils der Naturgeschichte von Bedeutung.


Audran (Odrang), Gerard, berühmter franz. Kupferstecher, geb. 1604 zu Lyon, gest. 1703; er stach die bedeutendsten Werke des Malers Lebrun.


Audubon, John James, geb. 1790 zu Neworleans, studirte die Vögel Nordamerikas, beschrieb, zeichnete sie und gab darüber ein Prachtwerk heraus.


Aue, vom altdeutschen Aha, Fluß, ist wasserumflossenes Land, Insel, feuchter Grund, Wiese. Viele Ortsnamen sind daraus gebildet.


Aue, sächs. Stadt bei Zwickau, 1500 E., große Spinnerei, Silber- und Zinnhütte, Eisenwerke, Schwefel- und Salpetersäurefabrik.


Auer, Alois, geb. zu Wels 1813, Buchdrucker und Gelehrter, seit 1841 Direktor der Hof- und Staatsbuchdruckerei in Wien; ein Beweis, wie er seine Kunst zu vervollkommnen strebt, ist das "Urkundenbuch des Benediktinerstifts Kremsmünster", ein in typographischer und historischer Beziehung hochanzuschlagendes Werk. A. erfand 1853 den Naturfarbendruck, eine vielversprechende Erfindung für das naturhistorische Studium.


Auerbach, Stadt in Sachsen bei Zwickau, 3800 E., mit bedeutender Industrie in Baumwolle. - Stadt in der bayer. Oberpfalz, 1600 E. - Marktflecken im Großherzogthum Hessen, 1650 E., Sommerresidenz des Großherzogs, Mineralquelle.


Auerbach, Berthold, 1812 zu Nordstetten auf dem württemb. Schwarzwald geb., jüdischer Herkunft, studirte in Tübingen Philosophie und jüdische Theologie, und gab sich später ausschließlich literarischer Thätigkeit hin. Schriften: "das Judenthum und die neueste Literatur"; "Spinoza", ein Roman wie "Dichter und Kaufmann", "Spinozas sämmtl. Werke", eine Uebersetzung; "Schwarzwälder Dorfgeschichten", 2 Bde., zu denen 1853 noch ein dritter gekommen ist; "der Gevattersmann", Kalender; "Schrift und Volk", "deutsche Abende", "Andre Hofer", Trauerspiel, "neues Leben", Roman. Durch seine Dorfgeschichten hat sich A. einen Namen erworben, denn seine ersten Arbeiten blieben unbekannt; in den Dorfgeschichten ist mancher lebens- und naturwahre Zug, insofern an Immermanns trefflichen "Münchhausen" erinnernd, den A. nachahmt, aber süddeutsch ausprägt; im Ganzen aber sind A.s Landleute verzeichnet. Daher sind die Dorfgeschichten in Baden und Württemberg so wenig populär geworden, als sein "Gevattersmann" es zu werden vermochte; sie ziehen mehr die höheren Stände an, denen das Landvolk in der Regel nur in einzelnen Richtungen bekannt ist. In den Dorfgeschichten zieht sich bereits als rother Faden die Abneigung gegen die Kirche durch und die Geistlichen müssen zu Porträten sitzen, in denen bald der Köhlerglaube, gepaart mit derbem Lebensgenuß, bald schwärmerische Bornirtheit oder kalter, berechnender Fanatismus die Grundzüge herleiht. Die Dorfgeschichten sind im Grunde, wie die meisten Romane von Zschokke, eine Empfehlung des Rationalismus für Katholiken, Protestanten und Juden. Der 3. Theil ist vollständig mißlungen, ebenso

Zeit die schiedsrichterliche Gewalt der Bischöfe in Rechtsstreitigkeiten der Gläubigen.


Audienz, die Unterredung, welche ein Regent jemanden in Geschäften oder als Ehrenbezeugung gewährt.


Audierne, franz. Stadt im Depart. Finisterre an einer gefährlichen Bai, 1500 E., Hafen, Leuchtthurm, Schifffahrtsschule.


Audiffredi, geb. 1714, gest. 1794, gelehrter Dominikaner, durch seinen Catalog der casanatischen Bibliothek zu Rom sowie der röm. Ausgaben aus dem 15. Jahrh. als Bibliograph ersten Ranges anerkannt; er war auch in der Astronomie thätig.


Auditor, in deutschen Heeren ein Rechtsbeamter, welcher die Untersuchungen führt und überhaupt das rechtliche Verfahren einleitet; von Karl V. aus Spanien gebracht.


Auditorium, Hörsaal, die Zuhörer.


Audouin (Oding), Jean Victor, geb. 1797, gest. zu Paris 1841, 1833 Professor an dem Museum, ein angesehener Zoolog; seine Schriften sind zahlreich und für die Entwicklung dieses Theils der Naturgeschichte von Bedeutung.


Audran (Odrang), Gérard, berühmter franz. Kupferstecher, geb. 1604 zu Lyon, gest. 1703; er stach die bedeutendsten Werke des Malers Lebrun.


Audubon, John James, geb. 1790 zu Neworleans, studirte die Vögel Nordamerikas, beschrieb, zeichnete sie und gab darüber ein Prachtwerk heraus.


Aue, vom altdeutschen Aha, Fluß, ist wasserumflossenes Land, Insel, feuchter Grund, Wiese. Viele Ortsnamen sind daraus gebildet.


Aue, sächs. Stadt bei Zwickau, 1500 E., große Spinnerei, Silber- und Zinnhütte, Eisenwerke, Schwefel- und Salpetersäurefabrik.


Auer, Alois, geb. zu Wels 1813, Buchdrucker und Gelehrter, seit 1841 Direktor der Hof- und Staatsbuchdruckerei in Wien; ein Beweis, wie er seine Kunst zu vervollkommnen strebt, ist das „Urkundenbuch des Benediktinerstifts Kremsmünster“, ein in typographischer und historischer Beziehung hochanzuschlagendes Werk. A. erfand 1853 den Naturfarbendruck, eine vielversprechende Erfindung für das naturhistorische Studium.


Auerbach, Stadt in Sachsen bei Zwickau, 3800 E., mit bedeutender Industrie in Baumwolle. – Stadt in der bayer. Oberpfalz, 1600 E. – Marktflecken im Großherzogthum Hessen, 1650 E., Sommerresidenz des Großherzogs, Mineralquelle.


Auerbach, Berthold, 1812 zu Nordstetten auf dem württemb. Schwarzwald geb., jüdischer Herkunft, studirte in Tübingen Philosophie und jüdische Theologie, und gab sich später ausschließlich literarischer Thätigkeit hin. Schriften: „das Judenthum und die neueste Literatur“; „Spinoza“, ein Roman wie „Dichter und Kaufmann“, „Spinozas sämmtl. Werke“, eine Uebersetzung; „Schwarzwälder Dorfgeschichten“, 2 Bde., zu denen 1853 noch ein dritter gekommen ist; „der Gevattersmann“, Kalender; „Schrift und Volk“, „deutsche Abende“, „Andre Hofer“, Trauerspiel, „neues Leben“, Roman. Durch seine Dorfgeschichten hat sich A. einen Namen erworben, denn seine ersten Arbeiten blieben unbekannt; in den Dorfgeschichten ist mancher lebens- und naturwahre Zug, insofern an Immermanns trefflichen „Münchhausen“ erinnernd, den A. nachahmt, aber süddeutsch ausprägt; im Ganzen aber sind A.s Landleute verzeichnet. Daher sind die Dorfgeschichten in Baden und Württemberg so wenig populär geworden, als sein „Gevattersmann“ es zu werden vermochte; sie ziehen mehr die höheren Stände an, denen das Landvolk in der Regel nur in einzelnen Richtungen bekannt ist. In den Dorfgeschichten zieht sich bereits als rother Faden die Abneigung gegen die Kirche durch und die Geistlichen müssen zu Porträten sitzen, in denen bald der Köhlerglaube, gepaart mit derbem Lebensgenuß, bald schwärmerische Bornirtheit oder kalter, berechnender Fanatismus die Grundzüge herleiht. Die Dorfgeschichten sind im Grunde, wie die meisten Romane von Zschokke, eine Empfehlung des Rationalismus für Katholiken, Protestanten und Juden. Der 3. Theil ist vollständig mißlungen, ebenso

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0323" n="322"/>
Zeit die schiedsrichterliche Gewalt der Bischöfe in Rechtsstreitigkeiten der Gläubigen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Audienz</hi>, die Unterredung, welche ein Regent jemanden in Geschäften oder als Ehrenbezeugung gewährt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Audierne</hi>, franz. Stadt im Depart. Finisterre an einer gefährlichen Bai, 1500 E., Hafen, Leuchtthurm, Schifffahrtsschule.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Audiffredi</hi>, geb. 1714, gest. 1794, gelehrter Dominikaner, durch seinen Catalog der casanatischen Bibliothek zu Rom sowie der röm. Ausgaben aus dem 15. Jahrh. als Bibliograph ersten Ranges anerkannt; er war auch in der Astronomie thätig.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Auditor</hi>, in deutschen Heeren ein Rechtsbeamter, welcher die Untersuchungen führt und überhaupt das rechtliche Verfahren einleitet; von Karl V. aus Spanien gebracht.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Auditorium</hi>, Hörsaal, die Zuhörer.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Audouin</hi> (Oding), Jean Victor, geb. 1797, gest. zu Paris 1841, 1833 Professor an dem Museum, ein angesehener Zoolog; seine Schriften sind zahlreich und für die Entwicklung dieses Theils der Naturgeschichte von Bedeutung.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Audran</hi> (Odrang), Gérard, berühmter franz. Kupferstecher, geb. 1604 zu Lyon, gest. 1703; er stach die bedeutendsten Werke des Malers Lebrun.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Audubon</hi>, John James, geb. 1790 zu Neworleans, studirte die Vögel Nordamerikas, beschrieb, zeichnete sie und gab darüber ein Prachtwerk heraus.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Aue</hi>, vom altdeutschen Aha, Fluß, ist wasserumflossenes Land, Insel, feuchter Grund, Wiese. Viele Ortsnamen sind daraus gebildet.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Aue</hi>, sächs. Stadt bei Zwickau, 1500 E., große Spinnerei, Silber- und Zinnhütte, Eisenwerke, Schwefel- und Salpetersäurefabrik.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Auer</hi>, Alois, geb. zu Wels 1813, Buchdrucker und Gelehrter, seit 1841 Direktor der Hof- und Staatsbuchdruckerei in Wien; ein Beweis, wie er seine Kunst zu vervollkommnen strebt, ist das &#x201E;Urkundenbuch des Benediktinerstifts Kremsmünster&#x201C;, ein in typographischer und historischer Beziehung hochanzuschlagendes Werk. A. erfand 1853 den Naturfarbendruck, eine vielversprechende Erfindung für das naturhistorische Studium.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Auerbach</hi>, Stadt in Sachsen bei Zwickau, 3800 E., mit bedeutender Industrie in Baumwolle. &#x2013; Stadt in der bayer. Oberpfalz, 1600 E. &#x2013; Marktflecken im Großherzogthum Hessen, 1650 E., Sommerresidenz des Großherzogs, Mineralquelle.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Auerbach</hi>, Berthold, 1812 zu Nordstetten auf dem württemb. Schwarzwald geb., jüdischer Herkunft, studirte in Tübingen Philosophie und jüdische Theologie, und gab sich später ausschließlich literarischer Thätigkeit hin. Schriften: &#x201E;das Judenthum und die neueste Literatur&#x201C;; &#x201E;Spinoza&#x201C;, ein Roman wie &#x201E;Dichter und Kaufmann&#x201C;, &#x201E;Spinozas sämmtl. Werke&#x201C;, eine Uebersetzung; &#x201E;Schwarzwälder Dorfgeschichten&#x201C;, 2 Bde., zu denen 1853 noch ein dritter gekommen ist; &#x201E;der Gevattersmann&#x201C;, Kalender; &#x201E;Schrift und Volk&#x201C;, &#x201E;deutsche Abende&#x201C;, &#x201E;Andre Hofer&#x201C;, Trauerspiel, &#x201E;neues Leben&#x201C;, Roman. Durch seine Dorfgeschichten hat sich A. einen Namen erworben, denn seine ersten Arbeiten blieben unbekannt; in den Dorfgeschichten ist mancher lebens- und naturwahre Zug, insofern an Immermanns trefflichen &#x201E;Münchhausen&#x201C; erinnernd, den A. nachahmt, aber süddeutsch ausprägt; im Ganzen aber sind A.s Landleute verzeichnet. Daher sind die Dorfgeschichten in Baden und Württemberg so wenig populär geworden, als sein &#x201E;Gevattersmann&#x201C; es zu werden vermochte; sie ziehen mehr die höheren Stände an, denen das Landvolk in der Regel nur in einzelnen Richtungen bekannt ist. In den Dorfgeschichten zieht sich bereits als rother Faden die Abneigung gegen die Kirche durch und die Geistlichen müssen zu Porträten sitzen, in denen bald der Köhlerglaube, gepaart mit derbem Lebensgenuß, bald schwärmerische Bornirtheit oder kalter, berechnender Fanatismus die Grundzüge herleiht. Die Dorfgeschichten sind im Grunde, wie die meisten Romane von Zschokke, eine Empfehlung des Rationalismus für Katholiken, Protestanten und Juden. Der 3. Theil ist vollständig mißlungen, ebenso
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[322/0323] Zeit die schiedsrichterliche Gewalt der Bischöfe in Rechtsstreitigkeiten der Gläubigen. Audienz, die Unterredung, welche ein Regent jemanden in Geschäften oder als Ehrenbezeugung gewährt. Audierne, franz. Stadt im Depart. Finisterre an einer gefährlichen Bai, 1500 E., Hafen, Leuchtthurm, Schifffahrtsschule. Audiffredi, geb. 1714, gest. 1794, gelehrter Dominikaner, durch seinen Catalog der casanatischen Bibliothek zu Rom sowie der röm. Ausgaben aus dem 15. Jahrh. als Bibliograph ersten Ranges anerkannt; er war auch in der Astronomie thätig. Auditor, in deutschen Heeren ein Rechtsbeamter, welcher die Untersuchungen führt und überhaupt das rechtliche Verfahren einleitet; von Karl V. aus Spanien gebracht. Auditorium, Hörsaal, die Zuhörer. Audouin (Oding), Jean Victor, geb. 1797, gest. zu Paris 1841, 1833 Professor an dem Museum, ein angesehener Zoolog; seine Schriften sind zahlreich und für die Entwicklung dieses Theils der Naturgeschichte von Bedeutung. Audran (Odrang), Gérard, berühmter franz. Kupferstecher, geb. 1604 zu Lyon, gest. 1703; er stach die bedeutendsten Werke des Malers Lebrun. Audubon, John James, geb. 1790 zu Neworleans, studirte die Vögel Nordamerikas, beschrieb, zeichnete sie und gab darüber ein Prachtwerk heraus. Aue, vom altdeutschen Aha, Fluß, ist wasserumflossenes Land, Insel, feuchter Grund, Wiese. Viele Ortsnamen sind daraus gebildet. Aue, sächs. Stadt bei Zwickau, 1500 E., große Spinnerei, Silber- und Zinnhütte, Eisenwerke, Schwefel- und Salpetersäurefabrik. Auer, Alois, geb. zu Wels 1813, Buchdrucker und Gelehrter, seit 1841 Direktor der Hof- und Staatsbuchdruckerei in Wien; ein Beweis, wie er seine Kunst zu vervollkommnen strebt, ist das „Urkundenbuch des Benediktinerstifts Kremsmünster“, ein in typographischer und historischer Beziehung hochanzuschlagendes Werk. A. erfand 1853 den Naturfarbendruck, eine vielversprechende Erfindung für das naturhistorische Studium. Auerbach, Stadt in Sachsen bei Zwickau, 3800 E., mit bedeutender Industrie in Baumwolle. – Stadt in der bayer. Oberpfalz, 1600 E. – Marktflecken im Großherzogthum Hessen, 1650 E., Sommerresidenz des Großherzogs, Mineralquelle. Auerbach, Berthold, 1812 zu Nordstetten auf dem württemb. Schwarzwald geb., jüdischer Herkunft, studirte in Tübingen Philosophie und jüdische Theologie, und gab sich später ausschließlich literarischer Thätigkeit hin. Schriften: „das Judenthum und die neueste Literatur“; „Spinoza“, ein Roman wie „Dichter und Kaufmann“, „Spinozas sämmtl. Werke“, eine Uebersetzung; „Schwarzwälder Dorfgeschichten“, 2 Bde., zu denen 1853 noch ein dritter gekommen ist; „der Gevattersmann“, Kalender; „Schrift und Volk“, „deutsche Abende“, „Andre Hofer“, Trauerspiel, „neues Leben“, Roman. Durch seine Dorfgeschichten hat sich A. einen Namen erworben, denn seine ersten Arbeiten blieben unbekannt; in den Dorfgeschichten ist mancher lebens- und naturwahre Zug, insofern an Immermanns trefflichen „Münchhausen“ erinnernd, den A. nachahmt, aber süddeutsch ausprägt; im Ganzen aber sind A.s Landleute verzeichnet. Daher sind die Dorfgeschichten in Baden und Württemberg so wenig populär geworden, als sein „Gevattersmann“ es zu werden vermochte; sie ziehen mehr die höheren Stände an, denen das Landvolk in der Regel nur in einzelnen Richtungen bekannt ist. In den Dorfgeschichten zieht sich bereits als rother Faden die Abneigung gegen die Kirche durch und die Geistlichen müssen zu Porträten sitzen, in denen bald der Köhlerglaube, gepaart mit derbem Lebensgenuß, bald schwärmerische Bornirtheit oder kalter, berechnender Fanatismus die Grundzüge herleiht. Die Dorfgeschichten sind im Grunde, wie die meisten Romane von Zschokke, eine Empfehlung des Rationalismus für Katholiken, Protestanten und Juden. Der 3. Theil ist vollständig mißlungen, ebenso

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-08-19T11:47:14Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-08-19T11:47:14Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/323
Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/323>, abgerufen am 24.11.2024.