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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Sultane gegen das mitelländ. Meer und Aegypten vor, von denen uns die Bibel den Phul, Tiglat Pilesar, Salmanassar, Senaharib und Asarhaddon nennt, deren Namen Layard auch in den Inschriften aufgefunden haben will. Allein schon gegen Senaharib empörten sich die Meder unter Dejoces, die Babylonier versuchten ebenfalls sich selbstständig zu machen, diesmal jedoch vergeblich. Dagegen dehnten die Meder ihre Eroberungen in das assyr. Reich hinein aus, und deren kriegerischer König Cyaxaras eroberte mit dem verbündeten Nabopolassar um 610 v. Chr. Ninive, nachdem sich der letzte assyr. Sultan, Sarak, mit seinem Palaste verbrannt hatte. Zwar erscheint Ninive auch nach dieser Zerstörung als eine Stadt, was bei seiner günstigen Lage und dem reichlich vorhandenen Baumateriale erklärlich ist, allein Herrscherstadt wurde es nicht mehr, diese Rolle spielte nun Babylon, bis auch seine Zeit gekommen war. - Den Anfang der Untersuchungen über die Reste der assyr. Bauten, die sich meistens als überwachsene Hügel zeigen, machte der franz. Consul Botta in Mosul, indem er bei Chorsabad die verschütteten Reste eines Palastes aufdeckte; ihm sind Rouet und Place durch Ausgrabungen zu Maltaijah und im Schendakgebirge und Layard zu Nimrud und Kojundschik nachgefolgt. Die Form der Paläste ist immer ein ungeheures Viereck mit einem monumentalen Eingang in der Mitte jeder Facade. An jeder Pforte des zu Chorsabad ausgegrabenen Palastes stand ein kolossaler Stier mit einem Menschenkopfe und einer Inschrift zwischen den Beinen; die Verbindung des Menschen mit der Thiergestalt erscheint auch sonst ungemein häufig. Außer den monumentalen Bildwerken werden eine Menge Sculpturen, Gemälde, Inschriften, Geräthe und Zierrathen aus Glas, Elfenbein, Metall, Holz u. s. w., Waffen, Töpfe u. dergl. zu Tage gefördert. Säulen und Gewölbe scheinen die Assyrer nicht gekannt zu haben. Ihre Abbildungen von Menschen und Thieren zeigen eine nicht geringe Kunstfertigkeit; wir erhalten durch diese Darstellungen ein Bild des assyr. Lebens, vom Hofe, von den Gastmählern, von Schlachten und Belagerungen. Die Inschriften sind in der Keilschrift geschrieben, meistentheils auf Thoncylinder oder Thonplatten, wie wir bereits von griech. Schriftstellern wissen; man hat diese massenweise aufgefunden, in London und Paris liegen bereits ganze Archive und die Entzifferung derselben, die nach gelungenen Anfängen ohne Zweifel zu Stande kommen wird, verheißt einen wesentlichen Beitrag zu der Geschichte des Alterthums. Botta und Layard haben ihre Entdeckungen in eigenen Werken bekannt gemacht und Layard theilt seine gewonnenen Resultate, oft nur Ansichten, in öffentlichen Vorlesungen mit.


Ast, Georg Ant. Frdr., geb. zu Gotha 1778, gest. als Professor zu München 1841, ausgezeichneter klassischer Philolog, auch Schriftsteller über alte und neue Philosophie. Seine bedeutendste Arbeit ist die vollständige Ausgabe des Platon mit Commentar, Lexikon und Uebersetzung.


Astacus, Gattung der langschwänzigen Krebse; Astacolithen, Versteinerungen von solchen Krebsen.


Astarte, eine Göttin der semitischen Stämme, die Mondgöttin, also der Artemis und Diana entsprechend; ihr Dienst artete besonders bei den Phöniciern zu einem mit öffentlicher Ausschweifung aus; diese Gottheit gewann auch bei den abtrünnigen Israeliten ihre Verehrer.


Asteismus, was das lat. Urbanität, eigentlich städtisches, seines Benehmen, gegenüber der Agroikie oder Rusticität, dem bäuerischen Benehmen; Witz, Spötterei.


Astenberg, der höchste Berg im preuß. Westfalen, 2625' hoch; auf seiner unbewaldeten Spitze stand einst ein angesehener Freistuhl.


Aster, Sternblume, s. Compositae und Rabattenpflanzen 1 und 3.


Aster, Ernst Ludwig, geb. 1778 zu Dresden, diente zuerst Sachsen und bis 1815 den mit Sachsen verbündeten Franzosen, von 1815 an Preußen, wurde General, Inspector der Festungen, Mitglied des Staatsraths, ist einer der gelehrtesten

Sultane gegen das mitelländ. Meer und Aegypten vor, von denen uns die Bibel den Phul, Tiglat Pilesar, Salmanassar, Senaharib und Asarhaddon nennt, deren Namen Layard auch in den Inschriften aufgefunden haben will. Allein schon gegen Senaharib empörten sich die Meder unter Dejoces, die Babylonier versuchten ebenfalls sich selbstständig zu machen, diesmal jedoch vergeblich. Dagegen dehnten die Meder ihre Eroberungen in das assyr. Reich hinein aus, und deren kriegerischer König Cyaxaras eroberte mit dem verbündeten Nabopolassar um 610 v. Chr. Ninive, nachdem sich der letzte assyr. Sultan, Sarak, mit seinem Palaste verbrannt hatte. Zwar erscheint Ninive auch nach dieser Zerstörung als eine Stadt, was bei seiner günstigen Lage und dem reichlich vorhandenen Baumateriale erklärlich ist, allein Herrscherstadt wurde es nicht mehr, diese Rolle spielte nun Babylon, bis auch seine Zeit gekommen war. – Den Anfang der Untersuchungen über die Reste der assyr. Bauten, die sich meistens als überwachsene Hügel zeigen, machte der franz. Consul Botta in Mosul, indem er bei Chorsabad die verschütteten Reste eines Palastes aufdeckte; ihm sind Rouet und Place durch Ausgrabungen zu Maltaijah und im Schendakgebirge und Layard zu Nimrud und Kojundschik nachgefolgt. Die Form der Paläste ist immer ein ungeheures Viereck mit einem monumentalen Eingang in der Mitte jeder Façade. An jeder Pforte des zu Chorsabad ausgegrabenen Palastes stand ein kolossaler Stier mit einem Menschenkopfe und einer Inschrift zwischen den Beinen; die Verbindung des Menschen mit der Thiergestalt erscheint auch sonst ungemein häufig. Außer den monumentalen Bildwerken werden eine Menge Sculpturen, Gemälde, Inschriften, Geräthe und Zierrathen aus Glas, Elfenbein, Metall, Holz u. s. w., Waffen, Töpfe u. dergl. zu Tage gefördert. Säulen und Gewölbe scheinen die Assyrer nicht gekannt zu haben. Ihre Abbildungen von Menschen und Thieren zeigen eine nicht geringe Kunstfertigkeit; wir erhalten durch diese Darstellungen ein Bild des assyr. Lebens, vom Hofe, von den Gastmählern, von Schlachten und Belagerungen. Die Inschriften sind in der Keilschrift geschrieben, meistentheils auf Thoncylinder oder Thonplatten, wie wir bereits von griech. Schriftstellern wissen; man hat diese massenweise aufgefunden, in London und Paris liegen bereits ganze Archive und die Entzifferung derselben, die nach gelungenen Anfängen ohne Zweifel zu Stande kommen wird, verheißt einen wesentlichen Beitrag zu der Geschichte des Alterthums. Botta und Layard haben ihre Entdeckungen in eigenen Werken bekannt gemacht und Layard theilt seine gewonnenen Resultate, oft nur Ansichten, in öffentlichen Vorlesungen mit.


Ast, Georg Ant. Frdr., geb. zu Gotha 1778, gest. als Professor zu München 1841, ausgezeichneter klassischer Philolog, auch Schriftsteller über alte und neue Philosophie. Seine bedeutendste Arbeit ist die vollständige Ausgabe des Platon mit Commentar, Lexikon und Uebersetzung.


Astacus, Gattung der langschwänzigen Krebse; Astacolithen, Versteinerungen von solchen Krebsen.


Astarte, eine Göttin der semitischen Stämme, die Mondgöttin, also der Artemis und Diana entsprechend; ihr Dienst artete besonders bei den Phöniciern zu einem mit öffentlicher Ausschweifung aus; diese Gottheit gewann auch bei den abtrünnigen Israeliten ihre Verehrer.


Asteismus, was das lat. Urbanität, eigentlich städtisches, seines Benehmen, gegenüber der Agroikie oder Rusticität, dem bäuerischen Benehmen; Witz, Spötterei.


Astenberg, der höchste Berg im preuß. Westfalen, 2625' hoch; auf seiner unbewaldeten Spitze stand einst ein angesehener Freistuhl.


Aster, Sternblume, s. Compositae und Rabattenpflanzen 1 und 3.


Aster, Ernst Ludwig, geb. 1778 zu Dresden, diente zuerst Sachsen und bis 1815 den mit Sachsen verbündeten Franzosen, von 1815 an Preußen, wurde General, Inspector der Festungen, Mitglied des Staatsraths, ist einer der gelehrtesten

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Sultane gegen das mitelländ. Meer und Aegypten vor, von denen uns die Bibel den Phul, Tiglat Pilesar, Salmanassar, Senaharib und Asarhaddon nennt, deren Namen Layard auch in den Inschriften aufgefunden haben will. Allein schon gegen Senaharib empörten sich die Meder unter Dejoces, die Babylonier versuchten ebenfalls sich selbstständig zu machen, diesmal jedoch vergeblich. Dagegen dehnten die Meder ihre Eroberungen in das assyr. Reich hinein aus, und deren kriegerischer König Cyaxaras eroberte mit dem verbündeten Nabopolassar um 610 v. Chr. Ninive, nachdem sich der letzte assyr. Sultan, Sarak, mit seinem Palaste verbrannt hatte. Zwar erscheint Ninive auch nach dieser Zerstörung als eine Stadt, was bei seiner günstigen Lage und dem reichlich vorhandenen Baumateriale erklärlich ist, allein Herrscherstadt wurde es nicht mehr, diese Rolle spielte nun Babylon, bis auch seine Zeit gekommen war. &#x2013; Den Anfang der Untersuchungen über die Reste der assyr. Bauten, die sich meistens als überwachsene Hügel zeigen, machte der franz. Consul Botta in Mosul, indem er bei Chorsabad die verschütteten Reste eines Palastes aufdeckte; ihm sind Rouet und Place durch Ausgrabungen zu Maltaijah und im Schendakgebirge und Layard zu Nimrud und Kojundschik nachgefolgt. Die Form der Paläste ist immer ein ungeheures Viereck mit einem monumentalen Eingang in der Mitte jeder Façade. An jeder Pforte des zu Chorsabad ausgegrabenen Palastes stand ein kolossaler Stier mit einem Menschenkopfe und einer Inschrift zwischen den Beinen; die Verbindung des Menschen mit der Thiergestalt erscheint auch sonst ungemein häufig. Außer den monumentalen Bildwerken werden eine Menge Sculpturen, Gemälde, Inschriften, Geräthe und Zierrathen aus Glas, Elfenbein, Metall, Holz u. s. w., Waffen, Töpfe u. dergl. zu Tage gefördert. Säulen und Gewölbe scheinen die Assyrer nicht gekannt zu haben. Ihre Abbildungen von Menschen und Thieren zeigen eine nicht geringe Kunstfertigkeit; wir erhalten durch diese Darstellungen ein Bild des assyr. Lebens, vom Hofe, von den Gastmählern, von Schlachten und Belagerungen. Die Inschriften sind in der Keilschrift geschrieben, meistentheils auf Thoncylinder oder Thonplatten, wie wir bereits von griech. Schriftstellern wissen; man hat diese massenweise aufgefunden, in London und Paris liegen bereits ganze Archive und die Entzifferung derselben, die nach gelungenen Anfängen ohne Zweifel zu Stande kommen wird, verheißt einen wesentlichen Beitrag zu der Geschichte des Alterthums. Botta und Layard haben ihre Entdeckungen in eigenen Werken bekannt gemacht und Layard theilt seine gewonnenen Resultate, oft nur Ansichten, in öffentlichen Vorlesungen mit.</p><lb/>
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[298/0299] Sultane gegen das mitelländ. Meer und Aegypten vor, von denen uns die Bibel den Phul, Tiglat Pilesar, Salmanassar, Senaharib und Asarhaddon nennt, deren Namen Layard auch in den Inschriften aufgefunden haben will. Allein schon gegen Senaharib empörten sich die Meder unter Dejoces, die Babylonier versuchten ebenfalls sich selbstständig zu machen, diesmal jedoch vergeblich. Dagegen dehnten die Meder ihre Eroberungen in das assyr. Reich hinein aus, und deren kriegerischer König Cyaxaras eroberte mit dem verbündeten Nabopolassar um 610 v. Chr. Ninive, nachdem sich der letzte assyr. Sultan, Sarak, mit seinem Palaste verbrannt hatte. Zwar erscheint Ninive auch nach dieser Zerstörung als eine Stadt, was bei seiner günstigen Lage und dem reichlich vorhandenen Baumateriale erklärlich ist, allein Herrscherstadt wurde es nicht mehr, diese Rolle spielte nun Babylon, bis auch seine Zeit gekommen war. – Den Anfang der Untersuchungen über die Reste der assyr. Bauten, die sich meistens als überwachsene Hügel zeigen, machte der franz. Consul Botta in Mosul, indem er bei Chorsabad die verschütteten Reste eines Palastes aufdeckte; ihm sind Rouet und Place durch Ausgrabungen zu Maltaijah und im Schendakgebirge und Layard zu Nimrud und Kojundschik nachgefolgt. Die Form der Paläste ist immer ein ungeheures Viereck mit einem monumentalen Eingang in der Mitte jeder Façade. An jeder Pforte des zu Chorsabad ausgegrabenen Palastes stand ein kolossaler Stier mit einem Menschenkopfe und einer Inschrift zwischen den Beinen; die Verbindung des Menschen mit der Thiergestalt erscheint auch sonst ungemein häufig. Außer den monumentalen Bildwerken werden eine Menge Sculpturen, Gemälde, Inschriften, Geräthe und Zierrathen aus Glas, Elfenbein, Metall, Holz u. s. w., Waffen, Töpfe u. dergl. zu Tage gefördert. Säulen und Gewölbe scheinen die Assyrer nicht gekannt zu haben. Ihre Abbildungen von Menschen und Thieren zeigen eine nicht geringe Kunstfertigkeit; wir erhalten durch diese Darstellungen ein Bild des assyr. Lebens, vom Hofe, von den Gastmählern, von Schlachten und Belagerungen. Die Inschriften sind in der Keilschrift geschrieben, meistentheils auf Thoncylinder oder Thonplatten, wie wir bereits von griech. Schriftstellern wissen; man hat diese massenweise aufgefunden, in London und Paris liegen bereits ganze Archive und die Entzifferung derselben, die nach gelungenen Anfängen ohne Zweifel zu Stande kommen wird, verheißt einen wesentlichen Beitrag zu der Geschichte des Alterthums. Botta und Layard haben ihre Entdeckungen in eigenen Werken bekannt gemacht und Layard theilt seine gewonnenen Resultate, oft nur Ansichten, in öffentlichen Vorlesungen mit. Ast, Georg Ant. Frdr., geb. zu Gotha 1778, gest. als Professor zu München 1841, ausgezeichneter klassischer Philolog, auch Schriftsteller über alte und neue Philosophie. Seine bedeutendste Arbeit ist die vollständige Ausgabe des Platon mit Commentar, Lexikon und Uebersetzung. Astacus, Gattung der langschwänzigen Krebse; Astacolithen, Versteinerungen von solchen Krebsen. Astarte, eine Göttin der semitischen Stämme, die Mondgöttin, also der Artemis und Diana entsprechend; ihr Dienst artete besonders bei den Phöniciern zu einem mit öffentlicher Ausschweifung aus; diese Gottheit gewann auch bei den abtrünnigen Israeliten ihre Verehrer. Asteismus, was das lat. Urbanität, eigentlich städtisches, seines Benehmen, gegenüber der Agroikie oder Rusticität, dem bäuerischen Benehmen; Witz, Spötterei. Astenberg, der höchste Berg im preuß. Westfalen, 2625' hoch; auf seiner unbewaldeten Spitze stand einst ein angesehener Freistuhl. Aster, Sternblume, s. Compositae und Rabattenpflanzen 1 und 3. Aster, Ernst Ludwig, geb. 1778 zu Dresden, diente zuerst Sachsen und bis 1815 den mit Sachsen verbündeten Franzosen, von 1815 an Preußen, wurde General, Inspector der Festungen, Mitglied des Staatsraths, ist einer der gelehrtesten

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 1. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon01_1857/299>, abgerufen am 25.11.2024.