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Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 30. Burg/Berlin, 1837.

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[Abbildung] Schaffhausen.
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Schaffhausen.

Unstreitig dankt dem Rheinfall auch die Schwei-
zerstadt Schaffhausen ihren Ursprung. Sie trägt
Schnitt und Form einer ehemaligen, kleinen Reichsstadt.
Wegen des Wassersturzes beim Felsen von Laufen wur-
den hier die vom Bodensee kommenden Waaren in alter
Zeit umgeladen. Man nannte den Ort von den Ma-
gazinen und Wohnungen der Schiffer Scaphhusen,
Schaffhausen, (Schiffhausen) . Das Gewerbe der Schif-
fer und der Waarenverkehr verwandelte den Ort zu ei-
nem Flecken mit Jahrmärkten. Adel wohnte auf den
Schlössern des Hegau's und Kettgau's in der Nähe.
Bald kam auch eine Abtei aller Heiligen dazu (im Jahr
1052) und dreißig Jahre später ein Agnesenkloster.
Jm dreizehnten Jahrhundert umgürtete sich der Flecken
mit Ringmauern und ward eine Stadt, und sogar eine
Reichsstadt, deren rührige Bürger Wirren und Fehden
des Mittelalters zu benutzen verstanden. Sie machten
sich nach und nach von der Oberherrlichkeit der Abtei,
nach und nach von den Lasten des Reichs los; erwei-
terten, durch Kauf vom verarmenden Adel, ihr Gebiet
bis zu einer Größe von acht Geviertmeilen und traten
endlich mit diesem (im Jahr 1501) in den Bund der
Eidsgenossen.

Das Städtchen mit seinen 7000 Einwohnern, sei-
nen Ringmauern, alten Thürmen und bemalten Häusern
wird seine mittelalterische Physiognomie sobald nicht ver-
[Spaltenumbruch] lieren, welche besonders durch eine Art Burgfeste, auf
dem Hügel an der Ringmauer, etwas Eigenthümliches
bekömmt. Es ist schwer zu sagen, wozu dieser weite,
runde, aus großen Quadersteinen erbaute Thurm mit
seinen achtzehn Schuh dicken Mauern, eigentlich dienen
sollte, der doch erst seit 1564 fertig dasteht. Eben so
schwer ist mir zu sagen, ob er Münnoth, oder Monoth
heißt, und warum er so genannt ist? Lassen wir aber
das Romantische beiseite. Den Glanz des Klassischen
empfing die Stadt von einigen ihrer weitberühmten Bür-
ger; dem herrlichen Bildhauer Trippel und dem gro-
ßen Geschichtschreiber Johannes Müller. Aber mehr
Verdienste hat Schaffhausen nicht um diese Männer, als
daß sie da geboren wurden. Der eine lebte und starb
in Rom; der andere lebte und starb in Deutschland,
auf daß erfüllet würde Matth. 13, 57.

Man steht hier an den Schwellen der Schweiz.
Sprache, Kleidung, Sitte, Menschenschlag, Bauart und
Lebensart des Volkes, - alles ist schwäbisch; aber auch
biedermännisches, treuherziges Wesen, Gastfreundlichkeit,
etwas Schwerfällig = Gemächliches in Wort und Wan-
del und eine gewisse Scheu vor allem Aufsehen - Er-
regen. Jn den Geschichten der Eidsgenossenschaft spiel-
ten die Schaffhauser gewöhnlich die Stillen im Lande.
Sie gingen mit; halfen aber, und das gereicht ihnen
zur Ehre, immer am liebsten zur Ruhe. Sogar in den
letzten politischen Bewegungen der Schweiz dauerte die
Aufwallung des Kantons Schaffhausen kaum einige Wo-
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[Abbildung] Schaffhausen.
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Schaffhausen.

Unstreitig dankt dem Rheinfall auch die Schwei-
zerstadt Schaffhausen ihren Ursprung. Sie trägt
Schnitt und Form einer ehemaligen, kleinen Reichsstadt.
Wegen des Wassersturzes beim Felsen von Laufen wur-
den hier die vom Bodensee kommenden Waaren in alter
Zeit umgeladen. Man nannte den Ort von den Ma-
gazinen und Wohnungen der Schiffer Scaphhusen,
Schaffhausen, (Schiffhausen) . Das Gewerbe der Schif-
fer und der Waarenverkehr verwandelte den Ort zu ei-
nem Flecken mit Jahrmärkten. Adel wohnte auf den
Schlössern des Hegau's und Kettgau's in der Nähe.
Bald kam auch eine Abtei aller Heiligen dazu (im Jahr
1052) und dreißig Jahre später ein Agnesenkloster.
Jm dreizehnten Jahrhundert umgürtete sich der Flecken
mit Ringmauern und ward eine Stadt, und sogar eine
Reichsstadt, deren rührige Bürger Wirren und Fehden
des Mittelalters zu benutzen verstanden. Sie machten
sich nach und nach von der Oberherrlichkeit der Abtei,
nach und nach von den Lasten des Reichs los; erwei-
terten, durch Kauf vom verarmenden Adel, ihr Gebiet
bis zu einer Größe von acht Geviertmeilen und traten
endlich mit diesem (im Jahr 1501) in den Bund der
Eidsgenossen.

Das Städtchen mit seinen 7000 Einwohnern, sei-
nen Ringmauern, alten Thürmen und bemalten Häusern
wird seine mittelalterische Physiognomie sobald nicht ver-
[Spaltenumbruch] lieren, welche besonders durch eine Art Burgfeste, auf
dem Hügel an der Ringmauer, etwas Eigenthümliches
bekömmt. Es ist schwer zu sagen, wozu dieser weite,
runde, aus großen Quadersteinen erbaute Thurm mit
seinen achtzehn Schuh dicken Mauern, eigentlich dienen
sollte, der doch erst seit 1564 fertig dasteht. Eben so
schwer ist mir zu sagen, ob er Münnoth, oder Monoth
heißt, und warum er so genannt ist? Lassen wir aber
das Romantische beiseite. Den Glanz des Klassischen
empfing die Stadt von einigen ihrer weitberühmten Bür-
ger; dem herrlichen Bildhauer Trippel und dem gro-
ßen Geschichtschreiber Johannes Müller. Aber mehr
Verdienste hat Schaffhausen nicht um diese Männer, als
daß sie da geboren wurden. Der eine lebte und starb
in Rom; der andere lebte und starb in Deutschland,
auf daß erfüllet würde Matth. 13, 57.

Man steht hier an den Schwellen der Schweiz.
Sprache, Kleidung, Sitte, Menschenschlag, Bauart und
Lebensart des Volkes, – alles ist schwäbisch; aber auch
biedermännisches, treuherziges Wesen, Gastfreundlichkeit,
etwas Schwerfällig = Gemächliches in Wort und Wan-
del und eine gewisse Scheu vor allem Aufsehen - Er-
regen. Jn den Geschichten der Eidsgenossenschaft spiel-
ten die Schaffhauser gewöhnlich die Stillen im Lande.
Sie gingen mit; halfen aber, und das gereicht ihnen
zur Ehre, immer am liebsten zur Ruhe. Sogar in den
letzten politischen Bewegungen der Schweiz dauerte die
Aufwallung des Kantons Schaffhausen kaum einige Wo-
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 30. Burg/Berlin, 1837, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationsblatt30_1837/5>, abgerufen am 28.11.2024.