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Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 29. Burg/Berlin, 1837.

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453 Conversations=Blatt. 454

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same. Sie will, daß Du ihr sagest, ob die Liebe, wel-
che sie empfindet, eine solche ist, wie sie Gott den Sterb-
lichen sendet, als einen Vorgeschmack der himmlischen
Wonne, oder eine solche, womit Satan das Herz des
Menschen erfüllt, als ein schreckliches Vorspiel der hölli-
schen Züchtigung.

"Also hervor, hervor Hexenmeister! lege zurecht
Deine Karten, und lasse den Kaffeesatz sieden, auf daß
Du meiner Dame gut antworten mögest. Spare nichts,
um sie zufrieden zu stellen. Du sollst bezahlt werden,
wie sie geliebt wird!"

Diese Worte sprach ein junger schlanker Mann,
der an der Seite einer verschleierten Dame zur niedri-
[Spaltenumbruch] gen Thür der schmutzigen Wohnung eines armen Bür-
gers von Warschau hereingetreten war. Die hohen Ge-
stalten konnten sich in dem niedrigen Raume kaum auf-
recht erhalten, der von dem Qualme einer Thranlampe
ganz erfüllt war. Die alte Gestalt eines schmutzigen
Polen mit weißem Barte und kleinen triefenden Augen
war beschäftigt, die Ueberbleibsel eines ärmlichen Mah-
les, das dem Anscheine nach aus Fischen und rohen
Zwiebeln bestanden hatte, mit geschäftiger Eile hinweg-
zuräumen, dann den Tisch und seinen Bart abwechselnd
mit dem untern Theile seines Aermels abzuwischen, und
mit großem Ernste ein Spiel abgenutzter Tarockkarten,
einige Stümpfchen Wachslicht und ein schwarzes Stäb-
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same. Sie will, daß Du ihr sagest, ob die Liebe, wel-
che sie empfindet, eine solche ist, wie sie Gott den Sterb-
lichen sendet, als einen Vorgeschmack der himmlischen
Wonne, oder eine solche, womit Satan das Herz des
Menschen erfüllt, als ein schreckliches Vorspiel der hölli-
schen Züchtigung.

„Also hervor, hervor Hexenmeister! lege zurecht
Deine Karten, und lasse den Kaffeesatz sieden, auf daß
Du meiner Dame gut antworten mögest. Spare nichts,
um sie zufrieden zu stellen. Du sollst bezahlt werden,
wie sie geliebt wird!“

Diese Worte sprach ein junger schlanker Mann,
der an der Seite einer verschleierten Dame zur niedri-
[Spaltenumbruch] gen Thür der schmutzigen Wohnung eines armen Bür-
gers von Warschau hereingetreten war. Die hohen Ge-
stalten konnten sich in dem niedrigen Raume kaum auf-
recht erhalten, der von dem Qualme einer Thranlampe
ganz erfüllt war. Die alte Gestalt eines schmutzigen
Polen mit weißem Barte und kleinen triefenden Augen
war beschäftigt, die Ueberbleibsel eines ärmlichen Mah-
les, das dem Anscheine nach aus Fischen und rohen
Zwiebeln bestanden hatte, mit geschäftiger Eile hinweg-
zuräumen, dann den Tisch und seinen Bart abwechselnd
mit dem untern Theile seines Aermels abzuwischen, und
mit großem Ernste ein Spiel abgenutzter Tarockkarten,
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[0005] 453 Conversations=Blatt. 454 [Abbildung] same. Sie will, daß Du ihr sagest, ob die Liebe, wel- che sie empfindet, eine solche ist, wie sie Gott den Sterb- lichen sendet, als einen Vorgeschmack der himmlischen Wonne, oder eine solche, womit Satan das Herz des Menschen erfüllt, als ein schreckliches Vorspiel der hölli- schen Züchtigung. „Also hervor, hervor Hexenmeister! lege zurecht Deine Karten, und lasse den Kaffeesatz sieden, auf daß Du meiner Dame gut antworten mögest. Spare nichts, um sie zufrieden zu stellen. Du sollst bezahlt werden, wie sie geliebt wird!“ Diese Worte sprach ein junger schlanker Mann, der an der Seite einer verschleierten Dame zur niedri- gen Thür der schmutzigen Wohnung eines armen Bür- gers von Warschau hereingetreten war. Die hohen Ge- stalten konnten sich in dem niedrigen Raume kaum auf- recht erhalten, der von dem Qualme einer Thranlampe ganz erfüllt war. Die alte Gestalt eines schmutzigen Polen mit weißem Barte und kleinen triefenden Augen war beschäftigt, die Ueberbleibsel eines ärmlichen Mah- les, das dem Anscheine nach aus Fischen und rohen Zwiebeln bestanden hatte, mit geschäftiger Eile hinweg- zuräumen, dann den Tisch und seinen Bart abwechselnd mit dem untern Theile seines Aermels abzuwischen, und mit großem Ernste ein Spiel abgenutzter Tarockkarten, einige Stümpfchen Wachslicht und ein schwarzes Stäb-

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Zitationshilfe: Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 29. Burg/Berlin, 1837, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationsblatt29_1837/5>, abgerufen am 21.11.2024.