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Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 29. Burg/Berlin, 1837.

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[Beginn Spaltensatz] sich die Leute so ziemlich in ihr Schicksal zu finden, doch
dauerten sie mich um so mehr, da sie ordentlich und kei-
neswegs dem Trunk ergeben schienen. Jnzwischen wa-
ren die Pferde umgespannt, und der Rossebändiger, wel-
cher sich während der Zeit mit einem Glase Whiskey-
punsch gegen die Kälte versorgt hatte, rief nach mir.
Jch wünschte daher der Familie guten Tag, und eilte,
während sie mir Glück auf die Reise nachriefen, wieder
auf meinen Sitz. Eine Handvoll Taback, die ich dem
Bauer zurückließ, wurde mit größtem Entzücken ange-
nommen, und hat mich gewiß noch auf lange Zeit in
der Hütte in gutem Andenken erhalten.



[Abbildung]
Die Chinchilla.

(Chinchilla lanigera.)

Das schöne Fell der Chinchilla, das an Wärme
und Sanftheit alle übrigen übertrifft, ist schon lange im
Handel als ein nützlicher und kostbarer Artikel bekannt
gewesen; nur über das Thier, das dieses Fell trägt,
hat man erst seit wenigen Jahren einige genauere Kennt-
niß erlangt. Die erste Chinchilla wurde durch eine Ex-
pedition an die nordwestliche Küste von Amerika, unter
Capitän Becchey, nach England gebracht und der zoo-
logischen Gesellschaft geschenkt. Naturforscher, die Gele-
genheit hatten, den Bau und die Gewohnheiten des Thie-
[Spaltenumbruch] res zu prüfen, behaupten, daß es zu den Nagethieren
(Rodentia) gehöre, einige rechnen es zum Geschlecht der
Eichhörnchen, andere zu dem der Ratten. Molina, der
italienische Naturforscher, giebt folgende Beschreibung des
Thieres: "Die Chinchilla ist eine andere Art der Feld-
ratten und zeichnet sich durch ihre äußerst feine Wolle
des Felles aus. Die Wolle ist von grauer Farbe und
hinlänglich lang zum Spinnen. Das kleine Thier, von
dem sie gewonnen wird, ist vom Kopfe bis zum Ende
des Schwanzes sechs Zoll lang, hat kleine, gespitzte Oh-
ren, eine kleine Schnauze, Zähne wie die Hausratte und
einen Schwanz von mäßiger Länge, der mit einem zar-
ten Felle bedeckt ist. Es lebt in Höhlen unter der
Erde auf offenem Felde und findet sich am häufigsten
in den nördlichen Provinzen von Chili. Sein Futter
besteht aus den Wurzeln verschiedener zwiebelartigen
Pflanzen, die in diesen Gegenden sehr zahlreich wachsen,
und es bringt jährlich zweimal fünf bis sechs Junge
zur Welt. Es ist so zahm und gutartig, daß es, wenn
man es in die Hand nimmt, weder beißt noch zu ent-
wischen versucht, sondern Vergnügen daran zu finden
scheint, geliebkost zu werden. Wenn man es am Busen
verbirgt, bleibt es so ruhig als ob es in seinem Neste
wäre. Diese außerordentliche Sanftheit des Thieres
kann man wohl seiner Furchtsamkeit zuschreiben. Es
ist außerdem ungemein reinlich und nicht von jenem
üblen Geruch der gewöhnlichen Ratten. Man kann es
daher ohne Unannehmlichkeiten und ohne große Kosten
(die überdem durch den Gewinn der Wolle mit Vortheil
wieder ersetzt werden) im Hause halten. Die alten Pe-
ruvier, die viel betriebsamer waren, als die heutigen,
verfertigten aus dieser Wolle Bettdecken und kostbare
Stoffe."

Kurz nach der Ankunft der Chinchilla in London,
wurde die zoologische Gesellschaft noch mit einem ande-
ren Exemplare beschenkt, das an Farbe und Länge mit
dem anderen sehr verschieden war. Man sperrte beide
in einen Käfig, doch kaum hatten sich die beiden Thiere
erblickt, als der ältere Bewohner des Käfigs auf den
neuen Eindringer stürzte und ihn wahrscheinlich getödtet
haben würde, hätte man die Thiere nicht getrennt und
ihnen verschiedene Käfige gegeben. Diese beiden Proben
dieses netten und nützlichen Thieres sind jetzt nicht mehr
vorhanden, und wir wissen nicht, ob sich jetzt noch eine
Chinchilla in England oder überhaupt in Europa be-
findet.     Ld.



Durch Liebe zur Höhe.

Polnische Novelle.

"Hervor, Hexenmeister, lege deine Karten zurecht,
und lasse den Kaffeesatz kochen! Die verschleierte Dame,
welche mich begleitet, und die ich liebe und verehre, wie
rechtliche Männer ihren Gott verehren und lieben, und
wie ein Pole sein Vaterland, diese junge Dame will,
daß Du ihr wahrsagest."

"Sie will, daß Du ihr sagest, ob es wahr sei,
daß ich sie liebe, denn sie zweifelt noch daran, die Grau-

[Ende Spaltensatz]

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[Beginn Spaltensatz] sich die Leute so ziemlich in ihr Schicksal zu finden, doch
dauerten sie mich um so mehr, da sie ordentlich und kei-
neswegs dem Trunk ergeben schienen. Jnzwischen wa-
ren die Pferde umgespannt, und der Rossebändiger, wel-
cher sich während der Zeit mit einem Glase Whiskey-
punsch gegen die Kälte versorgt hatte, rief nach mir.
Jch wünschte daher der Familie guten Tag, und eilte,
während sie mir Glück auf die Reise nachriefen, wieder
auf meinen Sitz. Eine Handvoll Taback, die ich dem
Bauer zurückließ, wurde mit größtem Entzücken ange-
nommen, und hat mich gewiß noch auf lange Zeit in
der Hütte in gutem Andenken erhalten.



[Abbildung]
Die Chinchilla.

(Chinchilla lanigera.)

Das schöne Fell der Chinchilla, das an Wärme
und Sanftheit alle übrigen übertrifft, ist schon lange im
Handel als ein nützlicher und kostbarer Artikel bekannt
gewesen; nur über das Thier, das dieses Fell trägt,
hat man erst seit wenigen Jahren einige genauere Kennt-
niß erlangt. Die erste Chinchilla wurde durch eine Ex-
pedition an die nordwestliche Küste von Amerika, unter
Capitän Becchey, nach England gebracht und der zoo-
logischen Gesellschaft geschenkt. Naturforscher, die Gele-
genheit hatten, den Bau und die Gewohnheiten des Thie-
[Spaltenumbruch] res zu prüfen, behaupten, daß es zu den Nagethieren
(Rodentia) gehöre, einige rechnen es zum Geschlecht der
Eichhörnchen, andere zu dem der Ratten. Molina, der
italienische Naturforscher, giebt folgende Beschreibung des
Thieres: „Die Chinchilla ist eine andere Art der Feld-
ratten und zeichnet sich durch ihre äußerst feine Wolle
des Felles aus. Die Wolle ist von grauer Farbe und
hinlänglich lang zum Spinnen. Das kleine Thier, von
dem sie gewonnen wird, ist vom Kopfe bis zum Ende
des Schwanzes sechs Zoll lang, hat kleine, gespitzte Oh-
ren, eine kleine Schnauze, Zähne wie die Hausratte und
einen Schwanz von mäßiger Länge, der mit einem zar-
ten Felle bedeckt ist. Es lebt in Höhlen unter der
Erde auf offenem Felde und findet sich am häufigsten
in den nördlichen Provinzen von Chili. Sein Futter
besteht aus den Wurzeln verschiedener zwiebelartigen
Pflanzen, die in diesen Gegenden sehr zahlreich wachsen,
und es bringt jährlich zweimal fünf bis sechs Junge
zur Welt. Es ist so zahm und gutartig, daß es, wenn
man es in die Hand nimmt, weder beißt noch zu ent-
wischen versucht, sondern Vergnügen daran zu finden
scheint, geliebkost zu werden. Wenn man es am Busen
verbirgt, bleibt es so ruhig als ob es in seinem Neste
wäre. Diese außerordentliche Sanftheit des Thieres
kann man wohl seiner Furchtsamkeit zuschreiben. Es
ist außerdem ungemein reinlich und nicht von jenem
üblen Geruch der gewöhnlichen Ratten. Man kann es
daher ohne Unannehmlichkeiten und ohne große Kosten
(die überdem durch den Gewinn der Wolle mit Vortheil
wieder ersetzt werden) im Hause halten. Die alten Pe-
ruvier, die viel betriebsamer waren, als die heutigen,
verfertigten aus dieser Wolle Bettdecken und kostbare
Stoffe.“

Kurz nach der Ankunft der Chinchilla in London,
wurde die zoologische Gesellschaft noch mit einem ande-
ren Exemplare beschenkt, das an Farbe und Länge mit
dem anderen sehr verschieden war. Man sperrte beide
in einen Käfig, doch kaum hatten sich die beiden Thiere
erblickt, als der ältere Bewohner des Käfigs auf den
neuen Eindringer stürzte und ihn wahrscheinlich getödtet
haben würde, hätte man die Thiere nicht getrennt und
ihnen verschiedene Käfige gegeben. Diese beiden Proben
dieses netten und nützlichen Thieres sind jetzt nicht mehr
vorhanden, und wir wissen nicht, ob sich jetzt noch eine
Chinchilla in England oder überhaupt in Europa be-
findet.     Ld.



Durch Liebe zur Höhe.

Polnische Novelle.

„Hervor, Hexenmeister, lege deine Karten zurecht,
und lasse den Kaffeesatz kochen! Die verschleierte Dame,
welche mich begleitet, und die ich liebe und verehre, wie
rechtliche Männer ihren Gott verehren und lieben, und
wie ein Pole sein Vaterland, diese junge Dame will,
daß Du ihr wahrsagest.“

„Sie will, daß Du ihr sagest, ob es wahr sei,
daß ich sie liebe, denn sie zweifelt noch daran, die Grau-

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Zitationshilfe: Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 29. Burg/Berlin, 1837, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationsblatt29_1837/4>, abgerufen am 24.11.2024.