Conversations-Blatt zur Unterhaltung und Belehrung für alle Stände. Nr. 5. Burg/Berlin, 1838.73 Conversations=Blatt. 74
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FAZRY [Beginn Spaltensatz]
Kara=Aly, der Räuber bei Kasan. (Fortsetzung.) Kapitän Jsprawnik: "Sagt Eure Namen Kara=Aly: Wie Gott der einzige Gott und Kapitän. "Jhr betrüget die Gerechtigkeit. Kara=Aly: "Nussiram = Bey log wie ein unge- Frage: "Wie wurdest Du in dem Hause Nus- Frage: "Jn welchem Alter wurdest Du Sol- Frage: "Jn welchem Regiment dientest Du?" 73 Conversations=Blatt. 74
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FAZRY [Beginn Spaltensatz]
Kara=Aly, der Räuber bei Kasan. (Fortsetzung.) Kapitän Jsprawnik: „Sagt Eure Namen Kara=Aly: Wie Gott der einzige Gott und Kapitän. „Jhr betrüget die Gerechtigkeit. Kara=Aly: „Nussiram = Bey log wie ein unge- Frage: „Wie wurdest Du in dem Hause Nus- Frage: „Jn welchem Alter wurdest Du Sol- Frage: „Jn welchem Regiment dientest Du?“ <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0005"/> <fw type="header" place="top">73 <hi rendition="#c">Conversations=Blatt.</hi> <hi rendition="#right">74</hi></fw> <figure> <head> FAZRY </head> </figure> <cb type="start" n="73"/> <div xml:id="Raeuber2" type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Kara=Aly,</hi><lb/> der Räuber bei Kasan.</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c"> <ref target="nn_conversationsblatt04_1838#Raeuber1">(Fortsetzung.)</ref><lb/> <hi rendition="#fr">Verhör <hi rendition="#g">Kara=Aly's</hi> durch den Kapitän<lb/><hi rendition="#g">Jsprawnik</hi>.</hi> </hi> </p> </argument><lb/> <p><hi rendition="#g">Kapitän Jsprawnik:</hi> „Sagt Eure Namen<lb/> und Vornamen und Euren Geburtsort.“</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Kara=Aly:</hi> Wie Gott der einzige Gott und<lb/> Muhamed sein Prophet, so bin ich der alleinige und<lb/> einzige Abkömmling der Sultane von Kasan; mein Va-<lb/> ter ist Kurdy, der Sultan, und meine Mutter Fatma,<lb/> die Schwester Nussiram = Beys. Am 15. September<lb/> 1803 sah Kasan die Geburt des Sprößlings seiner<lb/> Herrscher.“</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Kapitän.</hi> „Jhr betrüget die Gerechtigkeit.<lb/> Nussiram = Bey bewies, daß Jhr nur der Sohn der<lb/> Amme seid, der er seinen kleinen, in frühem Alter ge-<lb/> storbenen Neffen anvertraut hatte.“</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Kara=Aly:</hi> „Nussiram = Bey log wie ein unge-<lb/> treuer Hund. Er bemächtigte sich meines Vermögens,<lb/> wie Euer Czar sich meines Königreichs. So hat stets<lb/> der Mächtigste Recht. Und ich, an der Spitze meiner<lb/> Tapfern, hatte Recht, wenn ich einen Reisenden be-<lb/> gegnete.“</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Frage:</hi> „Wie wurdest Du in dem Hause Nus-<lb/> siram=Bey 's behandelt?“ <hi rendition="#g">Antwort:</hi> „Wie das<lb/> letzte der Hausthiere. Nussiram=Bey, Jsmail und Edi-<lb/> py, seine Söhne und meine Vettern, marterten meine<lb/><cb n="74"/> Tage. Nur die schöne Fazry, die Tochter meines Un-<lb/> terdrückers säete Rosen des Trostes auf die Nesseln mei-<lb/> nes Lebens. Noch ein Kind, sagte sie mir stets:<lb/> „„Aly, Du bist unglücklich wie ein Gebüsch inmitten<lb/> der Wüste; ich liebe Dich!““ Und hier wischte sich<lb/> der wilde Räuber eine Thräne ab.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Frage:</hi> „Jn welchem Alter wurdest Du Sol-<lb/> dat, und warum warf Dich Dein Herr in die Reihen<lb/> der Armee?“ <hi rendition="#g">Antwort:</hi> „Mein Herr! er war men<lb/> Herr! er war mein Herr, wie der Wolf der Herr des<lb/> jungen Zickleins ist, das noch nicht laufen kann; er<lb/> war mein Tyrann. Fazry war vierzehn Jahre ich fünf-<lb/> undzwanzig Jahre alt; er sah, der Narr, daß unsere<lb/> Herzen nur Eines bildeten. Gold und Silber links<lb/> und rechts ausstreuend, ließ der alte Bey mich kne-<lb/> beln wie ein Rothwild, und machte mich zum Solda-<lb/> ten, mich, der ich sein gesetzmäßiger Herrscher bin.“</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Frage:</hi> „Jn welchem Regiment dientest Du?“<lb/><hi rendition="#g">Antwort:</hi> Jm Regiment der Dragoner von Nisch-<lb/> neinowgorod. Während fünf Jahren säete ich den Tod<lb/> in die Reihen der Tscherkessen; mein Säbel schlug den<lb/> Feinden Deines Czars mehr Köpfe ab, als Du Haare<lb/> auf Deinem Haupte hast; ich wäre beim Regiment ge-<lb/> blieben, hätte der Krieg noch fortgedauert, denn der<lb/> Krieg gefiel mir wie das Gold dem Geizigen, man<lb/> sperrte uns aber in eine Stadt ein, die Langeweile<lb/> verzehrte mich, und ich ging davon, um Fazry zu se-<lb/> hen, den Stern meines Heils.“</p><lb/> <cb type="end"/> </div> </body> </text> </TEI> [0005]
73 Conversations=Blatt. 74
[Abbildung FAZRY ]
Kara=Aly,
der Räuber bei Kasan.
(Fortsetzung.)
Verhör Kara=Aly's durch den Kapitän
Jsprawnik.
Kapitän Jsprawnik: „Sagt Eure Namen
und Vornamen und Euren Geburtsort.“
Kara=Aly: Wie Gott der einzige Gott und
Muhamed sein Prophet, so bin ich der alleinige und
einzige Abkömmling der Sultane von Kasan; mein Va-
ter ist Kurdy, der Sultan, und meine Mutter Fatma,
die Schwester Nussiram = Beys. Am 15. September
1803 sah Kasan die Geburt des Sprößlings seiner
Herrscher.“
Kapitän. „Jhr betrüget die Gerechtigkeit.
Nussiram = Bey bewies, daß Jhr nur der Sohn der
Amme seid, der er seinen kleinen, in frühem Alter ge-
storbenen Neffen anvertraut hatte.“
Kara=Aly: „Nussiram = Bey log wie ein unge-
treuer Hund. Er bemächtigte sich meines Vermögens,
wie Euer Czar sich meines Königreichs. So hat stets
der Mächtigste Recht. Und ich, an der Spitze meiner
Tapfern, hatte Recht, wenn ich einen Reisenden be-
gegnete.“
Frage: „Wie wurdest Du in dem Hause Nus-
siram=Bey 's behandelt?“ Antwort: „Wie das
letzte der Hausthiere. Nussiram=Bey, Jsmail und Edi-
py, seine Söhne und meine Vettern, marterten meine
Tage. Nur die schöne Fazry, die Tochter meines Un-
terdrückers säete Rosen des Trostes auf die Nesseln mei-
nes Lebens. Noch ein Kind, sagte sie mir stets:
„„Aly, Du bist unglücklich wie ein Gebüsch inmitten
der Wüste; ich liebe Dich!““ Und hier wischte sich
der wilde Räuber eine Thräne ab.
Frage: „Jn welchem Alter wurdest Du Sol-
dat, und warum warf Dich Dein Herr in die Reihen
der Armee?“ Antwort: „Mein Herr! er war men
Herr! er war mein Herr, wie der Wolf der Herr des
jungen Zickleins ist, das noch nicht laufen kann; er
war mein Tyrann. Fazry war vierzehn Jahre ich fünf-
undzwanzig Jahre alt; er sah, der Narr, daß unsere
Herzen nur Eines bildeten. Gold und Silber links
und rechts ausstreuend, ließ der alte Bey mich kne-
beln wie ein Rothwild, und machte mich zum Solda-
ten, mich, der ich sein gesetzmäßiger Herrscher bin.“
Frage: „Jn welchem Regiment dientest Du?“
Antwort: Jm Regiment der Dragoner von Nisch-
neinowgorod. Während fünf Jahren säete ich den Tod
in die Reihen der Tscherkessen; mein Säbel schlug den
Feinden Deines Czars mehr Köpfe ab, als Du Haare
auf Deinem Haupte hast; ich wäre beim Regiment ge-
blieben, hätte der Krieg noch fortgedauert, denn der
Krieg gefiel mir wie das Gold dem Geizigen, man
sperrte uns aber in eine Stadt ein, die Langeweile
verzehrte mich, und ich ging davon, um Fazry zu se-
hen, den Stern meines Heils.“
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