Theils Orten ist der Gebrauch, daß der Bräutigam aufwarten, und die Gä- sie bedienen muß. Welches zweyfels- ohne demselben ziemlich kirret, und in- niglich zu schmerzen pfleget; zumal wenn er sich so verliebt stellet, daß seine Au- gen scheinen auf der Braut ihren Bu- sen angehefftet zu seyn. Wiewol es auch nicht ohne, daß sich selber darüber bil- lig zu beschwehren hat, weil es doch gleich- wol sein Ehren-Tag, an welchem man ihn bedienen, und der übel-anstehenden Aufwartung, hin und herlauffens, ein- schenckens und dergleichen Billen über- heben solte: indem man Leute genug hat, welche um die Gebühr, diese Be- mühung gerne über sich nehmen, weil sie dabey den Kragen nach Wunsch und Begehren waschen und anfüllen können.
Die Einladung geschiehet auf zweyer- ley Weise, schrifftlich, an Entfernte, durch die so genannten Hochzeit-Briefe; und dann mündlich, durch die gewöhn- liche Hochzeit-Lader: Die Hochzeit- Briefe werden gemeiniglich durch
Schul-
Theils Orten iſt der Gebrauch, daß der Braͤutigam aufwarten, und die Gaͤ- ſie bedienen muß. Welches zweyfels- ohne demſelben ziemlich kirret, und in- niglich zu ſchmerzen pfleget; zumal wenn er ſich ſo verliebt ſtellet, daß ſeine Au- gen ſcheinen auf der Braut ihren Bu- ſen angehefftet zu ſeyn. Wiewol es auch nicht ohne, daß ſich ſelber daruͤber bil- lig zu beſchwehren hat, weil es doch gleich- wol ſein Ehren-Tag, an welchem man ihn bedienen, und der uͤbel-anſtehenden Aufwartung, hin und herlauffens, ein- ſchenckens und dergleichen Billen uͤber- heben ſolte: indem man Leute genug hat, welche um die Gebuͤhr, dieſe Be- muͤhung gerne uͤber ſich nehmen, weil ſie dabey den Kragen nach Wunſch und Begehren waſchen und anfuͤllen koͤnnen.
Die Einladung geſchiehet auf zweyer- ley Weiſe, ſchrifftlich, an Entfernte, durch die ſo genannten Hochzeit-Briefe; und dann muͤndlich, durch die gewoͤhn- liche Hochzeit-Lader: Die Hochzeit- Briefe werden gemeiniglich durch
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Theils Orten iſt der Gebrauch, daß
der Braͤutigam aufwarten, und die Gaͤ-
ſie bedienen muß. Welches zweyfels-
ohne demſelben ziemlich kirret, und in-
niglich zu ſchmerzen pfleget; zumal wenn
er ſich ſo verliebt ſtellet, daß ſeine Au-
gen ſcheinen auf der Braut ihren Bu-
ſen angehefftet zu ſeyn. Wiewol es auch
nicht ohne, daß ſich ſelber daruͤber bil-
lig zu beſchwehren hat, weil es doch gleich-
wol ſein Ehren-Tag, an welchem man
ihn bedienen, und der uͤbel-anſtehenden
Aufwartung, hin und herlauffens, ein-
ſchenckens und dergleichen Billen uͤber-
heben ſolte: indem man Leute genug
hat, welche um die Gebuͤhr, dieſe Be-
muͤhung gerne uͤber ſich nehmen, weil
ſie dabey den Kragen nach Wunſch und
Begehren waſchen und anfuͤllen koͤnnen.
Die Einladung geſchiehet auf zweyer-
ley Weiſe, ſchrifftlich, an Entfernte,
durch die ſo genannten Hochzeit-Briefe;
und dann muͤndlich, durch die gewoͤhn-
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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/96>, abgerufen am 22.07.2024.
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