mancher Orten gar wolfeil im Preiß, und also desto weniger geachtet und gescho- net wird: Denn wer kein grosser Lieb- haber vom Trincken ist, der wird sich durch dergleichen Zwang an seiner Ge- sundheit sehr schaden, und viele Zeit her- nach, mit Schmerzen, an solche Hoch- zeiten gedencken. Hingegen darf es de- nen versoffenen Wein-Schläuchen, an ihrem beliebten Reben-Safft, auch nicht fehlen, weil sie sich viele Wochen be- reits auf eine Hochzeit freuen, und sich auf selbiger einen schönen rothen Kamm sauffen, daß sie mit deren Milch-Bäur- innen ihren gefegten Milch-Krügen in die Wette glänzen. Uberhaupts aber stehet doch dem Bräutigam oder dem Ehren-Vatter wol an, wenn sie manch- mal die Gäste zum Trincken freundlich anmahnen, damit der Wein in denen Gläsern nicht warm werde; zumal wenn man sie versichern kan, daß der Wein von so guter Art sey, welcher ihnen an ihrer Gesundheit keine Hindernüs noch Schaden bringen würde; welches man- chen Gast zum Bescheid auf eine und an- dere Gesundheit veranlassen kan.
Theils
mancher Orten gar wolfeil im Preiß, und alſo deſto weniger geachtet und geſcho- net wird: Denn wer kein groſſer Lieb- haber vom Trincken iſt, der wird ſich durch dergleichen Zwang an ſeiner Ge- ſundheit ſehr ſchaden, und viele Zeit her- nach, mit Schmerzen, an ſolche Hoch- zeiten gedencken. Hingegen darf es de- nen verſoffenen Wein-Schlaͤuchen, an ihrem beliebten Reben-Safft, auch nicht fehlen, weil ſie ſich viele Wochen be- reits auf eine Hochzeit freuen, und ſich auf ſelbiger einen ſchoͤnen rothen Kamm ſauffen, daß ſie mit deren Milch-Baͤur- innen ihren gefegten Milch-Kruͤgen in die Wette glaͤnzen. Uberhaupts aber ſtehet doch dem Braͤutigam oder dem Ehren-Vatter wol an, wenn ſie manch- mal die Gaͤſte zum Trincken freundlich anmahnen, damit der Wein in denen Glaͤſern nicht warm werde; zumal wenn man ſie verſichern kan, daß der Wein von ſo guter Art ſey, welcher ihnen an ihrer Geſundheit keine Hindernuͤs noch Schaden bringen wuͤrde; welches man- chen Gaſt zum Beſcheid auf eine und an- dere Geſundheit veranlaſſen kan.
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mancher Orten gar wolfeil im Preiß, und
alſo deſto weniger geachtet und geſcho-
net wird: Denn wer kein groſſer Lieb-
haber vom Trincken iſt, der wird ſich
durch dergleichen Zwang an ſeiner Ge-
ſundheit ſehr ſchaden, und viele Zeit her-
nach, mit Schmerzen, an ſolche Hoch-
zeiten gedencken. Hingegen darf es de-
nen verſoffenen Wein-Schlaͤuchen, an
ihrem beliebten Reben-Safft, auch nicht
fehlen, weil ſie ſich viele Wochen be-
reits auf eine Hochzeit freuen, und ſich
auf ſelbiger einen ſchoͤnen rothen Kamm
ſauffen, daß ſie mit deren Milch-Baͤur-
innen ihren gefegten Milch-Kruͤgen in
die Wette glaͤnzen. Uberhaupts aber
ſtehet doch dem Braͤutigam oder dem
Ehren-Vatter wol an, wenn ſie manch-
mal die Gaͤſte zum Trincken freundlich
anmahnen, damit der Wein in denen
Glaͤſern nicht warm werde; zumal wenn
man ſie verſichern kan, daß der Wein
von ſo guter Art ſey, welcher ihnen an
ihrer Geſundheit keine Hindernuͤs noch
Schaden bringen wuͤrde; welches man-
chen Gaſt zum Beſcheid auf eine und an-
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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/95>, abgerufen am 27.07.2024.
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