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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

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die ganze Woche erwirbet und für sich
bringet, wodurch denn in kurzer Zeit
manches schönes Haus-Wesen verder-
ben und zu Grunde gehen müssen.



Ungleiches Alter bringet im Heura-
then auch schlechtes Vergnügen. Ein
alter Greiß will sich an einem jungen fri-
schen Mägdlein und ihrer Hitze nicht al-
lein wärmen, sondern er hoffet auch, noch
einen Leibes-Erben mit derselben zu er-
zeugen, wann nur die Krafft darzu in de-
nen Apothecken zu bekommen wäre. Jn-
zwischen muß er sich vieler Brillen-Glä-
ser gebrauchen, um auf alle Blicke, Tritt
und Schritt seines jungen Weibgens zu
sehen, und nicht in eine allzugrosse
Schwägerschafft zu gerathen. Wenn
aber alte Mütterlein mit ihrem Geld und
Gütern sich junge Bettwärmer kauffen,
werden sie sich schlecht recommandiren,
wenn sie ihren jungen Männern, mit dem
kalten Schnabel, immer um die Gosche
fahren und lecken wollen.



Die Tugend ist der allerbeste und grö-
ste Schatz bey dem Heurathen. Ein tu-

gend-
C 7

die ganze Woche erwirbet und fuͤr ſich
bringet, wodurch denn in kurzer Zeit
manches ſchoͤnes Haus-Weſen verder-
ben und zu Grunde gehen muͤſſen.



Ungleiches Alter bringet im Heura-
then auch ſchlechtes Vergnuͤgen. Ein
alter Greiß will ſich an einem jungen fri-
ſchen Maͤgdlein und ihrer Hitze nicht al-
lein waͤrmen, ſondern er hoffet auch, noch
einen Leibes-Erben mit derſelben zu er-
zeugen, wann nur die Krafft darzu in de-
nen Apothecken zu bekommen waͤre. Jn-
zwiſchen muß er ſich vieler Brillen-Glaͤ-
ſer gebrauchen, um auf alle Blicke, Tritt
und Schritt ſeines jungen Weibgens zu
ſehen, und nicht in eine allzugroſſe
Schwaͤgerſchafft zu gerathen. Wenn
aber alte Muͤtterlein mit ihrem Geld und
Guͤtern ſich junge Bettwaͤrmer kauffen,
werden ſie ſich ſchlecht recommandiren,
wenn ſie ihren jungen Maͤnnern, mit dem
kalten Schnabel, immer um die Goſche
fahren und lecken wollen.



Die Tugend iſt der allerbeſte und groͤ-
ſte Schatz bey dem Heurathen. Ein tu-

gend-
C 7
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[61/0067] die ganze Woche erwirbet und fuͤr ſich bringet, wodurch denn in kurzer Zeit manches ſchoͤnes Haus-Weſen verder- ben und zu Grunde gehen muͤſſen. Ungleiches Alter bringet im Heura- then auch ſchlechtes Vergnuͤgen. Ein alter Greiß will ſich an einem jungen fri- ſchen Maͤgdlein und ihrer Hitze nicht al- lein waͤrmen, ſondern er hoffet auch, noch einen Leibes-Erben mit derſelben zu er- zeugen, wann nur die Krafft darzu in de- nen Apothecken zu bekommen waͤre. Jn- zwiſchen muß er ſich vieler Brillen-Glaͤ- ſer gebrauchen, um auf alle Blicke, Tritt und Schritt ſeines jungen Weibgens zu ſehen, und nicht in eine allzugroſſe Schwaͤgerſchafft zu gerathen. Wenn aber alte Muͤtterlein mit ihrem Geld und Guͤtern ſich junge Bettwaͤrmer kauffen, werden ſie ſich ſchlecht recommandiren, wenn ſie ihren jungen Maͤnnern, mit dem kalten Schnabel, immer um die Goſche fahren und lecken wollen. Die Tugend iſt der allerbeſte und groͤ- ſte Schatz bey dem Heurathen. Ein tu- gend- C 7

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Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/67>, abgerufen am 22.11.2024.