hen, wohin ihn die Kind-Betterin, (viel- leicht aus gewisser Ursache?) gewiesen hat. Viele bringen ihre Bitte so ver- wirrt und lächerlich vor, daß man noth- wendig darüber scherzen, und des heiligen Absehens fast vergessen muß. Andere, ha- ben ihren Vortrag mit einem ganzen Re- gister von Biblischen Sprüchen angefül- let, und halten ihre Gevattern so lange da- mit auf, daß sie ungedultig darüber wer- den, und ihn schweigen heissen müssen, weil sie schon wissen, was er haben will, und dasselbige mit wenig Worten hätte sagen können. Es gibt auch nicht weni- ge, welche bey dem Früh- und Bewill- kommungs-Trunck, sich so berauschen, daß sie den Weg nach Hause kaum mehr finden, und der Kindbetterin nicht genug rühmen können, was für Ehre sie durch diese Gevatterschafft eingeleget, und wie scharf man ihnen, auf Gesundheit der Mutter und des lieben Kindes, zugetrun- cken habe. Andere, welche sich über sol- chen freundlichen Empfang nicht zu freu- en haben, beschwehren sich im Gegentheil, daß man sie kaum über der Achsel ange- blicket, und gefraget, wer er denn sey?
Wo-
hen, wohin ihn die Kind-Betterin, (viel- leicht aus gewiſſer Urſache?) gewieſen hat. Viele bringen ihre Bitte ſo ver- wirrt und laͤcherlich vor, daß man noth- wendig daruͤber ſcherzen, und des heiligen Abſehens faſt vergeſſen muß. Andere, ha- ben ihren Vortrag mit einem ganzen Re- giſter von Bibliſchen Spruͤchen angefuͤl- let, und halten ihre Gevattern ſo lange da- mit auf, daß ſie ungedultig daruͤber wer- den, und ihn ſchweigen heiſſen muͤſſen, weil ſie ſchon wiſſen, was er haben will, und daſſelbige mit wenig Worten haͤtte ſagen koͤnnen. Es gibt auch nicht weni- ge, welche bey dem Fruͤh- und Bewill- kommungs-Trunck, ſich ſo berauſchen, daß ſie den Weg nach Hauſe kaum mehr finden, und der Kindbetterin nicht genug ruͤhmen koͤnnen, was fuͤr Ehre ſie durch dieſe Gevatterſchafft eingeleget, und wie ſcharf man ihnen, auf Geſundheit der Mutter und des lieben Kindes, zugetrun- cken habe. Andere, welche ſich uͤber ſol- chen freundlichen Empfang nicht zu freu- en haben, beſchwehren ſich im Gegentheil, daß man ſie kaum uͤber der Achſel ange- blicket, und gefraget, wer er denn ſey?
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hen, wohin ihn die Kind-Betterin, (viel-
leicht aus gewiſſer Urſache?) gewieſen
hat. Viele bringen ihre Bitte ſo ver-
wirrt und laͤcherlich vor, daß man noth-
wendig daruͤber ſcherzen, und des heiligen
Abſehens faſt vergeſſen muß. Andere, ha-
ben ihren Vortrag mit einem ganzen Re-
giſter von Bibliſchen Spruͤchen angefuͤl-
let, und halten ihre Gevattern ſo lange da-
mit auf, daß ſie ungedultig daruͤber wer-
den, und ihn ſchweigen heiſſen muͤſſen,
weil ſie ſchon wiſſen, was er haben will,
und daſſelbige mit wenig Worten haͤtte
ſagen koͤnnen. Es gibt auch nicht weni-
ge, welche bey dem Fruͤh- und Bewill-
kommungs-Trunck, ſich ſo berauſchen,
daß ſie den Weg nach Hauſe kaum mehr
finden, und der Kindbetterin nicht genug
ruͤhmen koͤnnen, was fuͤr Ehre ſie durch
dieſe Gevatterſchafft eingeleget, und wie
ſcharf man ihnen, auf Geſundheit der
Mutter und des lieben Kindes, zugetrun-
cken habe. Andere, welche ſich uͤber ſol-
chen freundlichen Empfang nicht zu freu-
en haben, beſchwehren ſich im Gegentheil,
daß man ſie kaum uͤber der Achſel ange-
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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/53>, abgerufen am 22.07.2024.
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