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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

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An die Sechswöchnerin oder Kind-
betterin.

Madame, ich gratulire ihnen, daß sie
ihre getragene Bürde so glücklich an das
Licht gebohren, und ihren Schatz mit ei-
nem angenehmen Erben erfreuet haben.
Der Höchste gebe ihnen die verlohrne
Kräfften, und dem lieben Kind beständi-
ge Gesundheit, daß Sie ihren Vorgang
mit Vergnügen vollführen mögen.



Wie nun nach dieser erstern Freude
man gemeiniglich an die Heil. Taufe und
die dabey nöthige Pathen oder Gevattern
dencken muß: So thun Personen Bür-
gerlichen Standes am allerbesten, wenn
sie bey ihres gleichen bleiben, und nicht
zu hohen Personen oder vornehmen Fa-
milien kommen: es sey dann, daß eine oder
andere zu hohen Ehren gekommene Per-
son dem Kindes-Vatter nahe verwandt,
da mans manchmalen gerne siehet, wenn
man in solchem Stück das Vertrauen zu
ihnen nehmen darf. Denn sonst scheine[t]
es, man habe dabey das Absehen nur au[f]
ein ansehnliches Pathen-Geschencke: wi[e]
jener Kinds-Vatter sich gegen seine erbet

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An die Sechswoͤchnerin oder Kind-
betterin.

Madame, ich gratulire ihnen, daß ſie
ihre getragene Buͤrde ſo gluͤcklich an das
Licht gebohren, und ihren Schatz mit ei-
nem angenehmen Erben erfreuet haben.
Der Hoͤchſte gebe ihnen die verlohrne
Kraͤfften, und dem lieben Kind beſtaͤndi-
ge Geſundheit, daß Sie ihren Vorgang
mit Vergnuͤgen vollfuͤhren moͤgen.



Wie nun nach dieſer erſtern Freude
man gemeiniglich an die Heil. Taufe und
die dabey noͤthige Pathen oder Gevattern
dencken muß: So thun Perſonen Buͤr-
gerlichen Standes am allerbeſten, wenn
ſie bey ihres gleichen bleiben, und nicht
zu hohen Perſonen oder vornehmen Fa-
milien kommen: es ſey dann, daß eine oder
andere zu hohen Ehren gekommene Per-
ſon dem Kindes-Vatter nahe verwandt,
da mans manchmalen gerne ſiehet, wenn
man in ſolchem Stuͤck das Vertrauen zu
ihnen nehmen darf. Denn ſonſt ſcheine[t]
es, man habe dabey das Abſehen nur au[f]
ein anſehnliches Pathen-Geſchencke: wi[e]
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[42/0048] An die Sechswoͤchnerin oder Kind- betterin. Madame, ich gratulire ihnen, daß ſie ihre getragene Buͤrde ſo gluͤcklich an das Licht gebohren, und ihren Schatz mit ei- nem angenehmen Erben erfreuet haben. Der Hoͤchſte gebe ihnen die verlohrne Kraͤfften, und dem lieben Kind beſtaͤndi- ge Geſundheit, daß Sie ihren Vorgang mit Vergnuͤgen vollfuͤhren moͤgen. Wie nun nach dieſer erſtern Freude man gemeiniglich an die Heil. Taufe und die dabey noͤthige Pathen oder Gevattern dencken muß: So thun Perſonen Buͤr- gerlichen Standes am allerbeſten, wenn ſie bey ihres gleichen bleiben, und nicht zu hohen Perſonen oder vornehmen Fa- milien kommen: es ſey dann, daß eine oder andere zu hohen Ehren gekommene Per- ſon dem Kindes-Vatter nahe verwandt, da mans manchmalen gerne ſiehet, wenn man in ſolchem Stuͤck das Vertrauen zu ihnen nehmen darf. Denn ſonſt ſcheinet es, man habe dabey das Abſehen nur auf ein anſehnliches Pathen-Geſchencke: wie jener Kinds-Vatter ſich gegen ſeine erbet ten-

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Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/48>, abgerufen am 27.11.2024.