höflicher Mensch wird sich darinnen wohl bescheiden, und sich in solchen unerlaubten Prädicaten mäßigen, weil er wol weiß, daß er dadurch das eine Frauenzimmer schamroth, die übrigen Personen dieses Geschlechtes aber gegen ihn nur verbit- tert machen würde.
Vor die schickliche Materie, in Gesell- schafften zu discuriren, wird kein vernünf- tiger Mensch viel sorgen dörfen, indem sich solche, von selbsten genug eräugnen werden. Nur falle man nicht auf etwas, das einen grössern Verstand, als den sei- nigen erfordert; sintemalen er sich in Ver- achtung setzen würde, wenn er etwas vor- bringen, und hernach, wegen seiner Un- wissenheit bald einpacken müßte. Wer in Politischen Sachen wol belesen, der wird von dem bevorsiehenden Frieden, und denen sich etwan dabey eräugnenden Schwierigkeiten, genug zu reden finden; er muß es aber, wegen des vielleicht anwe- senden Frauenzimmers, nur nicht zu lan- ge machen, weilen selbiges nicht viel von dergleichen Materie verstehet, und solcher
gestalt
hoͤflicher Menſch wird ſich darinnen wohl beſcheiden, und ſich in ſolchen unerlaubten Praͤdicaten maͤßigen, weil er wol weiß, daß er dadurch das eine Frauenzimmer ſchamroth, die uͤbrigen Perſonen dieſes Geſchlechtes aber gegen ihn nur verbit- tert machen wuͤrde.
Vor die ſchickliche Materie, in Geſell- ſchafften zu diſcuriren, wird kein vernuͤnf- tiger Menſch viel ſorgen doͤrfen, indem ſich ſolche, von ſelbſten genug eraͤugnen werden. Nur falle man nicht auf etwas, das einen groͤſſern Verſtand, als den ſei- nigen erfordert; ſintemalen er ſich in Ver- achtung ſetzen wuͤrde, wenn er etwas vor- bringen, und hernach, wegen ſeiner Un- wiſſenheit bald einpacken muͤßte. Wer in Politiſchen Sachen wol beleſen, der wird von dem bevorſiehenden Frieden, und denen ſich etwan dabey eraͤugnenden Schwierigkeiten, genug zu reden finden; er muß es aber, wegen des vielleicht anwe- ſenden Frauenzimmers, nur nicht zu lan- ge machen, weilen ſelbiges nicht viel von dergleichen Materie verſtehet, und ſolcher
geſtalt
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[24/0030]
hoͤflicher Menſch wird ſich darinnen wohl
beſcheiden, und ſich in ſolchen unerlaubten
Praͤdicaten maͤßigen, weil er wol weiß,
daß er dadurch das eine Frauenzimmer
ſchamroth, die uͤbrigen Perſonen dieſes
Geſchlechtes aber gegen ihn nur verbit-
tert machen wuͤrde.
Vor die ſchickliche Materie, in Geſell-
ſchafften zu diſcuriren, wird kein vernuͤnf-
tiger Menſch viel ſorgen doͤrfen, indem
ſich ſolche, von ſelbſten genug eraͤugnen
werden. Nur falle man nicht auf etwas,
das einen groͤſſern Verſtand, als den ſei-
nigen erfordert; ſintemalen er ſich in Ver-
achtung ſetzen wuͤrde, wenn er etwas vor-
bringen, und hernach, wegen ſeiner Un-
wiſſenheit bald einpacken muͤßte. Wer
in Politiſchen Sachen wol beleſen, der
wird von dem bevorſiehenden Frieden,
und denen ſich etwan dabey eraͤugnenden
Schwierigkeiten, genug zu reden finden;
er muß es aber, wegen des vielleicht anwe-
ſenden Frauenzimmers, nur nicht zu lan-
ge machen, weilen ſelbiges nicht viel von
dergleichen Materie verſtehet, und ſolcher
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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/30>, abgerufen am 22.07.2024.
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