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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

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sich selbsten verrathen, daß sie mit den grö-
sten Jgnoranten über einen Leist geschla-
gen sind.



So annehmlich nun das Reden eines
höflichen Menschen in denen Gesellschaff-
ten ist; so verdrüßlich fällt hingegen eines
Plauderers immerwährendes Geschwä-
tze, wozu ihme gemeiniglich die lausigte
Prahlerey den Sporn in die Seite setzet.
Manche rühmen sich ihrer langen und
sehr weit gethanenen Reisen, vergessen
aber dabey ihres armen Schnapsacks,
den sie so offt mit Bettel-Brod spicken
und im Lande fechten müssen. Viele prei-
sen ihre Kriegs- und Helden-Thaten, sa-
gen aber kein Wort, daß sie so lange auf
der Marode gelegen, oder zum öftern ih-
ren ehrlichen Abschied auf die Sohlen
schreiben lassen. Viele weisen ihre Waf-
fen noch, welche unzehlichmal mit dem
Feuer-heissen Blut ihrer Feinde gefärbet
worden; da wol auf der ganzen Klinge
die Figur des ewigen Friedens gesto-
chen, und selbige zum Gefechte niemals
aus der Scheide gekommen. Und wenn
es bey dergleichen Prahl-Hannßen zur

Letze

ſich ſelbſten verrathen, daß ſie mit den groͤ-
ſten Jgnoranten uͤber einen Leiſt geſchla-
gen ſind.



So annehmlich nun das Reden eines
hoͤflichen Menſchen in denen Geſellſchaff-
ten iſt; ſo verdruͤßlich faͤllt hingegen eines
Plauderers immerwaͤhrendes Geſchwaͤ-
tze, wozu ihme gemeiniglich die lauſigte
Prahlerey den Sporn in die Seite ſetzet.
Manche ruͤhmen ſich ihrer langen und
ſehr weit gethanenen Reiſen, vergeſſen
aber dabey ihres armen Schnapſacks,
den ſie ſo offt mit Bettel-Brod ſpicken
und im Lande fechten muͤſſen. Viele prei-
ſen ihre Kriegs- und Helden-Thaten, ſa-
gen aber kein Wort, daß ſie ſo lange auf
der Marode gelegen, oder zum oͤftern ih-
ren ehrlichen Abſchied auf die Sohlen
ſchreiben laſſen. Viele weiſen ihre Waf-
fen noch, welche unzehlichmal mit dem
Feuer-heiſſen Blut ihrer Feinde gefaͤrbet
worden; da wol auf der ganzen Klinge
die Figur des ewigen Friedens geſto-
chen, und ſelbige zum Gefechte niemals
aus der Scheide gekommen. Und wenn
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[16/0022] ſich ſelbſten verrathen, daß ſie mit den groͤ- ſten Jgnoranten uͤber einen Leiſt geſchla- gen ſind. So annehmlich nun das Reden eines hoͤflichen Menſchen in denen Geſellſchaff- ten iſt; ſo verdruͤßlich faͤllt hingegen eines Plauderers immerwaͤhrendes Geſchwaͤ- tze, wozu ihme gemeiniglich die lauſigte Prahlerey den Sporn in die Seite ſetzet. Manche ruͤhmen ſich ihrer langen und ſehr weit gethanenen Reiſen, vergeſſen aber dabey ihres armen Schnapſacks, den ſie ſo offt mit Bettel-Brod ſpicken und im Lande fechten muͤſſen. Viele prei- ſen ihre Kriegs- und Helden-Thaten, ſa- gen aber kein Wort, daß ſie ſo lange auf der Marode gelegen, oder zum oͤftern ih- ren ehrlichen Abſchied auf die Sohlen ſchreiben laſſen. Viele weiſen ihre Waf- fen noch, welche unzehlichmal mit dem Feuer-heiſſen Blut ihrer Feinde gefaͤrbet worden; da wol auf der ganzen Klinge die Figur des ewigen Friedens geſto- chen, und ſelbige zum Gefechte niemals aus der Scheide gekommen. Und wenn es bey dergleichen Prahl-Hannßen zur Letze

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Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/22>, abgerufen am 25.11.2024.