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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.

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ihres Orts, alles dasjenige Vergnügen,
so sie mir in reicher Maasse angewun-
schen, weil ihre angenehme Person des-
sen allen würdig ist. Wie ich nun dar-
an nicht zweifele, so nehme mir die Eh-
re, mich in Dero ferneres geneigtes An-
gedencken demüthigst zu empfehlen.



NB. Ehleute nehmen sich nicht leicht
so viel Zeit, einander besondere Glück-
wünsche abzustatten, weilen selbige ge-
meiniglich bey der alten Mode (gesun-
den Leib, langs Leben, Fried und
Einigkeit, ersprießlichen Nabrung,
und alles was dir nutz und gut ist,
an Seel und Leib
) bleiben. Bey vie-
len inn die Liebe erloschen, die wünscheten
einander gerne den Kirch-Hof, wenn nur
GOttes Wille dabey wäre. Allein sol-
che Leute streiten mit dem Erdboden, und
keines derselben begehrt zum ersten hin-
unter; verzehren also mit der Zeit ihre
Kräfften und Gesundheit, und da sie sich
immer mit einer andern vergnüglichern
Person schmeicheln, kommt das Alter
und die Jahre der ungestalten Figur, und
macht aus solchen Leuten lächerliche Bil-

der,

ihres Orts, alles dasjenige Vergnuͤgen,
ſo ſie mir in reicher Maaſſe angewun-
ſchen, weil ihre angenehme Perſon deſ-
ſen allen wuͤrdig iſt. Wie ich nun dar-
an nicht zweifele, ſo nehme mir die Eh-
re, mich in Dero ferneres geneigtes An-
gedencken demuͤthigſt zu empfehlen.



NB. Ehleute nehmen ſich nicht leicht
ſo viel Zeit, einander beſondere Gluͤck-
wuͤnſche abzuſtatten, weilen ſelbige ge-
meiniglich bey der alten Mode (geſun-
den Leib, langs Leben, Fried und
Einigkeit, erſprießlichen Nabrung,
und alles was dir nutz und gut iſt,
an Seel und Leib
) bleiben. Bey vie-
len iñ die Liebe erloſchen, die wuͤnſcheten
einander gerne den Kirch-Hof, wenn nur
GOttes Wille dabey waͤre. Allein ſol-
che Leute ſtreiten mit dem Erdboden, und
keines derſelben begehrt zum erſten hin-
unter; verzehren alſo mit der Zeit ihre
Kraͤfften und Geſundheit, und da ſie ſich
immer mit einer andern vergnuͤglichern
Perſon ſchmeicheln, kommt das Alter
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[162/0168] ihres Orts, alles dasjenige Vergnuͤgen, ſo ſie mir in reicher Maaſſe angewun- ſchen, weil ihre angenehme Perſon deſ- ſen allen wuͤrdig iſt. Wie ich nun dar- an nicht zweifele, ſo nehme mir die Eh- re, mich in Dero ferneres geneigtes An- gedencken demuͤthigſt zu empfehlen. NB. Ehleute nehmen ſich nicht leicht ſo viel Zeit, einander beſondere Gluͤck- wuͤnſche abzuſtatten, weilen ſelbige ge- meiniglich bey der alten Mode (geſun- den Leib, langs Leben, Fried und Einigkeit, erſprießlichen Nabrung, und alles was dir nutz und gut iſt, an Seel und Leib) bleiben. Bey vie- len iñ die Liebe erloſchen, die wuͤnſcheten einander gerne den Kirch-Hof, wenn nur GOttes Wille dabey waͤre. Allein ſol- che Leute ſtreiten mit dem Erdboden, und keines derſelben begehrt zum erſten hin- unter; verzehren alſo mit der Zeit ihre Kraͤfften und Geſundheit, und da ſie ſich immer mit einer andern vergnuͤglichern Perſon ſchmeicheln, kommt das Alter und die Jahre der ungeſtalten Figur, und macht aus ſolchen Leuten laͤcherliche Bil- der,

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Zitationshilfe: [N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/168>, abgerufen am 25.11.2024.