[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.ein kluger Mensch von selbst leicht ersehen Bey der Höflichkeit muß die allzugros- gen
ein kluger Menſch von ſelbſt leicht erſehen Bey der Hoͤflichkeit muß die allzugroſ- gen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0016" n="10"/> ein kluger Menſch von ſelbſt leicht erſehen<lb/> und erwehlen kan.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Bey der Hoͤflichkeit muß die allzugroſ-<lb/> ſe Bloͤdigkeit den Wander-Stab neh-<lb/> men und weichen: Ein kluger Menſch<lb/> darf, bey ihme noch unbekandten oder<lb/> vornehmen Leuten, die Augen nicht zur<lb/> Erde kehren, aus Schrecken ſtammlen<lb/> und erzittern; ſondern muß mit beſcheide-<lb/> ner Manier und Geberden, die Leute<lb/> freundlich anſchauen, und alle unanſtaͤn-<lb/> dige Furcht verlaſſen; jedoch muß er dar-<lb/> neben nicht auf eine allzugroſſe Freyheit<lb/> gerathen, und in ſeinen Reden ſolche miß-<lb/> faͤllige Affecten bezeigen, welche nach der<lb/><hi rendition="#aq">Charletanerie</hi> ſchmecken; auch unter dem<lb/> Reden nicht mit denen Haͤnden, den Leu-<lb/> ten unter der Naſe, herum fahren, ſie bey<lb/> den Kleidern, Ermeln, oder Knoͤpfen faſ-<lb/> ſen und ſolche berum drehen, auch nicht<lb/> beſtaͤndig den Fuß ſtreiffen, dem Frauen-<lb/> zimmer nicht immer ins Angeſichte, und<lb/> zumal mit verliebten Blicken, ſehen; die<lb/> Augen nicht ſtets gegen den Himmel, und<lb/> eben auch nicht immerhin zur Erden wen-<lb/> den; ſondern in allen dergleichen Din-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [10/0016]
ein kluger Menſch von ſelbſt leicht erſehen
und erwehlen kan.
Bey der Hoͤflichkeit muß die allzugroſ-
ſe Bloͤdigkeit den Wander-Stab neh-
men und weichen: Ein kluger Menſch
darf, bey ihme noch unbekandten oder
vornehmen Leuten, die Augen nicht zur
Erde kehren, aus Schrecken ſtammlen
und erzittern; ſondern muß mit beſcheide-
ner Manier und Geberden, die Leute
freundlich anſchauen, und alle unanſtaͤn-
dige Furcht verlaſſen; jedoch muß er dar-
neben nicht auf eine allzugroſſe Freyheit
gerathen, und in ſeinen Reden ſolche miß-
faͤllige Affecten bezeigen, welche nach der
Charletanerie ſchmecken; auch unter dem
Reden nicht mit denen Haͤnden, den Leu-
ten unter der Naſe, herum fahren, ſie bey
den Kleidern, Ermeln, oder Knoͤpfen faſ-
ſen und ſolche berum drehen, auch nicht
beſtaͤndig den Fuß ſtreiffen, dem Frauen-
zimmer nicht immer ins Angeſichte, und
zumal mit verliebten Blicken, ſehen; die
Augen nicht ſtets gegen den Himmel, und
eben auch nicht immerhin zur Erden wen-
den; ſondern in allen dergleichen Din-
gen
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