[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736.Kranz, am ersten Hochzeit-Tage schon, Madame! Sie haben, wie ich sehe, Beant-
Kranz, am erſten Hochzeit-Tage ſchon, Madame! Sie haben, wie ich ſehe, Beant-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0138" n="132"/> Kranz, am erſten Hochzeit-Tage ſchon,<lb/> enſetzlich gewackelt habe. Hiemit giebt<lb/> es nun wieder ſpaßhaffte Complimen-<lb/> ten, deren Beantwortung in einer bloſſen<lb/> Verſtellung, beſtehet, und welches ein<lb/> jeder, nach ſeinen eigenen <hi rendition="#aq">Genie</hi> und<lb/> muntern Geiſte, einrichten kan. Viele<lb/> aber, welche eines ſtillen <hi rendition="#aq">Humeurs</hi> ſind,<lb/> laſſen ſolches gar unterwegens, weilen<lb/> ſie dergleichen Dinge vor albern, und<lb/> zuͤchtigen Perſonen vor unanſtaͤndig hal-<lb/> ten. Jedoch nur mit zweyen Exempeln<lb/> zu dienen, koͤnte man die Braut alſo<lb/> daruͤber complimentiren:</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">Madame!</hi> Sie haben, wie ich ſehe,<lb/> einen weiten Sprung von der <hi rendition="#aq">Claſſe</hi> der<lb/> Jungfern, zu den Orden der Weibergen<lb/> gethan; weswegen ſie auch den billigen<lb/> Verluſt verſchmerzen, und ihren ehma-<lb/> liegen Ehren-Kranz mit der Weiber-<lb/> Haube verwechslen muͤſſen. Sie laſſen<lb/> ſich nur dieſe Veraͤnderung nicht gereuen,<lb/> ſondern erweiſen bald durch ihre frucht-<lb/> bare Kennzeichen, daß ihnen die ange-<lb/> nehme Verwechslung wol angeſchlagen,<lb/> welches von Grund meines aufrichtigen<lb/> Herzens wuͤnſche.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Beant-</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [132/0138]
Kranz, am erſten Hochzeit-Tage ſchon,
enſetzlich gewackelt habe. Hiemit giebt
es nun wieder ſpaßhaffte Complimen-
ten, deren Beantwortung in einer bloſſen
Verſtellung, beſtehet, und welches ein
jeder, nach ſeinen eigenen Genie und
muntern Geiſte, einrichten kan. Viele
aber, welche eines ſtillen Humeurs ſind,
laſſen ſolches gar unterwegens, weilen
ſie dergleichen Dinge vor albern, und
zuͤchtigen Perſonen vor unanſtaͤndig hal-
ten. Jedoch nur mit zweyen Exempeln
zu dienen, koͤnte man die Braut alſo
daruͤber complimentiren:
Madame! Sie haben, wie ich ſehe,
einen weiten Sprung von der Claſſe der
Jungfern, zu den Orden der Weibergen
gethan; weswegen ſie auch den billigen
Verluſt verſchmerzen, und ihren ehma-
liegen Ehren-Kranz mit der Weiber-
Haube verwechslen muͤſſen. Sie laſſen
ſich nur dieſe Veraͤnderung nicht gereuen,
ſondern erweiſen bald durch ihre frucht-
bare Kennzeichen, daß ihnen die ange-
nehme Verwechslung wol angeſchlagen,
welches von Grund meines aufrichtigen
Herzens wuͤnſche.
Beant-
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