Manchmahlen wird man von dem Frauenzimmer ersucht, mit hinauf in das Zimmer zu gehen, wodurch sie den Eltern denjenigen gleichsam präsentiren will, von welchem sie soviel Ehr und Höflichkeit ge- nossen. Und dieses nimmt mancher für eine gute Vorbedeutung, fernerer und ge- nauerer Bekandtschafft, an, zum wenig- sten verspricht er sich dadurch einen öff- tersmahligen und freyern Zutritt. Wel- ches manchmalen zu dessen grösten Un- glük ausgeschlagen, und wäre besser ge- wesen, er wäre niemals dahin gekommen, so hätte er nicht die Glocke, zum Klang seines eigenen Verderbens gezogen. Doch muß, so man hinauf gehet, auch ein Compliment, an die Eltern gemacht, und die genommene Freyheit mit dem Befehl der Jungfer Tochter, entschuldiget wer- den.
Wann nun Mahlzeit und Tanzen zu Ende gegangen, und die sämtliche Hoch- zeit Gäste sich wiederum nach Hause, und zum Anfbruch gefast machen: so pfleget der Hochzeit-Bitter, im Nahmen der
Braut-
Manchmahlen wird man von dem Frauenzimmer erſucht, mit hinauf in das Zimmer zu gehen, wodurch ſie den Eltern denjenigen gleichſam praͤſentiren will, von welchem ſie ſoviel Ehr und Hoͤflichkeit ge- noſſen. Und dieſes nimmt mancher fuͤr eine gute Vorbedeutung, fernerer und ge- nauerer Bekandtſchafft, an, zum wenig- ſten verſpricht er ſich dadurch einen oͤff- tersmahligen und freyern Zutritt. Wel- ches manchmalen zu deſſen groͤſten Un- gluͤk ausgeſchlagen, und waͤre beſſer ge- weſen, er waͤre niemals dahin gekommen, ſo haͤtte er nicht die Glocke, zum Klang ſeines eigenen Verderbens gezogen. Doch muß, ſo man hinauf gehet, auch ein Compliment, an die Eltern gemacht, und die genommene Freyheit mit dem Befehl der Jungfer Tochter, entſchuldiget wer- den.
Wann nun Mahlzeit und Tanzen zu Ende gegangen, und die ſaͤmtliche Hoch- zeit Gaͤſte ſich wiederum nach Hauſe, und zum Anfbruch gefaſt machen: ſo pfleget der Hochzeit-Bitter, im Nahmen der
Braut-
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Manchmahlen wird man von dem
Frauenzimmer erſucht, mit hinauf in das
Zimmer zu gehen, wodurch ſie den Eltern
denjenigen gleichſam praͤſentiren will, von
welchem ſie ſoviel Ehr und Hoͤflichkeit ge-
noſſen. Und dieſes nimmt mancher fuͤr
eine gute Vorbedeutung, fernerer und ge-
nauerer Bekandtſchafft, an, zum wenig-
ſten verſpricht er ſich dadurch einen oͤff-
tersmahligen und freyern Zutritt. Wel-
ches manchmalen zu deſſen groͤſten Un-
gluͤk ausgeſchlagen, und waͤre beſſer ge-
weſen, er waͤre niemals dahin gekommen,
ſo haͤtte er nicht die Glocke, zum Klang
ſeines eigenen Verderbens gezogen.
Doch muß, ſo man hinauf gehet, auch ein
Compliment, an die Eltern gemacht, und
die genommene Freyheit mit dem Befehl
der Jungfer Tochter, entſchuldiget wer-
den.
Wann nun Mahlzeit und Tanzen zu
Ende gegangen, und die ſaͤmtliche Hoch-
zeit Gaͤſte ſich wiederum nach Hauſe, und
zum Anfbruch gefaſt machen: ſo pfleget
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[N. N.]: Kürzliche Anweisung zu Complimenten und höflicher Condvite, für Personen Bürgerlichen Standes. Frankfurt [u. a.], 1736, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_complimente_1736/126>, abgerufen am 22.07.2024.
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