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Tübinger Chronik. Nr. 83. [Tübingen (Württemberg)], 11. Juli 1845.

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[Beginn Spaltensatz] Bürgerstande ein Gegengewicht gegen die anwachsende
Macht der Stände sich zu bilden. ( Anders. J. 1126.
Fischer 1. Band 335. )

An die Beförderung der Gewerbe und des Han-
dels wurde also nicht gedacht. Wenn der Gewerbs-
und Handelsstand das Recht hatten, die Zahl der Jn-
nungs=Mitglieder möglichst klein zu erhalten, so muß-
ten sich nothwendig in Folge der geringen Concurrenz
bei einzelnen Zünften Reichthümer anhäufen, welche die
Kaiser hinwieder als Anlehen oder auf andere Weise
an sich ziehen konnten und schon deßwegen diese Vor-
rechte auf keinerlei Art beschränken mochten.

Wenn aber diese Anstalten auch nicht unmittelbar
auf die Blüthe des Gewerbsstandes abgesehen waren,
so trugen sie doch sehr viel dazu bei.

Die Gewerbs= und Handelspolizei wurde streng
gehandhabt und die Meister setzten ihre höchste Ehre
darein, sich vor den sogenannten Pfuschern auszuzeich-
nen. -- Man berief deutsche Arbeiter und Künstler
nach England und Flandern ( Fischer 1. Bd. 383. ) , in
welch letzterem sie den Grund zu den so berühmten
Niederländischen Tuchmanufacturen legten.

Jn gleichem Grade hatten sich auch die übrigen
Gewerbe entwickelt, während solche hauptsächlich in
England zum Theil noch in tiefem Schlummer lagen.

Die Kreuzzüge übten auf die Jndustrie Deutsch-
lands keinen unmittelbaren Einfluß. Die Jtaliener
verdanken denselben vorzüglich die Seidezucht und de-
ren Verarbeitung.

Die Gewerbtreibenden beschäftigten sich nun in je-
nen Zeiten nicht selbst mit dem Absatz ihrer verfertig-
ten Waaren; dieß war den Kaufleuten überlassen.
Diese hatten aber keine stehenden Waarenlager, son-
dern reisten umher, lieferten den Handwerkern den ro-
hen Stoff und nahmen dagegen Waaren, die sie wie-
der in andern Gegenden absetzten. Hauptsächlich ge-
schah dieser Tausch auf den Messen und Märkten, de-
ren Ursprung sich in das graue Alterthum verliert.

Da das Reisen aber damals sehr gefährlich war,
suchten die Kaufleute sich gegen die Anfälle der Raub-
ritter und sonstige Bedrückungen durch enge Verbin-
dungen zu schützen, anderseits aber konnten sie vereint
auch größere Unternehmungen wagen als einzeln, und
so bildete sich nach und nach der Bund, den wir unter
dem Namen -- die Hansa -- im Anfang des 15ten
Jahrhunderts auf dem Höhepunkt seiner Macht sahen.


Fortsetzung folgt.

- Die trübe Quelle, welcher der ungereimte
Aufsatz in Nro 81. dieses Blattes

( Gewerbs= & Handels=Freiheit betreffend )
entsprang, kennt man wohl und meidet sie.

Jm Schlamme, welchen sie vergebens abzusetzen
sucht, wird sie bald selbst ersticken. -- Kann Be-
schränktheit sich keine Geltung verschaffen, dann
rächt sie sich durch böswillige Verdächtigung; die
gute Sache wird aber dennoch triumphiren.

    Der bezeichnete Kaufmann.

Musikalische Abend=Unterhaltung.
Der als Liedersänger längst rühmlichst bekannte Hr.
Robert Rühle von Stuttgart, früher Gesangs-
Eleve des Kön. Hoftheaters daselbst, wird heute
Abend ( 11. Juli ) auf vielseitige Aufforderung eine
musikalische Abend=Unterhaltung mit Begleitung der
[Spaltenumbruch] Guitarre geben. -- Die Wahl der schönsten neuesten
und älteren Gesangsstücke, so wie der seelenvolle
Vortrag desselben können zum Voraus einen genuß-
reichen Abend zusichern. Die Unterzeichneten, die
schon öfter Gelegenheit hatten, diesen jungen Künst-
ler zu hören, fühlen sich verpflichtet, ihn auf diesem
Wege aufs Beste zu empfehlen.

    Mehrere Musik= und Gesangs=Freunde.



Amtliche Bekanntmachungen.
Forstamt Tübingen Revier Einsiedel.

Holz=Verkauf. Bei dem im Schlag Tannacker
stattgehabten Holz=Verkaufe sind

88eicheneWellen,
463buchene--
2075birkene--
327aspene--

nicht um entsprechende Preise untergebracht worden,
weßhalb dieselben am Samstag den 12. d. M. zum
wiederholten Verkauf gebracht werden. Die Zusam-
menkunft findet Morgens 8 Uhr im Schlag statt.

Die betreffenden Ortsvorsteher wollen dieses ge-
hörig in ihren Gemeinden bekannt machen lassen.

    Bebenhausen, den 6. Juli 1845.
    K. Forstamt,
    A. V. Schlette, Assistent.

Tübingen. Eichen und Brennholz=Verkauf.
Jn dem Stadtwald Gaishald werden am Donner-
stag den 10. d. M. nachstehende Holzgattungen
verkauft, als:

    29 Stück ganz schöne eichene Stämme, 3832 C',
    1 Klftr. buchene Prügel,
    3 1 / 2 Klftr. eichene Scheiter,
    28 Klftr. eichene Prügel,
    2538 eichene Wellen.

Der Anfang des Verkaufs ist am Heuberger
Thor, und zwar mit den Eichen, Morgens 8 Uhr,
und die Zusammenkunft um 7 Uhr beim Gasthof
zum König allhier.

    Den 7. Juli 1845.
    Stadtpfleger
    Wolff.

Tübingen. Holz=Verkauf. Am nächsten Don-
nerstag den 10 Juli Morgens 7 Uhr werden im
Spitalwald im Aufstreich verkauft werden:

    60 Stämme Eichen,
    1,000 Stück eichenes Schälreissach.
    Den 5 Juli 1845.
    Stiftungs= und Hospitalpflege.

Tübingen. Nachfrage nach Erndweiden.
Wer zur Lieferung von Erndweiden für den heuri-
gen Bedarf der hiesigen Stadt gegen billigen Preis
geneigt ist, wird eingeladen, sein Anerbieten über
Anzahl und Preis dem Gemeinde=Jnspectorat hier
zu machen. Die Herren Orts=Vorsteher werden um
die diesfallsige Bekanntmachung ersucht.

Den 8. Juli 1845.

    Stadtrath.

Tübingen. Nachricht. Nach den Berichten
können heuer an Erndweiden aus dem Stadtwald
und den Weiden=Pflanzungen höchstens nur 30,000
Stücke geschnitten, und kann demnach das heurige
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Bürgerstande ein Gegengewicht gegen die anwachsende
Macht der Stände sich zu bilden. ( Anders. J. 1126.
Fischer 1. Band 335. )

An die Beförderung der Gewerbe und des Han-
dels wurde also nicht gedacht. Wenn der Gewerbs-
und Handelsstand das Recht hatten, die Zahl der Jn-
nungs=Mitglieder möglichst klein zu erhalten, so muß-
ten sich nothwendig in Folge der geringen Concurrenz
bei einzelnen Zünften Reichthümer anhäufen, welche die
Kaiser hinwieder als Anlehen oder auf andere Weise
an sich ziehen konnten und schon deßwegen diese Vor-
rechte auf keinerlei Art beschränken mochten.

Wenn aber diese Anstalten auch nicht unmittelbar
auf die Blüthe des Gewerbsstandes abgesehen waren,
so trugen sie doch sehr viel dazu bei.

Die Gewerbs= und Handelspolizei wurde streng
gehandhabt und die Meister setzten ihre höchste Ehre
darein, sich vor den sogenannten Pfuschern auszuzeich-
nen. -- Man berief deutsche Arbeiter und Künstler
nach England und Flandern ( Fischer 1. Bd. 383. ) , in
welch letzterem sie den Grund zu den so berühmten
Niederländischen Tuchmanufacturen legten.

Jn gleichem Grade hatten sich auch die übrigen
Gewerbe entwickelt, während solche hauptsächlich in
England zum Theil noch in tiefem Schlummer lagen.

Die Kreuzzüge übten auf die Jndustrie Deutsch-
lands keinen unmittelbaren Einfluß. Die Jtaliener
verdanken denselben vorzüglich die Seidezucht und de-
ren Verarbeitung.

Die Gewerbtreibenden beschäftigten sich nun in je-
nen Zeiten nicht selbst mit dem Absatz ihrer verfertig-
ten Waaren; dieß war den Kaufleuten überlassen.
Diese hatten aber keine stehenden Waarenlager, son-
dern reisten umher, lieferten den Handwerkern den ro-
hen Stoff und nahmen dagegen Waaren, die sie wie-
der in andern Gegenden absetzten. Hauptsächlich ge-
schah dieser Tausch auf den Messen und Märkten, de-
ren Ursprung sich in das graue Alterthum verliert.

Da das Reisen aber damals sehr gefährlich war,
suchten die Kaufleute sich gegen die Anfälle der Raub-
ritter und sonstige Bedrückungen durch enge Verbin-
dungen zu schützen, anderseits aber konnten sie vereint
auch größere Unternehmungen wagen als einzeln, und
so bildete sich nach und nach der Bund, den wir unter
dem Namen -- die Hansa -- im Anfang des 15ten
Jahrhunderts auf dem Höhepunkt seiner Macht sahen.


Fortsetzung folgt.

→ Die trübe Quelle, welcher der ungereimte
Aufsatz in Nro 81. dieses Blattes

( Gewerbs= & Handels=Freiheit betreffend )
entsprang, kennt man wohl und meidet sie.

Jm Schlamme, welchen sie vergebens abzusetzen
sucht, wird sie bald selbst ersticken. -- Kann Be-
schränktheit sich keine Geltung verschaffen, dann
rächt sie sich durch böswillige Verdächtigung; die
gute Sache wird aber dennoch triumphiren.

    Der bezeichnete Kaufmann.

Musikalische Abend=Unterhaltung.
Der als Liedersänger längst rühmlichst bekannte Hr.
Robert Rühle von Stuttgart, früher Gesangs-
Eleve des Kön. Hoftheaters daselbst, wird heute
Abend ( 11. Juli ) auf vielseitige Aufforderung eine
musikalische Abend=Unterhaltung mit Begleitung der
[Spaltenumbruch] Guitarre geben. -- Die Wahl der schönsten neuesten
und älteren Gesangsstücke, so wie der seelenvolle
Vortrag desselben können zum Voraus einen genuß-
reichen Abend zusichern. Die Unterzeichneten, die
schon öfter Gelegenheit hatten, diesen jungen Künst-
ler zu hören, fühlen sich verpflichtet, ihn auf diesem
Wege aufs Beste zu empfehlen.

    Mehrere Musik= und Gesangs=Freunde.



Amtliche Bekanntmachungen.
Forstamt Tübingen Revier Einsiedel.

Holz=Verkauf. Bei dem im Schlag Tannacker
stattgehabten Holz=Verkaufe sind

88eicheneWellen,
463buchene--
2075birkene--
327aspene--

nicht um entsprechende Preise untergebracht worden,
weßhalb dieselben am Samstag den 12. d. M. zum
wiederholten Verkauf gebracht werden. Die Zusam-
menkunft findet Morgens 8 Uhr im Schlag statt.

Die betreffenden Ortsvorsteher wollen dieses ge-
hörig in ihren Gemeinden bekannt machen lassen.

    Bebenhausen, den 6. Juli 1845.
    K. Forstamt,
    A. V. Schlette, Assistent.

Tübingen. Eichen und Brennholz=Verkauf.
Jn dem Stadtwald Gaishald werden am Donner-
stag den 10. d. M. nachstehende Holzgattungen
verkauft, als:

    29 Stück ganz schöne eichene Stämme, 3832 C',
    1 Klftr. buchene Prügel,
    3 1 / 2 Klftr. eichene Scheiter,
    28 Klftr. eichene Prügel,
    2538 eichene Wellen.

Der Anfang des Verkaufs ist am Heuberger
Thor, und zwar mit den Eichen, Morgens 8 Uhr,
und die Zusammenkunft um 7 Uhr beim Gasthof
zum König allhier.

    Den 7. Juli 1845.
    Stadtpfleger
    Wolff.

Tübingen. Holz=Verkauf. Am nächsten Don-
nerstag den 10 Juli Morgens 7 Uhr werden im
Spitalwald im Aufstreich verkauft werden:

    60 Stämme Eichen,
    1,000 Stück eichenes Schälreissach.
    Den 5 Juli 1845.
    Stiftungs= und Hospitalpflege.

Tübingen. Nachfrage nach Erndweiden.
Wer zur Lieferung von Erndweiden für den heuri-
gen Bedarf der hiesigen Stadt gegen billigen Preis
geneigt ist, wird eingeladen, sein Anerbieten über
Anzahl und Preis dem Gemeinde=Jnspectorat hier
zu machen. Die Herren Orts=Vorsteher werden um
die diesfallsige Bekanntmachung ersucht.

Den 8. Juli 1845.

    Stadtrath.

Tübingen. Nachricht. Nach den Berichten
können heuer an Erndweiden aus dem Stadtwald
und den Weiden=Pflanzungen höchstens nur 30,000
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[Ende Spaltensatz]

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            <note type="editorial">Da nicht alle Ausgaben lückenlos vorhanden sind, ist es möglich, dass ein Teil des Fortsetzungsartikels fehlt. Verknüpft ist der nächste vorhandene.</note>
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Robert Rühle von Stuttgart, früher Gesangs- Eleve des Kön. Hoftheaters daselbst, wird heute Abend ( 11. Juli ) auf vielseitige Aufforderung eine musikalische Abend=Unterhaltung mit Begleitung der Guitarre geben. -- Die Wahl der schönsten neuesten und älteren Gesangsstücke, so wie der seelenvolle Vortrag desselben können zum Voraus einen genuß- reichen Abend zusichern. Die Unterzeichneten, die schon öfter Gelegenheit hatten, diesen jungen Künst- ler zu hören, fühlen sich verpflichtet, ihn auf diesem Wege aufs Beste zu empfehlen. Mehrere Musik= und Gesangs=Freunde. Amtliche Bekanntmachungen. Forstamt Tübingen Revier Einsiedel. Holz=Verkauf. Bei dem im Schlag Tannacker stattgehabten Holz=Verkaufe sind 88 eichene Wellen, 463 buchene -- 2075 birkene -- 327 aspene -- nicht um entsprechende Preise untergebracht worden, weßhalb dieselben am Samstag den 12. d. M. zum wiederholten Verkauf gebracht werden. Die Zusam- menkunft findet Morgens 8 Uhr im Schlag statt. Die betreffenden Ortsvorsteher wollen dieses ge- hörig in ihren Gemeinden bekannt machen lassen. Bebenhausen, den 6. Juli 1845. K. Forstamt, A. V. Schlette, Assistent. Tübingen. Eichen und Brennholz=Verkauf. Jn dem Stadtwald Gaishald werden am Donner- stag den 10. d. M. nachstehende Holzgattungen verkauft, als: 29 Stück ganz schöne eichene Stämme, 3832 C', 1 Klftr. buchene Prügel, 3 1 / 2 Klftr. eichene Scheiter, 28 Klftr. eichene Prügel, 2538 eichene Wellen. Der Anfang des Verkaufs ist am Heuberger Thor, und zwar mit den Eichen, Morgens 8 Uhr, und die Zusammenkunft um 7 Uhr beim Gasthof zum König allhier. Den 7. Juli 1845. Stadtpfleger Wolff. Tübingen. Holz=Verkauf. Am nächsten Don- nerstag den 10 Juli Morgens 7 Uhr werden im Spitalwald im Aufstreich verkauft werden: 60 Stämme Eichen, 1,000 Stück eichenes Schälreissach. Den 5 Juli 1845. Stiftungs= und Hospitalpflege. Tübingen. Nachfrage nach Erndweiden. Wer zur Lieferung von Erndweiden für den heuri- gen Bedarf der hiesigen Stadt gegen billigen Preis geneigt ist, wird eingeladen, sein Anerbieten über Anzahl und Preis dem Gemeinde=Jnspectorat hier zu machen. Die Herren Orts=Vorsteher werden um die diesfallsige Bekanntmachung ersucht. Den 8. Juli 1845. Stadtrath. Tübingen. Nachricht. Nach den Berichten können heuer an Erndweiden aus dem Stadtwald und den Weiden=Pflanzungen höchstens nur 30,000 Stücke geschnitten, und kann demnach das heurige

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Zitationshilfe: Tübinger Chronik. Nr. 83. [Tübingen (Württemberg)], 11. Juli 1845, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_chronik083_1845/3>, abgerufen am 23.11.2024.