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Berlinische Privilegierte Zeitung. Nr. 55. Berlin, 7. Mai 1737.

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ses melden, daß die starke Zurüstung der Rußischen Kaiserl.
Armee zu frühzeitiger Eröfnung des Feld=Zugs durch einen
um diese Zeit ungewöhnlichen starken Frost in etwas unterbro-
chen worden, denn obgleich die ganze Armee aus ihren Win-
ter=Qvartieren aufgebrochen und die Avant=Garde den
würklichen Marsch angetreten, so hat selbige dennoch auf
Befehl des Hn. General Feld=Marschalls Grafens von Mün-
nich Halte machen müssen. Damit auch die in selbiger Ge-
gend herumgehende Krankheiten nicht bei der Armee einreis-
sen sollen, so ist nicht allein die Anzahl derer Feld=und Wund-
Aerzte zu vermehren, und daß alle zur Heilung erforderliche
Mittel unmittelbar aus der Kriegs=Cassa herzuschöffen und
daß nichts dabei verabsäumet werden solle, von Jhro Ruß.
Kaiserl. Maj. allergnädigst und ernstl. anbefohlen worden.

Petersburg, den 9. April.

Vor einigen Tagen langte der General=Major Frei=Herr
von Löwendahl mit seiner Gemalin aus Polen allhier an und
genossen gestern beide die Gnade Jhro Kaiserlichen Maj. auf-
zuwarten, welche sie auf eine sehr gnädige Art empfing und
zu gleicher Zeit diesen Frei=Herrn zum General=Lieutenant
bei Dero Armee erklärten. Seit vier Tagen ist eine so star-
ke und unvermutete Kälte wieder eingefallen, daß man über
dem Ladoga=See, welcher bereits schiffbar war, ohne Ge-
fahr zu Pferde und zu Fusse reisen kan. Diese rauhe Witte-
rung verursachet vielfältige Schnupfen=Beschwerungen und
Fieber. Die Gemalin des Kaiserl. Gesandtens, Grafens von
Ostein, ist nach einer langwierigen Krankheit verstorben.
Der Hr. Obriste von Bärenklau ist in voriger Woche von
hier wieder nach Wien abgegangen, und hat dem Verlaut
nach nicht allein den Entwurff der Operationen des bevorste-
henden Feld=Zugs, sondern auch einem neuen zwischen hiesi-
gen und dem Wienerischen Hofe errichteten Vertrag mitge-
nommen, vermöge dessen sich beide Höfe verbinden, keinen
Frieden mit den Türken ohne beiderseitige Genehmhaltung
und Einschlüssung zu machen. Da sich die bißherige Ver-
mutung immer mehr und mehr äussert, daß die Türken die
Sachen nur ins Weite zu spielen suchen, biß sie ihre Macht
zusammen gezogen und die nötigen Absichten genommen de-
nen Rußischen Generalen Widerstand zu thun; als hat man

ses melden, daß die starke Zurüstung der Rußischen Kaiserl.
Armee zu frühzeitiger Eröfnung des Feld=Zugs durch einen
um diese Zeit ungewöhnlichen starken Frost in etwas unterbro-
chen worden, denn obgleich die ganze Armee aus ihren Win-
ter=Qvartieren aufgebrochen und die Avant=Garde den
würklichen Marsch angetreten, so hat selbige dennoch auf
Befehl des Hn. General Feld=Marschalls Grafens von Mün-
nich Halte machen müssen. Damit auch die in selbiger Ge-
gend herumgehende Krankheiten nicht bei der Armee einreis-
sen sollen, so ist nicht allein die Anzahl derer Feld=und Wund-
Aerzte zu vermehren, und daß alle zur Heilung erforderliche
Mittel unmittelbar aus der Kriegs=Cassa herzuschöffen und
daß nichts dabei verabsäumet werden solle, von Jhro Ruß.
Kaiserl. Maj. allergnädigst und ernstl. anbefohlen worden.

Petersburg, den 9. April.

Vor einigen Tagen langte der General=Major Frei=Herr
von Löwendahl mit seiner Gemalin aus Polen allhier an und
genossen gestern beide die Gnade Jhro Kaiserlichen Maj. auf-
zuwarten, welche sie auf eine sehr gnädige Art empfing und
zu gleicher Zeit diesen Frei=Herrn zum General=Lieutenant
bei Dero Armee erklärten. Seit vier Tagen ist eine so star-
ke und unvermutete Kälte wieder eingefallen, daß man über
dem Ladoga=See, welcher bereits schiffbar war, ohne Ge-
fahr zu Pferde und zu Fusse reisen kan. Diese rauhe Witte-
rung verursachet vielfältige Schnupfen=Beschwerungen und
Fieber. Die Gemalin des Kaiserl. Gesandtens, Grafens von
Ostein, ist nach einer langwierigen Krankheit verstorben.
Der Hr. Obriste von Bärenklau ist in voriger Woche von
hier wieder nach Wien abgegangen, und hat dem Verlaut
nach nicht allein den Entwurff der Operationen des bevorste-
henden Feld=Zugs, sondern auch einem neuen zwischen hiesi-
gen und dem Wienerischen Hofe errichteten Vertrag mitge-
nommen, vermöge dessen sich beide Höfe verbinden, keinen
Frieden mit den Türken ohne beiderseitige Genehmhaltung
und Einschlüssung zu machen. Da sich die bißherige Ver-
mutung immer mehr und mehr äussert, daß die Türken die
Sachen nur ins Weite zu spielen suchen, biß sie ihre Macht
zusammen gezogen und die nötigen Absichten genommen de-
nen Rußischen Generalen Widerstand zu thun; als hat man

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[0007] ses melden, daß die starke Zurüstung der Rußischen Kaiserl. Armee zu frühzeitiger Eröfnung des Feld=Zugs durch einen um diese Zeit ungewöhnlichen starken Frost in etwas unterbro- chen worden, denn obgleich die ganze Armee aus ihren Win- ter=Qvartieren aufgebrochen und die Avant=Garde den würklichen Marsch angetreten, so hat selbige dennoch auf Befehl des Hn. General Feld=Marschalls Grafens von Mün- nich Halte machen müssen. Damit auch die in selbiger Ge- gend herumgehende Krankheiten nicht bei der Armee einreis- sen sollen, so ist nicht allein die Anzahl derer Feld=und Wund- Aerzte zu vermehren, und daß alle zur Heilung erforderliche Mittel unmittelbar aus der Kriegs=Cassa herzuschöffen und daß nichts dabei verabsäumet werden solle, von Jhro Ruß. Kaiserl. Maj. allergnädigst und ernstl. anbefohlen worden. Petersburg, den 9. April. Vor einigen Tagen langte der General=Major Frei=Herr von Löwendahl mit seiner Gemalin aus Polen allhier an und genossen gestern beide die Gnade Jhro Kaiserlichen Maj. auf- zuwarten, welche sie auf eine sehr gnädige Art empfing und zu gleicher Zeit diesen Frei=Herrn zum General=Lieutenant bei Dero Armee erklärten. Seit vier Tagen ist eine so star- ke und unvermutete Kälte wieder eingefallen, daß man über dem Ladoga=See, welcher bereits schiffbar war, ohne Ge- fahr zu Pferde und zu Fusse reisen kan. Diese rauhe Witte- rung verursachet vielfältige Schnupfen=Beschwerungen und Fieber. Die Gemalin des Kaiserl. Gesandtens, Grafens von Ostein, ist nach einer langwierigen Krankheit verstorben. Der Hr. Obriste von Bärenklau ist in voriger Woche von hier wieder nach Wien abgegangen, und hat dem Verlaut nach nicht allein den Entwurff der Operationen des bevorste- henden Feld=Zugs, sondern auch einem neuen zwischen hiesi- gen und dem Wienerischen Hofe errichteten Vertrag mitge- nommen, vermöge dessen sich beide Höfe verbinden, keinen Frieden mit den Türken ohne beiderseitige Genehmhaltung und Einschlüssung zu machen. Da sich die bißherige Ver- mutung immer mehr und mehr äussert, daß die Türken die Sachen nur ins Weite zu spielen suchen, biß sie ihre Macht zusammen gezogen und die nötigen Absichten genommen de- nen Rußischen Generalen Widerstand zu thun; als hat man

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Zitationshilfe: Berlinische Privilegierte Zeitung. Nr. 55. Berlin, 7. Mai 1737, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlinpz55_1737/7>, abgerufen am 24.08.2024.