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Berlinische Privilegierte Zeitung. Nr. 44. Berlin, 11. April 1737.

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zu zweiffeln. Die von einer gewissen Gesellschafft angebote-
ne Pacht=Summe an 12 Millionen vor die Einkünffte beider
Herzogtümer ist von Jhro Maj. großmütig ausgeschlagen,
und von Deroselben der ruhmwürdige Schluß gefasset wor-
den, in Ansehung der Steuern und Anlagen alles auf dem alten
Fuß zu lassen und keine Erhöhung zu verstatten. Dem all-
gemeinen Gerüchte nach sollen die Lothringischen Münzen
umgeschmolzen, und mit der Umschrifft: Stanislaus I.
König in Polen, Groß=Herzog von Litthauen und
Herzog von Lothringen und Barr, umgepräget werden,
um dadurch die Handlung zwischen beiden Reichen zu erleich-
tern. Das Regiment Reuterei, welches dem König Stanislaus
zum Obersten hat, und sonst Roial Stanislaus hieß, heisset iezo
Roial Pologne. Jhro Maj. haben den Marschall von
Biron ernennet, den Gesandten der Republik Venedig,
Herrn Venier, bei seinem öffentlichen Einzuge zu begleiten,
wozu er ungemeine prächtige Anstallten machen lässet. Die
vor dem Parlament bisher geführte Sache über den Zwei-
kampf des Groß=Priors von Frankreich und des Marqvis
von Conflans, welche sich den 19. freiwillig als Gefangene in
der Conciergerie stellten, ward den 23. von der grossen Kam-
mer und der Turnelle durch Loßsprechung beider Parteien ge-
endet, hingegen ist der Frau von Bruis ihre noch nicht
zu Ende. Vor wenig Tagen ließ sich der berühmte Advoca-
te Lavardin in dieser Sache vor der grossen Kammer des
Parlaments mit sonderbarer Beredsamkeit hören, daß er
dadurch aller Zuhörer Gemüter dieser Dame geneigt machte.
Es ward an selben Tage gleich der Herr von Choiseul, Bi-
schoff und Graf von Chalon an der Marne, als Pair von
Frankreich im Parlament eingeführet, daher die Prinzen,
Herzoge und Pairs in ihren Pracht=Kleidern meistens da ge-
blieben, die Ausführung dieser Streit=Sache mit anzuhören.
Der Fall des Herrn Chauvelins hat auch den Fall unserer
Actien nachgezogen, und es stehet zu befürchten daß durch
seinen weitern Fall auch diese noch niedriger kommen dürff-
ten. Bisher hat er zwar noch immer viele Freiheit und Höf-
ligkeit, auch so gar auf die Vorbitte des friedliebenden Car-
dinals von Fleuri die Erlaubniß erhalten, von Groß=Bois
anhero zu kommen, einige häußliche Geschäffte in seinem hie-

zu zweiffeln. Die von einer gewissen Gesellschafft angebote-
ne Pacht=Summe an 12 Millionen vor die Einkünffte beider
Herzogtümer ist von Jhro Maj. großmütig ausgeschlagen,
und von Deroselben der ruhmwürdige Schluß gefasset wor-
den, in Ansehung der Steuern und Anlagen alles auf dem alten
Fuß zu lassen und keine Erhöhung zu verstatten. Dem all-
gemeinen Gerüchte nach sollen die Lothringischen Münzen
umgeschmolzen, und mit der Umschrifft: Stanislaus I.
König in Polen, Groß=Herzog von Litthauen und
Herzog von Lothringen und Barr, umgepräget werden,
um dadurch die Handlung zwischen beiden Reichen zu erleich-
tern. Das Regiment Reuterei, welches dem König Stanislaus
zum Obersten hat, und sonst Roial Stanislaus hieß, heisset iezo
Roial Pologne. Jhro Maj. haben den Marschall von
Biron ernennet, den Gesandten der Republik Venedig,
Herrn Venier, bei seinem öffentlichen Einzuge zu begleiten,
wozu er ungemeine prächtige Anstallten machen lässet. Die
vor dem Parlament bisher geführte Sache über den Zwei-
kampf des Groß=Priors von Frankreich und des Marqvis
von Conflans, welche sich den 19. freiwillig als Gefangene in
der Conciergerie stellten, ward den 23. von der grossen Kam-
mer und der Turnelle durch Loßsprechung beider Parteien ge-
endet, hingegen ist der Frau von Bruis ihre noch nicht
zu Ende. Vor wenig Tagen ließ sich der berühmte Advoca-
te Lavardin in dieser Sache vor der grossen Kammer des
Parlaments mit sonderbarer Beredsamkeit hören, daß er
dadurch aller Zuhörer Gemüter dieser Dame geneigt machte.
Es ward an selben Tage gleich der Herr von Choiseul, Bi-
schoff und Graf von Chalon an der Marne, als Pair von
Frankreich im Parlament eingeführet, daher die Prinzen,
Herzoge und Pairs in ihren Pracht=Kleidern meistens da ge-
blieben, die Ausführung dieser Streit=Sache mit anzuhören.
Der Fall des Herrn Chauvelins hat auch den Fall unserer
Actien nachgezogen, und es stehet zu befürchten daß durch
seinen weitern Fall auch diese noch niedriger kommen dürff-
ten. Bisher hat er zwar noch immer viele Freiheit und Höf-
ligkeit, auch so gar auf die Vorbitte des friedliebenden Car-
dinals von Fleuri die Erlaubniß erhalten, von Groß=Bois
anhero zu kommen, einige häußliche Geschäffte in seinem hie-

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Zitationshilfe: Berlinische Privilegierte Zeitung. Nr. 44. Berlin, 11. April 1737, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlinpz44_1737/5>, abgerufen am 24.11.2024.