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Berlinische Privilegierte Zeitung. Nr. 18. Berlin, 9. Februar 1737.

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worden, daß sie nebst der Krone Engelland gemeinschafftlich
von dem Spanischen Hofe die Genugtuung wegen bisher
verübter See=Räubereien mit Nachdruk forderten: allein
allem Ansehen nach dürfften die allhier die Oberhand haben-
den Friedens=Gedanken lieber einen gewissen Verlust ver-
schmerzen, als noch etwas mehrers auf den ungewissen Aus-
schlag des Krieges wagen. Die Ost=Frießländischen
Abgeordnete haben zwar unter der Versicherung ihrer Hoch-
mögenden eine ansehnliche Summe Geldes zur Ausbesse-
rung ihrer beschädigten Dämme zugleich aber auch den
Rat erhalten, sich denen Kaiserl. Mandaten nicht ferner zu
widersezen, dazumal der Staat so wohl an dem Wienerischen
Hofe als bei der angestellten Commißion zu Beibehaltung
ihrer Vorrechte alle nötige und hinlängliche Vorstellungen
gethan. Der Rußische Gesandte, Baron von Bestuschef,
hat der Regierung zu verstehen gegeben, wie seine Kaiserin
gerne sehen würde, wenn sie ihrem in Constantinopel befind-
lichen Minister sich wegen eines Vergleichs zwischen der
Pforte und Rußland weiter keine Mühe machen liessen, da
alle bisherige Vermittelungs=Vorschläge so vieler Christl.
Machten die Pforte nur hochmütiger gemacht hätten. Al-
lem Ansehen nach wird wohl der Krieg auf dieser Seite in
volle Flamme geraten, so gerne auch die Republik denselben
in der Asche erstikken wollte, zumal wenn die Berichte ge-
gründet sind, daß der Prinz von Hildburgshausen eine Türki-
sche Streif=Partei niedergehauen, und den Rest davon
nach Carlstadt geschikt hat. Jn Persien scheinet wieder eine
neue Veränderung des Schau=Plazzes vorzugehen, denn
nach einigen Nachrichten soll die der Regierung des Thamas
Kulichams widrige Partei diesen neuen Sophy bereits ge-
nötiget haben, seine Sicherheit auf denen Türkischen Grän-
zen zu suchen, um von daher die in dem lezten Frieden ver-
sprochene Hülffe zu erhalten; allein dieses erfordert noch
Bekräftigung so wohl, als daß der neue Sophi aus dem al-
ten Stamme der Rußischer Kaiserin die Versicherung gege-
ben, den von Thamas Kulicham mit der Pforte eingegan-
genen Frieden nicht zu halten, sondern derselben von neuen
auf den Leib zu gehen. Nachdem Jhro Königl. Hoheit die
Prinzeßin von Oranien ihren Kirch=Gang in vollkommener

worden, daß sie nebst der Krone Engelland gemeinschafftlich
von dem Spanischen Hofe die Genugtuung wegen bisher
verübter See=Räubereien mit Nachdruk forderten: allein
allem Ansehen nach dürfften die allhier die Oberhand haben-
den Friedens=Gedanken lieber einen gewissen Verlust ver-
schmerzen, als noch etwas mehrers auf den ungewissen Aus-
schlag des Krieges wagen. Die Ost=Frießländischen
Abgeordnete haben zwar unter der Versicherung ihrer Hoch-
mögenden eine ansehnliche Summe Geldes zur Ausbesse-
rung ihrer beschädigten Dämme zugleich aber auch den
Rat erhalten, sich denen Kaiserl. Mandaten nicht ferner zu
widersezen, dazumal der Staat so wohl an dem Wienerischen
Hofe als bei der angestellten Commißion zu Beibehaltung
ihrer Vorrechte alle nötige und hinlängliche Vorstellungen
gethan. Der Rußische Gesandte, Baron von Bestuschef,
hat der Regierung zu verstehen gegeben, wie seine Kaiserin
gerne sehen würde, wenn sie ihrem in Constantinopel befind-
lichen Minister sich wegen eines Vergleichs zwischen der
Pforte und Rußland weiter keine Mühe machen liessen, da
alle bisherige Vermittelungs=Vorschläge so vieler Christl.
Machten die Pforte nur hochmütiger gemacht hätten. Al-
lem Ansehen nach wird wohl der Krieg auf dieser Seite in
volle Flamme geraten, so gerne auch die Republik denselben
in der Asche erstikken wollte, zumal wenn die Berichte ge-
gründet sind, daß der Prinz von Hildburgshausen eine Türki-
sche Streif=Partei niedergehauen, und den Rest davon
nach Carlstadt geschikt hat. Jn Persien scheinet wieder eine
neue Veränderung des Schau=Plazzes vorzugehen, denn
nach einigen Nachrichten soll die der Regierung des Thamas
Kulichams widrige Partei diesen neuen Sophy bereits ge-
nötiget haben, seine Sicherheit auf denen Türkischen Grän-
zen zu suchen, um von daher die in dem lezten Frieden ver-
sprochene Hülffe zu erhalten; allein dieses erfordert noch
Bekräftigung so wohl, als daß der neue Sophi aus dem al-
ten Stamme der Rußischer Kaiserin die Versicherung gege-
ben, den von Thamas Kulicham mit der Pforte eingegan-
genen Frieden nicht zu halten, sondern derselben von neuen
auf den Leib zu gehen. Nachdem Jhro Königl. Hoheit die
Prinzeßin von Oranien ihren Kirch=Gang in vollkommener

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Zitationshilfe: Berlinische Privilegierte Zeitung. Nr. 18. Berlin, 9. Februar 1737, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlinpz18_1737/7>, abgerufen am 14.08.2024.