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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 100. Berlin, 22. August 1741.

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[Beginn Spaltensatz] gistrat von der commandirenden Generalität ange-
deutet, sich gegen 9. Uhr auf dem Rath=Hause einzu-
finden. Als solches geschehen, erhoben sich des
Herrn General Feld=Marschalls, Grafens von Schwe-
rin Excellentz, unter Begleitung des Königlichen Krie-
ges=Commissariats, in den so genannten Fürsten=Saal,
und nachdem die Aeltesten der Bürgerschaft gleich-
fals herzu geruffen worden, eröfneten Sie denensel-
ben, nicht weniger als dem Rathe, die Ursachen, wel-
che Se. Königl. Majestät bewogen, die Stadt mit
Dero Truppen besetzen zu lassen, wobey denn Aller-
höchstdieselben der gesammten Stadt und deren
Einwohner, Jhrer Königlichen Hulde, Gnade und
Protection auf das kräftigste versichern liessen; hin-
gegen auch verlangten, daß sie Deroselben die Huldi-
gung und den Eyd der Treue so fort leisten möchten.
Gleichwie nun sothane Proposition so wohl von dem
Rath, als von der Bürgerschaft, ohne den geringsten
Wiederspruch angenommen wurde, so legten auch
beyde ungesäumt die verlangte Eydes=Pflicht ab,
und zwar zuförderst der Magistrat, und hiernächst
die Bürger=Aeltesten, wobey denen erstern das
Formular des Eydes von dem Königlich=Preußischen
Justitz Rathe, Herrn von Arnold, und denen letztern
durch den ältesten Raths=Secretarium, Gaworreck,
vorgelesen, und solcher Actus durch einen dreymah-
ligen Freuden=Ruf: Vivat Friderich König in Preus-
sen, Hertzog in Schlesien, bestatiget wurde. Hier-
nächst verfügten sich gedachte Se. Hochgräfliche Ex-
cellentz, in Begleitung der Generalität, nach dem
Saltz=Ringe, und nahmen die daselbst aufgestellete
Stadt=Garnison, Officiers und Gemeine, gleichfals
in Königliche Pflicht. Worauf die Stadt=Thore
zwar wieder eröfnet, die Piquette aber auf denen
Strassen annoch gelassen, auch mit Patrouillen, so
wohl selbigen Tages, als in der darauf folgenden
Nacht, beständig fortgefahren wurde. Durch welche
vorsichtige Anstalten es denn auch dahin gebracht
worden, daß bey dieser wichtigen Veränderung nicht
ein Tropfen Blut vergossen, ja nicht die allergeringste
Unordnung, wie sie Namen haben mag, verspühret,
sondern alles in vollkommener Stille und zu gäntzli-
cher Zufriedenheit der hiesigen Einwohner, zur glück-
lichen Endschaft gebracht worden.

Des folgenden Tages wurde die gesammte Bür-
gerschaft auf den Fürsten=Saat zur Eydes=Leistung
beruffen, da denn Anfangs die Gelehrten und Kauf-
leute, und hiernächst die sämmtlichen Zünfte und
[Spaltenumbruch] Gewercke die Eydes=Pflichten nach dem Formular,
welches ihnen oberwehnter Secretarius vorlase, ab-
legten, von denen Geistlichen aber die Treue stipu-
lata manu
versprochen wurde.

Nach vollbrachter Huldigung ritte der Königliche
Feld=Caßirer, unter Bedeckung eines Commando
Dragoner, 3 mahl um den grossen Ring, und warf
unter das häufig herzulauffende Volck eine ansehnli-
che Summe Geldes aus, welche an Ducaten, 2 Drit-
teln, 1 Dritteln und 2 gute Gr. Stücken 15000 Fl.
betragen.

Kurtz darauf wurden alle Piquette und andere
Postirungen abgeführet, und gegen Abend befand
sich die Stadt wiederum in vollkommener Ruhe.

Am Sonnabend versprach die Catholische Geist-
lichkeit Sr. Königlichen Majestät gleichfals stipulata
manu
die gebührende Treue, und heute wurde wegen
dieser erfreulichen Begebenheit in allen Kirchen bey-
der Religionen eine Danck=Predigt gehalten, und
das Te DEUM laudamus unter Paucken=und Trom-
peten=Schall zu allgemeinem Vergnügen derer sämmt-
lichen Einwohner abgesungen, wobey zur Früh-
Predigt der Text 1 Tim. 2. v. 1. Zur Ammts-
Predigt Psal. 61. v. 7. 8. Und zur Vesper=Pre-
digt Psal. 28. v. 8. 9. erwehlet worden. Nach
verrichtetem GOttes Dienste wurde auf allen Thür-
men mit Trompeten und Paucken Musie gemachet,
und der gantze Actus mit 3 mahliger Abfeuerung de-
rer Canonen rund um die Wälle glücklich beschlossen.

Se. Königliche Majestät haben des Herrn Gene-
ral Lieutenants von der Marwitz Excellentz zum
Gouverneur dieser Stadt allergnädigst ernennet, und
wie man vernimmt, soll das löbliche Dohnaische
Regiment, und 1 Bataillon von du Moulin nebst
6 Compagnien, so man aus der ehemahligen Stadt-
Garnison zu formiren gedencket, allhier zur Besatzung
bleiben.

Schreiben eines Preußischen Officiers aus dem Lager
bey Streelen, vom 9. Augusti.

Jch habe Jhnen ohnlängst gemeldet, daß wir 2
Regimenter Hussaren, und 10 Escadrons Dragoner,
in unserm Lager erwarten. Diese letzteren werden
künftige Woche zu uns stossen; die Hussaren aber sind
heute eingerückt. Das Regiment von Bronie-
kowsky ist in der That alles, was man nur schönes
und gutes von solcher Art Soldaten finden kann.
Es sind lauter zum Dienst geschickte Leute, wohl be-
ritten, und in bester Ordnung.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] gistrat von der commandirenden Generalität ange-
deutet, sich gegen 9. Uhr auf dem Rath=Hause einzu-
finden. Als solches geschehen, erhoben sich des
Herrn General Feld=Marschalls, Grafens von Schwe-
rin Excellentz, unter Begleitung des Königlichen Krie-
ges=Commissariats, in den so genannten Fürsten=Saal,
und nachdem die Aeltesten der Bürgerschaft gleich-
fals herzu geruffen worden, eröfneten Sie denensel-
ben, nicht weniger als dem Rathe, die Ursachen, wel-
che Se. Königl. Majestät bewogen, die Stadt mit
Dero Truppen besetzen zu lassen, wobey denn Aller-
höchstdieselben der gesammten Stadt und deren
Einwohner, Jhrer Königlichen Hulde, Gnade und
Protection auf das kräftigste versichern liessen; hin-
gegen auch verlangten, daß sie Deroselben die Huldi-
gung und den Eyd der Treue so fort leisten möchten.
Gleichwie nun sothane Proposition so wohl von dem
Rath, als von der Bürgerschaft, ohne den geringsten
Wiederspruch angenommen wurde, so legten auch
beyde ungesäumt die verlangte Eydes=Pflicht ab,
und zwar zuförderst der Magistrat, und hiernächst
die Bürger=Aeltesten, wobey denen erstern das
Formular des Eydes von dem Königlich=Preußischen
Justitz Rathe, Herrn von Arnold, und denen letztern
durch den ältesten Raths=Secretarium, Gaworreck,
vorgelesen, und solcher Actus durch einen dreymah-
ligen Freuden=Ruf: Vivat Friderich König in Preus-
sen, Hertzog in Schlesien, bestatiget wurde. Hier-
nächst verfügten sich gedachte Se. Hochgräfliche Ex-
cellentz, in Begleitung der Generalität, nach dem
Saltz=Ringe, und nahmen die daselbst aufgestellete
Stadt=Garnison, Officiers und Gemeine, gleichfals
in Königliche Pflicht. Worauf die Stadt=Thore
zwar wieder eröfnet, die Piquette aber auf denen
Strassen annoch gelassen, auch mit Patrouillen, so
wohl selbigen Tages, als in der darauf folgenden
Nacht, beständig fortgefahren wurde. Durch welche
vorsichtige Anstalten es denn auch dahin gebracht
worden, daß bey dieser wichtigen Veränderung nicht
ein Tropfen Blut vergossen, ja nicht die allergeringste
Unordnung, wie sie Namen haben mag, verspühret,
sondern alles in vollkommener Stille und zu gäntzli-
cher Zufriedenheit der hiesigen Einwohner, zur glück-
lichen Endschaft gebracht worden.

Des folgenden Tages wurde die gesammte Bür-
gerschaft auf den Fürsten=Saat zur Eydes=Leistung
beruffen, da denn Anfangs die Gelehrten und Kauf-
leute, und hiernächst die sämmtlichen Zünfte und
[Spaltenumbruch] Gewercke die Eydes=Pflichten nach dem Formular,
welches ihnen oberwehnter Secretarius vorlase, ab-
legten, von denen Geistlichen aber die Treue ſtipu-
lata manu
versprochen wurde.

Nach vollbrachter Huldigung ritte der Königliche
Feld=Caßirer, unter Bedeckung eines Commando
Dragoner, 3 mahl um den grossen Ring, und warf
unter das häufig herzulauffende Volck eine ansehnli-
che Summe Geldes aus, welche an Ducaten, 2 Drit-
teln, 1 Dritteln und 2 gute Gr. Stücken 15000 Fl.
betragen.

Kurtz darauf wurden alle Piquette und andere
Postirungen abgeführet, und gegen Abend befand
sich die Stadt wiederum in vollkommener Ruhe.

Am Sonnabend versprach die Catholische Geist-
lichkeit Sr. Königlichen Majestät gleichfals ſtipulata
manu
die gebührende Treue, und heute wurde wegen
dieser erfreulichen Begebenheit in allen Kirchen bey-
der Religionen eine Danck=Predigt gehalten, und
das Te DEUM laudamus unter Paucken=und Trom-
peten=Schall zu allgemeinem Vergnügen derer sämmt-
lichen Einwohner abgesungen, wobey zur Früh-
Predigt der Text 1 Tim. 2. v. 1. Zur Ammts-
Predigt Psal. 61. v. 7. 8. Und zur Vesper=Pre-
digt Psal. 28. v. 8. 9. erwehlet worden. Nach
verrichtetem GOttes Dienste wurde auf allen Thür-
men mit Trompeten und Paucken Musie gemachet,
und der gantze Actus mit 3 mahliger Abfeuerung de-
rer Canonen rund um die Wälle glücklich beschlossen.

Se. Königliche Majestät haben des Herrn Gene-
ral Lieutenants von der Marwitz Excellentz zum
Gouverneur dieser Stadt allergnädigst ernennet, und
wie man vernimmt, soll das löbliche Dohnaische
Regiment, und 1 Bataillon von du Moulin nebst
6 Compagnien, so man aus der ehemahligen Stadt-
Garnison zu formiren gedencket, allhier zur Besatzung
bleiben.

Schreiben eines Preußischen Officiers aus dem Lager
bey Streelen, vom 9. Augusti.

Jch habe Jhnen ohnlängst gemeldet, daß wir 2
Regimenter Hussaren, und 10 Escadrons Dragoner,
in unserm Lager erwarten. Diese letzteren werden
künftige Woche zu uns stossen; die Hussaren aber sind
heute eingerückt. Das Regiment von Bronie-
kowsky ist in der That alles, was man nur schönes
und gutes von solcher Art Soldaten finden kann.
Es sind lauter zum Dienst geschickte Leute, wohl be-
ritten, und in bester Ordnung.

[Ende Spaltensatz]
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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 100. Berlin, 22. August 1741, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin100_1741/2>, abgerufen am 22.11.2024.