Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 61. Berlin, 17. November 1740.[Beginn Spaltensatz]
Gelehrte Sachen. Unter denen Schriften, welche man der gelehrten Welt, Wir bemerken noch die Rede, welche der geschickte Bey dem Verleger dieser Zeitungen ist zu haben. I. Der neuen europäischen Fama, welche den gegenwärtigen Zustand der vornehmsten Höfe entdecket. 64ter II. Zuverlässiger Nachrichten, von dem gegenwärtigen Zustande, Veränderung und Wachsthum der Wissen- Diese Nachrichten werden wöchentlich 3mahl, nemlich Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, bey dem Königl. [Beginn Spaltensatz]
Gelehrte Sachen. Unter denen Schriften, welche man der gelehrten Welt, Wir bemerken noch die Rede, welche der geschickte Bey dem Verleger dieser Zeitungen ist zu haben. I. Der neuen europäischen Fama, welche den gegenwärtigen Zustand der vornehmsten Höfe entdecket. 64ter II. Zuverlässiger Nachrichten, von dem gegenwärtigen Zustande, Veränderung und Wachsthum der Wissen- Diese Nachrichten werden wöchentlich 3mahl, nemlich Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, bey dem Königl. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0004"/> <cb type="start"/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <head> <hi rendition="#fr">Gelehrte Sachen.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">U</hi>nter denen Schriften, welche man der gelehrten Welt,<lb/> unter dem Titel: Gepriesenes Andenken von<lb/> Erfindung der Buchdruckerey, wie solches in<lb/> Leipzig, beym Schlusse des dritten Jahrhun-<lb/> derts, von den gesamten Buchdruckern da-<lb/> selbst gefeyert worden <choice><choice><abbr>ec.</abbr></choice></choice> mitgetheilet hat, fällt<lb/> uns des vortrefflichen Herr Professor Gottscheds<lb/> Lob und Gedächtniß=Rede auf die Erfindung<lb/> der Buchdrucker=Kunst besonders in die Augen.<lb/> Wir sind schon gewohnt, von der Feder dieses gelehr-<lb/> ten Mannes, nichts als solche Werke zu erblicken, wel-<lb/> che der Welt Nutzen, und ihrem Verfasser Ehre brin-<lb/> gen. Der Herr Professor redet von dem Ursprunge<lb/> und Wachsthume dieser Kunst auf das gründlichste, und<lb/> macht die so wichtigen Vortheile, welche sie zu der Be-<lb/> förderung der Gelehrsamkeit und Ausbreitung der gött-<lb/> lichen Wahrheiten, beygetragen hat, handgreiflich Der<lb/> Nutzen dieser preiswürdigen Kunst ist sichtbar. Je be-<lb/> schwerlicher und mühsamer es in den ersten Zeiten war,<lb/> Bücher zu drucken, destoweniger Schriften kamen zum<lb/> Vorscheine, und desto mehr Wahrheiten blieben entwe-<lb/> der gar verborgen, oder konnten doch von sehr wenigen<lb/> erkannt werden. „Wie viele Wochen, Monden und<lb/> „Jahre, redet der Herr Professor den berühmten Faust<lb/> „an, gehören nicht dazu, ehe du nur ein mittelmäßiges<lb/> „Buch zu Stande bringst! Doch diese Arbeit ist im Ab-<lb/> „sehen auf alle andere Bücher umsonst. Wilst du ei-<lb/> „ne andere Schrift drucken, so geht deine vorige Mü-<lb/> „he von neuem an. Sobald aber die Buchdrucke-<lb/> rey mit metallenen Buchstaben erfunden worden, fährt<lb/> er fort; „ so wurden die vormals so kostbaren, so sel-<lb/> „tenen Bücher der alten Weltweisen, Geschichtschrei-<lb/> „ber, Redner und Dichter, Rechtsgelehrten und Arzte,<lb/> „auf eine erstaunende Weise vervielfältiget. Der große<lb/><cb n="2"/> Vortheil welcher durch diese Erfindung der Religion<lb/> zugewachsen ist, macht sie noch viel kostbarer. „Das<lb/> „erste große Werk, sind des Herr Professors Worte,<lb/> „was unsere neu erdachte Kunst mit sehr vieler Mühe<lb/> „und unsäglichen Kosten zu Stande gebracht, das war<lb/> „die heilige Schrift. Ein Buch, welches vorhin nur mit<lb/> „etlichen hundert, ja tausend Gulden hatte bezahlet<lb/> „werden können, das verkaufte nunmehro Faust und<lb/> „sein Eidam um sechzig, um funfzig, um vierzig, ja<lb/> „um noch weniger Gulden. Wo ist wohl, lesen wir<lb/> „ferner, eine seltsame Neuerung in Glaubenssachen aus-<lb/> „gebrütet worden welche nicht so gleich durch den Dienst<lb/> „der Drucker=Pressen gründlich wäre wiederleget wor-<lb/> „den! Die Buchdrucker=Kunst, sagt der berühm-<lb/> „te Herr Professor, ist den Waffen zu vergleichen wo-<lb/> „mit uns ein Räuber zwar anfallen; womit sich aber<lb/> „auch ein Behertzter gegen alle Gewalt vertheidigen<lb/> „kann <choice><choice><abbr>ec.</abbr></choice></choice> Es hätte dieser Kunst kein würdigeres Ge-<lb/> dächtniß, als von einem solchen Manne können gestif-<lb/> tet werden, welchen seine Verdienste selbst schon bey<lb/> seinem Leben verewigen.</p><lb/> <p>Wir bemerken noch die Rede, welche der geschickte<lb/> Herr Magister Johann Friedrich May, in der vertraut-<lb/> ten Rednergesellschafft in Leipzig, zu der Vertheidigung<lb/> der Buchdrucker=Kunst gehalten hat. Die reichen Ge-<lb/> danken, die guten Einfälle, und die fliessende Schreib-<lb/> art des Herr Mayes, bringen auch dieser Rede einen<lb/> besondern Vorzug zuwege Die Beredsamkeit und<lb/> Dichtkunst haben sich recht glücklich vereiniget, dieses<lb/> Jubel=Fest der Buchdrucker=Kunst zu feyern Die Ode,<lb/> welche die gelehrte Frau Gottschedinn, geb. Kulmus hier-<lb/> bey verfertiget hat, sagt uns nicht nur viel schönes zu<lb/> dem Lobe dieser gepriesenen Kunst, sondern sie erwirbt<lb/> auch sich den Beyfall, welchen wir allen Schriften ge-<lb/> ben müssen, die aus der Feder dieser scharfsinnigen<lb/> Verfasserinn geflossen sind.</p><lb/> </div> <cb type="end"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAn" n="1"> <head>Bey dem Verleger dieser Zeitungen ist zu haben.</head><lb/> <p><hi rendition="#aq">I</hi>. 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Gelehrte Sachen.
Unter denen Schriften, welche man der gelehrten Welt,
unter dem Titel: Gepriesenes Andenken von
Erfindung der Buchdruckerey, wie solches in
Leipzig, beym Schlusse des dritten Jahrhun-
derts, von den gesamten Buchdruckern da-
selbst gefeyert worden mitgetheilet hat, fällt
uns des vortrefflichen Herr Professor Gottscheds
Lob und Gedächtniß=Rede auf die Erfindung
der Buchdrucker=Kunst besonders in die Augen.
Wir sind schon gewohnt, von der Feder dieses gelehr-
ten Mannes, nichts als solche Werke zu erblicken, wel-
che der Welt Nutzen, und ihrem Verfasser Ehre brin-
gen. Der Herr Professor redet von dem Ursprunge
und Wachsthume dieser Kunst auf das gründlichste, und
macht die so wichtigen Vortheile, welche sie zu der Be-
förderung der Gelehrsamkeit und Ausbreitung der gött-
lichen Wahrheiten, beygetragen hat, handgreiflich Der
Nutzen dieser preiswürdigen Kunst ist sichtbar. Je be-
schwerlicher und mühsamer es in den ersten Zeiten war,
Bücher zu drucken, destoweniger Schriften kamen zum
Vorscheine, und desto mehr Wahrheiten blieben entwe-
der gar verborgen, oder konnten doch von sehr wenigen
erkannt werden. „Wie viele Wochen, Monden und
„Jahre, redet der Herr Professor den berühmten Faust
„an, gehören nicht dazu, ehe du nur ein mittelmäßiges
„Buch zu Stande bringst! Doch diese Arbeit ist im Ab-
„sehen auf alle andere Bücher umsonst. Wilst du ei-
„ne andere Schrift drucken, so geht deine vorige Mü-
„he von neuem an. Sobald aber die Buchdrucke-
rey mit metallenen Buchstaben erfunden worden, fährt
er fort; „ so wurden die vormals so kostbaren, so sel-
„tenen Bücher der alten Weltweisen, Geschichtschrei-
„ber, Redner und Dichter, Rechtsgelehrten und Arzte,
„auf eine erstaunende Weise vervielfältiget. Der große
Vortheil welcher durch diese Erfindung der Religion
zugewachsen ist, macht sie noch viel kostbarer. „Das
„erste große Werk, sind des Herr Professors Worte,
„was unsere neu erdachte Kunst mit sehr vieler Mühe
„und unsäglichen Kosten zu Stande gebracht, das war
„die heilige Schrift. Ein Buch, welches vorhin nur mit
„etlichen hundert, ja tausend Gulden hatte bezahlet
„werden können, das verkaufte nunmehro Faust und
„sein Eidam um sechzig, um funfzig, um vierzig, ja
„um noch weniger Gulden. Wo ist wohl, lesen wir
„ferner, eine seltsame Neuerung in Glaubenssachen aus-
„gebrütet worden welche nicht so gleich durch den Dienst
„der Drucker=Pressen gründlich wäre wiederleget wor-
„den! Die Buchdrucker=Kunst, sagt der berühm-
„te Herr Professor, ist den Waffen zu vergleichen wo-
„mit uns ein Räuber zwar anfallen; womit sich aber
„auch ein Behertzter gegen alle Gewalt vertheidigen
„kann Es hätte dieser Kunst kein würdigeres Ge-
dächtniß, als von einem solchen Manne können gestif-
tet werden, welchen seine Verdienste selbst schon bey
seinem Leben verewigen.
Wir bemerken noch die Rede, welche der geschickte
Herr Magister Johann Friedrich May, in der vertraut-
ten Rednergesellschafft in Leipzig, zu der Vertheidigung
der Buchdrucker=Kunst gehalten hat. Die reichen Ge-
danken, die guten Einfälle, und die fliessende Schreib-
art des Herr Mayes, bringen auch dieser Rede einen
besondern Vorzug zuwege Die Beredsamkeit und
Dichtkunst haben sich recht glücklich vereiniget, dieses
Jubel=Fest der Buchdrucker=Kunst zu feyern Die Ode,
welche die gelehrte Frau Gottschedinn, geb. Kulmus hier-
bey verfertiget hat, sagt uns nicht nur viel schönes zu
dem Lobe dieser gepriesenen Kunst, sondern sie erwirbt
auch sich den Beyfall, welchen wir allen Schriften ge-
ben müssen, die aus der Feder dieser scharfsinnigen
Verfasserinn geflossen sind.
Bey dem Verleger dieser Zeitungen ist zu haben.
I. Der neuen europäischen Fama, welche den gegenwärtigen Zustand der vornehmsten Höfe entdecket. 64ter
Theil. 1740 8tav. 2 Gr.
II. Zuverlässiger Nachrichten, von dem gegenwärtigen Zustande, Veränderung und Wachsthum der Wissen-
schafften 10ter Theil 1740. 8tav. 2 Gr.
Diese Nachrichten werden wöchentlich 3mahl, nemlich Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, bey dem Königl.
und der Societät der Wissenschaften privilegirten Buchhändler, AMBROSIUS HAUDE und dem Königl.
Hof=Post=Amte ausgegeben.
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