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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 49. Berlin, 20. Oktober 1740.

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[Beginn Spaltensatz] standen unter einem Thron=Himmel, und hatten zur
rechten Seiten alle Prinzen vom Hause, nebst dem Herrn
Herzog von Holstein. Zur Lincken etwas seitwerts, den
würkl. geheimden Etats=Minister, Herrn von Ponde-
wils, hinter sich aber, die mehresten Königl. General=Ad-
jutanten. Als Se. Königl. Majestät des Herrn Ab-
gesandten Anrede angehöret und beantwortet, sich auch
sonst mit demselben einige Zeit unterredet hatten, gien-
gen dieselbe in ein Neben=Zimmer, und wurde der
Herr Gesandte auf gleiche Weise zu der regierenden
Königinn Majestät geführet, welche die Audienz unter
einem Thron Himmel sitzend ertheilte, und dabey von
ihren sämmtlichen Dames bedient wurde. Auf gleiche
Weise verfügte sich der Herr Abgesandte bald darauf
auch bey der Königl Frau Mutter Majestät, zu deren
Seiten der beyden Königl Printzeßinnen Hoheiten,
hinter ihr aber ihre sämtliche Dames stunden. Der
beyden Königinn Maj. Maj. wie auch die sämtlichen
Dames erschienen dabey en Robe. Nach gehabter
Audienz aber, ward der Herr Abgesandte auf obbesagte
Weise, durch die Dorotheenstadt unter den Linden zu-
rück geführet. Gestern um 11. Uhr, seynd Jhro
Majestät in Begleitung des Prinzen Wilhelms Königl.
Hoheit von hier nach Ruppin aufgebrochen, woselbst
Sich Höchst dieselben bis künftigen Sonnabend aufhal-
ten, alsdann aber sich nach Reinsberg erheben werden.

Auszug eines Schreibens aus Paris.

Einige Tage vorher, ehe der Hof von Versailles
aufbrach, und zweene oder drey vor der Kranckheit des
englischen Gesandten, ward grosser Rath gehalten,
nach dessen Endigung der Cardinal Fleury, dem Herrn
Waldegrave einige Mittel vorschlug, wodurch er meyn-
te, daß die Streitigkeiten zwischen Engelland und Spa-
nien beygelegt werden könnten. Allein der englische
Minister antwortete dem Cardinal, daß er nicht die
geringste Jnstruction von seinem Hofe hätte, eine sol-
che Unterhandlung vorzunehmen, und daß über dem die-
se Vorschläge mit dem Endzwecke gar nicht übereinstimm
ten, den sich seine Großbrittannische Majestät vorgesezt
hätten. Nächst diesem allen aber zweifelte er, daß sein
König einen Hof zum Mittler annehmen würde, wel-
cher sich öffentlich für Spanien erklärte. Man glaubt
auch nicht, daß der Cardinal gehoft, daß diese Vor-
schläge angenommen werden würden, sondern, damit
man in einem Manifeste, falls eines von unserm Ho-
fe zum Vorschein kommen sollte, bekannt machen könn-
[Spaltenumbruch] te, daß unser Hof alles angewandt, den Frieden wie-
der herzustellen. Es erscheint auch wenigstens aus al-
len Zurüstungen, die unser Hof macht, daß er ehestens
gänzlich mit Engelland brechen wird.

Aus dem Hafen von Orient vernimmet man, daß
man daselbst in einer grossen Unruhe gewesen, weil
man geglaubt, daß man auf der Höhe desselben einige
englische Kriegsschiffe wahrgenommen. Die Furcht deß-
wegen ist so groß geworden, daß man einen Engellän-
der, der sich daselbst aufgehalten, und den man für ei-
nen Spion angesehen, einzuziehen gesucht, der sich aber
lieber tödten, als ergreiffen lassen wollen. Man stell-
te sich vor, daß die Engelländer ihre Kriegserklärung
gegen Frankreich durch einen Angriff thun würden, al-
lein diese ganze Furcht ist wohl vergebens gewesen. Jn-
zwischen hat der Hof dennoch vor gut gefunden einige
Völker dahin zu schiken.

Wofern der Cardinal Fleury geglaubt, daß die Hol-
länder auch dieses mahl wie bey den Kriege im Jahre
1733 müssige Zuschauer abgeben würden, so hat er sich
geirrt. Die Anstalten welche die General Staaten
machen, zeigen offenbar, daß die Versicherung der Neu-
tralität, welche ihr Minister dem Hofe zu Madrit ge-
geben haben soll, nicht allerdings ihre Richtigkeit hat.
Die Erklärung welche sie den 29ten verwichenen Mo-
naths, dem Herrn von Fenelon gethan, worinn sie mit
dem Schlusse unsers Hofes gar nicht zufrieden sind, zeigt
überdem genngsam, wessen wir uns zu ihnen zu verse-
hen haben.

Warschau, vom 12 October.

Den 5ten dieses, ehe die Landbothen zum Königl.
Hand=Kuß hinein giengen, verlangten einige derselben
zu reden, da denn insonderheit der aus Podolien be-
zeugete, daß man Sr. Königl Majestat väterliche Vor-
sorge höchst zu rühmen hätte, daß nunmehro durch Dero
Vermittelung der russische Hof bewogen worden, den
Schaden zu ersezen, welchen die russischen Völker ver-
ursacht hätten, wovon bereits ein Theil durch die zu
Wilanow niedergesezte Commission erstattet wäre Die
andern Landboten welche hierinn mit ihm einig waren,
ersuchten den Marschall, dem Könige und dem Senat
davon Nachricht zu geben Der Marschall erklärte sich,
daß er ihrem Verlangen ein Genügen leisten würde. Ei-
nige andere Landboten brachten noch [unleserliches Material - 6 Zeichen fehlen]Curand, und die
Commission zu Lissa auf die Bahn. Ausser dem ver-
langten die Litthauischen Landboten eine förmliche De-
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] standen unter einem Thron=Himmel, und hatten zur
rechten Seiten alle Prinzen vom Hause, nebst dem Herrn
Herzog von Holstein. Zur Lincken etwas seitwerts, den
würkl. geheimden Etats=Minister, Herrn von Ponde-
wils, hinter sich aber, die mehresten Königl. General=Ad-
jutanten. Als Se. Königl. Majestät des Herrn Ab-
gesandten Anrede angehöret und beantwortet, sich auch
sonst mit demselben einige Zeit unterredet hatten, gien-
gen dieselbe in ein Neben=Zimmer, und wurde der
Herr Gesandte auf gleiche Weise zu der regierenden
Königinn Majestät geführet, welche die Audienz unter
einem Thron Himmel sitzend ertheilte, und dabey von
ihren sämmtlichen Dames bedient wurde. Auf gleiche
Weise verfügte sich der Herr Abgesandte bald darauf
auch bey der Königl Frau Mutter Majestät, zu deren
Seiten der beyden Königl Printzeßinnen Hoheiten,
hinter ihr aber ihre sämtliche Dames stunden. Der
beyden Königinn Maj. Maj. wie auch die sämtlichen
Dames erschienen dabey en Robe. Nach gehabter
Audienz aber, ward der Herr Abgesandte auf obbesagte
Weise, durch die Dorotheenstadt unter den Linden zu-
rück geführet. Gestern um 11. Uhr, seynd Jhro
Majestät in Begleitung des Prinzen Wilhelms Königl.
Hoheit von hier nach Ruppin aufgebrochen, woselbst
Sich Höchst dieselben bis künftigen Sonnabend aufhal-
ten, alsdann aber sich nach Reinsberg erheben werden.

Auszug eines Schreibens aus Paris.

Einige Tage vorher, ehe der Hof von Versailles
aufbrach, und zweene oder drey vor der Kranckheit des
englischen Gesandten, ward grosser Rath gehalten,
nach dessen Endigung der Cardinal Fleury, dem Herrn
Waldegrave einige Mittel vorschlug, wodurch er meyn-
te, daß die Streitigkeiten zwischen Engelland und Spa-
nien beygelegt werden könnten. Allein der englische
Minister antwortete dem Cardinal, daß er nicht die
geringste Jnstruction von seinem Hofe hätte, eine sol-
che Unterhandlung vorzunehmen, und daß über dem die-
se Vorschläge mit dem Endzwecke gar nicht übereinstimm
ten, den sich seine Großbrittannische Majestät vorgesezt
hätten. Nächst diesem allen aber zweifelte er, daß sein
König einen Hof zum Mittler annehmen würde, wel-
cher sich öffentlich für Spanien erklärte. Man glaubt
auch nicht, daß der Cardinal gehoft, daß diese Vor-
schläge angenommen werden würden, sondern, damit
man in einem Manifeste, falls eines von unserm Ho-
fe zum Vorschein kommen sollte, bekannt machen könn-
[Spaltenumbruch] te, daß unser Hof alles angewandt, den Frieden wie-
der herzustellen. Es erscheint auch wenigstens aus al-
len Zurüstungen, die unser Hof macht, daß er ehestens
gänzlich mit Engelland brechen wird.

Aus dem Hafen von Orient vernimmet man, daß
man daselbst in einer grossen Unruhe gewesen, weil
man geglaubt, daß man auf der Höhe desselben einige
englische Kriegsschiffe wahrgenommen. Die Furcht deß-
wegen ist so groß geworden, daß man einen Engellän-
der, der sich daselbst aufgehalten, und den man für ei-
nen Spion angesehen, einzuziehen gesucht, der sich aber
lieber tödten, als ergreiffen lassen wollen. Man stell-
te sich vor, daß die Engelländer ihre Kriegserklärung
gegen Frankreich durch einen Angriff thun würden, al-
lein diese ganze Furcht ist wohl vergebens gewesen. Jn-
zwischen hat der Hof dennoch vor gut gefunden einige
Völker dahin zu schiken.

Wofern der Cardinal Fleury geglaubt, daß die Hol-
länder auch dieses mahl wie bey den Kriege im Jahre
1733 müssige Zuschauer abgeben würden, so hat er sich
geirrt. Die Anstalten welche die General Staaten
machen, zeigen offenbar, daß die Versicherung der Neu-
tralität, welche ihr Minister dem Hofe zu Madrit ge-
geben haben soll, nicht allerdings ihre Richtigkeit hat.
Die Erklärung welche sie den 29ten verwichenen Mo-
naths, dem Herrn von Fenelon gethan, worinn sie mit
dem Schlusse unsers Hofes gar nicht zufrieden sind, zeigt
überdem genngsam, wessen wir uns zu ihnen zu verse-
hen haben.

Warschau, vom 12 October.

Den 5ten dieses, ehe die Landbothen zum Königl.
Hand=Kuß hinein giengen, verlangten einige derselben
zu reden, da denn insonderheit der aus Podolien be-
zeugete, daß man Sr. Königl Majestat väterliche Vor-
sorge höchst zu rühmen hätte, daß nunmehro durch Dero
Vermittelung der russische Hof bewogen worden, den
Schaden zu ersezen, welchen die russischen Völker ver-
ursacht hätten, wovon bereits ein Theil durch die zu
Wilanow niedergesezte Commission erstattet wäre Die
andern Landboten welche hierinn mit ihm einig waren,
ersuchten den Marschall, dem Könige und dem Senat
davon Nachricht zu geben Der Marschall erklärte sich,
daß er ihrem Verlangen ein Genügen leisten würde. Ei-
nige andere Landboten brachten noch [unleserliches Material – 6 Zeichen fehlen]Curand, und die
Commission zu Lissa auf die Bahn. Ausser dem ver-
langten die Litthauischen Landboten eine förmliche De-
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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 49. Berlin, 20. Oktober 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin049_1740/2>, abgerufen am 28.11.2024.