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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 27. Berlin, 4. März 1741.

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[Beginn Spaltensatz] fen gelanget. Da er sie für göttliche Eigenschaften
ausgiebt: So muß er nothwendig sagen, daß sie
beyde ewig sind. Nach seinen Begriffen ist aber der
Raum ein ausgedehntes Ding, welches untrennbare
Theile hat. Bestehet er aus Theilen, so ist er zu-
sammengesetzt, solglich sagt Neuton zugleich, daß ein
zusammengesetztes Ding die Eigenschaft GOttes sey.
Ein zusammengesetztes Ding wird durch einzelne
Dinge bestimmet, hieraus folgt, daß in GOtt etwas
endliches seyn müßte. Da nun dieses den Vollkom-
menheiten GOttes wiederspricht: So machet Herr
Kahle den richtigen Schluß, daß keine Ausdehnung
und kein Raum zu den Eigenschaften GOttes gehöre.
Wir haben einen richtigern Begriff von dem Raume,
wenn wir mit Herr Wolfen sagen, daß er nichts an-
ders sey, als eine Vorstellung der Ordnung vieler
verschiedenen Dinge. Noch mehr; Soll der Raum
das Sensorium GOttes seyn, so kan Neuton nichts
anders dabey denken, als daß GOtt durch einen uner-
meßlichen Raum zu einer Erkenntniß kömmt, wie-
die menschliche Seele durch die Sinnen. Allein, wer
wird sich eines so irrdischen Ausdrucks bedienen, bey
dem vollends alles verschwindet, was uns von dem
Begriffe von einem göttlichen Wesen noch übrig bleibt?
Soll GOtt durch den Raum zur Erkenntniß kom-
men: So muß der Raum eher gewesen seyn als die
Erkenntniß. Auch dieses ist schon verwegen gespro-
chen, wenn man sagt, GOtt kömmt zu der Erkennt-
niß. Ein vollkommnes Wesen hat sich alles schon vor-
gestellet bevor es gewesen ist. Der Hauptschluß,
womit Herr Kahle diese Behauptungen in ihrem
Wiederspruche darstellet, ist dieser: Jst ein Raum:
So hat ihn entweder GOtt erschaffen, oder nicht er-
schaffen. Jst er unerschaffen: So ist er ewig. Die-
ses aber zu behaupten, streitet wieder die göttliche
Vollkommenheit. Folglich ist er erschaffen. Nun
entstehet die Frage: Wo GOtt gewesen ist bevor er
den Raum erschaffen hat? Soll GOtt nicht anders
als in dem Raume seyn: So entdecket sich ein offen-
barer Wiederspruch. GOtt würde auch GOtt seyn,
wenn kein Raum und keine Geschöpfe vorhanden
[Spaltenumbruch] wären. Also ist der Raum keine göttliche Eigenschaft;
denn eine Eigenschaft ist das, was zu dem Wesen eines
Dinges gehöret. Herr Voltaire fährt weiter fort,
und kömmt nun auf den Beweis, daß es einen leeren
Raum giebt. Die Ungründlichkeit von dem was er
sagt, läßt sich aus dem folgenden gleich schliessen.
Setzt er einen leeren Raum, so setzt er Grenzen zwi-
schen welchen nichts ist. Nun stelle man sich zwey
Dinge vor, zwischen welchen gar nichts befindlich ist:
So wird man wahrnehmen, daß diese Dinge einan-
der berühren müssen, solglich müßten die Grenzen
eines leeren Raums aneinander treffen und dieses
wiederspricht sich. Denn so wäre kein Raum
mehr da. Wir würden zu weitläuftig werden,
wenn wir einen völligen Auszug machen wollten.
Wir kommen auf das dritte Capitel, worinnen
von der Freyheit GOttes und dem wichtigen
Satze des zureichenden Grundes gehandelt wird. Hier
kann Herr Voltaire nicht begreifen, daß diese Sätze:
GOtt kann nichts ohne zureichenden Grund thun;
und GOtt thut alles mit einer vollkommenen Frey-
heit, neben einander wahr seyn können. Allein,
ob er gleich mit dem Neuton behauptet, daß GOtt
viele Dinge will, weil er sie will, und zum Uberfluße
Clarken wider Leibnitzen redend einführet: So er-
hellet doch hieraus, daß Clark den Herrn von Leib-
nitz hierinnen nicht verstanden, und Herr Voltaire
etwas sagt, was er unmöglich hat denken können.
Wir wundern uns, daß auch Herr Voltaire den
Satz vom zureichenden Grunde nicht verstanden hat.
Er beschimpft sich selbst, wenn er, indem er von 2.
ähnlichen Dingen redet, behauptet, daß 2. Lichtstrah-
len, die uns beyde roth vorkommen, uns ohne zu-
reichenden Grund also vorkommen müßten, wenn sie
nicht ein ander vollkommen ähnlich wären. Als wä-
ren unsere Sinnen im Stande alle kleinen Un-
terschiedspunkte wahrzunehmen. Der Herr von
Leibnitz hat niemals geleugnet, daß uns zwey Dinge
als ähnlich vorkommen können. Aber dieses hat Hr.
Voltaire entweder verschwiegen, oder nicht bemerkt.

Künftig mehr.


[Ende Spaltensatz]

Bey dem Verleger dieser Zeitungen ist zu haben.

Summaria reeensio Praetensionum sacrae regiae Majestatis Prussicae. S. R. Imp. Electoris & Marchionis
Brandenburgensis in quosdam Silesiae & Lusatiae Tractus, filo historico deducta, interprete Rud. Aug.
Noltenio, jcto
. 4. 1741. 1. Gr. 6. Pf.



Diese Nachrichten werden wöchentlich 3 mal, nemlich Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, bey dem
Königl. und der Societät der Wissenschafften privilegirten Buchhändler Ambrosius Haude,
und dem Königl. Hof=Post=Amte ausgegeben.

[Beginn Spaltensatz] fen gelanget. Da er sie für göttliche Eigenschaften
ausgiebt: So muß er nothwendig sagen, daß sie
beyde ewig sind. Nach seinen Begriffen ist aber der
Raum ein ausgedehntes Ding, welches untrennbare
Theile hat. Bestehet er aus Theilen, so ist er zu-
sammengesetzt, solglich sagt Neuton zugleich, daß ein
zusammengesetztes Ding die Eigenschaft GOttes sey.
Ein zusammengesetztes Ding wird durch einzelne
Dinge bestimmet, hieraus folgt, daß in GOtt etwas
endliches seyn müßte. Da nun dieses den Vollkom-
menheiten GOttes wiederspricht: So machet Herr
Kahle den richtigen Schluß, daß keine Ausdehnung
und kein Raum zu den Eigenschaften GOttes gehöre.
Wir haben einen richtigern Begriff von dem Raume,
wenn wir mit Herr Wolfen sagen, daß er nichts an-
ders sey, als eine Vorstellung der Ordnung vieler
verschiedenen Dinge. Noch mehr; Soll der Raum
das Senſorium GOttes seyn, so kan Neuton nichts
anders dabey denken, als daß GOtt durch einen uner-
meßlichen Raum zu einer Erkenntniß kömmt, wie-
die menschliche Seele durch die Sinnen. Allein, wer
wird sich eines so irrdischen Ausdrucks bedienen, bey
dem vollends alles verschwindet, was uns von dem
Begriffe von einem göttlichen Wesen noch übrig bleibt?
Soll GOtt durch den Raum zur Erkenntniß kom-
men: So muß der Raum eher gewesen seyn als die
Erkenntniß. Auch dieses ist schon verwegen gespro-
chen, wenn man sagt, GOtt kömmt zu der Erkennt-
niß. Ein vollkommnes Wesen hat sich alles schon vor-
gestellet bevor es gewesen ist. Der Hauptschluß,
womit Herr Kahle diese Behauptungen in ihrem
Wiederspruche darstellet, ist dieser: Jst ein Raum:
So hat ihn entweder GOtt erschaffen, oder nicht er-
schaffen. Jst er unerschaffen: So ist er ewig. Die-
ses aber zu behaupten, streitet wieder die göttliche
Vollkommenheit. Folglich ist er erschaffen. Nun
entstehet die Frage: Wo GOtt gewesen ist bevor er
den Raum erschaffen hat? Soll GOtt nicht anders
als in dem Raume seyn: So entdecket sich ein offen-
barer Wiederspruch. GOtt würde auch GOtt seyn,
wenn kein Raum und keine Geschöpfe vorhanden
[Spaltenumbruch] wären. Also ist der Raum keine göttliche Eigenschaft;
denn eine Eigenschaft ist das, was zu dem Wesen eines
Dinges gehöret. Herr Voltaire fährt weiter fort,
und kömmt nun auf den Beweis, daß es einen leeren
Raum giebt. Die Ungründlichkeit von dem was er
sagt, läßt sich aus dem folgenden gleich schliessen.
Setzt er einen leeren Raum, so setzt er Grenzen zwi-
schen welchen nichts ist. Nun stelle man sich zwey
Dinge vor, zwischen welchen gar nichts befindlich ist:
So wird man wahrnehmen, daß diese Dinge einan-
der berühren müssen, solglich müßten die Grenzen
eines leeren Raums aneinander treffen und dieses
wiederspricht sich. Denn so wäre kein Raum
mehr da. Wir würden zu weitläuftig werden,
wenn wir einen völligen Auszug machen wollten.
Wir kommen auf das dritte Capitel, worinnen
von der Freyheit GOttes und dem wichtigen
Satze des zureichenden Grundes gehandelt wird. Hier
kann Herr Voltaire nicht begreifen, daß diese Sätze:
GOtt kann nichts ohne zureichenden Grund thun;
und GOtt thut alles mit einer vollkommenen Frey-
heit, neben einander wahr seyn können. Allein,
ob er gleich mit dem Neuton behauptet, daß GOtt
viele Dinge will, weil er sie will, und zum Uberfluße
Clarken wider Leibnitzen redend einführet: So er-
hellet doch hieraus, daß Clark den Herrn von Leib-
nitz hierinnen nicht verstanden, und Herr Voltaire
etwas sagt, was er unmöglich hat denken können.
Wir wundern uns, daß auch Herr Voltaire den
Satz vom zureichenden Grunde nicht verstanden hat.
Er beschimpft sich selbst, wenn er, indem er von 2.
ähnlichen Dingen redet, behauptet, daß 2. Lichtstrah-
len, die uns beyde roth vorkommen, uns ohne zu-
reichenden Grund also vorkommen müßten, wenn sie
nicht ein ander vollkommen ähnlich wären. Als wä-
ren unsere Sinnen im Stande alle kleinen Un-
terschiedspunkte wahrzunehmen. Der Herr von
Leibnitz hat niemals geleugnet, daß uns zwey Dinge
als ähnlich vorkommen können. Aber dieses hat Hr.
Voltaire entweder verschwiegen, oder nicht bemerkt.

Künftig mehr.


[Ende Spaltensatz]

Bey dem Verleger dieser Zeitungen ist zu haben.

Summaria reeenſio Prætenſionum ſacræ regiæ Majeſtatis Pruſſicæ. S. R. Imp. Electoris & Marchionis
Brandenburgenſis in quosdam Sileſiæ & Luſatiæ Tractus, filo hiſtorico deducta, interprete Rud. Aug.
Noltenio, jcto
. 4. 1741. 1. Gr. 6. Pf.



Diese Nachrichten werden wöchentlich 3 mal, nemlich Dienstags, Donnerstags und Sonnabends, bey dem
Königl. und der Societät der Wissenschafften privilegirten Buchhändler Ambrosius Haude,
und dem Königl. Hof=Post=Amte ausgegeben.

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 27. Berlin, 4. März 1741, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin027_1741/4>, abgerufen am 12.12.2024.