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Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 7. Berlin, 14. Juli 1740.

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[Beginn Spaltensatz] thanen, welche mit den Unterthanen der Pforte in ei-
nen Proceß gerathen, sollen ihre Zuflucht zu dem Rich-
ter nehmen, welcher aber nicht anders als nach klaren
und deutlichen Beweisen wieder sie verfahren kann.
Wofern aber unsere Kaufleute unter sich in Streitig-
keiten geraten sollten, so soll die Sache von unsern
Consuls und Dollmetschern entschieden werden.

6. ) Die Gouverneurs und Officiers der Pforte kön-
nen unsere Unterthanen weder ohne Ursache beleidigen
noch in Verhaft ziehen. Wofern das letztere aber ge-
schehen sollte, so sollen die Richter nach Verdienst
gestraft werden.

7. ) Jst es der Pforte zugestanden, daß sie in unsern
Ländern einen Procurator erwehle, welcher gemei-
niglich Sach Bender genannt wird, welcher zu Mes-
sina wohnen soll, und man verspricht ihren Untertha-
nen bey uns eben so zu begegnen, wie den unsrigen bey
ihnen begegnet wird.

8. ) Die Lootsen, und andere Seeerfahrne Leute so-
wohl in unsern als den türkischen Hafen sollen gehal-
ten seyn, den Schiffen beyder Nationen Hülfe zu lei-
sten, wann sie dieselbe nöthig haben, und die Waaren
und Schiffe, welche Schifbruch gelitten, sollen dem
nächsten Consul überliefert werden.

9. ) Die Schiffe beyder Staaten sollen nicht gezwun-
gen werden können, Völker oder Artillerie zu überbrin-
gen, es mag seyn an wen es wolle.

10. ) Man wird den Schiffen der Pforte in unsern
Hafen eben so begegnen wie den andern unserer Bun-
desgenossen, wann sie die gewöhnliche Quarantaine
halten.

Die Fortsetzung folgt künftig.

Venedig, vom 27 Junii.

Der Kaiserliche Gesandte Prinz Pio hat neue Bedin-
gungen erhalten, welche in den Commercientractat ein-
gerückt werden sollen, an welchem man gegenwärtig zwi-
schen seinem Hofe, und der Republik arbeitet.

Wien, vom 3. Julii.

Der Churprinz von Sachsen ist glücklich von Vene-
dig hier angekommen. Man hat Sr. Königlichen Ho-
heit unterwegens alle die Aufmerksamkeit bezeiget, wel-
che seinen hohen Stande und seinen Verdiensten ge-
mäß sind. Um die Kaiserin Amalia auf eine angeneh
me Art zu überfallen, so fuhr er bey seiner Ankunft
gleich mit seinem Postwagen vor ihr Kloster. Man
[Spaltenumbruch] kan nicht beschreiben, wie ungemein zärtlich sich diese
hohe Personen empfangen, und wie groß die Freude
der Kaiserin gewesen. Nachdem aber Se. Königliche
Hoheit in die Stadt gekommen waren, ward der Herr
von Bünau nach Hofe gesandt, dem höchsten Kaiserli-
chen Hause von der Ankunft des Prinzen Nachricht zu-
geben, und um die Audienz anzuhalten, zu welcher er
auch den folgenden Nachmittag nach Hofe fuhr, und
von der Kaiserl. Familie ganz ungemein liebreichund zärt-
lich empfangen ward. Der Hof hat einen Curier von Con-
stantinopel erhalten, von dessen Mitbringen aber man bis-
hero noch nichts erfahren können. Einige Privatlente
zeigen Briefe von Madrit auf, in welchen ihnen gemeldet
wird, daß der Prinz von Asturien seit dem 22sten Junii
von einem heftigen Fieber überfallen worden, welches
noch gegenwärtig hart anhält.


Gelehrte Sachen.

Die Predigt, welche der Herr Hofprediger, Consi-
storial- und Kirchenrath Sack am ersten Sonn-
tage nach Trinitatis auf dem Schlosse hier in Berlin,
in hoher Gegenwart des Königlichen Hauses gehalten,
ist auf beyder Königinnen Majestäten allergnädigsten
Befehl gedrukt worden. Sie handelt von der allerhöch-
sten Billigkeit des göttlichen Gerichts über die Men-
schen in jener Welt. Der ehrwürdige Verfasser ver-
stehet die Kunst ordentlich und erbaulich zu predigen, und
man muß zu einer gewissen Classe der Menschen gehö-
ren, wenn man seinem Vortrage wiederstehen will. Er
bemerkt in der Vorrede, daß weise Lente wohl nach kei-
ner Sache in der Religion begieriger geforscht haben,
als nach der Beschaffenheit des Lebens= Zustandes nach
dem Tode. Warlich eine Sache, welche das Forschen
der Menschen wohl verdienet, und ohne deren Gewis-
heit man einer Unruhe überlassen wird, welche uns über-
all verfolget und martert. Die heidnischen Weltweisen
fahrt der Herr Hofprediger fort, welche in der Religion
keine andere Leitung als die Begriffe und Vermuthungen
der Vernunft hatten, konnten bey dieser Sache weiter
nichts gewisses heraus bringen, als Warscheinlichkeiten
und Muthmassungen, nachdem eines jeden Gemüths-
Verfassung und Wünsche beschaffen waren, und nach-
dem er Fähigkeit hatte, richtig zu dencken und zu schliessen.
Jndessen lauft doch alles, was sie von dieser Lehre vorge-
bracht, auf den Grundbegriff hinaus, daß der Tod das
Daseyn, und Leben der Menschen nicht endige, und daß
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] thanen, welche mit den Unterthanen der Pforte in ei-
nen Proceß gerathen, sollen ihre Zuflucht zu dem Rich-
ter nehmen, welcher aber nicht anders als nach klaren
und deutlichen Beweisen wieder sie verfahren kann.
Wofern aber unsere Kaufleute unter sich in Streitig-
keiten geraten sollten, so soll die Sache von unsern
Consuls und Dollmetschern entschieden werden.

6. ) Die Gouverneurs und Officiers der Pforte kön-
nen unsere Unterthanen weder ohne Ursache beleidigen
noch in Verhaft ziehen. Wofern das letztere aber ge-
schehen sollte, so sollen die Richter nach Verdienst
gestraft werden.

7. ) Jst es der Pforte zugestanden, daß sie in unsern
Ländern einen Procurator erwehle, welcher gemei-
niglich Sach Bender genannt wird, welcher zu Mes-
sina wohnen soll, und man verspricht ihren Untertha-
nen bey uns eben so zu begegnen, wie den unsrigen bey
ihnen begegnet wird.

8. ) Die Lootsen, und andere Seeerfahrne Leute so-
wohl in unsern als den türkischen Hafen sollen gehal-
ten seyn, den Schiffen beyder Nationen Hülfe zu lei-
sten, wann sie dieselbe nöthig haben, und die Waaren
und Schiffe, welche Schifbruch gelitten, sollen dem
nächsten Consul überliefert werden.

9. ) Die Schiffe beyder Staaten sollen nicht gezwun-
gen werden können, Völker oder Artillerie zu überbrin-
gen, es mag seyn an wen es wolle.

10. ) Man wird den Schiffen der Pforte in unsern
Hafen eben so begegnen wie den andern unserer Bun-
desgenossen, wann sie die gewöhnliche Quarantaine
halten.

Die Fortsetzung folgt künftig.

Venedig, vom 27 Junii.

Der Kaiserliche Gesandte Prinz Pio hat neue Bedin-
gungen erhalten, welche in den Commercientractat ein-
gerückt werden sollen, an welchem man gegenwärtig zwi-
schen seinem Hofe, und der Republik arbeitet.

Wien, vom 3. Julii.

Der Churprinz von Sachsen ist glücklich von Vene-
dig hier angekommen. Man hat Sr. Königlichen Ho-
heit unterwegens alle die Aufmerksamkeit bezeiget, wel-
che seinen hohen Stande und seinen Verdiensten ge-
mäß sind. Um die Kaiserin Amalia auf eine angeneh
me Art zu überfallen, so fuhr er bey seiner Ankunft
gleich mit seinem Postwagen vor ihr Kloster. Man
[Spaltenumbruch] kan nicht beschreiben, wie ungemein zärtlich sich diese
hohe Personen empfangen, und wie groß die Freude
der Kaiserin gewesen. Nachdem aber Se. Königliche
Hoheit in die Stadt gekommen waren, ward der Herr
von Bünau nach Hofe gesandt, dem höchsten Kaiserli-
chen Hause von der Ankunft des Prinzen Nachricht zu-
geben, und um die Audienz anzuhalten, zu welcher er
auch den folgenden Nachmittag nach Hofe fuhr, und
von der Kaiserl. Familie ganz ungemein liebreichund zärt-
lich empfangen ward. Der Hof hat einen Curier von Con-
stantinopel erhalten, von dessen Mitbringen aber man bis-
hero noch nichts erfahren können. Einige Privatlente
zeigen Briefe von Madrit auf, in welchen ihnen gemeldet
wird, daß der Prinz von Asturien seit dem 22sten Junii
von einem heftigen Fieber überfallen worden, welches
noch gegenwärtig hart anhält.


Gelehrte Sachen.

Die Predigt, welche der Herr Hofprediger, Consi-
storial- und Kirchenrath Sack am ersten Sonn-
tage nach Trinitatis auf dem Schlosse hier in Berlin,
in hoher Gegenwart des Königlichen Hauses gehalten,
ist auf beyder Königinnen Majestäten allergnädigsten
Befehl gedrukt worden. Sie handelt von der allerhöch-
sten Billigkeit des göttlichen Gerichts über die Men-
schen in jener Welt. Der ehrwürdige Verfasser ver-
stehet die Kunst ordentlich und erbaulich zu predigen, und
man muß zu einer gewissen Classe der Menschen gehö-
ren, wenn man seinem Vortrage wiederstehen will. Er
bemerkt in der Vorrede, daß weise Lente wohl nach kei-
ner Sache in der Religion begieriger geforscht haben,
als nach der Beschaffenheit des Lebens= Zustandes nach
dem Tode. Warlich eine Sache, welche das Forschen
der Menschen wohl verdienet, und ohne deren Gewis-
heit man einer Unruhe überlassen wird, welche uns über-
all verfolget und martert. Die heidnischen Weltweisen
fahrt der Herr Hofprediger fort, welche in der Religion
keine andere Leitung als die Begriffe und Vermuthungen
der Vernunft hatten, konnten bey dieser Sache weiter
nichts gewisses heraus bringen, als Warscheinlichkeiten
und Muthmassungen, nachdem eines jeden Gemüths-
Verfassung und Wünsche beschaffen waren, und nach-
dem er Fähigkeit hatte, richtig zu dencken und zu schliessen.
Jndessen lauft doch alles, was sie von dieser Lehre vorge-
bracht, auf den Grundbegriff hinaus, daß der Tod das
Daseyn, und Leben der Menschen nicht endige, und daß
[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen. Nr. 7. Berlin, 14. Juli 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_berlin007_1740/3>, abgerufen am 11.12.2024.