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Die Bayerische Presse. Nr. 280. Würzburg, 22. November 1850.

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[Spaltenumbruch] ßen die Rheinprovinzen und setzten die Grenzen
in ganz Europa fest. Die Bundes=Auctorität in
Deutschland vernichten, heißt den Schlußstein des
Gewölbes wegnehmen und den Continent der stärk-
sten oder kriegerischsten Macht zur Beute geben.
Aber England hat durch seine Unthätigkeit, um
keinen stärkeren Ausdruck zu gebrauchen, diese große
Gefahr wachsen lassen, und wir fürchten sogar,
daß es die Verirrungen der Macht begünstigt hat,
die an diesem Unglück Schuld ist."

London, 16. Nov. Folgende Adresse an die
Königin ( wie es heißt, ist sie von Card. Wise-
man verfaßt ) soll zum Unterzeichnen in den kath.
Kirchen aufgelegt werden und circuliren: "Die
Unterzeichneten in England wohnenden römisch-
katholischen Unterthanen Ew. Majestät wagen es,
Ew. Majestät Throne zu nahen, um die Gefühle
ihrer ungeschwächten und unveränderlichen Treue
gegen Ew. Majestät Königliche Person, Krone
und Würde auszusprechen. -- Jn einem Augen-
blicke, wo man versucht, unsere Loyalität zu be-
streiten, halten wir es für unsere Pflicht, diesen
unsern Gefühlen einen neuen Ausdruck zu geben.
-- Jahrhunderte lang von den Privilegien der
Verfassung und von den Rechten, welche ihre Mit-
unterthanen genossen, ausgeschlossen, blieben die
Katholiken ihrer Unterthanenpflicht gegen die Krone
dieses Reiches treu und ließen sich an Bereitwil-
ligkeit, die Rechte und Prärogativen derselben
gegen jeden Feind zu vertheidigen, von Niemand
übertreffen. Und jetzt, da wir unter Ew. Maje-
stät weisen Regierung gleichmäßig wie andere die
Wohlthaten der Verfassung genießen, sind wir
mehr als je von denselben Gefühlen der Treue
und Anhänglichkeit beseelt und gleicherweise bereit,
bei jeder Gelegenheit die Aufrichtigkeit der Ver-
sicherungen unserer Loyalität zu beweisen. -- Das
theuerste der Privilegien, zu welchen wir so durch
die Weisheit der britischen Gesetzgebung zugelassen
sind, ist dieses, daß wir die Religion unserer
Väter in Gemeinschaft mit dem römischen Stuhle
offen bekennen und ausüben dürfen. Durch sie
haben wir es als eine heilige Pflicht gelernt, dem
Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, wie wir
Gott geben, was Gottes ist. Was immer da-
rum unsere Kirche zu irgend einer Zeit zur Her-
stellung ihres regelmäßigen Regierungssystemes
unter ihren Mitgliedern auf dieser Jnsel gethan
hat, wir wünschen innigst und aufrichtig, Ew.
Majestät zu versichern, daß die uns bewilligte
Organisation eine rein kirchliche und ihre Aucto-
rität eine rein geistliche ist. Sie läßt jedes Pünkt-
chen von den Rechten der Auctorität, Gewalt,
Jurisdiktion und Prärogative Ew. Majestät als
unserer Souveränin und als der Souveränin die-
ser Reiche unberührt und vermindert und schwächt
nicht im Geringsten unsere tiefe Ehrfurcht, unsere
Loyalität, Treue und Anhänglichkeit an E. Maj.
erhabene Person und Thron; und wir versichern
Ew. Majestät unterthänigst, daß keiner unter Ew.
Majestät Unterthanen feierlicher, unablässiger und
inniger für die Festigkeit des Thrones Ew. Maj.
für die Erhaltung des Lebens Ew. Majestät und
für das Glück der Regierung Ew. Majestät be-
tet, als die englischen Katholiken, in deren Re-
ligion Loyalität eine heilige Pflicht und Gehorsam
eine christliche Tugend ist."

Vermischte Nachrichten.

Man erzählt sich in Köln eine fürchterliche
Geschichte, welche trotz Politik und Festlichkeiten
in allen Kreisen versichert, besprochen und kommen-
tirt wird. Jn der Gegend von Bittburg lebte
ein Mann lange Zeit mit seiner Frau in Unfrie-
den. Sie trennten sich, aber kurz vor der Kirmes
söhnten sie sich wieder aus, lebten friedlich kurze
Zeit zusammen und gingen zur Kirmeszeit auf
die Tanzmusik, sie verließen diesen Ort zusammen,
der Mann kehrte aber allein zurück, tanzte recht
lustig und verließ am Ende den Saal allein. --
Am andern Tage fand man die Frau in einem
benachbarten Wasser der Art ermordet, daß Je-
mand ihren Kopf so lange unter Wasser gehalten,
[Spaltenumbruch] bis sie erstickt war. Der Verdacht fiel natürlich
auf den Mann, welcher auch verhaftet und trotz
seiner fortwährenden Versicherung der Unschuld vom
Geschwornengericht zum Tode verurtheilt wurde.
Er ist vor etwa sechs Wochen auf dem hiesigen
Neumarkte hingerichtet worden, versicherte aber
noch vor dem Tode im letzten Augenblicke seinem
Beichtvater, er sterbe unschuldig. -- Am vorigen
Sonnabend stellte sich bei dem biesigen Gerichte
ein Mann und erklärte, er habe die Frau aus
Aerger, daß sie sich mit ihrem Gatten versöhnt,
in jener Nacht ermordet.

Bem wird von den Alttürken seiner vielen
Vorschläge wegen, für welche das Ministerium
günstig gestimmt sein soll, als der gefährlichste
Neuerer angesehen, und deßwegen gehaßt. Auch
in der Türkei trägt die polnische Emigration alle
ihre Fraktionen zur Schau. Jn Schumla wurde
eine von ihnen angezettelte kommunistische Ver-
schwörung, die mit der Ermordurg ihres Anfüh-
rers beginnen sollte, nur durch das Dazwischen-
treten der großherrlichen Truppen verhindert. An
der Spitze dieses Komplotts wird der Pole Ko-
lodziejezyk, derselbe, welcher in Ungarn auf Bem
geschossen hat, genannt. Die Bedingung, welche
die türkische Regierung den polnischen Flüchtlingen
bei der Aufnahme in die Armee stellte, nämlich,
daß sie binnen Jahresfrist die türkische Sprache
erlernen, und eine militärische Prüfung ablegen
sollten, hat die Früchte getragen, daß mehrere
Polen die ihnen für den Fall der Nichterfüllung
derselben zugesicherten 600 Piaster sich auszahlen
ließen, und ausgetreten sind, sich nach London und
Nordamerika zu begeben.

Ein Blatt aus Bourbon spricht von einer
merkwürdigen Entdeckung auf Madagaskar. Jn
einem dortigen Flußbette wurden nämlich unge-
heuere fossile Eier endeckt. Die Schalen sind 1 / 8 Zoll
dick, der Umfang eines Eies beträgt der Länge
nach 2 Schuh 8 Zoll und in der Mitte 2 Fuß
2 Zoll. Der Jnhalt eines derselben, welches ge-
öffnet wurde, beträgt 2 Gallons7 1 / 2 Litres.
Welchem Thiere mögen diese Eier wohl angehört
haben? Einer Vogel oder Krokodilgattung? Dem
Eingeborenen waren sie nicht unbekannt, und sie
sagten, daß eine alte Tration von Madagaskar
von Riesenvögeln erzählt, welche groß genug ge-
wesen sein sollten um einen Ochsen wegzutragen.
Das wäre ein blos etwas kleineres Maaß, als
das des Vogels Roc in den orientalischen Mähr-
chen, der geduldig wartete, bis er einen Elephan-
ten mit einem Rhinoceros im Kampfe sah, um
beide Thiere auf einmal in die Lüfte zu tragen.

Neuestes.

* Würzburg, 22. Nov. Der hiesige Han-
delsstand hat sich veranlaßt gefunden, darauf auf-
merksam zu machen, daß in Frankfurt a. M.
alle Tresor=Scheine, mit Ausnahme der k. preu-
ßischen und der k. sächsischen, nur a 1 fl. 36 kr.
per Thaler im Kurse stehen.

Hilders, 20. Nov. Ueber das preußische
Lager bei Vacha erfahren wir durch einen Augen-
zeugen Folgendes: Die eigenthumliche Lage des
durch zwei steile, waldbewachsene Berge gegen Sü-
den gedeckten Ortes ist vom preußischen Comman-
danten auf's Beste benützt, beide Berge starren
von Geschütz und wehren jedes Vorgehen auf der
Kreuzstraße, welche Vacha zum Knotenpunkt hat.
Jm Rücken dehnt sich ein Wiesengrund, welcher
von der Werra durchschnitten u. durch anhaltendes
Regenwetter fast zum Sumpf geworden ist, auf ihm
befindet sich ein großer Artilleriepark und jede
Spur der üppigen Grasnarbe ist durch Wa-
genspuren und Roßtritte zerstört. Noch weiter
rückwärts, wo das Terrain trockener, erhebt sich
ein Zeltlager, welches von Ferne gesehen, den
Anblick einer volkreichen Stadt gewährt. Alle
Ortschaften wimmeln von Spitzhelmen; in der
elendsten Hütte liegen 8--10 Mann, für welche
zwar an jedem Morgen pr. Kopf 20 kr. an den
Hüttenbesitzer ausgezahlt werden, welcher aber die
vorgeschriebenen Nahrungsmittel viele Stunden weit
[Spaltenumbruch] herbeiholen muß. Heu und Stroh wird durch
Juden von nah und fern herbeigeschafft, denn der
Bedarf der Cavallerie ist sehr groß. Fast alle
Pferde befinden sich entweder ganz unter freiem
Himmel, oder höchstens unter Zeltdächern.

Lübeck, 17. Nov. Beim Granen des Tages
zog die preußische Besatzung der Fregatte " Eckern-
förde ", die gestern Abends von Travemünde hier
ankam, mit klingendem Spiel ab, um sich zu ih-
rem Regimente in Kurhessen zu begeben. Es
heißt jetzt, das Schiff solle von Bremen aus mit
Matrosen und Marinesoldaten der deutschen Ma-
rine besetzt und sodann wirklich nach Bremerhaven
geführt werden.

Berlin, 18. Nov. Der Pr. St.=A. meldet
amtlich, daß der außerordentliche Gesandte der
französischen Republik von Persigny, gestern Mit-
tag in einer Privataudienz dem König das Schrei-
ben des Präsidenten der französischen Republik
übergeben habe, wodurch er von dem hiesigen Ge-
sandtenposten abberufen worden ist.

Die zu Jnowraclaw gefangenen Tscherkessen
haben den sehnlichsten Wunsch, in die preußische
Armee einzutreten, und hat ihr Anführer, ein
Fürst, wiederholt nach den Bedingungen gefragt,
welche zum Grade eines Offiziers erforderlich sind.
Er will sich und seine Landsleute vollständig un-
terhalten, da er reiche Einkünfte von seinen Be-
sitzungen am Kaukasus bezieht.

^ Basel, 19. Nov. Der aus Spandau ent-
flohene Dichter Gottfried Kinkel ist in der Schweiz
eingetroffen. Fickler, welcher sich noch immer
in der Schweiz befindet, wird sich demnächst nach
Amerika begeben.

Von der russischen Grenze, 17. Nov. An
der polnisch=preußischen Grenze werden bedeutende
russische Truppenmassen aufgestellt und erhalten
wir die Nachricht, daß die jenseits Warschau sta-
tionirten Armeecorps sich in Marsch nach der
schlesischen Grenze gesetzt haben.

T. D. 1 ) Berlin, 20. Nov. Von Braun-
schweig ist die Erklärung eingegangen, daß es den
Durchmarsch von Bundestruppen nach Holstein
nicht gestatte, und Preußens Unterstützung gegen
jeden Zwang in Anspruch nehme.

   

2 ) Athen, 12. Nov. Die Kammern wurden
gestern durch J. Maj. die Königin eröffnet. Ue-
berall herrscht vollkommene Ruhe. Die Königin ist
wohl.

   


Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Frankfurter Cours.
Den 21. November 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien......10541050
   "   5% Metallique....73 1 / 473 1 / 2
   "   4%   "   .... 56--
   "   3%   "   ....41 1 / 4 41 3 / 4
   "   2 1 / 2 %   "   ....38 3 / 838 5 / 8
   "   4 1 / 2 % Bethmann...--69
   "   4%   "   ...--62
   "   fl. 250 Loose v. J. 1839.90 1 / 490 3 / 4
   "   "   500   "   "   1834.145145 1 / 2
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.73 1 / 280
   "   Tthl. 50 Prämien Scheine.--118
Bayern3 1 / 2 % Obligationen...82 1 / 2 83
   "   4%   "   .... 87--
   "   5%   "   ....98 3 / 499 1 / 4
Württemberg3 1 / 4 % "   ....8080 1 / 2
   "   4 1 / 2    "   ....95 5 / 896 1 / 8
Baden   3 1 / 2 %   "   .... 7878 1 / 2
   "   fl. 35 Loose   ......30 5 / 830 7 / 8
   "   "   50   "   ......50 3 / 451 1 / 4
Nassau fl. 25 "   ......24 3 / 425
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...76 7 / 877 3 / 8
   "   "   "   25   "   ...27 1 / 827 3 / 8
Polen fl. 300   "   ... 135--
Sardinien Fcs. 36   "   ...33 1 / 234
Gold= und Silber=Sorten.
fl. kr.
Neue Louisd'or......... 115
Friedrichsd'or......... 943
Dukaten...........536
20 Frank=Stücke........9 27
Holländische 10 fl. Stücke..... 947
Preußische Thaler........145
5 Frank=Thaler........221
[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

[Spaltenumbruch] ßen die Rheinprovinzen und setzten die Grenzen
in ganz Europa fest. Die Bundes=Auctorität in
Deutschland vernichten, heißt den Schlußstein des
Gewölbes wegnehmen und den Continent der stärk-
sten oder kriegerischsten Macht zur Beute geben.
Aber England hat durch seine Unthätigkeit, um
keinen stärkeren Ausdruck zu gebrauchen, diese große
Gefahr wachsen lassen, und wir fürchten sogar,
daß es die Verirrungen der Macht begünstigt hat,
die an diesem Unglück Schuld ist.“

London, 16. Nov. Folgende Adresse an die
Königin ( wie es heißt, ist sie von Card. Wise-
man verfaßt ) soll zum Unterzeichnen in den kath.
Kirchen aufgelegt werden und circuliren: „Die
Unterzeichneten in England wohnenden römisch-
katholischen Unterthanen Ew. Majestät wagen es,
Ew. Majestät Throne zu nahen, um die Gefühle
ihrer ungeschwächten und unveränderlichen Treue
gegen Ew. Majestät Königliche Person, Krone
und Würde auszusprechen. -- Jn einem Augen-
blicke, wo man versucht, unsere Loyalität zu be-
streiten, halten wir es für unsere Pflicht, diesen
unsern Gefühlen einen neuen Ausdruck zu geben.
-- Jahrhunderte lang von den Privilegien der
Verfassung und von den Rechten, welche ihre Mit-
unterthanen genossen, ausgeschlossen, blieben die
Katholiken ihrer Unterthanenpflicht gegen die Krone
dieses Reiches treu und ließen sich an Bereitwil-
ligkeit, die Rechte und Prärogativen derselben
gegen jeden Feind zu vertheidigen, von Niemand
übertreffen. Und jetzt, da wir unter Ew. Maje-
stät weisen Regierung gleichmäßig wie andere die
Wohlthaten der Verfassung genießen, sind wir
mehr als je von denselben Gefühlen der Treue
und Anhänglichkeit beseelt und gleicherweise bereit,
bei jeder Gelegenheit die Aufrichtigkeit der Ver-
sicherungen unserer Loyalität zu beweisen. -- Das
theuerste der Privilegien, zu welchen wir so durch
die Weisheit der britischen Gesetzgebung zugelassen
sind, ist dieses, daß wir die Religion unserer
Väter in Gemeinschaft mit dem römischen Stuhle
offen bekennen und ausüben dürfen. Durch sie
haben wir es als eine heilige Pflicht gelernt, dem
Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, wie wir
Gott geben, was Gottes ist. Was immer da-
rum unsere Kirche zu irgend einer Zeit zur Her-
stellung ihres regelmäßigen Regierungssystemes
unter ihren Mitgliedern auf dieser Jnsel gethan
hat, wir wünschen innigst und aufrichtig, Ew.
Majestät zu versichern, daß die uns bewilligte
Organisation eine rein kirchliche und ihre Aucto-
rität eine rein geistliche ist. Sie läßt jedes Pünkt-
chen von den Rechten der Auctorität, Gewalt,
Jurisdiktion und Prärogative Ew. Majestät als
unserer Souveränin und als der Souveränin die-
ser Reiche unberührt und vermindert und schwächt
nicht im Geringsten unsere tiefe Ehrfurcht, unsere
Loyalität, Treue und Anhänglichkeit an E. Maj.
erhabene Person und Thron; und wir versichern
Ew. Majestät unterthänigst, daß keiner unter Ew.
Majestät Unterthanen feierlicher, unablässiger und
inniger für die Festigkeit des Thrones Ew. Maj.
für die Erhaltung des Lebens Ew. Majestät und
für das Glück der Regierung Ew. Majestät be-
tet, als die englischen Katholiken, in deren Re-
ligion Loyalität eine heilige Pflicht und Gehorsam
eine christliche Tugend ist.“

Vermischte Nachrichten.

Man erzählt sich in Köln eine fürchterliche
Geschichte, welche trotz Politik und Festlichkeiten
in allen Kreisen versichert, besprochen und kommen-
tirt wird. Jn der Gegend von Bittburg lebte
ein Mann lange Zeit mit seiner Frau in Unfrie-
den. Sie trennten sich, aber kurz vor der Kirmes
söhnten sie sich wieder aus, lebten friedlich kurze
Zeit zusammen und gingen zur Kirmeszeit auf
die Tanzmusik, sie verließen diesen Ort zusammen,
der Mann kehrte aber allein zurück, tanzte recht
lustig und verließ am Ende den Saal allein. --
Am andern Tage fand man die Frau in einem
benachbarten Wasser der Art ermordet, daß Je-
mand ihren Kopf so lange unter Wasser gehalten,
[Spaltenumbruch] bis sie erstickt war. Der Verdacht fiel natürlich
auf den Mann, welcher auch verhaftet und trotz
seiner fortwährenden Versicherung der Unschuld vom
Geschwornengericht zum Tode verurtheilt wurde.
Er ist vor etwa sechs Wochen auf dem hiesigen
Neumarkte hingerichtet worden, versicherte aber
noch vor dem Tode im letzten Augenblicke seinem
Beichtvater, er sterbe unschuldig. -- Am vorigen
Sonnabend stellte sich bei dem biesigen Gerichte
ein Mann und erklärte, er habe die Frau aus
Aerger, daß sie sich mit ihrem Gatten versöhnt,
in jener Nacht ermordet.

Bem wird von den Alttürken seiner vielen
Vorschläge wegen, für welche das Ministerium
günstig gestimmt sein soll, als der gefährlichste
Neuerer angesehen, und deßwegen gehaßt. Auch
in der Türkei trägt die polnische Emigration alle
ihre Fraktionen zur Schau. Jn Schumla wurde
eine von ihnen angezettelte kommunistische Ver-
schwörung, die mit der Ermordurg ihres Anfüh-
rers beginnen sollte, nur durch das Dazwischen-
treten der großherrlichen Truppen verhindert. An
der Spitze dieses Komplotts wird der Pole Ko-
lodziejezyk, derselbe, welcher in Ungarn auf Bem
geschossen hat, genannt. Die Bedingung, welche
die türkische Regierung den polnischen Flüchtlingen
bei der Aufnahme in die Armee stellte, nämlich,
daß sie binnen Jahresfrist die türkische Sprache
erlernen, und eine militärische Prüfung ablegen
sollten, hat die Früchte getragen, daß mehrere
Polen die ihnen für den Fall der Nichterfüllung
derselben zugesicherten 600 Piaster sich auszahlen
ließen, und ausgetreten sind, sich nach London und
Nordamerika zu begeben.

Ein Blatt aus Bourbon spricht von einer
merkwürdigen Entdeckung auf Madagaskar. Jn
einem dortigen Flußbette wurden nämlich unge-
heuere fossile Eier endeckt. Die Schalen sind 1 / 8 Zoll
dick, der Umfang eines Eies beträgt der Länge
nach 2 Schuh 8 Zoll und in der Mitte 2 Fuß
2 Zoll. Der Jnhalt eines derselben, welches ge-
öffnet wurde, beträgt 2 Gallons7 1 / 2 Litres.
Welchem Thiere mögen diese Eier wohl angehört
haben? Einer Vogel oder Krokodilgattung? Dem
Eingeborenen waren sie nicht unbekannt, und sie
sagten, daß eine alte Tration von Madagaskar
von Riesenvögeln erzählt, welche groß genug ge-
wesen sein sollten um einen Ochsen wegzutragen.
Das wäre ein blos etwas kleineres Maaß, als
das des Vogels Roc in den orientalischen Mähr-
chen, der geduldig wartete, bis er einen Elephan-
ten mit einem Rhinoceros im Kampfe sah, um
beide Thiere auf einmal in die Lüfte zu tragen.

Neuestes.

* Würzburg, 22. Nov. Der hiesige Han-
delsstand hat sich veranlaßt gefunden, darauf auf-
merksam zu machen, daß in Frankfurt a. M.
alle Tresor=Scheine, mit Ausnahme der k. preu-
ßischen und der k. sächsischen, nur à 1 fl. 36 kr.
per Thaler im Kurse stehen.

⁑ Hilders, 20. Nov. Ueber das preußische
Lager bei Vacha erfahren wir durch einen Augen-
zeugen Folgendes: Die eigenthumliche Lage des
durch zwei steile, waldbewachsene Berge gegen Sü-
den gedeckten Ortes ist vom preußischen Comman-
danten auf's Beste benützt, beide Berge starren
von Geschütz und wehren jedes Vorgehen auf der
Kreuzstraße, welche Vacha zum Knotenpunkt hat.
Jm Rücken dehnt sich ein Wiesengrund, welcher
von der Werra durchschnitten u. durch anhaltendes
Regenwetter fast zum Sumpf geworden ist, auf ihm
befindet sich ein großer Artilleriepark und jede
Spur der üppigen Grasnarbe ist durch Wa-
genspuren und Roßtritte zerstört. Noch weiter
rückwärts, wo das Terrain trockener, erhebt sich
ein Zeltlager, welches von Ferne gesehen, den
Anblick einer volkreichen Stadt gewährt. Alle
Ortschaften wimmeln von Spitzhelmen; in der
elendsten Hütte liegen 8--10 Mann, für welche
zwar an jedem Morgen pr. Kopf 20 kr. an den
Hüttenbesitzer ausgezahlt werden, welcher aber die
vorgeschriebenen Nahrungsmittel viele Stunden weit
[Spaltenumbruch] herbeiholen muß. Heu und Stroh wird durch
Juden von nah und fern herbeigeschafft, denn der
Bedarf der Cavallerie ist sehr groß. Fast alle
Pferde befinden sich entweder ganz unter freiem
Himmel, oder höchstens unter Zeltdächern.

Lübeck, 17. Nov. Beim Granen des Tages
zog die preußische Besatzung der Fregatte „ Eckern-
förde “, die gestern Abends von Travemünde hier
ankam, mit klingendem Spiel ab, um sich zu ih-
rem Regimente in Kurhessen zu begeben. Es
heißt jetzt, das Schiff solle von Bremen aus mit
Matrosen und Marinesoldaten der deutschen Ma-
rine besetzt und sodann wirklich nach Bremerhaven
geführt werden.

Berlin, 18. Nov. Der Pr. St.=A. meldet
amtlich, daß der außerordentliche Gesandte der
französischen Republik von Persigny, gestern Mit-
tag in einer Privataudienz dem König das Schrei-
ben des Präsidenten der französischen Republik
übergeben habe, wodurch er von dem hiesigen Ge-
sandtenposten abberufen worden ist.

Die zu Jnowraclaw gefangenen Tscherkessen
haben den sehnlichsten Wunsch, in die preußische
Armee einzutreten, und hat ihr Anführer, ein
Fürst, wiederholt nach den Bedingungen gefragt,
welche zum Grade eines Offiziers erforderlich sind.
Er will sich und seine Landsleute vollständig un-
terhalten, da er reiche Einkünfte von seinen Be-
sitzungen am Kaukasus bezieht.

△ Basel, 19. Nov. Der aus Spandau ent-
flohene Dichter Gottfried Kinkel ist in der Schweiz
eingetroffen. Fickler, welcher sich noch immer
in der Schweiz befindet, wird sich demnächst nach
Amerika begeben.

Von der russischen Grenze, 17. Nov. An
der polnisch=preußischen Grenze werden bedeutende
russische Truppenmassen aufgestellt und erhalten
wir die Nachricht, daß die jenseits Warschau sta-
tionirten Armeecorps sich in Marsch nach der
schlesischen Grenze gesetzt haben.

T. D. 1 ) Berlin, 20. Nov. Von Braun-
schweig ist die Erklärung eingegangen, daß es den
Durchmarsch von Bundestruppen nach Holstein
nicht gestatte, und Preußens Unterstützung gegen
jeden Zwang in Anspruch nehme.

   

2 ) Athen, 12. Nov. Die Kammern wurden
gestern durch J. Maj. die Königin eröffnet. Ue-
berall herrscht vollkommene Ruhe. Die Königin ist
wohl.

   


Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Frankfurter Cours.
Den 21. November 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien......10541050
   „   5% Metallique....73 1 / 473 1 / 2
   „   4%   „   .... 56--
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   „   4 1 / 2 % Bethmann...--69
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Bayern3 1 / 2 % Obligationen...82 1 / 2 83
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Württemberg3 1 / 4 % „   ....8080 1 / 2
   „   4 1 / 2    „   ....95 5 / 896 1 / 8
Baden   3 1 / 2 %   „   .... 7878 1 / 2
   „   fl. 35 Loose   ......30 5 / 830 7 / 8
   „   „   50   „   ......50 3 / 451 1 / 4
Nassau fl. 25 „   ......24 3 / 425
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...76 7 / 877 3 / 8
   „   „   „   25   „   ...27 1 / 827 3 / 8
Polen fl. 300   „   ... 135--
Sardinien Fcs. 36   „   ...33 1 / 234
Gold= und Silber=Sorten.
fl. kr.
Neue Louisd'or......... 115
Friedrichsd'or......... 943
Dukaten...........536
20 Frank=Stücke........9 27
Holländische 10 fl. Stücke..... 947
Preußische Thaler........145
5 Frank=Thaler........221
[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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[0004] ßen die Rheinprovinzen und setzten die Grenzen in ganz Europa fest. Die Bundes=Auctorität in Deutschland vernichten, heißt den Schlußstein des Gewölbes wegnehmen und den Continent der stärk- sten oder kriegerischsten Macht zur Beute geben. Aber England hat durch seine Unthätigkeit, um keinen stärkeren Ausdruck zu gebrauchen, diese große Gefahr wachsen lassen, und wir fürchten sogar, daß es die Verirrungen der Macht begünstigt hat, die an diesem Unglück Schuld ist.“ London, 16. Nov. Folgende Adresse an die Königin ( wie es heißt, ist sie von Card. Wise- man verfaßt ) soll zum Unterzeichnen in den kath. Kirchen aufgelegt werden und circuliren: „Die Unterzeichneten in England wohnenden römisch- katholischen Unterthanen Ew. Majestät wagen es, Ew. Majestät Throne zu nahen, um die Gefühle ihrer ungeschwächten und unveränderlichen Treue gegen Ew. Majestät Königliche Person, Krone und Würde auszusprechen. -- Jn einem Augen- blicke, wo man versucht, unsere Loyalität zu be- streiten, halten wir es für unsere Pflicht, diesen unsern Gefühlen einen neuen Ausdruck zu geben. -- Jahrhunderte lang von den Privilegien der Verfassung und von den Rechten, welche ihre Mit- unterthanen genossen, ausgeschlossen, blieben die Katholiken ihrer Unterthanenpflicht gegen die Krone dieses Reiches treu und ließen sich an Bereitwil- ligkeit, die Rechte und Prärogativen derselben gegen jeden Feind zu vertheidigen, von Niemand übertreffen. Und jetzt, da wir unter Ew. Maje- stät weisen Regierung gleichmäßig wie andere die Wohlthaten der Verfassung genießen, sind wir mehr als je von denselben Gefühlen der Treue und Anhänglichkeit beseelt und gleicherweise bereit, bei jeder Gelegenheit die Aufrichtigkeit der Ver- sicherungen unserer Loyalität zu beweisen. -- Das theuerste der Privilegien, zu welchen wir so durch die Weisheit der britischen Gesetzgebung zugelassen sind, ist dieses, daß wir die Religion unserer Väter in Gemeinschaft mit dem römischen Stuhle offen bekennen und ausüben dürfen. Durch sie haben wir es als eine heilige Pflicht gelernt, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, wie wir Gott geben, was Gottes ist. Was immer da- rum unsere Kirche zu irgend einer Zeit zur Her- stellung ihres regelmäßigen Regierungssystemes unter ihren Mitgliedern auf dieser Jnsel gethan hat, wir wünschen innigst und aufrichtig, Ew. Majestät zu versichern, daß die uns bewilligte Organisation eine rein kirchliche und ihre Aucto- rität eine rein geistliche ist. Sie läßt jedes Pünkt- chen von den Rechten der Auctorität, Gewalt, Jurisdiktion und Prärogative Ew. Majestät als unserer Souveränin und als der Souveränin die- ser Reiche unberührt und vermindert und schwächt nicht im Geringsten unsere tiefe Ehrfurcht, unsere Loyalität, Treue und Anhänglichkeit an E. Maj. erhabene Person und Thron; und wir versichern Ew. Majestät unterthänigst, daß keiner unter Ew. Majestät Unterthanen feierlicher, unablässiger und inniger für die Festigkeit des Thrones Ew. Maj. für die Erhaltung des Lebens Ew. Majestät und für das Glück der Regierung Ew. Majestät be- tet, als die englischen Katholiken, in deren Re- ligion Loyalität eine heilige Pflicht und Gehorsam eine christliche Tugend ist.“ Vermischte Nachrichten. Man erzählt sich in Köln eine fürchterliche Geschichte, welche trotz Politik und Festlichkeiten in allen Kreisen versichert, besprochen und kommen- tirt wird. Jn der Gegend von Bittburg lebte ein Mann lange Zeit mit seiner Frau in Unfrie- den. Sie trennten sich, aber kurz vor der Kirmes söhnten sie sich wieder aus, lebten friedlich kurze Zeit zusammen und gingen zur Kirmeszeit auf die Tanzmusik, sie verließen diesen Ort zusammen, der Mann kehrte aber allein zurück, tanzte recht lustig und verließ am Ende den Saal allein. -- Am andern Tage fand man die Frau in einem benachbarten Wasser der Art ermordet, daß Je- mand ihren Kopf so lange unter Wasser gehalten, bis sie erstickt war. Der Verdacht fiel natürlich auf den Mann, welcher auch verhaftet und trotz seiner fortwährenden Versicherung der Unschuld vom Geschwornengericht zum Tode verurtheilt wurde. Er ist vor etwa sechs Wochen auf dem hiesigen Neumarkte hingerichtet worden, versicherte aber noch vor dem Tode im letzten Augenblicke seinem Beichtvater, er sterbe unschuldig. -- Am vorigen Sonnabend stellte sich bei dem biesigen Gerichte ein Mann und erklärte, er habe die Frau aus Aerger, daß sie sich mit ihrem Gatten versöhnt, in jener Nacht ermordet. Bem wird von den Alttürken seiner vielen Vorschläge wegen, für welche das Ministerium günstig gestimmt sein soll, als der gefährlichste Neuerer angesehen, und deßwegen gehaßt. Auch in der Türkei trägt die polnische Emigration alle ihre Fraktionen zur Schau. Jn Schumla wurde eine von ihnen angezettelte kommunistische Ver- schwörung, die mit der Ermordurg ihres Anfüh- rers beginnen sollte, nur durch das Dazwischen- treten der großherrlichen Truppen verhindert. An der Spitze dieses Komplotts wird der Pole Ko- lodziejezyk, derselbe, welcher in Ungarn auf Bem geschossen hat, genannt. Die Bedingung, welche die türkische Regierung den polnischen Flüchtlingen bei der Aufnahme in die Armee stellte, nämlich, daß sie binnen Jahresfrist die türkische Sprache erlernen, und eine militärische Prüfung ablegen sollten, hat die Früchte getragen, daß mehrere Polen die ihnen für den Fall der Nichterfüllung derselben zugesicherten 600 Piaster sich auszahlen ließen, und ausgetreten sind, sich nach London und Nordamerika zu begeben. Ein Blatt aus Bourbon spricht von einer merkwürdigen Entdeckung auf Madagaskar. Jn einem dortigen Flußbette wurden nämlich unge- heuere fossile Eier endeckt. Die Schalen sind 1 / 8 Zoll dick, der Umfang eines Eies beträgt der Länge nach 2 Schuh 8 Zoll und in der Mitte 2 Fuß 2 Zoll. Der Jnhalt eines derselben, welches ge- öffnet wurde, beträgt 2 Gallons7 1 / 2 Litres. Welchem Thiere mögen diese Eier wohl angehört haben? Einer Vogel oder Krokodilgattung? Dem Eingeborenen waren sie nicht unbekannt, und sie sagten, daß eine alte Tration von Madagaskar von Riesenvögeln erzählt, welche groß genug ge- wesen sein sollten um einen Ochsen wegzutragen. Das wäre ein blos etwas kleineres Maaß, als das des Vogels Roc in den orientalischen Mähr- chen, der geduldig wartete, bis er einen Elephan- ten mit einem Rhinoceros im Kampfe sah, um beide Thiere auf einmal in die Lüfte zu tragen. Neuestes. * Würzburg, 22. Nov. Der hiesige Han- delsstand hat sich veranlaßt gefunden, darauf auf- merksam zu machen, daß in Frankfurt a. M. alle Tresor=Scheine, mit Ausnahme der k. preu- ßischen und der k. sächsischen, nur à 1 fl. 36 kr. per Thaler im Kurse stehen. ⁑ Hilders, 20. Nov. Ueber das preußische Lager bei Vacha erfahren wir durch einen Augen- zeugen Folgendes: Die eigenthumliche Lage des durch zwei steile, waldbewachsene Berge gegen Sü- den gedeckten Ortes ist vom preußischen Comman- danten auf's Beste benützt, beide Berge starren von Geschütz und wehren jedes Vorgehen auf der Kreuzstraße, welche Vacha zum Knotenpunkt hat. Jm Rücken dehnt sich ein Wiesengrund, welcher von der Werra durchschnitten u. durch anhaltendes Regenwetter fast zum Sumpf geworden ist, auf ihm befindet sich ein großer Artilleriepark und jede Spur der üppigen Grasnarbe ist durch Wa- genspuren und Roßtritte zerstört. Noch weiter rückwärts, wo das Terrain trockener, erhebt sich ein Zeltlager, welches von Ferne gesehen, den Anblick einer volkreichen Stadt gewährt. Alle Ortschaften wimmeln von Spitzhelmen; in der elendsten Hütte liegen 8--10 Mann, für welche zwar an jedem Morgen pr. Kopf 20 kr. an den Hüttenbesitzer ausgezahlt werden, welcher aber die vorgeschriebenen Nahrungsmittel viele Stunden weit herbeiholen muß. Heu und Stroh wird durch Juden von nah und fern herbeigeschafft, denn der Bedarf der Cavallerie ist sehr groß. Fast alle Pferde befinden sich entweder ganz unter freiem Himmel, oder höchstens unter Zeltdächern. Lübeck, 17. Nov. Beim Granen des Tages zog die preußische Besatzung der Fregatte „ Eckern- förde “, die gestern Abends von Travemünde hier ankam, mit klingendem Spiel ab, um sich zu ih- rem Regimente in Kurhessen zu begeben. Es heißt jetzt, das Schiff solle von Bremen aus mit Matrosen und Marinesoldaten der deutschen Ma- rine besetzt und sodann wirklich nach Bremerhaven geführt werden. Berlin, 18. Nov. Der Pr. St.=A. meldet amtlich, daß der außerordentliche Gesandte der französischen Republik von Persigny, gestern Mit- tag in einer Privataudienz dem König das Schrei- ben des Präsidenten der französischen Republik übergeben habe, wodurch er von dem hiesigen Ge- sandtenposten abberufen worden ist. Die zu Jnowraclaw gefangenen Tscherkessen haben den sehnlichsten Wunsch, in die preußische Armee einzutreten, und hat ihr Anführer, ein Fürst, wiederholt nach den Bedingungen gefragt, welche zum Grade eines Offiziers erforderlich sind. Er will sich und seine Landsleute vollständig un- terhalten, da er reiche Einkünfte von seinen Be- sitzungen am Kaukasus bezieht. △ Basel, 19. Nov. Der aus Spandau ent- flohene Dichter Gottfried Kinkel ist in der Schweiz eingetroffen. Fickler, welcher sich noch immer in der Schweiz befindet, wird sich demnächst nach Amerika begeben. Von der russischen Grenze, 17. Nov. An der polnisch=preußischen Grenze werden bedeutende russische Truppenmassen aufgestellt und erhalten wir die Nachricht, daß die jenseits Warschau sta- tionirten Armeecorps sich in Marsch nach der schlesischen Grenze gesetzt haben. T. D. 1 ) Berlin, 20. Nov. Von Braun- schweig ist die Erklärung eingegangen, daß es den Durchmarsch von Bundestruppen nach Holstein nicht gestatte, und Preußens Unterstützung gegen jeden Zwang in Anspruch nehme. ( A. Z. ) 2 ) Athen, 12. Nov. Die Kammern wurden gestern durch J. Maj. die Königin eröffnet. Ue- berall herrscht vollkommene Ruhe. Die Königin ist wohl. ( N. M. Z. ) Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber. Frankfurter Cours. Den 21. November 1850. Geld. Papier. Oesterreich Bankaktien...... 1054 1050 „ 5% Metallique.... 73 1 / 4 73 1 / 2 „ 4% „ .... 56 -- „ 3% „ .... 41 1 / 4 41 3 / 4 „ 2 1 / 2 % „ .... 38 3 / 8 38 5 / 8 „ 4 1 / 2 % Bethmann... -- 69 „ 4% „ ... -- 62 „ fl. 250 Loose v. J. 1839. 90 1 / 4 90 3 / 4 „ „ 500 „ „ 1834. 145 145 1 / 2 Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine. 73 1 / 2 80 „ Tthl. 50 Prämien Scheine. -- 118 Bayern3 1 / 2 % Obligationen... 82 1 / 2 83 „ 4% „ .... 87 -- „ 5% „ .... 98 3 / 4 99 1 / 4 Württemberg3 1 / 4 % „ .... 80 80 1 / 2 „ 4 1 / 2 „ .... 95 5 / 8 96 1 / 8 Baden 3 1 / 2 % „ .... 78 78 1 / 2 „ fl. 35 Loose ...... 30 5 / 8 30 7 / 8 „ „ 50 „ ...... 50 3 / 4 51 1 / 4 Nassau fl. 25 „ ...... 24 3 / 4 25 Hessen Darmst. fl. 50 Loose ... 76 7 / 8 77 3 / 8 „ „ „ 25 „ ... 27 1 / 8 27 3 / 8 Polen fl. 300 „ ... 135 -- Sardinien Fcs. 36 „ ... 33 1 / 2 34 Gold= und Silber=Sorten. fl. kr. Neue Louisd'or......... 11 5 Friedrichsd'or......... 9 43 Dukaten........... 5 36 20 Frank=Stücke........ 9 27 Holländische 10 fl. Stücke..... 9 47 Preußische Thaler........ 1 45 5 Frank=Thaler........ 2 21 Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 280. Würzburg, 22. November 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische280_1850/4>, abgerufen am 11.12.2024.