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Die Bayerische Presse. Nr. 278. Würzburg, 20. November 1850.

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Neuestes.

* Würzburg, 20. Nov. Die Fälle, welche vor
dem am 25. d. M. beginnenden Schwurgerichts-
Sitzungen zur Verhandlung kommen werden, sind
folgende: 1 ) Am 25., 26. und 27. Nov.: Georg
Ries, Taglöhner aus Oettershausen, wegen Ver-
brechens der Körperverletzung 3. Grades. 2 ) Am
28. Nov.: Christian Scheuch, Büttnergeselle aus
Mainstockheim, wegen Raubes 3. Grades. 3 )
Am 29., 30. Nov.: M. Reinhart, Kaufmann
aus Neustadt a. d. S., wegen Amtsehrenbeleidi-
gung durch die Presse. 4 ) Am 2., 3. u. 4. Dez.:
Philipp Hammerbach, Bauer aus Mömm-
lingen, wegen Brandstiftung 1. Grades.
5 ) Am 5. und 6. Dez.: J. Behling, Zimmer-
geselle von Wiesthal, wegen Brandstiftung 1.
Grades. 6 ) Am 7. Dez.: St. Gätschenberger,
v. Würzburg, wegen Preßvergehens. 7 ) Am 9.
und 10. Dez.: Eva Kirchgeßner von Sulzbach
wegen Kindsmord. 8 ) Am 11. Dez.: Barbara
Müller von Maiersbach wegen Raubes 3. Gra-
des. 9 ) Am 12. und 13. Dez.: S. Herrmann,
Dienstmagd v. Masbach, und Abraham Jakob,
Bodengeher von Kleinibstadt, wegen Kindsmords.
10 ) Am 14. Dez.: Diettl, Schlosserssohn von
Ochsenfurt, wegen Fälschung öffentlicher Urkunden.

Frankfurt, 17. Nov. Jn Hanau werden
zwischen heute und morgen österreichische Truppen
-- ein Bataillon Benedek und eine Schwadron
Husaren -- erwartet. Die Quartiermacher des
ersteren sind bereits angelangt.

Mannheim, 16. Nov. Jn geheimer Sitzung
soll unserer zweiten Kammer eröffnet worden sein,
daß die großherzogliche Regierung den förmlichen
Rücktritt von der Union nun nicht länger mehr
aufzuschieben gedenke; die gothanische Majorität
dieser Kammer jedoch stürmisch die Festhaltung
daran verlangt haben. Wir werden nun bald ei-
nes schönen Morgens mit der Nachricht von der
Kammerauflösung überrascht werden.

Stuttgart, 18. Nov. Es bedarf kaum der
Bemerkung, daß die in der Frankfurter Oberpost-
amts=Zeitung enthaltene Nachricht, von einer Re-
quisition österreichischer Truppen von Seiten der
Württembergischen Regierung durchaus grundlos
ist.    ( St. W. )

Hannover, 17. Nov. Es ist hier ein öster-
reichischer General angekommen, welcher viel mit
dem Kriegsminister, General Jacobi, verkehrt.

Schleswig Holstein. Die Dänen haben in
der Nacht vom 14. auf den 15. Nov. eine Feld-
wache des 11. Bataillons bei Breckendorf über-
fallen und einen Unteroffizier nebst 16 Mann der-
selben gefangen genommen. Sie waren im Besitz
des Feldgeschreis und der Parole, und hatten auf
diese Weise den Wachposten getäuscht. Verrath
muß also im Spiele gewesen sein.

Kiel, 16. Nov. Es scheint sich zu bestätigen,
daß die schleswig=holsteinische Sache keinen Zwie-
spalt zwischen Oesterreich und Preußen mehr ver-
anlassen und die Vereinigung nicht aufhalten wird.
Dem Vernehmen nach ist hier die Weisung aus
Berlin eingetroffen, daß wenn unsere Armee bis
zum 15. Dez. nicht entwaffnet ist, die Execution
vollzogen werden soll. Die Antwort unserer Re-
gierung soll dahin lauten, daß die Schleswig-
Holsteiner bis auf den letzten Mann für ihr
Recht und ihr Vaterland zu sterben wissen wür-
den. Die Haltung des Landes wird diese Ant-
wort rechtfertigen. Freilich wird Preußen viel-
leicht mit dem Durchmarsch der Executionstruppen
verschont bleiben, aber Hannover wird ihn ruhig
gewähren.

   

Die Mobilmachung der preußischen Armee
hat ihren ungehinderten Fortgang.

London, 15. Nov. Am 5. d. M. hat Ruß-
land hier trotz Palmerston's Protest gegen eine
Einmischung erklären lassen, sobald die schleswig-
holsteinische Angelegenheit nicht beendigt würde,
sei der Kaiser entschlossen und bereit, seine Ar-
meen in Deutschland einmarschiren zu lassen. Wenn
wahr ist, daß ein preußischer Staatsmann erklärt
haben soll, Preußen könne keinen Krieg mit Ruß-
land vertragen, dann Finis Borusiae.

   
[Spaltenumbruch]

Strasburg, 15. Nov. Das Kriegsministerium
hat die schleunige Einberufung sämmtlicher Beur-
laubten in der Armee anbefohlen, da dieselbe ver-
vollständigt und nöthigenfalls auf den Kriegsfuß
gesetzt werden soll. Die Besatzungen im Elsaß
erhalten vorläufig eine Verstärkung von etwa 6000
Mann.

   

Strasburg, 17. Nov. Unsere Militärdivision
erhält vorläufig eine Verstärkung von vier Re-
gimentern Jnfanterie, welche bereits auf dem
Marsche hierher begriffen sind. Die Maßregeln,
welche die französische Regierung trifft, haben zum
Zwecke, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Das in der Botschaft des Präsidenten gesprochene
neutrale Verhalten wird unter keiner Bedingung
außer Beachtung kommen.

   

Madrid, 11. Nov. Die Erzbischöfe von To-
ledo und Sevilla haben aus den Händen der Kö-
nigin die Cardinalinsignien erhalten.

Rede des Hrn. Domdekan v. Hirscher in Be-
treff des gegenwärtigen Standes der Kirche, ge-
halten am 5. Nov. d. J. in der ersten badischen
Kammer. Sie lautet: Durchlauchtigster Hr. Prä-
sident, hochgeehrteste Herren! Wir haben furcht-
bare Erschütterungen erlebt. Was am meisten
erschrecken mußte, war eine weitverbreitete bis zum
Einbruch gesteigerte Treulosigkeit, war ein jeden
Rechtssinn verläugnendes Gelüsten nach fremdem
Eigenthum, und war ein, auch das ruchlofeste
Mittel, wenn es zum Zwecke diente, nicht ver-
schmähender Ehrgeiz. Jn seiner Ueberraschung ob
solcher Faulheit der Zustände fragte man sich,
woher und wie das Alles gekommen? Man fand,
daß man seit lange in weiten Kreisen dieser Auf-
klärung gehuldigt habe, welche das Leben bequem
machte und den Menschen der Selbst= und Welt-
verläugnung überhob -- jener Aufklärung, welche
nicht nur von dem Christenthum Umgang nahm,
sondern pantheistisch selbst Unsterblichkeit und Ver-
geltung beseitigte. Man begriff, wie aus dieser
Aufklärung, welche durch Wort und Beispiel all-
mählich selbst in die niederen Kreise drang, An-
deres nicht erwachsen konnte, als sich gezeigt hat.
Man fand ferner, daß man die öffentliche Wohl-
fahrt zu einseitig in die Blüthe von Kunst und
Gewerb gesetzt, die Menschenerziehung zu sehr mit
Verstandesbildung verwechselt, und die Festigkeit
der Staaten völlig oberflächlich auf die Macht
der Bajonette gegründet hatte. Man begriff, daß
der Fortschritt in der Technologie mehr eine Er-
schwerung als eine Lösung der socialen Frage sei,
daß die Verstandeskultur ohne Adel der Gesin-
nung blos zu Schlechtigkeit geschickt machte, und
daß die Soldateska ohne Gewissen eben so gut
gegen, als für das Gesetz brauchbar sei. Man
klagte auch die öffentliche und häusliche Erziehung
an. Man sagte: die Geistlichkeit hat ihrer Auf-
gabe nicht genügt; die Grundsätze des Christen-
thums erwiesen sich bei den Massen unwirksam;
und im Augenblick des Umsturzes schlossen sich
sogar nicht Wenige dieses Standes demselben an,
die Andern hatten, oder bethätigten wenigstens
keine Macht wider ihn. Auf den Universitäten
und in den Kammern, sagt man, sind seit lange
Lehren vorgetragen worden, welche eine Umwälz-
ung des Bestehenden näher oder entfernter vorbe-
reiteten; an den Mittheilungen wurde jener un-
fromme, meisterlose, und Alles meisternde Geist
gepflegt, welcher der geborene Feind des Gehor-
sams und der Ordnung ist; und daß die Volks-
schulen einen andern Geist nicht haben konnten,
als ihre Lehrer, versteht sich von selbst. Welches
aber dieser Geist gewesen, hat sich genügend zu
Tag gelegt. Was die Familienerziehung betrifft,
so warf man dieser vor, es sei Frömmigkeit und
Zucht aus ihr gewichen, und die Kinder wissen
nichts von Gebet, wenig oder gar nichts von
Ehrfurcht und Gehorsam gegen die Eltern, eben
so wenig von Bescheidenheit und Zügelung der
Wünsche. Was aber im Hause ist, pflanzt sich,
sagt man fort auf Gemeinde und Staat. --
Die von selbst sich ergebende Frage war nun,
was zu thun sei, um das Uebel, welches uns
[Spaltenumbruch] betroffen, in der Wurzel zu heben, d. i. jenes
tiefere Uebel, von welchem der erlebte Umsturz
nur eine hervorstechende Kundgebung war, zu
heilen? -- Fruher hat man die Aufklärung als
den Weg zur öffentlichen Wohlfahrt gepriesen;
es schien, als ware Alles vortrefflich, wenn man
endlich die Hexen und Gespenster, und weiter den
Teufel und die Hölle aus den Köpfen herausge-
bracht hatte. Es ging; die Aufklärung siegte,
aber die Revolution kam doch. Freilich um es
beiläufig zu sagen, hat man den Teufel zwar
aus den Köpfen, aber nicht aus den Herzen
herausgebracht. Wiederum kam der Fortschritt
an die Tagesordnung. Vorwärts, hieß es. Fehlt
dem Volke noch Manches, so muß es wenigstens
nach Jahren im Vollbesitze aller Wohlfahrt sein.
Man setzte sich in der That in Athem; es reg-
nete sogenannte Verbesserungen und Wohlfahrts-
gesetze ohne Zahl. Aber die Revolution kam
doch; und wäre sie auch nicht gekommen, so
würde sich wohl das Volk durch all das nicht
wesentlich wohler gefühlt haben. Andere sagten,
an der Regierung fehlts. Die sorgt für sich, und
läßt das Land in Noth. Man muß ihr oppo-
niren. Je mehr man sie angreift und drängt,
desto mehr gibt sie dem Volke von seinen Rech-
ten heraus. Man schmähte und drängte sie also,
und sie gab Alles heraus; aber die Revolution
kam doch. Und sie kam, eben weil die Regie-
rung herausgegeben hatte, was zu verlangen und
zu geben verbrecherisch ist -- Ansehen und Macht. Die
Bureaukraten und Polizeimänner dagegen ver-
meinten, die Allregiererei sei es, was die Welt
beglücke. Controlen über Controlen, dann gehts
ehrlich zu; Hemmschuh und Gängelband an allen
Orten, dann laufts in pünktlicher Ordnung. Aber
die Revolution kam doch. Mißtrauen und pedan-
tische Meisterei reizt gerade zu Widersetzlichkeit
und Excessen. Nachdem aber die genannten und
ähnliche Volksbeglückungsversuche zu Schanden ge-
worden, fühlte man das Bedürfniß einer anderen,
einer neuen Grundlage der öffentlichen Wohlfahrt.
Welches sollte diese sein? -- Die Vertreter des
Christenthums, die Sprecher der Kirche traten
auf und sagten: Es ist wahr, es haben sich bei
dem Volke und noch mehr bei dessen Führern
schlechte Grundsätze aufgethan, und es ist die Furcht
vor Gott, der Sinn für Recht und der Gehor-
sam gegen Gesetz und Obrigkeit gewichen. Der
eigentliche Grund davon aber ist, weil es gelun-
gen, den Glauben an das Evangelium, an
Christus und sein Gesetz zu untergraben. Man
hat von der Religion abgelassen, und damit von
der Gewissenhaftigkeit und häuslichen und bürger-
lichen Tugend. Stellt den Flor des Christen-
thums her, so habt ihr, wenn auch nicht Alles,
doch das gethan, ohne welches alles Andere nichts
ist. Wer Gott nicht fürchtet, wird auch keinen König
und kein Gesetz achten. Wollt ihr aber, so fuh-
ren die Vertreter des Christenthums fort, wollt
ihr den Flor dieser Religion und, daß sie alle
Klassen der Gesellschaft durchdringe, und ein tu-
gendreiches und gesegnetes Dasein gründe, so
müßt ihr deren Pflege ohne Verkümmerung Jenen
überlassen, denen dieselbe von ihrem Stifter an-
vertraut ist: ihr müßt die Kirche frei geben. Was
ihr mit euerer Bevormundung, euerer halben Be-
seitigung und kaum verhüllten Feindseligkeit gegen
das positive Christenthum erwirkt habet, das habt
ihr gesehen. Jhr werft der Geistlichkeit vor, sie
habe vielfach keinen, vielfach verderblichen Einfluß
auf das Volk geübt. Aber wer hat sie erzogen
und in die Hand genommen? Nicht die Kirche
hatte sie zu erziehen, nicht die Kirche hatte sie an-
zustellen, nicht die Kirche hatte Macht über die
Unordentlichen unter ihnen. Jhr habt sie erzo-
gen, angestellt und gehegt. Was eure Erziehung
und Leitung tauge, das habt ihr gesehen. Gebt
der Kirche ihre Geistlichkeit wieder. Und weiter
sprachen die Vertreter des Christenthums: Jhr
klagt die Schule an, und daß sie nicht geleistet
habe, was sie sollte. Aber die Schule ist, wie
die Lehrer. Wer nun hat die Lehrer gebildet?
-- Es gibt keine Bildung, als die durch die
Jdeen und Gnaden des Christenthums. Wer

Neuestes.

* Würzburg, 20. Nov. Die Fälle, welche vor
dem am 25. d. M. beginnenden Schwurgerichts-
Sitzungen zur Verhandlung kommen werden, sind
folgende: 1 ) Am 25., 26. und 27. Nov.: Georg
Ries, Taglöhner aus Oettershausen, wegen Ver-
brechens der Körperverletzung 3. Grades. 2 ) Am
28. Nov.: Christian Scheuch, Büttnergeselle aus
Mainstockheim, wegen Raubes 3. Grades. 3 )
Am 29., 30. Nov.: M. Reinhart, Kaufmann
aus Neustadt a. d. S., wegen Amtsehrenbeleidi-
gung durch die Presse. 4 ) Am 2., 3. u. 4. Dez.:
Philipp Hammerbach, Bauer aus Mömm-
lingen, wegen Brandstiftung 1. Grades.
5 ) Am 5. und 6. Dez.: J. Behling, Zimmer-
geselle von Wiesthal, wegen Brandstiftung 1.
Grades. 6 ) Am 7. Dez.: St. Gätschenberger,
v. Würzburg, wegen Preßvergehens. 7 ) Am 9.
und 10. Dez.: Eva Kirchgeßner von Sulzbach
wegen Kindsmord. 8 ) Am 11. Dez.: Barbara
Müller von Maiersbach wegen Raubes 3. Gra-
des. 9 ) Am 12. und 13. Dez.: S. Herrmann,
Dienstmagd v. Masbach, und Abraham Jakob,
Bodengeher von Kleinibstadt, wegen Kindsmords.
10 ) Am 14. Dez.: Diettl, Schlosserssohn von
Ochsenfurt, wegen Fälschung öffentlicher Urkunden.

Frankfurt, 17. Nov. Jn Hanau werden
zwischen heute und morgen österreichische Truppen
-- ein Bataillon Benedek und eine Schwadron
Husaren -- erwartet. Die Quartiermacher des
ersteren sind bereits angelangt.

Mannheim, 16. Nov. Jn geheimer Sitzung
soll unserer zweiten Kammer eröffnet worden sein,
daß die großherzogliche Regierung den förmlichen
Rücktritt von der Union nun nicht länger mehr
aufzuschieben gedenke; die gothanische Majorität
dieser Kammer jedoch stürmisch die Festhaltung
daran verlangt haben. Wir werden nun bald ei-
nes schönen Morgens mit der Nachricht von der
Kammerauflösung überrascht werden.

Stuttgart, 18. Nov. Es bedarf kaum der
Bemerkung, daß die in der Frankfurter Oberpost-
amts=Zeitung enthaltene Nachricht, von einer Re-
quisition österreichischer Truppen von Seiten der
Württembergischen Regierung durchaus grundlos
ist.    ( St. W. )

Hannover, 17. Nov. Es ist hier ein öster-
reichischer General angekommen, welcher viel mit
dem Kriegsminister, General Jacobi, verkehrt.

Schleswig Holstein. Die Dänen haben in
der Nacht vom 14. auf den 15. Nov. eine Feld-
wache des 11. Bataillons bei Breckendorf über-
fallen und einen Unteroffizier nebst 16 Mann der-
selben gefangen genommen. Sie waren im Besitz
des Feldgeschreis und der Parole, und hatten auf
diese Weise den Wachposten getäuscht. Verrath
muß also im Spiele gewesen sein.

Kiel, 16. Nov. Es scheint sich zu bestätigen,
daß die schleswig=holsteinische Sache keinen Zwie-
spalt zwischen Oesterreich und Preußen mehr ver-
anlassen und die Vereinigung nicht aufhalten wird.
Dem Vernehmen nach ist hier die Weisung aus
Berlin eingetroffen, daß wenn unsere Armee bis
zum 15. Dez. nicht entwaffnet ist, die Execution
vollzogen werden soll. Die Antwort unserer Re-
gierung soll dahin lauten, daß die Schleswig-
Holsteiner bis auf den letzten Mann für ihr
Recht und ihr Vaterland zu sterben wissen wür-
den. Die Haltung des Landes wird diese Ant-
wort rechtfertigen. Freilich wird Preußen viel-
leicht mit dem Durchmarsch der Executionstruppen
verschont bleiben, aber Hannover wird ihn ruhig
gewähren.

   

Die Mobilmachung der preußischen Armee
hat ihren ungehinderten Fortgang.

London, 15. Nov. Am 5. d. M. hat Ruß-
land hier trotz Palmerston's Protest gegen eine
Einmischung erklären lassen, sobald die schleswig-
holsteinische Angelegenheit nicht beendigt würde,
sei der Kaiser entschlossen und bereit, seine Ar-
meen in Deutschland einmarschiren zu lassen. Wenn
wahr ist, daß ein preußischer Staatsmann erklärt
haben soll, Preußen könne keinen Krieg mit Ruß-
land vertragen, dann Finis Borusiae.

   
[Spaltenumbruch]

Strasburg, 15. Nov. Das Kriegsministerium
hat die schleunige Einberufung sämmtlicher Beur-
laubten in der Armee anbefohlen, da dieselbe ver-
vollständigt und nöthigenfalls auf den Kriegsfuß
gesetzt werden soll. Die Besatzungen im Elsaß
erhalten vorläufig eine Verstärkung von etwa 6000
Mann.

   

Strasburg, 17. Nov. Unsere Militärdivision
erhält vorläufig eine Verstärkung von vier Re-
gimentern Jnfanterie, welche bereits auf dem
Marsche hierher begriffen sind. Die Maßregeln,
welche die französische Regierung trifft, haben zum
Zwecke, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
Das in der Botschaft des Präsidenten gesprochene
neutrale Verhalten wird unter keiner Bedingung
außer Beachtung kommen.

   

Madrid, 11. Nov. Die Erzbischöfe von To-
ledo und Sevilla haben aus den Händen der Kö-
nigin die Cardinalinsignien erhalten.

Rede des Hrn. Domdekan v. Hirscher in Be-
treff des gegenwärtigen Standes der Kirche, ge-
halten am 5. Nov. d. J. in der ersten badischen
Kammer. Sie lautet: Durchlauchtigster Hr. Prä-
sident, hochgeehrteste Herren! Wir haben furcht-
bare Erschütterungen erlebt. Was am meisten
erschrecken mußte, war eine weitverbreitete bis zum
Einbruch gesteigerte Treulosigkeit, war ein jeden
Rechtssinn verläugnendes Gelüsten nach fremdem
Eigenthum, und war ein, auch das ruchlofeste
Mittel, wenn es zum Zwecke diente, nicht ver-
schmähender Ehrgeiz. Jn seiner Ueberraschung ob
solcher Faulheit der Zustände fragte man sich,
woher und wie das Alles gekommen? Man fand,
daß man seit lange in weiten Kreisen dieser Auf-
klärung gehuldigt habe, welche das Leben bequem
machte und den Menschen der Selbst= und Welt-
verläugnung überhob -- jener Aufklärung, welche
nicht nur von dem Christenthum Umgang nahm,
sondern pantheistisch selbst Unsterblichkeit und Ver-
geltung beseitigte. Man begriff, wie aus dieser
Aufklärung, welche durch Wort und Beispiel all-
mählich selbst in die niederen Kreise drang, An-
deres nicht erwachsen konnte, als sich gezeigt hat.
Man fand ferner, daß man die öffentliche Wohl-
fahrt zu einseitig in die Blüthe von Kunst und
Gewerb gesetzt, die Menschenerziehung zu sehr mit
Verstandesbildung verwechselt, und die Festigkeit
der Staaten völlig oberflächlich auf die Macht
der Bajonette gegründet hatte. Man begriff, daß
der Fortschritt in der Technologie mehr eine Er-
schwerung als eine Lösung der socialen Frage sei,
daß die Verstandeskultur ohne Adel der Gesin-
nung blos zu Schlechtigkeit geschickt machte, und
daß die Soldateska ohne Gewissen eben so gut
gegen, als für das Gesetz brauchbar sei. Man
klagte auch die öffentliche und häusliche Erziehung
an. Man sagte: die Geistlichkeit hat ihrer Auf-
gabe nicht genügt; die Grundsätze des Christen-
thums erwiesen sich bei den Massen unwirksam;
und im Augenblick des Umsturzes schlossen sich
sogar nicht Wenige dieses Standes demselben an,
die Andern hatten, oder bethätigten wenigstens
keine Macht wider ihn. Auf den Universitäten
und in den Kammern, sagt man, sind seit lange
Lehren vorgetragen worden, welche eine Umwälz-
ung des Bestehenden näher oder entfernter vorbe-
reiteten; an den Mittheilungen wurde jener un-
fromme, meisterlose, und Alles meisternde Geist
gepflegt, welcher der geborene Feind des Gehor-
sams und der Ordnung ist; und daß die Volks-
schulen einen andern Geist nicht haben konnten,
als ihre Lehrer, versteht sich von selbst. Welches
aber dieser Geist gewesen, hat sich genügend zu
Tag gelegt. Was die Familienerziehung betrifft,
so warf man dieser vor, es sei Frömmigkeit und
Zucht aus ihr gewichen, und die Kinder wissen
nichts von Gebet, wenig oder gar nichts von
Ehrfurcht und Gehorsam gegen die Eltern, eben
so wenig von Bescheidenheit und Zügelung der
Wünsche. Was aber im Hause ist, pflanzt sich,
sagt man fort auf Gemeinde und Staat. --
Die von selbst sich ergebende Frage war nun,
was zu thun sei, um das Uebel, welches uns
[Spaltenumbruch] betroffen, in der Wurzel zu heben, d. i. jenes
tiefere Uebel, von welchem der erlebte Umsturz
nur eine hervorstechende Kundgebung war, zu
heilen? -- Fruher hat man die Aufklärung als
den Weg zur öffentlichen Wohlfahrt gepriesen;
es schien, als ware Alles vortrefflich, wenn man
endlich die Hexen und Gespenster, und weiter den
Teufel und die Hölle aus den Köpfen herausge-
bracht hatte. Es ging; die Aufklärung siegte,
aber die Revolution kam doch. Freilich um es
beiläufig zu sagen, hat man den Teufel zwar
aus den Köpfen, aber nicht aus den Herzen
herausgebracht. Wiederum kam der Fortschritt
an die Tagesordnung. Vorwärts, hieß es. Fehlt
dem Volke noch Manches, so muß es wenigstens
nach Jahren im Vollbesitze aller Wohlfahrt sein.
Man setzte sich in der That in Athem; es reg-
nete sogenannte Verbesserungen und Wohlfahrts-
gesetze ohne Zahl. Aber die Revolution kam
doch; und wäre sie auch nicht gekommen, so
würde sich wohl das Volk durch all das nicht
wesentlich wohler gefühlt haben. Andere sagten,
an der Regierung fehlts. Die sorgt für sich, und
läßt das Land in Noth. Man muß ihr oppo-
niren. Je mehr man sie angreift und drängt,
desto mehr gibt sie dem Volke von seinen Rech-
ten heraus. Man schmähte und drängte sie also,
und sie gab Alles heraus; aber die Revolution
kam doch. Und sie kam, eben weil die Regie-
rung herausgegeben hatte, was zu verlangen und
zu geben verbrecherisch ist -- Ansehen und Macht. Die
Bureaukraten und Polizeimänner dagegen ver-
meinten, die Allregiererei sei es, was die Welt
beglücke. Controlen über Controlen, dann gehts
ehrlich zu; Hemmschuh und Gängelband an allen
Orten, dann laufts in pünktlicher Ordnung. Aber
die Revolution kam doch. Mißtrauen und pedan-
tische Meisterei reizt gerade zu Widersetzlichkeit
und Excessen. Nachdem aber die genannten und
ähnliche Volksbeglückungsversuche zu Schanden ge-
worden, fühlte man das Bedürfniß einer anderen,
einer neuen Grundlage der öffentlichen Wohlfahrt.
Welches sollte diese sein? -- Die Vertreter des
Christenthums, die Sprecher der Kirche traten
auf und sagten: Es ist wahr, es haben sich bei
dem Volke und noch mehr bei dessen Führern
schlechte Grundsätze aufgethan, und es ist die Furcht
vor Gott, der Sinn für Recht und der Gehor-
sam gegen Gesetz und Obrigkeit gewichen. Der
eigentliche Grund davon aber ist, weil es gelun-
gen, den Glauben an das Evangelium, an
Christus und sein Gesetz zu untergraben. Man
hat von der Religion abgelassen, und damit von
der Gewissenhaftigkeit und häuslichen und bürger-
lichen Tugend. Stellt den Flor des Christen-
thums her, so habt ihr, wenn auch nicht Alles,
doch das gethan, ohne welches alles Andere nichts
ist. Wer Gott nicht fürchtet, wird auch keinen König
und kein Gesetz achten. Wollt ihr aber, so fuh-
ren die Vertreter des Christenthums fort, wollt
ihr den Flor dieser Religion und, daß sie alle
Klassen der Gesellschaft durchdringe, und ein tu-
gendreiches und gesegnetes Dasein gründe, so
müßt ihr deren Pflege ohne Verkümmerung Jenen
überlassen, denen dieselbe von ihrem Stifter an-
vertraut ist: ihr müßt die Kirche frei geben. Was
ihr mit euerer Bevormundung, euerer halben Be-
seitigung und kaum verhüllten Feindseligkeit gegen
das positive Christenthum erwirkt habet, das habt
ihr gesehen. Jhr werft der Geistlichkeit vor, sie
habe vielfach keinen, vielfach verderblichen Einfluß
auf das Volk geübt. Aber wer hat sie erzogen
und in die Hand genommen? Nicht die Kirche
hatte sie zu erziehen, nicht die Kirche hatte sie an-
zustellen, nicht die Kirche hatte Macht über die
Unordentlichen unter ihnen. Jhr habt sie erzo-
gen, angestellt und gehegt. Was eure Erziehung
und Leitung tauge, das habt ihr gesehen. Gebt
der Kirche ihre Geistlichkeit wieder. Und weiter
sprachen die Vertreter des Christenthums: Jhr
klagt die Schule an, und daß sie nicht geleistet
habe, was sie sollte. Aber die Schule ist, wie
die Lehrer. Wer nun hat die Lehrer gebildet?
-- Es gibt keine Bildung, als die durch die
Jdeen und Gnaden des Christenthums. Wer

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[0003] Neuestes. * Würzburg, 20. Nov. Die Fälle, welche vor dem am 25. d. M. beginnenden Schwurgerichts- Sitzungen zur Verhandlung kommen werden, sind folgende: 1 ) Am 25., 26. und 27. Nov.: Georg Ries, Taglöhner aus Oettershausen, wegen Ver- brechens der Körperverletzung 3. Grades. 2 ) Am 28. Nov.: Christian Scheuch, Büttnergeselle aus Mainstockheim, wegen Raubes 3. Grades. 3 ) Am 29., 30. Nov.: M. Reinhart, Kaufmann aus Neustadt a. d. S., wegen Amtsehrenbeleidi- gung durch die Presse. 4 ) Am 2., 3. u. 4. Dez.: Philipp Hammerbach, Bauer aus Mömm- lingen, wegen Brandstiftung 1. Grades. 5 ) Am 5. und 6. Dez.: J. Behling, Zimmer- geselle von Wiesthal, wegen Brandstiftung 1. Grades. 6 ) Am 7. Dez.: St. Gätschenberger, v. Würzburg, wegen Preßvergehens. 7 ) Am 9. und 10. Dez.: Eva Kirchgeßner von Sulzbach wegen Kindsmord. 8 ) Am 11. Dez.: Barbara Müller von Maiersbach wegen Raubes 3. Gra- des. 9 ) Am 12. und 13. Dez.: S. Herrmann, Dienstmagd v. Masbach, und Abraham Jakob, Bodengeher von Kleinibstadt, wegen Kindsmords. 10 ) Am 14. Dez.: Diettl, Schlosserssohn von Ochsenfurt, wegen Fälschung öffentlicher Urkunden. Frankfurt, 17. Nov. Jn Hanau werden zwischen heute und morgen österreichische Truppen -- ein Bataillon Benedek und eine Schwadron Husaren -- erwartet. Die Quartiermacher des ersteren sind bereits angelangt. Mannheim, 16. Nov. Jn geheimer Sitzung soll unserer zweiten Kammer eröffnet worden sein, daß die großherzogliche Regierung den förmlichen Rücktritt von der Union nun nicht länger mehr aufzuschieben gedenke; die gothanische Majorität dieser Kammer jedoch stürmisch die Festhaltung daran verlangt haben. Wir werden nun bald ei- nes schönen Morgens mit der Nachricht von der Kammerauflösung überrascht werden. Stuttgart, 18. Nov. Es bedarf kaum der Bemerkung, daß die in der Frankfurter Oberpost- amts=Zeitung enthaltene Nachricht, von einer Re- quisition österreichischer Truppen von Seiten der Württembergischen Regierung durchaus grundlos ist. ( St. W. ) Hannover, 17. Nov. Es ist hier ein öster- reichischer General angekommen, welcher viel mit dem Kriegsminister, General Jacobi, verkehrt. Schleswig Holstein. Die Dänen haben in der Nacht vom 14. auf den 15. Nov. eine Feld- wache des 11. Bataillons bei Breckendorf über- fallen und einen Unteroffizier nebst 16 Mann der- selben gefangen genommen. Sie waren im Besitz des Feldgeschreis und der Parole, und hatten auf diese Weise den Wachposten getäuscht. Verrath muß also im Spiele gewesen sein. Kiel, 16. Nov. Es scheint sich zu bestätigen, daß die schleswig=holsteinische Sache keinen Zwie- spalt zwischen Oesterreich und Preußen mehr ver- anlassen und die Vereinigung nicht aufhalten wird. Dem Vernehmen nach ist hier die Weisung aus Berlin eingetroffen, daß wenn unsere Armee bis zum 15. Dez. nicht entwaffnet ist, die Execution vollzogen werden soll. Die Antwort unserer Re- gierung soll dahin lauten, daß die Schleswig- Holsteiner bis auf den letzten Mann für ihr Recht und ihr Vaterland zu sterben wissen wür- den. Die Haltung des Landes wird diese Ant- wort rechtfertigen. Freilich wird Preußen viel- leicht mit dem Durchmarsch der Executionstruppen verschont bleiben, aber Hannover wird ihn ruhig gewähren. ( B. ) Die Mobilmachung der preußischen Armee hat ihren ungehinderten Fortgang. ( N. Pr. Z. ) London, 15. Nov. Am 5. d. M. hat Ruß- land hier trotz Palmerston's Protest gegen eine Einmischung erklären lassen, sobald die schleswig- holsteinische Angelegenheit nicht beendigt würde, sei der Kaiser entschlossen und bereit, seine Ar- meen in Deutschland einmarschiren zu lassen. Wenn wahr ist, daß ein preußischer Staatsmann erklärt haben soll, Preußen könne keinen Krieg mit Ruß- land vertragen, dann Finis Borusiae. ( D. Z. ) Strasburg, 15. Nov. Das Kriegsministerium hat die schleunige Einberufung sämmtlicher Beur- laubten in der Armee anbefohlen, da dieselbe ver- vollständigt und nöthigenfalls auf den Kriegsfuß gesetzt werden soll. Die Besatzungen im Elsaß erhalten vorläufig eine Verstärkung von etwa 6000 Mann. ( M. J. ) Strasburg, 17. Nov. Unsere Militärdivision erhält vorläufig eine Verstärkung von vier Re- gimentern Jnfanterie, welche bereits auf dem Marsche hierher begriffen sind. Die Maßregeln, welche die französische Regierung trifft, haben zum Zwecke, auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Das in der Botschaft des Präsidenten gesprochene neutrale Verhalten wird unter keiner Bedingung außer Beachtung kommen. ( M. J. ) Madrid, 11. Nov. Die Erzbischöfe von To- ledo und Sevilla haben aus den Händen der Kö- nigin die Cardinalinsignien erhalten. Rede des Hrn. Domdekan v. Hirscher in Be- treff des gegenwärtigen Standes der Kirche, ge- halten am 5. Nov. d. J. in der ersten badischen Kammer. Sie lautet: Durchlauchtigster Hr. Prä- sident, hochgeehrteste Herren! Wir haben furcht- bare Erschütterungen erlebt. Was am meisten erschrecken mußte, war eine weitverbreitete bis zum Einbruch gesteigerte Treulosigkeit, war ein jeden Rechtssinn verläugnendes Gelüsten nach fremdem Eigenthum, und war ein, auch das ruchlofeste Mittel, wenn es zum Zwecke diente, nicht ver- schmähender Ehrgeiz. Jn seiner Ueberraschung ob solcher Faulheit der Zustände fragte man sich, woher und wie das Alles gekommen? Man fand, daß man seit lange in weiten Kreisen dieser Auf- klärung gehuldigt habe, welche das Leben bequem machte und den Menschen der Selbst= und Welt- verläugnung überhob -- jener Aufklärung, welche nicht nur von dem Christenthum Umgang nahm, sondern pantheistisch selbst Unsterblichkeit und Ver- geltung beseitigte. Man begriff, wie aus dieser Aufklärung, welche durch Wort und Beispiel all- mählich selbst in die niederen Kreise drang, An- deres nicht erwachsen konnte, als sich gezeigt hat. Man fand ferner, daß man die öffentliche Wohl- fahrt zu einseitig in die Blüthe von Kunst und Gewerb gesetzt, die Menschenerziehung zu sehr mit Verstandesbildung verwechselt, und die Festigkeit der Staaten völlig oberflächlich auf die Macht der Bajonette gegründet hatte. Man begriff, daß der Fortschritt in der Technologie mehr eine Er- schwerung als eine Lösung der socialen Frage sei, daß die Verstandeskultur ohne Adel der Gesin- nung blos zu Schlechtigkeit geschickt machte, und daß die Soldateska ohne Gewissen eben so gut gegen, als für das Gesetz brauchbar sei. Man klagte auch die öffentliche und häusliche Erziehung an. Man sagte: die Geistlichkeit hat ihrer Auf- gabe nicht genügt; die Grundsätze des Christen- thums erwiesen sich bei den Massen unwirksam; und im Augenblick des Umsturzes schlossen sich sogar nicht Wenige dieses Standes demselben an, die Andern hatten, oder bethätigten wenigstens keine Macht wider ihn. Auf den Universitäten und in den Kammern, sagt man, sind seit lange Lehren vorgetragen worden, welche eine Umwälz- ung des Bestehenden näher oder entfernter vorbe- reiteten; an den Mittheilungen wurde jener un- fromme, meisterlose, und Alles meisternde Geist gepflegt, welcher der geborene Feind des Gehor- sams und der Ordnung ist; und daß die Volks- schulen einen andern Geist nicht haben konnten, als ihre Lehrer, versteht sich von selbst. Welches aber dieser Geist gewesen, hat sich genügend zu Tag gelegt. Was die Familienerziehung betrifft, so warf man dieser vor, es sei Frömmigkeit und Zucht aus ihr gewichen, und die Kinder wissen nichts von Gebet, wenig oder gar nichts von Ehrfurcht und Gehorsam gegen die Eltern, eben so wenig von Bescheidenheit und Zügelung der Wünsche. Was aber im Hause ist, pflanzt sich, sagt man fort auf Gemeinde und Staat. -- Die von selbst sich ergebende Frage war nun, was zu thun sei, um das Uebel, welches uns betroffen, in der Wurzel zu heben, d. i. jenes tiefere Uebel, von welchem der erlebte Umsturz nur eine hervorstechende Kundgebung war, zu heilen? -- Fruher hat man die Aufklärung als den Weg zur öffentlichen Wohlfahrt gepriesen; es schien, als ware Alles vortrefflich, wenn man endlich die Hexen und Gespenster, und weiter den Teufel und die Hölle aus den Köpfen herausge- bracht hatte. Es ging; die Aufklärung siegte, aber die Revolution kam doch. 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Man hat von der Religion abgelassen, und damit von der Gewissenhaftigkeit und häuslichen und bürger- lichen Tugend. Stellt den Flor des Christen- thums her, so habt ihr, wenn auch nicht Alles, doch das gethan, ohne welches alles Andere nichts ist. Wer Gott nicht fürchtet, wird auch keinen König und kein Gesetz achten. Wollt ihr aber, so fuh- ren die Vertreter des Christenthums fort, wollt ihr den Flor dieser Religion und, daß sie alle Klassen der Gesellschaft durchdringe, und ein tu- gendreiches und gesegnetes Dasein gründe, so müßt ihr deren Pflege ohne Verkümmerung Jenen überlassen, denen dieselbe von ihrem Stifter an- vertraut ist: ihr müßt die Kirche frei geben. Was ihr mit euerer Bevormundung, euerer halben Be- seitigung und kaum verhüllten Feindseligkeit gegen das positive Christenthum erwirkt habet, das habt ihr gesehen. Jhr werft der Geistlichkeit vor, sie habe vielfach keinen, vielfach verderblichen Einfluß auf das Volk geübt. Aber wer hat sie erzogen und in die Hand genommen? Nicht die Kirche hatte sie zu erziehen, nicht die Kirche hatte sie an- zustellen, nicht die Kirche hatte Macht über die Unordentlichen unter ihnen. Jhr habt sie erzo- gen, angestellt und gehegt. Was eure Erziehung und Leitung tauge, das habt ihr gesehen. Gebt der Kirche ihre Geistlichkeit wieder. Und weiter sprachen die Vertreter des Christenthums: Jhr klagt die Schule an, und daß sie nicht geleistet habe, was sie sollte. Aber die Schule ist, wie die Lehrer. Wer nun hat die Lehrer gebildet? -- Es gibt keine Bildung, als die durch die Jdeen und Gnaden des Christenthums. Wer

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 278. Würzburg, 20. November 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische278_1850/3>, abgerufen am 21.11.2024.