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Die Bayerische Presse. Nr. 239. Würzburg, 5. Oktober 1850.

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[Spaltenumbruch] Mal wieder ohne allen Grund die Welt in Al-
larm versetzt.

Schleswig=holsteinische Ange-
legenheiten
.

Flensburg, 29. Sept. Der König von Dä-
nemark ist in Begleitung des Erbprinzen Ferdi-
nant gestern Mittag auf dem Dampfschiffe " Ei-
der " hier angekommen. Nach dem Einzuge in
die Stadt, der in einem offenen Wagen an der
Seite des Geheimrath v. Tillisch erfolgte, besuchte
der König die Lazarethe, sowie die Gräber der ge-
fallenen Soldaten. Abends war die Stadt er-
leuchtet, und es wurde dem König ein Fakelzug
gebracht. Heute Morgen um 8 Uhr hat der
König sich nach Schleswig zur Armee begeben,
wird aber heute Abend schon wieder zurücker-
wartet.

Altona, 1. Okt. Das folgende Nähere wird
über die neuesten Vorgänge in den heutigen Blät-
tern mitgetheilt: Es sind 77 Gefangene nach
Glückstadt transportirt worden. Mit der Feldpost
ist nach Rendsburg die Nachricht gelangt, daß
unser Parlamentär den Bescheid in Friedrichstadt
bekommen habe, man werde sich nicht ergeben;
die Unserigen werden deshalb angreifen. ( -- Ei-
ner Mittheilung aus Rendsburg im "Altonaer
Merkur" zufolge war der Besatzung Friedrichstadt
bis gestern, den 30., Nachmittags 2 Uhr, Bedenk-
zeit gegeben worden, mit der Erklärung, daß,
wenn sie sich bis dahin nicht ergeben habe, die Stadt
bombardirt werden solle. -- ) -- Willisen steht
bereit, eine etwaige Hilfe, die den Dänen vom
Norden zukommen könnte, mit der Hauptmacht
zurückzuweisen; so berichtet der Postbeamte. --
Dem Vernehmen nach sollte der Angriff v. d.
Tanns auf Friedrichstadt heute Morden7 1 / 2 statt-
finden. Jn Friedrichstadt kommandirt der oft ge-
nannte Oberst Latour du Pin über etwa 3000
Dänen. -- Auch Eiderstädt ist in unserm Besitze.
-- Aus Rendsburg wird den "Hb. Nachr." von
gestern geschrieben: Das Gefecht ward bei Fried-
richstadt gestern durch unsere Kanonenböte, die
durch das Dampfschiff "Rendsburg" auf der Ei-
der nach Friedrichstadt hingeschleppt waren, eröff-
net. Gestern Morgen7 3 / 4 Uhr fiel der erste
Schuß. Die Kanonenböte Nr. 3, Lieutenant Rie-
per, Nr. 6, Lieutenant Fischer, und Nr. 12, Lieu-
tenant Meyer, führten bis10 1 / 2 Uhr das Ge-
fecht allein; das Kanonenboot Nr. 10, Lieutenant
Burow, kam auf der schleswigischen Seite auf
den Grund, so daß es nicht wirken konnte. Lieu-
tenant Andresen vom nicht armirten Dampfschiff
"Rendsburg" machte im heftigsten Kugelregen
den Versuch, das Boot wieder abzubringen; seine
Maschine ward indeß so stark beschädigt, daß er
unverrichteter Sache sich zurückziehen mußte. Das
Kanonenboot Nr. 2 war bei der Ebbe auf den
Strand gerathen, lag jedoch unterm Deich ge-
sichert gegen das feindliche Feuer und es wird
ohne Zweifel mit eingetretener Fluth wieder flott
geworden sein. Um10 1 / 2 Uhr kam die Batterie
Christiansen, auf dem diesseitigen Eiderufer pla-
cirt, zum Feuern. Unsere Geschütze brachten die
auf dem Eiderdeich in einer sehr festen Schanze
postirten feindlichen Geschütze zum Schweigen.
Eine zweite Schanze auf der Chaussee wurde von
den Unserigen genommen, nachdem unter dem
Feuer der dritten 12pfündigen Batterie, Haupt-
mann Held, der von den Dänen gemachte Durch-
schnitt auf der Chaussee zugeworfen worden war.
Die Batterie hatte keinen weiteren Verlust als
vier Pferde. Die äußeren Schanzwerke waren
damit in unserer Hand; unsere Jäger standen am
Deich in sehr geringer Entfernung den Dänen,
die jenseits der Eider= und Tonnenkanals an den
Häusern standen, gegenüber. Nachdem die erste
Schanze auf der Chaussee genommen war, stürmte
das 6. Bataillon ( 1. und 2. Comp. ) auf die
zweite Schanze; dicht vor dem Blockhause bekam
es indeß ein so heftiges Stückkugel= und Kartät-
schenfeuer, daß es sein Ziel nicht erlangte. Etwa
49 Mann darunter der Lieutenant Apel, sollen
bei dieser Affaire gefallen sein. Die unter dem
[Spaltenumbruch] Hauptmann Schöning stehende Abtheilung des 1.
Jägerkorps ist unterdeß weiter westlich bei Wol-
lersum mit Böten über die Eider gegangen. Die
beiden Compagnien nahmen Tönning und Gar-
ding und machten die dort befindlichen Danen zu
Gefangenen. Heute Morgen zwischen 7 und 8
Uhr wurden die letzteren hier eingebracht, zuerst
44, dann 59 Mann mit zwei Offizieren, die
Lieutenante Baron Wedels=Wedelsberg und Wom-
sen. Der dänische Hauptmann Buhl, der sich
zur Wehr setzen wollte, soll gefallen sein; die
Mannschaft scheint sich schnell ergeben zu haben.
Unter den Gefangenen sind zwölf Verwundete;
von unsern Jägern sind drei Mann geblieben und
etwa 8 bis 10 verwundet. Friedrichstadt war
von unseren Truppen so gut wie eingeschlossen.
Wir stehen mit einer Anzahl Geschütze nordwest-
lich von der Stadt in einer Stellung, die die
Chaussee nach und von Husum vollkommen be-
herrscht, so daß der Feind eben so schwer entwi-
schen, als von Winnert her neue Truppen heran-
ziehen kann. Jn der Stadt brannten fünf Häu-
ser, die bei der Beschießung eines hinter ihnen
liegenden Blockhauses Feuer fingen. Mehrere un-
serer Schwadronen mit zwei Geschützen der rei-
tenden Batterie trafen jenseits Cropp gestern mit
dänischer Cavallerie zusammen und wechselten ei-
nige Schüsse.

Frankfurt, 4. Oct. Zugleich mit der De-
pesche, welche die beiden Bundescentralcommissäre
von hier abberuft, ist von Wien eine Antwort
auf die bekannten preußischen Noten in der kur-
hessischen Angelegenheit hier eingetroffen, welche
sich, dem Vernehmen nach, auf das entschiedenste
gegen die von dem preuß. Ministerium in diesen
Noten eingenommene Stellung ausspricht. Diese
Antwort war in einem Ministerrathe beschloßen
worden, in welchem der Kaiser selbst den Vorsitz
führte.

   

Darmstadt, 3. Okt. Die großherzogl. Ver-
ordnung, die politische Vereine betreffend, lautet
wie folgt: Ludwig III. von Gottes Gnaden
Großherzog ec. Um bei der außerordentlichen
Lage, worin sich das Großherzogthum dermalen
befindet, dem verderblichen Einfluß, welchen poli-
tische Vereine notorisch bisher geübt, ein Ziel zu
setzen und den daraus entstehenden Gefahren für
die öffentliche Ruhe und Ordnung vorzubeugen,
haben Wir auf den Grund des Art. 73 der Ver-
fassungsurkunde verordnet und verordnen wie folgt:
Art. 1. Alle in dem Großherzogthum bestehenden
Privatvereine oder Privatverbindungen, deren Zweck
es ist, über öffentliche Angelegenheiten zu verhan-
deln oder auf dieselben einzuwirken -- politische
Vereine und Verbindungen -- sind aufgelöst und
die Bildung solcher Vereine und Verbindungen ist
verboten. Art. 2. Diejenigen, welche in Zuwi-
derhandlung gegen Art. 1 einen politischen Pri-
vatverein oder eine politische Privatverbindung
fortsetzen, oder einen solchen Verein oder Verbin-
dung bilden, sollen, wie im Art. 172 des Straf-
gesetzbuches bestimmt ist, bestraft werden, und
zwar: 1 ) die Anstifter oder Vorstände mit Ge-
fängniß von zehn Tagen bis zu einem Monat;
2 ) die übrigen Mitglieder mit Gefängniß von
drei bis fünfzehn Tagen. Der letztern Strafe
unterliegten auch diejenigen, welche sich in einen
durch Art. 1 geschlossenen Verein oder in eine
solche Verbindung aufnehmen lassen, oder densel-
ben beitreten. Ueberdies können die Gerichte die
Confiscation der Papiere, Literalien und Bücher
solcher Vereine oder Verbindungen aussprechen.
Art. 3. Allen Angehörigen des Großherzogthums
ist der Beitritt oder die Theilnahme an im Aus-
land gestifteten oder bestehenden politischen Verei-
nen oder Verbindungen ( Art. 1 ) untersagt. Wer
diesem Verbot zuwiderhandelt, wird, wie in Art.
183 des Strafgesetzbuches bestimmt ist, mit Ge-
fängniß von einem bis fünfzehn Tagen, und wer
für den verbotenen Beitritt geworben hat, mit
Gefängniß von zehn Tagen bis zu einem Monat
bestraft. Art. 4. Sobald ein nichtpolitischer Ver-
ein zugleich pölitische Zwecke zu verfolgen oder in
[Spaltenumbruch] seine Verhandlungen zu ziehen beginnt, oder ir-
gend ein Verein als ein politischer ausdrücklich
von der Obrigkeit verboten worden ist, unterliegt
er ebenfalls allen Anordnungen dieser Verordnung.
Art 5. Gegenwärtige Verordnung soll für die
Dauer von sechs Monaten bestehen und mit dem
Tag ihrer Verkündigung im Regierungsblatt in
Kraft treten. -- Urkundlich ec. Darmstadt, am 2.
Okt. 1850. Ludwig. v. Dalwigk.

Darmstadt, 3. Oct. Aus allen drei Provin-
zen kommen uns Nachrichten zu, daß diesmal fast
überall sich ein wahrer Eifer in frühzeitiger Er-
legung der Steuern kundgibt und daß die Ein-
wohner des Großherzogthums somit bessern Wil-
len und klarere Einsicht von den unnmgänglichen
Bedürfnissen des Staatsbedarfs zeigen, als die-
jenigen, welche das Mandat einer Partei in sol-
cher Weise mißbrauchen, daß es selbst ihrer klei-
nen Partei gegenüber sich als weit überschritten
erweist.

   

Berlin, 2. Okt. Nicht nur die in Arns-
walde, sondern sämmtliche in den Marken garni-
sonirende Badensche Truppen ( 2,400 Mann ) sollen
nach Westphalen verlegt werden. Eben dahin
sollen auch die die erste Abtheilung ergänzenden
Mannschaften ( 2600 Mann ) verlegt werden, "falls
die Schwierigkeit der Durchfahrt bei Mainz ge-
hoben, oder ihnen ein anderer Weg eröffnet wird."
Von einer Verlegung der zweiten Abtheilung Ba-
denscher Truppen ( wieder 5000 Mann ) nach Preu-
ßen ist bekanntlich schon früher Abstand genommen
worden. Auch dem 6. Armeekorps ist vorgestern
der Befehl zugegangen, sich jeden Augenblick
marschfertig zu halten.

   
Frankreich.

Paris, 30. Sept. Der ,Constitutionnel' ent-
hält heute einen Artikel, den man mit Fug und
Recht als das wahre Manifest des Prasidenten
der Republik betrachten darf. Der unterzeichnete
Verfasser desselben, Dr. L. Veron, schickt die Er-
klärung voraus, er beabsichtige, das Land zu be-
ruhigen, indem er es über die allgemeine Politik
des Präsidenten der Republik aufklären wolle,
wozu er sich für vollkommen befugt, und sogar
für verpflichtet halte, da er in dessen Pläne ein-
geweiht worden sei, unter welcher Bedingung al-
lein er die treue Unterstützung des , Cönstitution-
nel ' ehrenhafter Weise haben versprechen können.
Dieses Schreiben ist daher von der größten Wich-
tigkeit, weßhalb wir die Hauptstellen desselben
hier wörtlich folgen lassen: "Einige Redner und
Schriftsteller bemerken um uns her sei keine andere
Revolutionsgefahr, als die, welche ein 18. Bru-
maire, ein Staatsstreich von Seiten des Präsi-
denten der Republik herbeiführen könnte. Alle
Meinungen, alle Parteien haben bekanntlich ihre
Tollköpfe. Haben wir nicht im Jahre 1815 die
alten Emigranten, deren vergangene Leiden ihre
Lächerlichkeit entschuldigten, royalistischer gesehen,
als der König selbst war? Unter der im Jahre
1848 gefallenen constitutionellen Regierung ist die
ultra=parlamentarische Partei erschienen. Es ist
also ganz natürlich, daß wir unter der Präsident-
schaft Louis Napoleon Bonaparte's, der mit 6
Millionen Stimmen erwählt worden ist, die Jm-
perialisten haben. Jn ihren übertriebenen Hoff-
nungen und Wünschen haben die Jmperialisten
vielleicht nur Eins im Auge: die Wiederkehr ei-
nes Kaiserthums und eines Kaisers. Man kann
allerdings nicht leugnen, daß in diesem blinden
Bekenntnisse ein ehrenwerthes Nationalitätsgefühl
liegt; denn am Ende war Napoleon doch der Ein-
zige in Frankreich seit 60 Jahren, dessen Thron
nur durch die Waffen der verbündeten auswärti-
gen Mächte zertrümmert worden ist. Allein, da
wir vor allen Dingen nur an die Jnteressen der
Gesellschaft und die Schwierigkeiten der gegen-
wärtigen Lage denken, so werden wir uns nicht
zum Vertheidiger der Worte und Handlungen der
mehr oder minder zahlreichen imperialistischen Par-
tei auswerfen. Wir bekümmern uns einzig und
allein um die Worte und Handlungen des Prä-
sidenten der Republik. Tagtäglich notirt man die
geringsten Handlungen und Geberden Louis Na-

[Spaltenumbruch] Mal wieder ohne allen Grund die Welt in Al-
larm versetzt.

Schleswig=holsteinische Ange-
legenheiten
.

Flensburg, 29. Sept. Der König von Dä-
nemark ist in Begleitung des Erbprinzen Ferdi-
nant gestern Mittag auf dem Dampfschiffe „ Ei-
der “ hier angekommen. Nach dem Einzuge in
die Stadt, der in einem offenen Wagen an der
Seite des Geheimrath v. Tillisch erfolgte, besuchte
der König die Lazarethe, sowie die Gräber der ge-
fallenen Soldaten. Abends war die Stadt er-
leuchtet, und es wurde dem König ein Fakelzug
gebracht. Heute Morgen um 8 Uhr hat der
König sich nach Schleswig zur Armee begeben,
wird aber heute Abend schon wieder zurücker-
wartet.

Altona, 1. Okt. Das folgende Nähere wird
über die neuesten Vorgänge in den heutigen Blät-
tern mitgetheilt: Es sind 77 Gefangene nach
Glückstadt transportirt worden. Mit der Feldpost
ist nach Rendsburg die Nachricht gelangt, daß
unser Parlamentär den Bescheid in Friedrichstadt
bekommen habe, man werde sich nicht ergeben;
die Unserigen werden deshalb angreifen. ( -- Ei-
ner Mittheilung aus Rendsburg im „Altonaer
Merkur“ zufolge war der Besatzung Friedrichstadt
bis gestern, den 30., Nachmittags 2 Uhr, Bedenk-
zeit gegeben worden, mit der Erklärung, daß,
wenn sie sich bis dahin nicht ergeben habe, die Stadt
bombardirt werden solle. -- ) -- Willisen steht
bereit, eine etwaige Hilfe, die den Dänen vom
Norden zukommen könnte, mit der Hauptmacht
zurückzuweisen; so berichtet der Postbeamte. --
Dem Vernehmen nach sollte der Angriff v. d.
Tanns auf Friedrichstadt heute Morden7 1 / 2 statt-
finden. Jn Friedrichstadt kommandirt der oft ge-
nannte Oberst Latour du Pin über etwa 3000
Dänen. -- Auch Eiderstädt ist in unserm Besitze.
-- Aus Rendsburg wird den „Hb. Nachr.“ von
gestern geschrieben: Das Gefecht ward bei Fried-
richstadt gestern durch unsere Kanonenböte, die
durch das Dampfschiff „Rendsburg“ auf der Ei-
der nach Friedrichstadt hingeschleppt waren, eröff-
net. Gestern Morgen7 3 / 4 Uhr fiel der erste
Schuß. Die Kanonenböte Nr. 3, Lieutenant Rie-
per, Nr. 6, Lieutenant Fischer, und Nr. 12, Lieu-
tenant Meyer, führten bis10 1 / 2 Uhr das Ge-
fecht allein; das Kanonenboot Nr. 10, Lieutenant
Burow, kam auf der schleswigischen Seite auf
den Grund, so daß es nicht wirken konnte. Lieu-
tenant Andresen vom nicht armirten Dampfschiff
„Rendsburg“ machte im heftigsten Kugelregen
den Versuch, das Boot wieder abzubringen; seine
Maschine ward indeß so stark beschädigt, daß er
unverrichteter Sache sich zurückziehen mußte. Das
Kanonenboot Nr. 2 war bei der Ebbe auf den
Strand gerathen, lag jedoch unterm Deich ge-
sichert gegen das feindliche Feuer und es wird
ohne Zweifel mit eingetretener Fluth wieder flott
geworden sein. Um10 1 / 2 Uhr kam die Batterie
Christiansen, auf dem diesseitigen Eiderufer pla-
cirt, zum Feuern. Unsere Geschütze brachten die
auf dem Eiderdeich in einer sehr festen Schanze
postirten feindlichen Geschütze zum Schweigen.
Eine zweite Schanze auf der Chaussee wurde von
den Unserigen genommen, nachdem unter dem
Feuer der dritten 12pfündigen Batterie, Haupt-
mann Held, der von den Dänen gemachte Durch-
schnitt auf der Chaussee zugeworfen worden war.
Die Batterie hatte keinen weiteren Verlust als
vier Pferde. Die äußeren Schanzwerke waren
damit in unserer Hand; unsere Jäger standen am
Deich in sehr geringer Entfernung den Dänen,
die jenseits der Eider= und Tonnenkanals an den
Häusern standen, gegenüber. Nachdem die erste
Schanze auf der Chaussee genommen war, stürmte
das 6. Bataillon ( 1. und 2. Comp. ) auf die
zweite Schanze; dicht vor dem Blockhause bekam
es indeß ein so heftiges Stückkugel= und Kartät-
schenfeuer, daß es sein Ziel nicht erlangte. Etwa
49 Mann darunter der Lieutenant Apel, sollen
bei dieser Affaire gefallen sein. Die unter dem
[Spaltenumbruch] Hauptmann Schöning stehende Abtheilung des 1.
Jägerkorps ist unterdeß weiter westlich bei Wol-
lersum mit Böten über die Eider gegangen. Die
beiden Compagnien nahmen Tönning und Gar-
ding und machten die dort befindlichen Danen zu
Gefangenen. Heute Morgen zwischen 7 und 8
Uhr wurden die letzteren hier eingebracht, zuerst
44, dann 59 Mann mit zwei Offizieren, die
Lieutenante Baron Wedels=Wedelsberg und Wom-
sen. Der dänische Hauptmann Buhl, der sich
zur Wehr setzen wollte, soll gefallen sein; die
Mannschaft scheint sich schnell ergeben zu haben.
Unter den Gefangenen sind zwölf Verwundete;
von unsern Jägern sind drei Mann geblieben und
etwa 8 bis 10 verwundet. Friedrichstadt war
von unseren Truppen so gut wie eingeschlossen.
Wir stehen mit einer Anzahl Geschütze nordwest-
lich von der Stadt in einer Stellung, die die
Chaussee nach und von Husum vollkommen be-
herrscht, so daß der Feind eben so schwer entwi-
schen, als von Winnert her neue Truppen heran-
ziehen kann. Jn der Stadt brannten fünf Häu-
ser, die bei der Beschießung eines hinter ihnen
liegenden Blockhauses Feuer fingen. Mehrere un-
serer Schwadronen mit zwei Geschützen der rei-
tenden Batterie trafen jenseits Cropp gestern mit
dänischer Cavallerie zusammen und wechselten ei-
nige Schüsse.

Frankfurt, 4. Oct. Zugleich mit der De-
pesche, welche die beiden Bundescentralcommissäre
von hier abberuft, ist von Wien eine Antwort
auf die bekannten preußischen Noten in der kur-
hessischen Angelegenheit hier eingetroffen, welche
sich, dem Vernehmen nach, auf das entschiedenste
gegen die von dem preuß. Ministerium in diesen
Noten eingenommene Stellung ausspricht. Diese
Antwort war in einem Ministerrathe beschloßen
worden, in welchem der Kaiser selbst den Vorsitz
führte.

   

Darmstadt, 3. Okt. Die großherzogl. Ver-
ordnung, die politische Vereine betreffend, lautet
wie folgt: Ludwig III. von Gottes Gnaden
Großherzog ec. Um bei der außerordentlichen
Lage, worin sich das Großherzogthum dermalen
befindet, dem verderblichen Einfluß, welchen poli-
tische Vereine notorisch bisher geübt, ein Ziel zu
setzen und den daraus entstehenden Gefahren für
die öffentliche Ruhe und Ordnung vorzubeugen,
haben Wir auf den Grund des Art. 73 der Ver-
fassungsurkunde verordnet und verordnen wie folgt:
Art. 1. Alle in dem Großherzogthum bestehenden
Privatvereine oder Privatverbindungen, deren Zweck
es ist, über öffentliche Angelegenheiten zu verhan-
deln oder auf dieselben einzuwirken -- politische
Vereine und Verbindungen -- sind aufgelöst und
die Bildung solcher Vereine und Verbindungen ist
verboten. Art. 2. Diejenigen, welche in Zuwi-
derhandlung gegen Art. 1 einen politischen Pri-
vatverein oder eine politische Privatverbindung
fortsetzen, oder einen solchen Verein oder Verbin-
dung bilden, sollen, wie im Art. 172 des Straf-
gesetzbuches bestimmt ist, bestraft werden, und
zwar: 1 ) die Anstifter oder Vorstände mit Ge-
fängniß von zehn Tagen bis zu einem Monat;
2 ) die übrigen Mitglieder mit Gefängniß von
drei bis fünfzehn Tagen. Der letztern Strafe
unterliegten auch diejenigen, welche sich in einen
durch Art. 1 geschlossenen Verein oder in eine
solche Verbindung aufnehmen lassen, oder densel-
ben beitreten. Ueberdies können die Gerichte die
Confiscation der Papiere, Literalien und Bücher
solcher Vereine oder Verbindungen aussprechen.
Art. 3. Allen Angehörigen des Großherzogthums
ist der Beitritt oder die Theilnahme an im Aus-
land gestifteten oder bestehenden politischen Verei-
nen oder Verbindungen ( Art. 1 ) untersagt. Wer
diesem Verbot zuwiderhandelt, wird, wie in Art.
183 des Strafgesetzbuches bestimmt ist, mit Ge-
fängniß von einem bis fünfzehn Tagen, und wer
für den verbotenen Beitritt geworben hat, mit
Gefängniß von zehn Tagen bis zu einem Monat
bestraft. Art. 4. Sobald ein nichtpolitischer Ver-
ein zugleich pölitische Zwecke zu verfolgen oder in
[Spaltenumbruch] seine Verhandlungen zu ziehen beginnt, oder ir-
gend ein Verein als ein politischer ausdrücklich
von der Obrigkeit verboten worden ist, unterliegt
er ebenfalls allen Anordnungen dieser Verordnung.
Art 5. Gegenwärtige Verordnung soll für die
Dauer von sechs Monaten bestehen und mit dem
Tag ihrer Verkündigung im Regierungsblatt in
Kraft treten. -- Urkundlich ec. Darmstadt, am 2.
Okt. 1850. Ludwig. v. Dalwigk.

Darmstadt, 3. Oct. Aus allen drei Provin-
zen kommen uns Nachrichten zu, daß diesmal fast
überall sich ein wahrer Eifer in frühzeitiger Er-
legung der Steuern kundgibt und daß die Ein-
wohner des Großherzogthums somit bessern Wil-
len und klarere Einsicht von den unnmgänglichen
Bedürfnissen des Staatsbedarfs zeigen, als die-
jenigen, welche das Mandat einer Partei in sol-
cher Weise mißbrauchen, daß es selbst ihrer klei-
nen Partei gegenüber sich als weit überschritten
erweist.

   

Berlin, 2. Okt. Nicht nur die in Arns-
walde, sondern sämmtliche in den Marken garni-
sonirende Badensche Truppen ( 2,400 Mann ) sollen
nach Westphalen verlegt werden. Eben dahin
sollen auch die die erste Abtheilung ergänzenden
Mannschaften ( 2600 Mann ) verlegt werden, „falls
die Schwierigkeit der Durchfahrt bei Mainz ge-
hoben, oder ihnen ein anderer Weg eröffnet wird.“
Von einer Verlegung der zweiten Abtheilung Ba-
denscher Truppen ( wieder 5000 Mann ) nach Preu-
ßen ist bekanntlich schon früher Abstand genommen
worden. Auch dem 6. Armeekorps ist vorgestern
der Befehl zugegangen, sich jeden Augenblick
marschfertig zu halten.

   
Frankreich.

Paris, 30. Sept. Der ‚Constitutionnel' ent-
hält heute einen Artikel, den man mit Fug und
Recht als das wahre Manifest des Prasidenten
der Republik betrachten darf. Der unterzeichnete
Verfasser desselben, Dr. L. Véron, schickt die Er-
klärung voraus, er beabsichtige, das Land zu be-
ruhigen, indem er es über die allgemeine Politik
des Präsidenten der Republik aufklären wolle,
wozu er sich für vollkommen befugt, und sogar
für verpflichtet halte, da er in dessen Pläne ein-
geweiht worden sei, unter welcher Bedingung al-
lein er die treue Unterstützung des ‚ Cönstitution-
nel ' ehrenhafter Weise haben versprechen können.
Dieses Schreiben ist daher von der größten Wich-
tigkeit, weßhalb wir die Hauptstellen desselben
hier wörtlich folgen lassen: „Einige Redner und
Schriftsteller bemerken um uns her sei keine andere
Revolutionsgefahr, als die, welche ein 18. Bru-
maire, ein Staatsstreich von Seiten des Präsi-
denten der Republik herbeiführen könnte. Alle
Meinungen, alle Parteien haben bekanntlich ihre
Tollköpfe. Haben wir nicht im Jahre 1815 die
alten Emigranten, deren vergangene Leiden ihre
Lächerlichkeit entschuldigten, royalistischer gesehen,
als der König selbst war? Unter der im Jahre
1848 gefallenen constitutionellen Regierung ist die
ultra=parlamentarische Partei erschienen. Es ist
also ganz natürlich, daß wir unter der Präsident-
schaft Louis Napoleon Bonaparte's, der mit 6
Millionen Stimmen erwählt worden ist, die Jm-
perialisten haben. Jn ihren übertriebenen Hoff-
nungen und Wünschen haben die Jmperialisten
vielleicht nur Eins im Auge: die Wiederkehr ei-
nes Kaiserthums und eines Kaisers. Man kann
allerdings nicht leugnen, daß in diesem blinden
Bekenntnisse ein ehrenwerthes Nationalitätsgefühl
liegt; denn am Ende war Napoleon doch der Ein-
zige in Frankreich seit 60 Jahren, dessen Thron
nur durch die Waffen der verbündeten auswärti-
gen Mächte zertrümmert worden ist. Allein, da
wir vor allen Dingen nur an die Jnteressen der
Gesellschaft und die Schwierigkeiten der gegen-
wärtigen Lage denken, so werden wir uns nicht
zum Vertheidiger der Worte und Handlungen der
mehr oder minder zahlreichen imperialistischen Par-
tei auswerfen. Wir bekümmern uns einzig und
allein um die Worte und Handlungen des Prä-
sidenten der Republik. Tagtäglich notirt man die
geringsten Handlungen und Geberden Louis Na-

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[0003] Mal wieder ohne allen Grund die Welt in Al- larm versetzt. ( K. Z. ) Schleswig=holsteinische Ange- legenheiten . Flensburg, 29. Sept. Der König von Dä- nemark ist in Begleitung des Erbprinzen Ferdi- nant gestern Mittag auf dem Dampfschiffe „ Ei- der “ hier angekommen. Nach dem Einzuge in die Stadt, der in einem offenen Wagen an der Seite des Geheimrath v. Tillisch erfolgte, besuchte der König die Lazarethe, sowie die Gräber der ge- fallenen Soldaten. Abends war die Stadt er- leuchtet, und es wurde dem König ein Fakelzug gebracht. Heute Morgen um 8 Uhr hat der König sich nach Schleswig zur Armee begeben, wird aber heute Abend schon wieder zurücker- wartet. Altona, 1. Okt. Das folgende Nähere wird über die neuesten Vorgänge in den heutigen Blät- tern mitgetheilt: Es sind 77 Gefangene nach Glückstadt transportirt worden. Mit der Feldpost ist nach Rendsburg die Nachricht gelangt, daß unser Parlamentär den Bescheid in Friedrichstadt bekommen habe, man werde sich nicht ergeben; die Unserigen werden deshalb angreifen. ( -- Ei- ner Mittheilung aus Rendsburg im „Altonaer Merkur“ zufolge war der Besatzung Friedrichstadt bis gestern, den 30., Nachmittags 2 Uhr, Bedenk- zeit gegeben worden, mit der Erklärung, daß, wenn sie sich bis dahin nicht ergeben habe, die Stadt bombardirt werden solle. -- ) -- Willisen steht bereit, eine etwaige Hilfe, die den Dänen vom Norden zukommen könnte, mit der Hauptmacht zurückzuweisen; so berichtet der Postbeamte. -- Dem Vernehmen nach sollte der Angriff v. d. Tanns auf Friedrichstadt heute Morden7 1 / 2 statt- finden. Jn Friedrichstadt kommandirt der oft ge- nannte Oberst Latour du Pin über etwa 3000 Dänen. -- Auch Eiderstädt ist in unserm Besitze. -- Aus Rendsburg wird den „Hb. Nachr.“ von gestern geschrieben: Das Gefecht ward bei Fried- richstadt gestern durch unsere Kanonenböte, die durch das Dampfschiff „Rendsburg“ auf der Ei- der nach Friedrichstadt hingeschleppt waren, eröff- net. Gestern Morgen7 3 / 4 Uhr fiel der erste Schuß. Die Kanonenböte Nr. 3, Lieutenant Rie- per, Nr. 6, Lieutenant Fischer, und Nr. 12, Lieu- tenant Meyer, führten bis10 1 / 2 Uhr das Ge- fecht allein; das Kanonenboot Nr. 10, Lieutenant Burow, kam auf der schleswigischen Seite auf den Grund, so daß es nicht wirken konnte. Lieu- tenant Andresen vom nicht armirten Dampfschiff „Rendsburg“ machte im heftigsten Kugelregen den Versuch, das Boot wieder abzubringen; seine Maschine ward indeß so stark beschädigt, daß er unverrichteter Sache sich zurückziehen mußte. Das Kanonenboot Nr. 2 war bei der Ebbe auf den Strand gerathen, lag jedoch unterm Deich ge- sichert gegen das feindliche Feuer und es wird ohne Zweifel mit eingetretener Fluth wieder flott geworden sein. Um10 1 / 2 Uhr kam die Batterie Christiansen, auf dem diesseitigen Eiderufer pla- cirt, zum Feuern. Unsere Geschütze brachten die auf dem Eiderdeich in einer sehr festen Schanze postirten feindlichen Geschütze zum Schweigen. Eine zweite Schanze auf der Chaussee wurde von den Unserigen genommen, nachdem unter dem Feuer der dritten 12pfündigen Batterie, Haupt- mann Held, der von den Dänen gemachte Durch- schnitt auf der Chaussee zugeworfen worden war. Die Batterie hatte keinen weiteren Verlust als vier Pferde. Die äußeren Schanzwerke waren damit in unserer Hand; unsere Jäger standen am Deich in sehr geringer Entfernung den Dänen, die jenseits der Eider= und Tonnenkanals an den Häusern standen, gegenüber. Nachdem die erste Schanze auf der Chaussee genommen war, stürmte das 6. Bataillon ( 1. und 2. Comp. ) auf die zweite Schanze; dicht vor dem Blockhause bekam es indeß ein so heftiges Stückkugel= und Kartät- schenfeuer, daß es sein Ziel nicht erlangte. Etwa 49 Mann darunter der Lieutenant Apel, sollen bei dieser Affaire gefallen sein. Die unter dem Hauptmann Schöning stehende Abtheilung des 1. Jägerkorps ist unterdeß weiter westlich bei Wol- lersum mit Böten über die Eider gegangen. Die beiden Compagnien nahmen Tönning und Gar- ding und machten die dort befindlichen Danen zu Gefangenen. Heute Morgen zwischen 7 und 8 Uhr wurden die letzteren hier eingebracht, zuerst 44, dann 59 Mann mit zwei Offizieren, die Lieutenante Baron Wedels=Wedelsberg und Wom- sen. Der dänische Hauptmann Buhl, der sich zur Wehr setzen wollte, soll gefallen sein; die Mannschaft scheint sich schnell ergeben zu haben. Unter den Gefangenen sind zwölf Verwundete; von unsern Jägern sind drei Mann geblieben und etwa 8 bis 10 verwundet. Friedrichstadt war von unseren Truppen so gut wie eingeschlossen. Wir stehen mit einer Anzahl Geschütze nordwest- lich von der Stadt in einer Stellung, die die Chaussee nach und von Husum vollkommen be- herrscht, so daß der Feind eben so schwer entwi- schen, als von Winnert her neue Truppen heran- ziehen kann. Jn der Stadt brannten fünf Häu- ser, die bei der Beschießung eines hinter ihnen liegenden Blockhauses Feuer fingen. Mehrere un- serer Schwadronen mit zwei Geschützen der rei- tenden Batterie trafen jenseits Cropp gestern mit dänischer Cavallerie zusammen und wechselten ei- nige Schüsse. Frankfurt, 4. Oct. Zugleich mit der De- pesche, welche die beiden Bundescentralcommissäre von hier abberuft, ist von Wien eine Antwort auf die bekannten preußischen Noten in der kur- hessischen Angelegenheit hier eingetroffen, welche sich, dem Vernehmen nach, auf das entschiedenste gegen die von dem preuß. Ministerium in diesen Noten eingenommene Stellung ausspricht. Diese Antwort war in einem Ministerrathe beschloßen worden, in welchem der Kaiser selbst den Vorsitz führte. ( K. Z. ) Darmstadt, 3. Okt. Die großherzogl. Ver- ordnung, die politische Vereine betreffend, lautet wie folgt: Ludwig III. von Gottes Gnaden Großherzog ec. Um bei der außerordentlichen Lage, worin sich das Großherzogthum dermalen befindet, dem verderblichen Einfluß, welchen poli- tische Vereine notorisch bisher geübt, ein Ziel zu setzen und den daraus entstehenden Gefahren für die öffentliche Ruhe und Ordnung vorzubeugen, haben Wir auf den Grund des Art. 73 der Ver- fassungsurkunde verordnet und verordnen wie folgt: Art. 1. Alle in dem Großherzogthum bestehenden Privatvereine oder Privatverbindungen, deren Zweck es ist, über öffentliche Angelegenheiten zu verhan- deln oder auf dieselben einzuwirken -- politische Vereine und Verbindungen -- sind aufgelöst und die Bildung solcher Vereine und Verbindungen ist verboten. Art. 2. Diejenigen, welche in Zuwi- derhandlung gegen Art. 1 einen politischen Pri- vatverein oder eine politische Privatverbindung fortsetzen, oder einen solchen Verein oder Verbin- dung bilden, sollen, wie im Art. 172 des Straf- gesetzbuches bestimmt ist, bestraft werden, und zwar: 1 ) die Anstifter oder Vorstände mit Ge- fängniß von zehn Tagen bis zu einem Monat; 2 ) die übrigen Mitglieder mit Gefängniß von drei bis fünfzehn Tagen. Der letztern Strafe unterliegten auch diejenigen, welche sich in einen durch Art. 1 geschlossenen Verein oder in eine solche Verbindung aufnehmen lassen, oder densel- ben beitreten. Ueberdies können die Gerichte die Confiscation der Papiere, Literalien und Bücher solcher Vereine oder Verbindungen aussprechen. Art. 3. Allen Angehörigen des Großherzogthums ist der Beitritt oder die Theilnahme an im Aus- land gestifteten oder bestehenden politischen Verei- nen oder Verbindungen ( Art. 1 ) untersagt. Wer diesem Verbot zuwiderhandelt, wird, wie in Art. 183 des Strafgesetzbuches bestimmt ist, mit Ge- fängniß von einem bis fünfzehn Tagen, und wer für den verbotenen Beitritt geworben hat, mit Gefängniß von zehn Tagen bis zu einem Monat bestraft. Art. 4. Sobald ein nichtpolitischer Ver- ein zugleich pölitische Zwecke zu verfolgen oder in seine Verhandlungen zu ziehen beginnt, oder ir- gend ein Verein als ein politischer ausdrücklich von der Obrigkeit verboten worden ist, unterliegt er ebenfalls allen Anordnungen dieser Verordnung. Art 5. Gegenwärtige Verordnung soll für die Dauer von sechs Monaten bestehen und mit dem Tag ihrer Verkündigung im Regierungsblatt in Kraft treten. -- Urkundlich ec. Darmstadt, am 2. Okt. 1850. Ludwig. v. Dalwigk. Darmstadt, 3. Oct. Aus allen drei Provin- zen kommen uns Nachrichten zu, daß diesmal fast überall sich ein wahrer Eifer in frühzeitiger Er- legung der Steuern kundgibt und daß die Ein- wohner des Großherzogthums somit bessern Wil- len und klarere Einsicht von den unnmgänglichen Bedürfnissen des Staatsbedarfs zeigen, als die- jenigen, welche das Mandat einer Partei in sol- cher Weise mißbrauchen, daß es selbst ihrer klei- nen Partei gegenüber sich als weit überschritten erweist. ( Darmst. Z. ) Berlin, 2. Okt. Nicht nur die in Arns- walde, sondern sämmtliche in den Marken garni- sonirende Badensche Truppen ( 2,400 Mann ) sollen nach Westphalen verlegt werden. Eben dahin sollen auch die die erste Abtheilung ergänzenden Mannschaften ( 2600 Mann ) verlegt werden, „falls die Schwierigkeit der Durchfahrt bei Mainz ge- hoben, oder ihnen ein anderer Weg eröffnet wird.“ Von einer Verlegung der zweiten Abtheilung Ba- denscher Truppen ( wieder 5000 Mann ) nach Preu- ßen ist bekanntlich schon früher Abstand genommen worden. Auch dem 6. Armeekorps ist vorgestern der Befehl zugegangen, sich jeden Augenblick marschfertig zu halten. ( N. Pr. Z. ) Frankreich. Paris, 30. Sept. Der ‚Constitutionnel' ent- hält heute einen Artikel, den man mit Fug und Recht als das wahre Manifest des Prasidenten der Republik betrachten darf. Der unterzeichnete Verfasser desselben, Dr. L. Véron, schickt die Er- klärung voraus, er beabsichtige, das Land zu be- ruhigen, indem er es über die allgemeine Politik des Präsidenten der Republik aufklären wolle, wozu er sich für vollkommen befugt, und sogar für verpflichtet halte, da er in dessen Pläne ein- geweiht worden sei, unter welcher Bedingung al- lein er die treue Unterstützung des ‚ Cönstitution- nel ' ehrenhafter Weise haben versprechen können. Dieses Schreiben ist daher von der größten Wich- tigkeit, weßhalb wir die Hauptstellen desselben hier wörtlich folgen lassen: „Einige Redner und Schriftsteller bemerken um uns her sei keine andere Revolutionsgefahr, als die, welche ein 18. Bru- maire, ein Staatsstreich von Seiten des Präsi- denten der Republik herbeiführen könnte. Alle Meinungen, alle Parteien haben bekanntlich ihre Tollköpfe. Haben wir nicht im Jahre 1815 die alten Emigranten, deren vergangene Leiden ihre Lächerlichkeit entschuldigten, royalistischer gesehen, als der König selbst war? Unter der im Jahre 1848 gefallenen constitutionellen Regierung ist die ultra=parlamentarische Partei erschienen. Es ist also ganz natürlich, daß wir unter der Präsident- schaft Louis Napoleon Bonaparte's, der mit 6 Millionen Stimmen erwählt worden ist, die Jm- perialisten haben. Jn ihren übertriebenen Hoff- nungen und Wünschen haben die Jmperialisten vielleicht nur Eins im Auge: die Wiederkehr ei- nes Kaiserthums und eines Kaisers. Man kann allerdings nicht leugnen, daß in diesem blinden Bekenntnisse ein ehrenwerthes Nationalitätsgefühl liegt; denn am Ende war Napoleon doch der Ein- zige in Frankreich seit 60 Jahren, dessen Thron nur durch die Waffen der verbündeten auswärti- gen Mächte zertrümmert worden ist. Allein, da wir vor allen Dingen nur an die Jnteressen der Gesellschaft und die Schwierigkeiten der gegen- wärtigen Lage denken, so werden wir uns nicht zum Vertheidiger der Worte und Handlungen der mehr oder minder zahlreichen imperialistischen Par- tei auswerfen. Wir bekümmern uns einzig und allein um die Worte und Handlungen des Prä- sidenten der Republik. Tagtäglich notirt man die geringsten Handlungen und Geberden Louis Na-

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 239. Würzburg, 5. Oktober 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische239_1850/3>, abgerufen am 27.11.2024.