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Die Bayerische Presse. Nr. 204. Würzburg, 26. August 1850.

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[Spaltenumbruch] ihrer Freiheiten fühlen, die sich unter ihren Lei-
densgenossen als Rekruten müssen anwerben lassen.
Der Präsident ersucht den Redner bei der Frage
( Schiedsgericht ) zubleiben. Letzterer schildert nun
die socialen Zustände, und schließt mit den Aus-
ruf: "Jch bin der Ueberzeugung, daß wir dahin
gelangen werden, wohin der Antrag zielt, wenn
uns die heutige Sitzung auch nicht dahin bringt."
-- Emil v. Girardin spricht von der praktischen
Ausführung des vom Congreß beabsichtigten Zwecks.
Dem Volke gehört ein allgemeines Stimmrecht,
den Nationen ein universelles. Wieder geht er
sodann auf die bereits angeregte Jdee der Ein-
heit zurück; die Fragen müssen verallgemeinert
werden; Allgemeinheit, Einheit sei das einzige
Mittel, die Mißstände des Krieges zu beseitigen.
-- Prof. Cleveland aus Philadelphia verliest statt
einer Rede, eine Zuschrift der Bürger Philadel-
phias, worin der Wunsch ausgesprochen ist, daß
bald sich vor einer Völkerverbrüderung und Ver-
bindung die Kriegsfahnen neigen mögen. -- Ri-
chard Cobden, mit anhaltendem Beifallruf, em-
pfangen, sagt: Wir wollen uns nicht an Männer
wenden, welche ein Schwert an der Seite tragen.
Wir wollen uns auch nicht mehr an Diplomaten
wenden. Dennoch gibt es Männer für das Schieds-
gericht. Es gibt Parlamentsacte, welche Strei-
tigkeiten an Schiedsgerichte überweisen. Der Ver-
kehr der Nationen ist der Verkehr der Einzelnen.
Deshalb soll das Volk auch sein Wort mitreden.
Nicht ständige, sondern zeitweise Schiedsgerichte
wollen wir; wenn die Diplomaten die obschwe-
benden schwierigen Fragen nicht lösen können,
dann sollen sie einem Schiedsgericht unterzogen
werden. Die Männer für solche Schiedsgerichte
sind in allen Ländern zu finden. Wir verab-
scheuen, eine Frage mit dem Schwert zu entschei-
den, die leicht durch den Einfluß der gesunden
Vernunft zu lösen ist. Wenn eine Regierung
sich der Entscheidung des Schiedsgerichts durchaus
nicht fügen will, muß sie beseitigt werden. Die
Regierungen sagen, daß sie uns befreundet sind,
so mögen sie es beweisen. Die Jdee des Frie-
dens hat schon große Fortschritte gemacht. Bei
der letzten Versammlung saß ich neben General
Klapka, heute wohnt General Haynau der
Sitzung bei. Jch habe fährt der Redner fort,
auf meiner Reise gesehen, wie Rhein und Main
eine Zeitlang getrennt neben einander fließen,
dann sich aber vermischen, um sich in ein und das-
selbe Meer zu ergießen. So werden einst die
Völker sich im allgemeinen Frieden einigen, um
das Endziel der Menschheit zu erreichen. ( Beifall. )
-- Bei der nun folgenden Abstimmung wird §.
2 des Congreßantrags einstimmig angenommen
und die Sitzung um3 1 / 2 Uhr Nachmittags ge-
schlossen.

Frankfurt, 23. Aug. ( Zweite Sitzung. ) Der
Eindruck der gestrigen Sitzung muß ein starker
gewesen sein, denn die Emporbühnen der Pauls-
kirche sind heute noch weit zahlreicher als gestern
besetzt. Herr Georg Stacey, Sekretär der dies-
jährigen Versammlung, vertheilte eine von ihm
verfaßte Schrift, betitelt: "Die Unvereinbarkeit
des Kriegs und aller Gefechte mit den Lehren des
Evangeliums." Die Sitzung beginnt nach 10
Uhr Vormittags. -- Herr Garnier verliest ver-
schiedene Eingaben an den Congreß, worunter eine
Zuschrift von Deguerry, Prediger an der Mag-
dalenenkirche in Paris, einer der vorzüglichsten
Redner der vorjährigen Versammlung. -- Herr
Vischers liest ebenfalls eine Anzahl Zuschriften vor,
welche an die Versammlung aus Belgien einge-
sandt worden. -- Prof. Laurent, von Gent, über-
reichte dem Congreß durch Herrn Vischers das
von ihm verfaßte Werk: " Histoire du droit
des gens et des relations internationales
",
3 Bände in 8., ferner eine Anzahl Exemplare
der vom Congreß gekrönten Preisschrift. Sämmt-
liche Zuschriften enthalten die vollkommene Aner-
kennung der Bestrebungen des Vereins. -- Zur
Tagesordnung liegt der dritte Punkt der zu fas-
senden Beschlüsse vor; ehe es jedoch zur Erörte-
[Spaltenumbruch] rung desselben kommt, wird noch durch Hrn. Ni-
chard angezeigt, daß Hr. Baron v. Reden dem
Congreß eine Anzahl Exemplare seiner neuesten
statistischen Schrift über den Krieg zur Verfügung
gestellt habe. Herr Hindley, Mitglied des briti-
schen Parlaments, bekundet in seiner Rede aus
statistischen Notizen, daß der Krieg stets zum Ruin
der Völker beigetragen habe, deßhalb die erste
Ursache desselben, die stehenden Heere, abzuschaf-
fen seien. Rabbiner Stein, von hier, wird mit
allgemeiner Beifallsbezeugung empfangen. Jch
danke Gott, sagt er, daß er mich hat den Au-
genblick erleben lassen, vor dieser großen und wür-
digen Versammlung zu reden, mich, den Lehrer
der alten Gotteslehre. Wenn unsere blutig ver-
folgten Väter heute aus ihren Gräbern stiegen
und das Wort "Scholam" ( Friede ) hörten, so
würden sie uns die Hand reichen zu diesem Bunde,
den hier Männer aus allen Nationen schließen.
Nachdem die Arche des Gedankens auf dem glän-
zenden Ararat unserer Zeit angekommen ist, wollen
wir die Taube des Friedens fliegen lassen. Weit
entfernt, der Tapferkeit zu nahe treten zu wollen,
und den Gefühlen, welche die Waffen ergreifen
heißen für das Recht, muß ich doch abwehren,
der Leidenschaft freien Lauf zu lassen. Hat auch
Deutschland jetzt keine Stimme für den Zweck,
den wir hier anstreben, so glauben Sie nicht, daß
Jhnen bei uns die Sympathieen fehlen. Deutsch-
land, dessen Fluren so oft von den blutigen Hu-
fen des Schlachtrosses niedergestampft wurden,
Deutschland jauchzt Jhnen zu. Ein Volk, das
sich gegen sich bewaffnet, kommt mir vor wie ein
Mann, der sich vor den Spiegel stellt und nach
dem eignen Bilde schlägt; er trifft nicht sich, er
trifft sein Bild, und das Glück ist der Spiegel
der Völker. Das stehende Heer ist gefährlich für
den Frieden nach außen und innen. Nicht nur
Regierungen, sondern auch die Volksvertretungen
sind aufzufordern, den bewaffneten Frieden zu be-
seitigen. Sie rufen: "Frieden um jeden Preis",
und die Völker rufen: Abschaffung der stehenden
Heere um jeden Preis! Das Eisen diene, das
Mark aus dem Boden zu schaffen, und ist bei
uns für Alle nicht Raum, so hat Amerika, das
so verfolgten Deutschen Zuflucht und Freiheit gab,
Raum für die, welche arbeiten. Schmiedet nicht
mehr das Eisen zu Mordinstrumenten, um die
Völker zu trennen, schmiedet es um zu Eisenbahn-
schienen, um die Völker zu einigen. Nie sehe ich
das brausende Dampfroß ohne Freude, ich sehe
die Wolkensäule bei Tag und die Feuersäule bei
Nacht. Von uns werde einst gesagt, wie von
dem großen Amerikaner: "Er nahm dem Himmel
den Blitz und den Tyrannen das Zepter." ( Bei-
fall. ) -- Hr. Joseph Garnier von Paris beweist,
daß nicht ein Volk sich auf Kosten des andern
mit Hilfe des Krieges bereichern dürfe; vielmehr
müssen die Gesetze so eingerichtet werden, daß der
Reichthum der einen Nation zugleich der Reich-
thum einer andern werde. Die Schranken, welche
die Völker trennen, müssen fallen. Eine zweite
Ursache des Krieges sei die Erziehung, nicht mehr
dürfe die Kraft angehalten werden, für die Zer-
störung zu arbeiten. Was sehen wir, fährt der
Redner fort, wenn ein Regiment Soldaten mit
Musik aufzieht; die Jugend zieht voran, und be-
geistert sich für das Soldatenwesen, deßhalb muß
in der Schule schon das Nachtheilige des Solda-
tenwesens gelehrt werden, um hier ein Gegenge-
wicht zu setzen. Die Schrift befiehlt uns Ein-
tracht, und so wollen wir uns zum Frieden die
Hände reichen. -- Der Geistliche Bullard aus
dem Missouristaat sagte: Jch bin ein Amerikaner;
als ich nach England kam, wurde ich dort wie
von Brüdern empfangen, und sind wir nicht auch
Brüder? Sind wir nicht die herangewachsenen
Kinder Englands? Jst zwischen zwei Brudervöl-
kern ein Krieg noch möglich? Wir haben ein Land
das größer ist als ganz Europa; wo sind unsere ste-
henden Heere? Wenn wir einen Krieg haben, so käm-
pfen unsere Bürger und kehren wieder heim, um das
große Land zu bebauen. Und soll Europa nicht dasselbe
[Spaltenumbruch] können? Blickt auf unsere Eisenbahnen, unsere zoll losen
Dampfschiffe, das Alles konnte nur werden, wie
es ist, weil unsere Völker nicht durch zahlreiche
Heere ihrer besten Kräfte beraubt werden. Wer-
den nicht die immer häufigeren Auswanderer, die
tagtäglich bei uns eintreffen, ihren zurückgelassenen
Freunden schreiben, wie wir leben, ohne Soldaten,
ohne Krieg, und kann dies ohne Wirkung blei-
ben? Wollten nur die Jrländer zu uns kommen,
sie sollten nicht bloß dreimal oder einmal die
Woche Fleisch haben, täglich haben wir es, weil
kein stehendes Heer unser Land aussaugt. -- Emil
von Girardin. ( Beifall. ) Fünf und dreißig tau-
send Millionen kostete der Krieg in den letzten
fünfzig Jahren. Geben Sie sich im Geiste Re-
chenschaft von dem, was mit dieser Summe im
Frieden zu schaffen gewesen wäre. Das Problem
der Arbeit, der öffentlichen Moral, die Probleme,
welche die menschliche Gesellschaft bewegen, wären
im Frieden damit gelöst worden. Nichts ist ge-
schehen von alle dem; man verwendet dies Geld,
um Schießpulver zu verfertigen u. Kugeln zu gie-
ßen. Unsere Heermassen, mit denen wir die Welt
erobern wollen, seien Arbeit und Freiheit. Die
Gewährleistung unserer Freiheit liegt in der Ent-
waffnung. Die Stimme des Volks verhallte, als
es auf Abschaffung der Armee drang, wir hatten
eine Rheinarmee, wo ist ihr Ruhm, wo ist unser
Ruhm; wozu wurde die Armee gebraucht? Un-
sere Kassen leerten sich, die Bank erhöhte den
Zinsfuß, das Volk verarmte. Wie viele Pfund
Brod können für eine Kanonenkugel angeschafft
werden. Wir hatten einen Krieg an unserer Grenze,
wir hatten aber auch die Kosten und die Schande
davon." Ferner bemüht sich der Redner, die Nach-
theile der stehenden Heere auf die allgemeine Bil-
dung zu beweisen, und schließt mit den Worten:
"Der Friede wird die Freiheit, die Freiheit wird den
Frieden erzeugen." ( Beifall. ) -- Hr. Dawson von
Birmingham: Wir hassen die Heere nicht allein,
weil sie das traurige Handwerk der Schlachten
ausüben, sondern auch, weil sie nicht arbeiten. Jch
bewundere die Soldaten, aber wenn ich sie sehe,
so denke ich, welche Riesenwerke würden errichtet
werden, wenn die Arbeit in gleich regelrechter
Weise wie beim Militär, ja selbst mit der halben
Geschicklichkeit desselben betrieben würde. Wären
unsere Heere mit Spaten bewaffnet, um den feind-
seligen Boden zu überwinden, so könnten Wunder
für Ordnung und Bildung geschehen. Das Un-
glück Europas besteht in der Diplomatie, in dem
alten faulen System der Geheimnißkrämerei, die
kein Geheimniß ist, wie die Freimaurerei Was
Napoleon sagte, muß einst wahr werden. Die
großen Männer sollen Aufseher der Jndustrie und
die Völker alle eine Familie werden. ( Beifall. )
Pause.



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.




Jn der J. Steib 'schen Buchdruckerei, Markt-
gasse Nr. 318, hat soeben die Presse verlassen und
ist daselbst in Commission zu haben:

Predigt auf Kreuz=Erfindung, gehalten zu Un-
tertheres von J. P. Vatter, Pfarrer zu Ober-
theres, dem Drucke übergeben von der Ge-
meinde Untertheres. 8. geheftet 9 kr.

Für Gediegenheit dieser Predigt bürgt der
Name des Herrn Verfassers von: "Die Bekannt-
schaften, eine Pest der Jugend" und der Beifall
dieser Gemeinde, die sie zum Drucke erbeten hat.
Jnsbesondere empfiehlt sie noch ein Gedicht in
Kreuzform am Anfang, und am Schlusse ein Ge-
bet zur Gewinnung eines vollkommenen Ablasses,
nebst den Liedern: O Sünder mach dich auf! --
Das Jesu Herz, der Engel Zier -- und ein Ave
Maria, welche ebenso, wie das von demselben
verfaßte "Gegrüßt sei du Maria!" wegen der
bekannten und allgemein beliebten Melodien gro-
ßen Beifall finden werden.

[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

[Spaltenumbruch] ihrer Freiheiten fühlen, die sich unter ihren Lei-
densgenossen als Rekruten müssen anwerben lassen.
Der Präsident ersucht den Redner bei der Frage
( Schiedsgericht ) zubleiben. Letzterer schildert nun
die socialen Zustände, und schließt mit den Aus-
ruf: „Jch bin der Ueberzeugung, daß wir dahin
gelangen werden, wohin der Antrag zielt, wenn
uns die heutige Sitzung auch nicht dahin bringt.“
-- Emil v. Girardin spricht von der praktischen
Ausführung des vom Congreß beabsichtigten Zwecks.
Dem Volke gehört ein allgemeines Stimmrecht,
den Nationen ein universelles. Wieder geht er
sodann auf die bereits angeregte Jdee der Ein-
heit zurück; die Fragen müssen verallgemeinert
werden; Allgemeinheit, Einheit sei das einzige
Mittel, die Mißstände des Krieges zu beseitigen.
-- Prof. Cleveland aus Philadelphia verliest statt
einer Rede, eine Zuschrift der Bürger Philadel-
phias, worin der Wunsch ausgesprochen ist, daß
bald sich vor einer Völkerverbrüderung und Ver-
bindung die Kriegsfahnen neigen mögen. -- Ri-
chard Cobden, mit anhaltendem Beifallruf, em-
pfangen, sagt: Wir wollen uns nicht an Männer
wenden, welche ein Schwert an der Seite tragen.
Wir wollen uns auch nicht mehr an Diplomaten
wenden. Dennoch gibt es Männer für das Schieds-
gericht. Es gibt Parlamentsacte, welche Strei-
tigkeiten an Schiedsgerichte überweisen. Der Ver-
kehr der Nationen ist der Verkehr der Einzelnen.
Deshalb soll das Volk auch sein Wort mitreden.
Nicht ständige, sondern zeitweise Schiedsgerichte
wollen wir; wenn die Diplomaten die obschwe-
benden schwierigen Fragen nicht lösen können,
dann sollen sie einem Schiedsgericht unterzogen
werden. Die Männer für solche Schiedsgerichte
sind in allen Ländern zu finden. Wir verab-
scheuen, eine Frage mit dem Schwert zu entschei-
den, die leicht durch den Einfluß der gesunden
Vernunft zu lösen ist. Wenn eine Regierung
sich der Entscheidung des Schiedsgerichts durchaus
nicht fügen will, muß sie beseitigt werden. Die
Regierungen sagen, daß sie uns befreundet sind,
so mögen sie es beweisen. Die Jdee des Frie-
dens hat schon große Fortschritte gemacht. Bei
der letzten Versammlung saß ich neben General
Klapka, heute wohnt General Haynau der
Sitzung bei. Jch habe fährt der Redner fort,
auf meiner Reise gesehen, wie Rhein und Main
eine Zeitlang getrennt neben einander fließen,
dann sich aber vermischen, um sich in ein und das-
selbe Meer zu ergießen. So werden einst die
Völker sich im allgemeinen Frieden einigen, um
das Endziel der Menschheit zu erreichen. ( Beifall. )
-- Bei der nun folgenden Abstimmung wird §.
2 des Congreßantrags einstimmig angenommen
und die Sitzung um3 1 / 2 Uhr Nachmittags ge-
schlossen.

Frankfurt, 23. Aug. ( Zweite Sitzung. ) Der
Eindruck der gestrigen Sitzung muß ein starker
gewesen sein, denn die Emporbühnen der Pauls-
kirche sind heute noch weit zahlreicher als gestern
besetzt. Herr Georg Stacey, Sekretär der dies-
jährigen Versammlung, vertheilte eine von ihm
verfaßte Schrift, betitelt: „Die Unvereinbarkeit
des Kriegs und aller Gefechte mit den Lehren des
Evangeliums.“ Die Sitzung beginnt nach 10
Uhr Vormittags. -- Herr Garnier verliest ver-
schiedene Eingaben an den Congreß, worunter eine
Zuschrift von Deguerry, Prediger an der Mag-
dalenenkirche in Paris, einer der vorzüglichsten
Redner der vorjährigen Versammlung. -- Herr
Vischers liest ebenfalls eine Anzahl Zuschriften vor,
welche an die Versammlung aus Belgien einge-
sandt worden. -- Prof. Laurent, von Gent, über-
reichte dem Congreß durch Herrn Vischers das
von ihm verfaßte Werk: „ Histoire du droit
des gens et des rélations internationales
“,
3 Bände in 8., ferner eine Anzahl Exemplare
der vom Congreß gekrönten Preisschrift. Sämmt-
liche Zuschriften enthalten die vollkommene Aner-
kennung der Bestrebungen des Vereins. -- Zur
Tagesordnung liegt der dritte Punkt der zu fas-
senden Beschlüsse vor; ehe es jedoch zur Erörte-
[Spaltenumbruch] rung desselben kommt, wird noch durch Hrn. Ni-
chard angezeigt, daß Hr. Baron v. Reden dem
Congreß eine Anzahl Exemplare seiner neuesten
statistischen Schrift über den Krieg zur Verfügung
gestellt habe. Herr Hindley, Mitglied des briti-
schen Parlaments, bekundet in seiner Rede aus
statistischen Notizen, daß der Krieg stets zum Ruin
der Völker beigetragen habe, deßhalb die erste
Ursache desselben, die stehenden Heere, abzuschaf-
fen seien. Rabbiner Stein, von hier, wird mit
allgemeiner Beifallsbezeugung empfangen. Jch
danke Gott, sagt er, daß er mich hat den Au-
genblick erleben lassen, vor dieser großen und wür-
digen Versammlung zu reden, mich, den Lehrer
der alten Gotteslehre. Wenn unsere blutig ver-
folgten Väter heute aus ihren Gräbern stiegen
und das Wort „Scholam“ ( Friede ) hörten, so
würden sie uns die Hand reichen zu diesem Bunde,
den hier Männer aus allen Nationen schließen.
Nachdem die Arche des Gedankens auf dem glän-
zenden Ararat unserer Zeit angekommen ist, wollen
wir die Taube des Friedens fliegen lassen. Weit
entfernt, der Tapferkeit zu nahe treten zu wollen,
und den Gefühlen, welche die Waffen ergreifen
heißen für das Recht, muß ich doch abwehren,
der Leidenschaft freien Lauf zu lassen. Hat auch
Deutschland jetzt keine Stimme für den Zweck,
den wir hier anstreben, so glauben Sie nicht, daß
Jhnen bei uns die Sympathieen fehlen. Deutsch-
land, dessen Fluren so oft von den blutigen Hu-
fen des Schlachtrosses niedergestampft wurden,
Deutschland jauchzt Jhnen zu. Ein Volk, das
sich gegen sich bewaffnet, kommt mir vor wie ein
Mann, der sich vor den Spiegel stellt und nach
dem eignen Bilde schlägt; er trifft nicht sich, er
trifft sein Bild, und das Glück ist der Spiegel
der Völker. Das stehende Heer ist gefährlich für
den Frieden nach außen und innen. Nicht nur
Regierungen, sondern auch die Volksvertretungen
sind aufzufordern, den bewaffneten Frieden zu be-
seitigen. Sie rufen: „Frieden um jeden Preis“,
und die Völker rufen: Abschaffung der stehenden
Heere um jeden Preis! Das Eisen diene, das
Mark aus dem Boden zu schaffen, und ist bei
uns für Alle nicht Raum, so hat Amerika, das
so verfolgten Deutschen Zuflucht und Freiheit gab,
Raum für die, welche arbeiten. Schmiedet nicht
mehr das Eisen zu Mordinstrumenten, um die
Völker zu trennen, schmiedet es um zu Eisenbahn-
schienen, um die Völker zu einigen. Nie sehe ich
das brausende Dampfroß ohne Freude, ich sehe
die Wolkensäule bei Tag und die Feuersäule bei
Nacht. Von uns werde einst gesagt, wie von
dem großen Amerikaner: „Er nahm dem Himmel
den Blitz und den Tyrannen das Zepter.“ ( Bei-
fall. ) -- Hr. Joseph Garnier von Paris beweist,
daß nicht ein Volk sich auf Kosten des andern
mit Hilfe des Krieges bereichern dürfe; vielmehr
müssen die Gesetze so eingerichtet werden, daß der
Reichthum der einen Nation zugleich der Reich-
thum einer andern werde. Die Schranken, welche
die Völker trennen, müssen fallen. Eine zweite
Ursache des Krieges sei die Erziehung, nicht mehr
dürfe die Kraft angehalten werden, für die Zer-
störung zu arbeiten. Was sehen wir, fährt der
Redner fort, wenn ein Regiment Soldaten mit
Musik aufzieht; die Jugend zieht voran, und be-
geistert sich für das Soldatenwesen, deßhalb muß
in der Schule schon das Nachtheilige des Solda-
tenwesens gelehrt werden, um hier ein Gegenge-
wicht zu setzen. Die Schrift befiehlt uns Ein-
tracht, und so wollen wir uns zum Frieden die
Hände reichen. -- Der Geistliche Bullard aus
dem Missouristaat sagte: Jch bin ein Amerikaner;
als ich nach England kam, wurde ich dort wie
von Brüdern empfangen, und sind wir nicht auch
Brüder? Sind wir nicht die herangewachsenen
Kinder Englands? Jst zwischen zwei Brudervöl-
kern ein Krieg noch möglich? Wir haben ein Land
das größer ist als ganz Europa; wo sind unsere ste-
henden Heere? Wenn wir einen Krieg haben, so käm-
pfen unsere Bürger und kehren wieder heim, um das
große Land zu bebauen. Und soll Europa nicht dasselbe
[Spaltenumbruch] können? Blickt auf unsere Eisenbahnen, unsere zoll losen
Dampfschiffe, das Alles konnte nur werden, wie
es ist, weil unsere Völker nicht durch zahlreiche
Heere ihrer besten Kräfte beraubt werden. Wer-
den nicht die immer häufigeren Auswanderer, die
tagtäglich bei uns eintreffen, ihren zurückgelassenen
Freunden schreiben, wie wir leben, ohne Soldaten,
ohne Krieg, und kann dies ohne Wirkung blei-
ben? Wollten nur die Jrländer zu uns kommen,
sie sollten nicht bloß dreimal oder einmal die
Woche Fleisch haben, täglich haben wir es, weil
kein stehendes Heer unser Land aussaugt. -- Emil
von Girardin. ( Beifall. ) Fünf und dreißig tau-
send Millionen kostete der Krieg in den letzten
fünfzig Jahren. Geben Sie sich im Geiste Re-
chenschaft von dem, was mit dieser Summe im
Frieden zu schaffen gewesen wäre. Das Problem
der Arbeit, der öffentlichen Moral, die Probleme,
welche die menschliche Gesellschaft bewegen, wären
im Frieden damit gelöst worden. Nichts ist ge-
schehen von alle dem; man verwendet dies Geld,
um Schießpulver zu verfertigen u. Kugeln zu gie-
ßen. Unsere Heermassen, mit denen wir die Welt
erobern wollen, seien Arbeit und Freiheit. Die
Gewährleistung unserer Freiheit liegt in der Ent-
waffnung. Die Stimme des Volks verhallte, als
es auf Abschaffung der Armee drang, wir hatten
eine Rheinarmee, wo ist ihr Ruhm, wo ist unser
Ruhm; wozu wurde die Armee gebraucht? Un-
sere Kassen leerten sich, die Bank erhöhte den
Zinsfuß, das Volk verarmte. Wie viele Pfund
Brod können für eine Kanonenkugel angeschafft
werden. Wir hatten einen Krieg an unserer Grenze,
wir hatten aber auch die Kosten und die Schande
davon.“ Ferner bemüht sich der Redner, die Nach-
theile der stehenden Heere auf die allgemeine Bil-
dung zu beweisen, und schließt mit den Worten:
„Der Friede wird die Freiheit, die Freiheit wird den
Frieden erzeugen.“ ( Beifall. ) -- Hr. Dawson von
Birmingham: Wir hassen die Heere nicht allein,
weil sie das traurige Handwerk der Schlachten
ausüben, sondern auch, weil sie nicht arbeiten. Jch
bewundere die Soldaten, aber wenn ich sie sehe,
so denke ich, welche Riesenwerke würden errichtet
werden, wenn die Arbeit in gleich regelrechter
Weise wie beim Militär, ja selbst mit der halben
Geschicklichkeit desselben betrieben würde. Wären
unsere Heere mit Spaten bewaffnet, um den feind-
seligen Boden zu überwinden, so könnten Wunder
für Ordnung und Bildung geschehen. Das Un-
glück Europas besteht in der Diplomatie, in dem
alten faulen System der Geheimnißkrämerei, die
kein Geheimniß ist, wie die Freimaurerei Was
Napoleon sagte, muß einst wahr werden. Die
großen Männer sollen Aufseher der Jndustrie und
die Völker alle eine Familie werden. ( Beifall. )
Pause.



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.




Jn der J. Steib 'schen Buchdruckerei, Markt-
gasse Nr. 318, hat soeben die Presse verlassen und
ist daselbst in Commission zu haben:

Predigt auf Kreuz=Erfindung, gehalten zu Un-
tertheres von J. P. Vatter, Pfarrer zu Ober-
theres, dem Drucke übergeben von der Ge-
meinde Untertheres. 8. geheftet 9 kr.

Für Gediegenheit dieser Predigt bürgt der
Name des Herrn Verfassers von: „Die Bekannt-
schaften, eine Pest der Jugend“ und der Beifall
dieser Gemeinde, die sie zum Drucke erbeten hat.
Jnsbesondere empfiehlt sie noch ein Gedicht in
Kreuzform am Anfang, und am Schlusse ein Ge-
bet zur Gewinnung eines vollkommenen Ablasses,
nebst den Liedern: O Sünder mach dich auf! --
Das Jesu Herz, der Engel Zier -- und ein Ave
Maria, welche ebenso, wie das von demselben
verfaßte „Gegrüßt sei du Maria!“ wegen der
bekannten und allgemein beliebten Melodien gro-
ßen Beifall finden werden.

[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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[0004] ihrer Freiheiten fühlen, die sich unter ihren Lei- densgenossen als Rekruten müssen anwerben lassen. Der Präsident ersucht den Redner bei der Frage ( Schiedsgericht ) zubleiben. Letzterer schildert nun die socialen Zustände, und schließt mit den Aus- ruf: „Jch bin der Ueberzeugung, daß wir dahin gelangen werden, wohin der Antrag zielt, wenn uns die heutige Sitzung auch nicht dahin bringt.“ -- Emil v. Girardin spricht von der praktischen Ausführung des vom Congreß beabsichtigten Zwecks. Dem Volke gehört ein allgemeines Stimmrecht, den Nationen ein universelles. Wieder geht er sodann auf die bereits angeregte Jdee der Ein- heit zurück; die Fragen müssen verallgemeinert werden; Allgemeinheit, Einheit sei das einzige Mittel, die Mißstände des Krieges zu beseitigen. -- Prof. Cleveland aus Philadelphia verliest statt einer Rede, eine Zuschrift der Bürger Philadel- phias, worin der Wunsch ausgesprochen ist, daß bald sich vor einer Völkerverbrüderung und Ver- bindung die Kriegsfahnen neigen mögen. -- Ri- chard Cobden, mit anhaltendem Beifallruf, em- pfangen, sagt: Wir wollen uns nicht an Männer wenden, welche ein Schwert an der Seite tragen. Wir wollen uns auch nicht mehr an Diplomaten wenden. Dennoch gibt es Männer für das Schieds- gericht. Es gibt Parlamentsacte, welche Strei- tigkeiten an Schiedsgerichte überweisen. Der Ver- kehr der Nationen ist der Verkehr der Einzelnen. Deshalb soll das Volk auch sein Wort mitreden. Nicht ständige, sondern zeitweise Schiedsgerichte wollen wir; wenn die Diplomaten die obschwe- benden schwierigen Fragen nicht lösen können, dann sollen sie einem Schiedsgericht unterzogen werden. Die Männer für solche Schiedsgerichte sind in allen Ländern zu finden. Wir verab- scheuen, eine Frage mit dem Schwert zu entschei- den, die leicht durch den Einfluß der gesunden Vernunft zu lösen ist. Wenn eine Regierung sich der Entscheidung des Schiedsgerichts durchaus nicht fügen will, muß sie beseitigt werden. Die Regierungen sagen, daß sie uns befreundet sind, so mögen sie es beweisen. Die Jdee des Frie- dens hat schon große Fortschritte gemacht. Bei der letzten Versammlung saß ich neben General Klapka, heute wohnt General Haynau der Sitzung bei. Jch habe fährt der Redner fort, auf meiner Reise gesehen, wie Rhein und Main eine Zeitlang getrennt neben einander fließen, dann sich aber vermischen, um sich in ein und das- selbe Meer zu ergießen. So werden einst die Völker sich im allgemeinen Frieden einigen, um das Endziel der Menschheit zu erreichen. ( Beifall. ) -- Bei der nun folgenden Abstimmung wird §. 2 des Congreßantrags einstimmig angenommen und die Sitzung um3 1 / 2 Uhr Nachmittags ge- schlossen. Frankfurt, 23. Aug. ( Zweite Sitzung. ) Der Eindruck der gestrigen Sitzung muß ein starker gewesen sein, denn die Emporbühnen der Pauls- kirche sind heute noch weit zahlreicher als gestern besetzt. Herr Georg Stacey, Sekretär der dies- jährigen Versammlung, vertheilte eine von ihm verfaßte Schrift, betitelt: „Die Unvereinbarkeit des Kriegs und aller Gefechte mit den Lehren des Evangeliums.“ Die Sitzung beginnt nach 10 Uhr Vormittags. -- Herr Garnier verliest ver- schiedene Eingaben an den Congreß, worunter eine Zuschrift von Deguerry, Prediger an der Mag- dalenenkirche in Paris, einer der vorzüglichsten Redner der vorjährigen Versammlung. -- Herr Vischers liest ebenfalls eine Anzahl Zuschriften vor, welche an die Versammlung aus Belgien einge- sandt worden. -- Prof. Laurent, von Gent, über- reichte dem Congreß durch Herrn Vischers das von ihm verfaßte Werk: „ Histoire du droit des gens et des rélations internationales “, 3 Bände in 8., ferner eine Anzahl Exemplare der vom Congreß gekrönten Preisschrift. Sämmt- liche Zuschriften enthalten die vollkommene Aner- kennung der Bestrebungen des Vereins. -- Zur Tagesordnung liegt der dritte Punkt der zu fas- senden Beschlüsse vor; ehe es jedoch zur Erörte- rung desselben kommt, wird noch durch Hrn. Ni- chard angezeigt, daß Hr. Baron v. Reden dem Congreß eine Anzahl Exemplare seiner neuesten statistischen Schrift über den Krieg zur Verfügung gestellt habe. Herr Hindley, Mitglied des briti- schen Parlaments, bekundet in seiner Rede aus statistischen Notizen, daß der Krieg stets zum Ruin der Völker beigetragen habe, deßhalb die erste Ursache desselben, die stehenden Heere, abzuschaf- fen seien. Rabbiner Stein, von hier, wird mit allgemeiner Beifallsbezeugung empfangen. Jch danke Gott, sagt er, daß er mich hat den Au- genblick erleben lassen, vor dieser großen und wür- digen Versammlung zu reden, mich, den Lehrer der alten Gotteslehre. Wenn unsere blutig ver- folgten Väter heute aus ihren Gräbern stiegen und das Wort „Scholam“ ( Friede ) hörten, so würden sie uns die Hand reichen zu diesem Bunde, den hier Männer aus allen Nationen schließen. Nachdem die Arche des Gedankens auf dem glän- zenden Ararat unserer Zeit angekommen ist, wollen wir die Taube des Friedens fliegen lassen. Weit entfernt, der Tapferkeit zu nahe treten zu wollen, und den Gefühlen, welche die Waffen ergreifen heißen für das Recht, muß ich doch abwehren, der Leidenschaft freien Lauf zu lassen. Hat auch Deutschland jetzt keine Stimme für den Zweck, den wir hier anstreben, so glauben Sie nicht, daß Jhnen bei uns die Sympathieen fehlen. Deutsch- land, dessen Fluren so oft von den blutigen Hu- fen des Schlachtrosses niedergestampft wurden, Deutschland jauchzt Jhnen zu. Ein Volk, das sich gegen sich bewaffnet, kommt mir vor wie ein Mann, der sich vor den Spiegel stellt und nach dem eignen Bilde schlägt; er trifft nicht sich, er trifft sein Bild, und das Glück ist der Spiegel der Völker. Das stehende Heer ist gefährlich für den Frieden nach außen und innen. Nicht nur Regierungen, sondern auch die Volksvertretungen sind aufzufordern, den bewaffneten Frieden zu be- seitigen. Sie rufen: „Frieden um jeden Preis“, und die Völker rufen: Abschaffung der stehenden Heere um jeden Preis! Das Eisen diene, das Mark aus dem Boden zu schaffen, und ist bei uns für Alle nicht Raum, so hat Amerika, das so verfolgten Deutschen Zuflucht und Freiheit gab, Raum für die, welche arbeiten. Schmiedet nicht mehr das Eisen zu Mordinstrumenten, um die Völker zu trennen, schmiedet es um zu Eisenbahn- schienen, um die Völker zu einigen. Nie sehe ich das brausende Dampfroß ohne Freude, ich sehe die Wolkensäule bei Tag und die Feuersäule bei Nacht. Von uns werde einst gesagt, wie von dem großen Amerikaner: „Er nahm dem Himmel den Blitz und den Tyrannen das Zepter.“ ( Bei- fall. ) -- Hr. Joseph Garnier von Paris beweist, daß nicht ein Volk sich auf Kosten des andern mit Hilfe des Krieges bereichern dürfe; vielmehr müssen die Gesetze so eingerichtet werden, daß der Reichthum der einen Nation zugleich der Reich- thum einer andern werde. Die Schranken, welche die Völker trennen, müssen fallen. Eine zweite Ursache des Krieges sei die Erziehung, nicht mehr dürfe die Kraft angehalten werden, für die Zer- störung zu arbeiten. Was sehen wir, fährt der Redner fort, wenn ein Regiment Soldaten mit Musik aufzieht; die Jugend zieht voran, und be- geistert sich für das Soldatenwesen, deßhalb muß in der Schule schon das Nachtheilige des Solda- tenwesens gelehrt werden, um hier ein Gegenge- wicht zu setzen. 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Wer- den nicht die immer häufigeren Auswanderer, die tagtäglich bei uns eintreffen, ihren zurückgelassenen Freunden schreiben, wie wir leben, ohne Soldaten, ohne Krieg, und kann dies ohne Wirkung blei- ben? Wollten nur die Jrländer zu uns kommen, sie sollten nicht bloß dreimal oder einmal die Woche Fleisch haben, täglich haben wir es, weil kein stehendes Heer unser Land aussaugt. -- Emil von Girardin. ( Beifall. ) Fünf und dreißig tau- send Millionen kostete der Krieg in den letzten fünfzig Jahren. Geben Sie sich im Geiste Re- chenschaft von dem, was mit dieser Summe im Frieden zu schaffen gewesen wäre. Das Problem der Arbeit, der öffentlichen Moral, die Probleme, welche die menschliche Gesellschaft bewegen, wären im Frieden damit gelöst worden. Nichts ist ge- schehen von alle dem; man verwendet dies Geld, um Schießpulver zu verfertigen u. Kugeln zu gie- ßen. Unsere Heermassen, mit denen wir die Welt erobern wollen, seien Arbeit und Freiheit. Die Gewährleistung unserer Freiheit liegt in der Ent- waffnung. Die Stimme des Volks verhallte, als es auf Abschaffung der Armee drang, wir hatten eine Rheinarmee, wo ist ihr Ruhm, wo ist unser Ruhm; wozu wurde die Armee gebraucht? Un- sere Kassen leerten sich, die Bank erhöhte den Zinsfuß, das Volk verarmte. Wie viele Pfund Brod können für eine Kanonenkugel angeschafft werden. Wir hatten einen Krieg an unserer Grenze, wir hatten aber auch die Kosten und die Schande davon.“ Ferner bemüht sich der Redner, die Nach- theile der stehenden Heere auf die allgemeine Bil- dung zu beweisen, und schließt mit den Worten: „Der Friede wird die Freiheit, die Freiheit wird den Frieden erzeugen.“ ( Beifall. ) -- Hr. Dawson von Birmingham: Wir hassen die Heere nicht allein, weil sie das traurige Handwerk der Schlachten ausüben, sondern auch, weil sie nicht arbeiten. Jch bewundere die Soldaten, aber wenn ich sie sehe, so denke ich, welche Riesenwerke würden errichtet werden, wenn die Arbeit in gleich regelrechter Weise wie beim Militär, ja selbst mit der halben Geschicklichkeit desselben betrieben würde. Wären unsere Heere mit Spaten bewaffnet, um den feind- seligen Boden zu überwinden, so könnten Wunder für Ordnung und Bildung geschehen. Das Un- glück Europas besteht in der Diplomatie, in dem alten faulen System der Geheimnißkrämerei, die kein Geheimniß ist, wie die Freimaurerei Was Napoleon sagte, muß einst wahr werden. Die großen Männer sollen Aufseher der Jndustrie und die Völker alle eine Familie werden. ( Beifall. ) Pause. Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber. Jn der J. Steib 'schen Buchdruckerei, Markt- gasse Nr. 318, hat soeben die Presse verlassen und ist daselbst in Commission zu haben: Predigt auf Kreuz=Erfindung, gehalten zu Un- tertheres von J. P. Vatter, Pfarrer zu Ober- theres, dem Drucke übergeben von der Ge- meinde Untertheres. 8. geheftet 9 kr. Für Gediegenheit dieser Predigt bürgt der Name des Herrn Verfassers von: „Die Bekannt- schaften, eine Pest der Jugend“ und der Beifall dieser Gemeinde, die sie zum Drucke erbeten hat. Jnsbesondere empfiehlt sie noch ein Gedicht in Kreuzform am Anfang, und am Schlusse ein Ge- bet zur Gewinnung eines vollkommenen Ablasses, nebst den Liedern: O Sünder mach dich auf! -- Das Jesu Herz, der Engel Zier -- und ein Ave Maria, welche ebenso, wie das von demselben verfaßte „Gegrüßt sei du Maria!“ wegen der bekannten und allgemein beliebten Melodien gro- ßen Beifall finden werden. Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 204. Würzburg, 26. August 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische204_1850/4>, abgerufen am 24.11.2024.