Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Bayerische Presse. Nr. 115. Würzburg, 14. Mai 1850.

Bild:
erste Seite
Die Bayerische Presse.
[Beginn Spaltensatz]
Abonnement:
Ganzjährig 6 fl.
Halbjährig 3 fl.
Vierteljährig 1 fl. 30 kr.
Monatlich für die Stadt 30 kr.

[Spaltenumbruch]
Eine constitutionell-monarchische Zeitung.
[Spaltenumbruch]

Erpedition: Jm Schenkhofe 2. Distr.
Nr. 533.

Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe-
titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe
und Gelder frei.

[Ende Spaltensatz]

Nr. 115.
Würzburg, Dinstag den 14. Mai. 1850.


[Beginn Spaltensatz]
Landtagsverhandlungen.

München, 10. Mai. ( CIX. Sitzung der
Kammer der Abgeordneten.
) Die Gallerien
sind dicht besetzt. Am Ministertische v. d. Pford-
ten, Ringelmann, Aschenbrenner, v. Lüder und meh-
rere Ministerialräthe. Der 1ste Präsident eröff-
net um halb 10 Uhr die Sitzung. Nach Be-
kanntgabe des letzten Sitzungsprotokolls verliest
derselbe ein allerhöchstes Rescript, welches die
Verlängerung des Landtags bis 10. Juni ent-
hält. -- Fillweber erhielt einen Urlaub auf
drei Wochen. -- Referent Heigl verliest den
Beschluß über die Rückäußerung der Kammer
der Reichsräthe, bezüglich des Gesetzes=Entwurfs:
"die Competenz=Conflicte betr." -- Ehe zur Be-
rathung des Gesetzes=Entwurfs, einen Kredit für
die Bedürfnisse der Armee betr., geschritten wurde,
legt Schnitzlein folgenden Antrag auf den
Tisch des Hauses nieder: die hohe Kammer möge
von der Berathung dieses Gesetzes=Entwurfs so
lange abgehen, bis derselben die Revision des
Umlage= und Gemeinde=Edicts des Landraths, der
Umgestaltung der Kammer der Reichsräthe, vor-
gelegt sei. -- Der heutige Tag, an dem die
Beschäftigung des Landtags 8 Monate in An-
spruch genommen, sei für den Antragsteller am
Geeignetsten erschienen, einen solchen Antrag zu
stellen, um damit an die Hauptaufgabe des Land-
tags, an die Revision der Verfassung zu erinnern.
-- Staatsminister v. d. Pfordten: Bekannt sei,
wie viele Gesetzes=Entwürfe die Regierung bisher
eingebracht; nichts destoweniger sei die Berathung
der Verfassungsvorlagen keinen Augenblick ausge-
setzt worden. -- Jm Staatsrath durchberathen
und bereits der letzten Redaktion unterworfen,
seien die Gesetzes=Entwürfe über das Fideicom-
miß=Edict, über die Umgestaltung der Kammer
der Reichsräthe; diese Entwürfe wurden längstens
bis nächste Woche eingebracht. Jhrer Vollendung
entgegen gehen die Vorlagen über Gemeindever-
fassung, über Umlagewesen und die Landrathsre-
vision. -- Ehe diese Vorlagen nicht alle gemacht
seien, denke die Regierung nicht an eine Verta-
gung der Kammer. -- Wallerstein hätte es
lieber gehört, wenn Hr. Staatsminister die Kam-
mer versichert hätte, daß dieselbe nicht vor der
Berathung dieser genannten Gesetze vertagt würde.
-- Ruland glaubt die Berathung des Creditge-
setzes als höchst nothwendig anempfehlen zu müssen.
-- Dr. v. Lassaulx bemerkt, daß Bayern im
Moraste der größten Barbarei der Regierung von
Buben ( Gemurmel ) erstickt wäre, wenn das Mi-
litär nicht gewesen; daher müsse dieses Gesetz auch
gleich berathen werden. -- Nachdem Frhr. v. Ler-
chenfeld
sich noch anerkennend für die Motive
des Antrags ausgesprochen, glaubt derselbe doch
recht zur Berathung rathen zu müssen, da doch
keine Budgetberathung vorgenommen werde, wo-
durch das Ministerium immer angehalten werden
könne, die obengenannten Vorlagen zu machen. --
II. Präsident Weis spricht sich entschieden für
den Antrag Schnitzleins aus, da derselbe eine
reine Budgetforderung sei, ebendeßwegen müsse
man diese Berathung liegen lassen, damit die Vor-
lagen der Regierung etwas beeilt würden. --
Heine bemerkt, daß die Vorlagen ja doch nichts
bedeuten, wenn nicht eine Verathung dieser Vor-
[Spaltenumbruch] lagen zugleich mit in die Vertagung des Credit-
gesetzes eingeschlossen wäre, und dadurch würde
dieses Gesetz aber auf 2--3 Monate hinausge-
schoben; ob dieß rathsam wäre, gäbe er im Hin-
blick auf Frankreich wohl zu bedenken. -- v. Las-
saulx:
Als Preußen von seiner Kammer einen
Militärcredit von 20 Millionen verlangte, besaßen
die Abg. Vaterlandsliebe genug, diesen Credit zu
bewilligen. -- Nachdem Referent Förg sich noch
gegen den präjudiciellen Antrag Schnitzleins aus-
gesprochen, ergreift Staatsmin. v. d. Pfordten
das Wort und bemerkt, daß für die, die diesen
Credit nicht bewilligen wollen, es doch gleich sei,
ob sie heute oder später dagegen stimmen. -- Die,
welche die Vorlagen wünschen und dadurch von
der Regierung zu erzwingen suchen, würde die
Vorlage nichts helfen. -- Sie müßten daher die
Berathung und Sanktion dieser Entwürfe abwar-
ten und wenn diese Geldbewilligung bis dahin
verschoben würde, dann würde es praktisch wenig-
stens ganz gleich sein, ob dieser Credit bewilligt
oder abgeschlagen würde. -- Soviel Glaubens-
würdigkeit glaubt übrigens die jetzige Verwaltung
zu verdienen, daß sie es redlich mit dem Wohle
des Landes meint; durch Geldbewilligung oder
Geldverweigerung wird sich dieselbe nie bewegen,
etwas gegen ihre Ueberzeugung auszusprechen und
zu genehmigen. -- Der Antrag wird hierauf ver-
worfen. -- Ohngefähr 50 Abg. stimmten für den
Antrag. -- Die Kammer geht hierauf zur Be-
rathung des Creditgesetzes über. -- Der I. Prä-
sident
eröffnet die allgemeine Diskussion. --
Reinhart spricht sich gegen den Entwurf aus,
da derselbe eine Militärvergrößerung nicht einsehen
könne. Eroberungen, glaube Redner nicht, daß
gemacht zu werden die Absicht der Regierung sei.
-- Eine Kriegserklärung gegen Preußen, glaubt
Redner, liege auch nicht im Sinne der Regierung,
wenn auch gleich der preuß. Minister in Erfurt
den Münchner Vertrag eine Mißgeburt genannt.
-- Ruhe und Sicherheit sei im diesseitigen Bay-
ern wieder nicht gefährdet worden, daher brauche
man auch kein Militär zur Aufrechterhaltung der
gestörten Ordnung und Gesetzmäßigkeit. -- Als
Redner sich über politische Ansichten und Einker-
kerung von politischen Verbrechern und Amnestie
verbreitet, wird derselbe vom Präsidenten auf das
Thema verwiesen. Jn seiner fernern Motivirung
erregt derselbe durch seine barocken Ansichten und
Bemerkungen mehrmals Heiterkeit, mehrmals Miß-
vergnügen. Als derselbe aber der Regierung eine
Eskamotirung von Staatsgeldern vorwarf, wur-
den die verschiedensten Unwillensäußerungen von
allen Seiten vernehmbar. -- Frhr. v. Lerchen-
feld
stellte den Antrag, Reinhart das Wort zu
entziehen, um der Kammer nicht in den Augen
des Landes in ihrer Achtung durch solche unwür-
dige Haltung zu schaden. Diesem Antrag wird
gewillfahrt. -- Cremer spricht gleichfalls gegen
das Gesetz. -- Bis jetzt sei eine Erleichterung
des Volkes noch nicht eingetreten. Man stelle
immer den Satz auf: "Revolutionen seien theuer,
-- nein, die Reaction ist theuer," die kostete schon
viele tausend Gulden und wird noch manche Hun-
derttausende verschlingen. -- Durch dieses Ein-
greifen in den Säckel des Staatsbürgers werde
nicht die Ruhe der Gemüther bewerkstelligt. --
[Spaltenumbruch] Wenn dann ein Angriff von außen erfolge, ge-
nieße die Regierung kein Vertrauen mehr. ( Meh-
rere äußern Unwillen. ) Der Redner schließt mit
den Worten: "Jch bewillige diesmal keinen Kreu-
zer und werde keinen Kreuzer mehr bewilligen. --
Dr. Schmidt a. W. eifert gleichfalls gegen die-
sen Credit, findet es selbst gegen seinen Eid, einen
Credit in diesem Betr. zu gestatten. -- Ruland:
Abermals sei ein neues Anlehen zu machen, es
sei dies aber, wie das erste, Folge der traurigen
Nothwendigkeit und deßwegen werde Redner für
dasselbe stimmen. -- Forndran spricht in glei-
chem Sinne wie Vorredner. -- Lassaulx: Nicht
die rechte Frage wurde bisher ins Auge gefaßt.
Man frug blos, ist es an der Zeit Schulden zu
machen? Nicht dies solle man betrachten, sondern
die Frage sich beantworten: Jst es nun einmal
an der Zeit, die seit 25 Jahren fortgeführten
Vernachlässigungen der Armee einzustellen und
besser dafür zu sorgen? -- Hr. Cremer habe
den Satz aufgestellt, die Reaktion sei theuer nicht
die Revolution. Hr. Cremer möge auf Frank-
reich hinsehen, denn Redner könne nicht eine wohl-
feilere Verwaltung dortselbst finden. -- Um der
socialistischen Jdee zu helfen, müsse ein europäi-
scher Krieg ausbrechen; bisher feien die Kriege
durch künstliche Maßregeln fern gehalten worden;
allein für die Zukunft habe dieß keinen Bestand.
Mißgeschick der Zeit sei das rathlose Hinhalten
der Regierungen; allgemein das Ueberlassen des
Ausgangs der göttlichen Providenz der Zukunft.
-- Kolb gegen den Gesetzentwurf. Man ver
suche immer aus Bayern eine Großmacht zu ma-
chen, Bayern sei und werde keine. -- Seit 1815
seien auf das Militär 300,000,000 fl. verwendet
worden. Wie man hiebei noch sagen könne, daß
für das Militär nichts geschehen, dies könne Red-
ner nicht einsehen. Wäre auf das materielle Wohl
des Vaterlandes auch nur die Hälfte verwendet
worden, würde es besser um das Vaterland stehen.
-- Ministerialrath v. Habel widerlegt die von
Kolb angeführten Militärrechnungen. -- Dr. Hei-
ne:
Nicht aus Enthusiasmus für das politische
Deutschland, von dem er übrigens gar nicht glaube,
daß es ein großes politisches Volk werde, bewillige
er diesen Credit. -- Die große Unentschlossenheit,
die im großen deutschen Volke bestehe, bestimme
ihn hiezu, denn durch Verweigerung dieses Cre-
dits gebe man der Regierung den Rath, sich selbst
aufzugeben. -- Zink und Rebenack sprechen
gegen den Entwurf. -- Lerchenfeld: So lange
noch in Europa und noch anderswo der ewige
Friede nicht decretirt sei, müsse man Militär ha-
ben. Redner bedaure, daß man Geld brauche,
aber es sei nun einmal nothwendig. Derselbe rech-
net dann mit einer Unzahl von Millionen der
Kammer vor, wie viel Geld Preußen und Frank-
reich auf ihre Armeen verwendeten. -- Ferner
sucht derselbe die Nothwendigkeit einer geübten
Armee zu beweisen, die Schlacht bei Hanau habe
am besten gezeigt, was es heiße, Rekruten ins
Feld zu führen. -- Dr. Jäger: Nicht den po-
litischen Stand Deutschlands ins Auge fassend,
stimmte er gegen den Entwurf, sondern, er wolle
dadurch nur Verwahrung einlegen, künftig wie-
der Gelder auszugeben und Schulden zu contra-
hiren, hernach die Kammer um Bewilligung der

Die Bayerische Presse.
[Beginn Spaltensatz]
Abonnement:
Ganzjährig 6 fl.
Halbjährig 3 fl.
Vierteljährig 1 fl. 30 kr.
Monatlich für die Stadt 30 kr.

[Spaltenumbruch]
Eine constitutionell-monarchische Zeitung.
[Spaltenumbruch]

Erpedition: Jm Schenkhofe 2. Distr.
Nr. 533.

Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe-
titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe
und Gelder frei.

[Ende Spaltensatz]

Nr. 115.
Würzburg, Dinstag den 14. Mai. 1850.


[Beginn Spaltensatz]
Landtagsverhandlungen.

München, 10. Mai. ( CIX. Sitzung der
Kammer der Abgeordneten.
) Die Gallerien
sind dicht besetzt. Am Ministertische v. d. Pford-
ten, Ringelmann, Aschenbrenner, v. Lüder und meh-
rere Ministerialräthe. Der 1ste Präsident eröff-
net um halb 10 Uhr die Sitzung. Nach Be-
kanntgabe des letzten Sitzungsprotokolls verliest
derselbe ein allerhöchstes Rescript, welches die
Verlängerung des Landtags bis 10. Juni ent-
hält. -- Fillweber erhielt einen Urlaub auf
drei Wochen. -- Referent Heigl verliest den
Beschluß über die Rückäußerung der Kammer
der Reichsräthe, bezüglich des Gesetzes=Entwurfs:
„die Competenz=Conflicte betr.“ -- Ehe zur Be-
rathung des Gesetzes=Entwurfs, einen Kredit für
die Bedürfnisse der Armee betr., geschritten wurde,
legt Schnitzlein folgenden Antrag auf den
Tisch des Hauses nieder: die hohe Kammer möge
von der Berathung dieses Gesetzes=Entwurfs so
lange abgehen, bis derselben die Revision des
Umlage= und Gemeinde=Edicts des Landraths, der
Umgestaltung der Kammer der Reichsräthe, vor-
gelegt sei. -- Der heutige Tag, an dem die
Beschäftigung des Landtags 8 Monate in An-
spruch genommen, sei für den Antragsteller am
Geeignetsten erschienen, einen solchen Antrag zu
stellen, um damit an die Hauptaufgabe des Land-
tags, an die Revision der Verfassung zu erinnern.
-- Staatsminister v. d. Pfordten: Bekannt sei,
wie viele Gesetzes=Entwürfe die Regierung bisher
eingebracht; nichts destoweniger sei die Berathung
der Verfassungsvorlagen keinen Augenblick ausge-
setzt worden. -- Jm Staatsrath durchberathen
und bereits der letzten Redaktion unterworfen,
seien die Gesetzes=Entwürfe über das Fideicom-
miß=Edict, über die Umgestaltung der Kammer
der Reichsräthe; diese Entwürfe wurden längstens
bis nächste Woche eingebracht. Jhrer Vollendung
entgegen gehen die Vorlagen über Gemeindever-
fassung, über Umlagewesen und die Landrathsre-
vision. -- Ehe diese Vorlagen nicht alle gemacht
seien, denke die Regierung nicht an eine Verta-
gung der Kammer. -- Wallerstein hätte es
lieber gehört, wenn Hr. Staatsminister die Kam-
mer versichert hätte, daß dieselbe nicht vor der
Berathung dieser genannten Gesetze vertagt würde.
-- Ruland glaubt die Berathung des Creditge-
setzes als höchst nothwendig anempfehlen zu müssen.
-- Dr. v. Lassaulx bemerkt, daß Bayern im
Moraste der größten Barbarei der Regierung von
Buben ( Gemurmel ) erstickt wäre, wenn das Mi-
litär nicht gewesen; daher müsse dieses Gesetz auch
gleich berathen werden. -- Nachdem Frhr. v. Ler-
chenfeld
sich noch anerkennend für die Motive
des Antrags ausgesprochen, glaubt derselbe doch
recht zur Berathung rathen zu müssen, da doch
keine Budgetberathung vorgenommen werde, wo-
durch das Ministerium immer angehalten werden
könne, die obengenannten Vorlagen zu machen. --
II. Präsident Weis spricht sich entschieden für
den Antrag Schnitzleins aus, da derselbe eine
reine Budgetforderung sei, ebendeßwegen müsse
man diese Berathung liegen lassen, damit die Vor-
lagen der Regierung etwas beeilt würden. --
Heine bemerkt, daß die Vorlagen ja doch nichts
bedeuten, wenn nicht eine Verathung dieser Vor-
[Spaltenumbruch] lagen zugleich mit in die Vertagung des Credit-
gesetzes eingeschlossen wäre, und dadurch würde
dieses Gesetz aber auf 2--3 Monate hinausge-
schoben; ob dieß rathsam wäre, gäbe er im Hin-
blick auf Frankreich wohl zu bedenken. -- v. Las-
saulx:
Als Preußen von seiner Kammer einen
Militärcredit von 20 Millionen verlangte, besaßen
die Abg. Vaterlandsliebe genug, diesen Credit zu
bewilligen. -- Nachdem Referent Förg sich noch
gegen den präjudiciellen Antrag Schnitzleins aus-
gesprochen, ergreift Staatsmin. v. d. Pfordten
das Wort und bemerkt, daß für die, die diesen
Credit nicht bewilligen wollen, es doch gleich sei,
ob sie heute oder später dagegen stimmen. -- Die,
welche die Vorlagen wünschen und dadurch von
der Regierung zu erzwingen suchen, würde die
Vorlage nichts helfen. -- Sie müßten daher die
Berathung und Sanktion dieser Entwürfe abwar-
ten und wenn diese Geldbewilligung bis dahin
verschoben würde, dann würde es praktisch wenig-
stens ganz gleich sein, ob dieser Credit bewilligt
oder abgeschlagen würde. -- Soviel Glaubens-
würdigkeit glaubt übrigens die jetzige Verwaltung
zu verdienen, daß sie es redlich mit dem Wohle
des Landes meint; durch Geldbewilligung oder
Geldverweigerung wird sich dieselbe nie bewegen,
etwas gegen ihre Ueberzeugung auszusprechen und
zu genehmigen. -- Der Antrag wird hierauf ver-
worfen. -- Ohngefähr 50 Abg. stimmten für den
Antrag. -- Die Kammer geht hierauf zur Be-
rathung des Creditgesetzes über. -- Der I. Prä-
sident
eröffnet die allgemeine Diskussion. --
Reinhart spricht sich gegen den Entwurf aus,
da derselbe eine Militärvergrößerung nicht einsehen
könne. Eroberungen, glaube Redner nicht, daß
gemacht zu werden die Absicht der Regierung sei.
-- Eine Kriegserklärung gegen Preußen, glaubt
Redner, liege auch nicht im Sinne der Regierung,
wenn auch gleich der preuß. Minister in Erfurt
den Münchner Vertrag eine Mißgeburt genannt.
-- Ruhe und Sicherheit sei im diesseitigen Bay-
ern wieder nicht gefährdet worden, daher brauche
man auch kein Militär zur Aufrechterhaltung der
gestörten Ordnung und Gesetzmäßigkeit. -- Als
Redner sich über politische Ansichten und Einker-
kerung von politischen Verbrechern und Amnestie
verbreitet, wird derselbe vom Präsidenten auf das
Thema verwiesen. Jn seiner fernern Motivirung
erregt derselbe durch seine barocken Ansichten und
Bemerkungen mehrmals Heiterkeit, mehrmals Miß-
vergnügen. Als derselbe aber der Regierung eine
Eskamotirung von Staatsgeldern vorwarf, wur-
den die verschiedensten Unwillensäußerungen von
allen Seiten vernehmbar. -- Frhr. v. Lerchen-
feld
stellte den Antrag, Reinhart das Wort zu
entziehen, um der Kammer nicht in den Augen
des Landes in ihrer Achtung durch solche unwür-
dige Haltung zu schaden. Diesem Antrag wird
gewillfahrt. -- Cremer spricht gleichfalls gegen
das Gesetz. -- Bis jetzt sei eine Erleichterung
des Volkes noch nicht eingetreten. Man stelle
immer den Satz auf: „Revolutionen seien theuer,
-- nein, die Reaction ist theuer,“ die kostete schon
viele tausend Gulden und wird noch manche Hun-
derttausende verschlingen. -- Durch dieses Ein-
greifen in den Säckel des Staatsbürgers werde
nicht die Ruhe der Gemüther bewerkstelligt. --
[Spaltenumbruch] Wenn dann ein Angriff von außen erfolge, ge-
nieße die Regierung kein Vertrauen mehr. ( Meh-
rere äußern Unwillen. ) Der Redner schließt mit
den Worten: „Jch bewillige diesmal keinen Kreu-
zer und werde keinen Kreuzer mehr bewilligen. --
Dr. Schmidt a. W. eifert gleichfalls gegen die-
sen Credit, findet es selbst gegen seinen Eid, einen
Credit in diesem Betr. zu gestatten. -- Ruland:
Abermals sei ein neues Anlehen zu machen, es
sei dies aber, wie das erste, Folge der traurigen
Nothwendigkeit und deßwegen werde Redner für
dasselbe stimmen. -- Forndran spricht in glei-
chem Sinne wie Vorredner. -- Lassaulx: Nicht
die rechte Frage wurde bisher ins Auge gefaßt.
Man frug blos, ist es an der Zeit Schulden zu
machen? Nicht dies solle man betrachten, sondern
die Frage sich beantworten: Jst es nun einmal
an der Zeit, die seit 25 Jahren fortgeführten
Vernachlässigungen der Armee einzustellen und
besser dafür zu sorgen? -- Hr. Cremer habe
den Satz aufgestellt, die Reaktion sei theuer nicht
die Revolution. Hr. Cremer möge auf Frank-
reich hinsehen, denn Redner könne nicht eine wohl-
feilere Verwaltung dortselbst finden. -- Um der
socialistischen Jdee zu helfen, müsse ein europäi-
scher Krieg ausbrechen; bisher feien die Kriege
durch künstliche Maßregeln fern gehalten worden;
allein für die Zukunft habe dieß keinen Bestand.
Mißgeschick der Zeit sei das rathlose Hinhalten
der Regierungen; allgemein das Ueberlassen des
Ausgangs der göttlichen Providenz der Zukunft.
-- Kolb gegen den Gesetzentwurf. Man ver
suche immer aus Bayern eine Großmacht zu ma-
chen, Bayern sei und werde keine. -- Seit 1815
seien auf das Militär 300,000,000 fl. verwendet
worden. Wie man hiebei noch sagen könne, daß
für das Militär nichts geschehen, dies könne Red-
ner nicht einsehen. Wäre auf das materielle Wohl
des Vaterlandes auch nur die Hälfte verwendet
worden, würde es besser um das Vaterland stehen.
-- Ministerialrath v. Habel widerlegt die von
Kolb angeführten Militärrechnungen. -- Dr. Hei-
ne:
Nicht aus Enthusiasmus für das politische
Deutschland, von dem er übrigens gar nicht glaube,
daß es ein großes politisches Volk werde, bewillige
er diesen Credit. -- Die große Unentschlossenheit,
die im großen deutschen Volke bestehe, bestimme
ihn hiezu, denn durch Verweigerung dieses Cre-
dits gebe man der Regierung den Rath, sich selbst
aufzugeben. -- Zink und Rebenack sprechen
gegen den Entwurf. -- Lerchenfeld: So lange
noch in Europa und noch anderswo der ewige
Friede nicht decretirt sei, müsse man Militär ha-
ben. Redner bedaure, daß man Geld brauche,
aber es sei nun einmal nothwendig. Derselbe rech-
net dann mit einer Unzahl von Millionen der
Kammer vor, wie viel Geld Preußen und Frank-
reich auf ihre Armeen verwendeten. -- Ferner
sucht derselbe die Nothwendigkeit einer geübten
Armee zu beweisen, die Schlacht bei Hanau habe
am besten gezeigt, was es heiße, Rekruten ins
Feld zu führen. -- Dr. Jäger: Nicht den po-
litischen Stand Deutschlands ins Auge fassend,
stimmte er gegen den Entwurf, sondern, er wolle
dadurch nur Verwahrung einlegen, künftig wie-
der Gelder auszugeben und Schulden zu contra-
hiren, hernach die Kammer um Bewilligung der

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001"/>
      <docTitle>
        <titlePart xml:id="tpm1" type="main" next="#tpm2"> <hi rendition="#c #fr">Die Bayerische Presse.</hi> </titlePart><lb/>
        <cb type="start"/>
        <titlePart type="price"><hi rendition="#c">Abonnement: </hi><lb/>
Ganzjährig 6 fl.<lb/>
Halbjährig 3 fl.<lb/>
Vierteljährig 1 fl. 30 kr.<lb/>
Monatlich für die Stadt 30 kr.</titlePart><lb/>
        <cb/>
        <titlePart type="sub"> <hi rendition="#c #fr">Eine constitutionell-monarchische Zeitung.</hi> </titlePart>
      </docTitle><lb/>
      <cb/>
      <p>Erpedition: Jm Schenkhofe 2. Distr.<lb/>
Nr. 533.</p><lb/>
      <p>Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe-<lb/>
titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe<lb/>
und Gelder frei.   </p><lb/>
      <cb type="end"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <docTitle>
        <titlePart xml:id="tpm2" prev="#tpm1" type="main"><hi rendition="#aq">Nr</hi>. 115.</titlePart>
      </docTitle>
      <docDate> <hi rendition="#c">Würzburg, Dinstag den 14. Mai.</hi> <hi rendition="#right">1850.</hi> </docDate><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </front>
    <body>
      <cb type="start"/>
      <div type="jPoliticalNews">
        <div type="jPoliticalNews">
          <head> <hi rendition="#c #fr">Landtagsverhandlungen.</hi> </head><lb/>
          <div type="jArticle">
            <p>München, 10. Mai. ( <hi rendition="#aq">CIX</hi>. <hi rendition="#g">Sitzung der<lb/>
Kammer der Abgeordneten.</hi> ) Die Gallerien<lb/>
sind dicht besetzt. Am Ministertische v. d. Pford-<lb/>
ten, Ringelmann, Aschenbrenner, v. Lüder und meh-<lb/>
rere Ministerialräthe. Der 1ste Präsident eröff-<lb/>
net um halb 10 Uhr die Sitzung. Nach Be-<lb/>
kanntgabe des letzten Sitzungsprotokolls verliest<lb/>
derselbe ein allerhöchstes Rescript, welches die<lb/>
Verlängerung des Landtags bis 10. Juni ent-<lb/>
hält. -- <hi rendition="#g">Fillweber</hi> erhielt einen Urlaub auf<lb/>
drei Wochen. -- Referent <hi rendition="#g">Heigl</hi> verliest den<lb/>
Beschluß über die Rückäußerung der Kammer<lb/>
der Reichsräthe, bezüglich des Gesetzes=Entwurfs:<lb/>
&#x201E;die Competenz=Conflicte betr.&#x201C; -- Ehe zur Be-<lb/>
rathung des Gesetzes=Entwurfs, einen Kredit für<lb/>
die Bedürfnisse der Armee betr., geschritten wurde,<lb/>
legt <hi rendition="#g">Schnitzlein</hi> folgenden Antrag auf den<lb/>
Tisch des Hauses nieder: die hohe Kammer möge<lb/>
von der Berathung dieses Gesetzes=Entwurfs so<lb/>
lange abgehen, bis derselben die Revision des<lb/>
Umlage= und Gemeinde=Edicts des Landraths, der<lb/>
Umgestaltung der Kammer der Reichsräthe, vor-<lb/>
gelegt sei. -- Der heutige Tag, an dem die<lb/>
Beschäftigung des Landtags 8 Monate in An-<lb/>
spruch genommen, sei für den Antragsteller am<lb/>
Geeignetsten erschienen, einen solchen Antrag zu<lb/>
stellen, um damit an die Hauptaufgabe des Land-<lb/>
tags, an die Revision der Verfassung zu erinnern.<lb/>
-- Staatsminister v. d. <hi rendition="#g">Pfordten:</hi> Bekannt sei,<lb/>
wie viele Gesetzes=Entwürfe die Regierung bisher<lb/>
eingebracht; nichts destoweniger sei die Berathung<lb/>
der Verfassungsvorlagen keinen Augenblick ausge-<lb/>
setzt worden. -- Jm Staatsrath durchberathen<lb/>
und bereits der letzten Redaktion unterworfen,<lb/>
seien die Gesetzes=Entwürfe über das Fideicom-<lb/>
miß=Edict, über die Umgestaltung der Kammer<lb/>
der Reichsräthe; diese Entwürfe wurden längstens<lb/>
bis nächste Woche eingebracht. Jhrer Vollendung<lb/>
entgegen gehen die Vorlagen über Gemeindever-<lb/>
fassung, über Umlagewesen und die Landrathsre-<lb/>
vision. -- Ehe diese Vorlagen nicht alle gemacht<lb/>
seien, denke die Regierung nicht an eine Verta-<lb/>
gung der Kammer. -- <hi rendition="#g">Wallerstein</hi> hätte es<lb/>
lieber gehört, wenn Hr. Staatsminister die Kam-<lb/>
mer versichert hätte, daß dieselbe nicht vor der<lb/>
Berathung dieser genannten Gesetze vertagt würde.<lb/>
-- <hi rendition="#g">Ruland</hi> glaubt die Berathung des Creditge-<lb/>
setzes als höchst nothwendig anempfehlen zu müssen.<lb/>
-- Dr. v. <hi rendition="#g">Lassaulx</hi> bemerkt, daß Bayern im<lb/>
Moraste der größten Barbarei der Regierung von<lb/>
Buben ( Gemurmel ) erstickt wäre, wenn das Mi-<lb/>
litär nicht gewesen; daher müsse dieses Gesetz auch<lb/>
gleich berathen werden. -- Nachdem Frhr. v. <hi rendition="#g">Ler-<lb/>
chenfeld </hi> sich noch anerkennend für die Motive<lb/>
des Antrags ausgesprochen, glaubt derselbe doch<lb/>
recht zur Berathung rathen zu müssen, da doch<lb/>
keine Budgetberathung vorgenommen werde, wo-<lb/>
durch das Ministerium immer angehalten werden<lb/>
könne, die obengenannten Vorlagen zu machen. --<lb/><hi rendition="#aq">II</hi>. <hi rendition="#g">Präsident Weis</hi> spricht sich entschieden für<lb/>
den Antrag <hi rendition="#g">Schnitzleins</hi> aus, da derselbe eine<lb/>
reine Budgetforderung sei, ebendeßwegen müsse<lb/>
man diese Berathung liegen lassen, damit die Vor-<lb/>
lagen der Regierung etwas beeilt würden. --<lb/><hi rendition="#g">Heine</hi> bemerkt, daß die Vorlagen ja doch nichts<lb/>
bedeuten, wenn nicht eine Verathung dieser Vor-<lb/><cb/>
lagen zugleich mit in die Vertagung des Credit-<lb/>
gesetzes eingeschlossen wäre, und dadurch würde<lb/>
dieses Gesetz aber auf 2--3 Monate hinausge-<lb/>
schoben; ob dieß rathsam wäre, gäbe er im Hin-<lb/>
blick auf Frankreich wohl zu bedenken. -- v. <hi rendition="#g">Las-<lb/>
saulx:</hi> Als Preußen von seiner Kammer einen<lb/>
Militärcredit von 20 Millionen verlangte, besaßen<lb/>
die Abg. Vaterlandsliebe genug, diesen Credit zu<lb/>
bewilligen. -- Nachdem Referent <hi rendition="#g">Förg</hi> sich noch<lb/>
gegen den präjudiciellen Antrag Schnitzleins aus-<lb/>
gesprochen, ergreift Staatsmin. v. d. <hi rendition="#g">Pfordten</hi><lb/>
das Wort und bemerkt, daß für die, die diesen<lb/>
Credit nicht bewilligen wollen, es doch gleich sei,<lb/>
ob sie heute oder später dagegen stimmen. -- Die,<lb/>
welche die Vorlagen wünschen und dadurch von<lb/>
der Regierung zu erzwingen suchen, würde die<lb/>
Vorlage nichts helfen. -- Sie müßten daher die<lb/>
Berathung und Sanktion dieser Entwürfe abwar-<lb/>
ten und wenn diese Geldbewilligung bis dahin<lb/>
verschoben würde, dann würde es praktisch wenig-<lb/>
stens ganz gleich sein, ob dieser Credit bewilligt<lb/>
oder abgeschlagen würde. -- Soviel Glaubens-<lb/>
würdigkeit glaubt übrigens die jetzige Verwaltung<lb/>
zu verdienen, daß sie es redlich mit dem Wohle<lb/>
des Landes meint; durch Geldbewilligung oder<lb/>
Geldverweigerung wird sich dieselbe nie bewegen,<lb/>
etwas gegen ihre Ueberzeugung auszusprechen und<lb/>
zu genehmigen. -- Der Antrag wird hierauf ver-<lb/>
worfen. -- Ohngefähr 50 Abg. stimmten für den<lb/>
Antrag. -- Die Kammer geht hierauf zur Be-<lb/>
rathung des Creditgesetzes über. -- Der <hi rendition="#aq">I</hi>. <hi rendition="#g">Prä-<lb/>
sident </hi> eröffnet die allgemeine Diskussion. --<lb/><hi rendition="#g">Reinhart</hi> spricht sich gegen den Entwurf aus,<lb/>
da derselbe eine Militärvergrößerung nicht einsehen<lb/>
könne. Eroberungen, glaube Redner nicht, daß<lb/>
gemacht zu werden die Absicht der Regierung sei.<lb/>
-- Eine Kriegserklärung gegen Preußen, glaubt<lb/>
Redner, liege auch nicht im Sinne der Regierung,<lb/>
wenn auch gleich der preuß. Minister in Erfurt<lb/>
den Münchner Vertrag eine Mißgeburt genannt.<lb/>
-- Ruhe und Sicherheit sei im diesseitigen Bay-<lb/>
ern wieder nicht gefährdet worden, daher brauche<lb/>
man auch kein Militär zur Aufrechterhaltung der<lb/>
gestörten Ordnung und Gesetzmäßigkeit. -- Als<lb/>
Redner sich über politische Ansichten und Einker-<lb/>
kerung von politischen Verbrechern und Amnestie<lb/>
verbreitet, wird derselbe vom Präsidenten auf das<lb/>
Thema verwiesen. Jn seiner fernern Motivirung<lb/>
erregt derselbe durch seine barocken Ansichten und<lb/>
Bemerkungen mehrmals Heiterkeit, mehrmals Miß-<lb/>
vergnügen. Als derselbe aber der Regierung eine<lb/>
Eskamotirung von Staatsgeldern vorwarf, wur-<lb/>
den die verschiedensten Unwillensäußerungen von<lb/>
allen Seiten vernehmbar. -- Frhr. v. <hi rendition="#g">Lerchen-<lb/>
feld </hi> stellte den Antrag, Reinhart das Wort zu<lb/>
entziehen, um der Kammer nicht in den Augen<lb/>
des Landes in ihrer Achtung durch solche unwür-<lb/>
dige Haltung zu schaden. Diesem Antrag wird<lb/>
gewillfahrt. -- <hi rendition="#g">Cremer</hi> spricht gleichfalls gegen<lb/>
das Gesetz. -- Bis jetzt sei eine Erleichterung<lb/>
des Volkes noch nicht eingetreten. Man stelle<lb/>
immer den Satz auf: &#x201E;Revolutionen seien theuer,<lb/>
-- nein, die Reaction ist theuer,&#x201C; die kostete schon<lb/>
viele tausend Gulden und wird noch manche Hun-<lb/>
derttausende verschlingen. -- Durch dieses Ein-<lb/>
greifen in den Säckel des Staatsbürgers werde<lb/>
nicht die Ruhe der Gemüther bewerkstelligt. --<lb/><cb/>
Wenn dann ein Angriff von außen erfolge, ge-<lb/>
nieße die Regierung kein Vertrauen mehr. ( Meh-<lb/>
rere äußern Unwillen. ) Der Redner schließt mit<lb/>
den Worten: &#x201E;Jch bewillige diesmal keinen Kreu-<lb/>
zer und werde keinen Kreuzer mehr bewilligen. --<lb/>
Dr. <hi rendition="#g">Schmidt</hi> a. W. eifert gleichfalls gegen die-<lb/>
sen Credit, findet es selbst gegen seinen Eid, einen<lb/>
Credit in diesem Betr. zu gestatten. -- <hi rendition="#g">Ruland:</hi><lb/>
Abermals sei ein neues Anlehen zu machen, es<lb/>
sei dies aber, wie das erste, Folge der traurigen<lb/>
Nothwendigkeit und deßwegen werde Redner für<lb/>
dasselbe stimmen. -- <hi rendition="#g">Forndran</hi> spricht in glei-<lb/>
chem Sinne wie Vorredner. -- <hi rendition="#g">Lassaulx:</hi> Nicht<lb/>
die rechte Frage wurde bisher ins Auge gefaßt.<lb/>
Man frug blos, ist es an der Zeit Schulden zu<lb/>
machen? Nicht dies solle man betrachten, sondern<lb/>
die Frage sich beantworten: Jst es nun einmal<lb/>
an der Zeit, die seit 25 Jahren fortgeführten<lb/>
Vernachlässigungen der Armee einzustellen und<lb/>
besser dafür zu sorgen? -- Hr. <hi rendition="#g">Cremer</hi> habe<lb/>
den Satz aufgestellt, die Reaktion sei theuer nicht<lb/>
die Revolution. Hr. Cremer möge auf Frank-<lb/>
reich hinsehen, denn Redner könne nicht eine wohl-<lb/>
feilere Verwaltung dortselbst finden. -- Um der<lb/>
socialistischen Jdee zu helfen, müsse ein europäi-<lb/>
scher Krieg ausbrechen; bisher feien die Kriege<lb/>
durch künstliche Maßregeln fern gehalten worden;<lb/>
allein für die Zukunft habe dieß keinen Bestand.<lb/>
Mißgeschick der Zeit sei das rathlose Hinhalten<lb/>
der Regierungen; allgemein das Ueberlassen des<lb/>
Ausgangs der göttlichen Providenz der Zukunft.<lb/>
-- <hi rendition="#g">Kolb</hi> gegen den Gesetzentwurf. Man ver<lb/>
suche immer aus Bayern eine Großmacht zu ma-<lb/>
chen, Bayern sei und werde keine. -- Seit 1815<lb/>
seien auf das Militär 300,000,000 fl. verwendet<lb/>
worden. Wie man hiebei noch sagen könne, daß<lb/>
für das Militär nichts geschehen, dies könne Red-<lb/>
ner nicht einsehen. Wäre auf das materielle Wohl<lb/>
des Vaterlandes auch nur die Hälfte verwendet<lb/>
worden, würde es besser um das Vaterland stehen.<lb/>
-- Ministerialrath v. <hi rendition="#g">Habel</hi> widerlegt die von<lb/>
Kolb angeführten Militärrechnungen. -- Dr. <hi rendition="#g">Hei-<lb/>
ne:</hi> Nicht aus Enthusiasmus für das politische<lb/>
Deutschland, von dem er übrigens gar nicht glaube,<lb/>
daß es ein großes politisches Volk werde, bewillige<lb/>
er diesen Credit. -- Die große Unentschlossenheit,<lb/>
die im großen deutschen Volke bestehe, bestimme<lb/>
ihn hiezu, denn durch Verweigerung dieses Cre-<lb/>
dits gebe man der Regierung den Rath, sich selbst<lb/>
aufzugeben. -- <hi rendition="#g">Zink</hi> und <hi rendition="#g">Rebenack</hi> sprechen<lb/>
gegen den Entwurf. -- <hi rendition="#g">Lerchenfeld:</hi> So lange<lb/>
noch in Europa und noch anderswo der ewige<lb/>
Friede nicht decretirt sei, müsse man Militär ha-<lb/>
ben. Redner bedaure, daß man Geld brauche,<lb/>
aber es sei nun einmal nothwendig. Derselbe rech-<lb/>
net dann mit einer Unzahl von Millionen der<lb/>
Kammer vor, wie viel Geld Preußen und Frank-<lb/>
reich auf ihre Armeen verwendeten. -- Ferner<lb/>
sucht derselbe die Nothwendigkeit einer geübten<lb/>
Armee zu beweisen, die Schlacht bei Hanau habe<lb/>
am besten gezeigt, was es heiße, Rekruten ins<lb/>
Feld zu führen. -- Dr. <hi rendition="#g">Jäger:</hi> Nicht den po-<lb/>
litischen Stand Deutschlands ins Auge fassend,<lb/>
stimmte er gegen den Entwurf, sondern, er wolle<lb/>
dadurch nur Verwahrung einlegen, künftig wie-<lb/>
der Gelder auszugeben und Schulden zu contra-<lb/>
hiren, hernach die Kammer um Bewilligung der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0001] Die Bayerische Presse. Abonnement: Ganzjährig 6 fl. Halbjährig 3 fl. Vierteljährig 1 fl. 30 kr. Monatlich für die Stadt 30 kr. Eine constitutionell-monarchische Zeitung. Erpedition: Jm Schenkhofe 2. Distr. Nr. 533. Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe- titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe und Gelder frei. Nr. 115. Würzburg, Dinstag den 14. Mai. 1850. Landtagsverhandlungen. München, 10. Mai. ( CIX. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. ) Die Gallerien sind dicht besetzt. Am Ministertische v. d. Pford- ten, Ringelmann, Aschenbrenner, v. Lüder und meh- rere Ministerialräthe. Der 1ste Präsident eröff- net um halb 10 Uhr die Sitzung. Nach Be- kanntgabe des letzten Sitzungsprotokolls verliest derselbe ein allerhöchstes Rescript, welches die Verlängerung des Landtags bis 10. Juni ent- hält. -- Fillweber erhielt einen Urlaub auf drei Wochen. -- Referent Heigl verliest den Beschluß über die Rückäußerung der Kammer der Reichsräthe, bezüglich des Gesetzes=Entwurfs: „die Competenz=Conflicte betr.“ -- Ehe zur Be- rathung des Gesetzes=Entwurfs, einen Kredit für die Bedürfnisse der Armee betr., geschritten wurde, legt Schnitzlein folgenden Antrag auf den Tisch des Hauses nieder: die hohe Kammer möge von der Berathung dieses Gesetzes=Entwurfs so lange abgehen, bis derselben die Revision des Umlage= und Gemeinde=Edicts des Landraths, der Umgestaltung der Kammer der Reichsräthe, vor- gelegt sei. -- Der heutige Tag, an dem die Beschäftigung des Landtags 8 Monate in An- spruch genommen, sei für den Antragsteller am Geeignetsten erschienen, einen solchen Antrag zu stellen, um damit an die Hauptaufgabe des Land- tags, an die Revision der Verfassung zu erinnern. -- Staatsminister v. d. Pfordten: Bekannt sei, wie viele Gesetzes=Entwürfe die Regierung bisher eingebracht; nichts destoweniger sei die Berathung der Verfassungsvorlagen keinen Augenblick ausge- setzt worden. -- Jm Staatsrath durchberathen und bereits der letzten Redaktion unterworfen, seien die Gesetzes=Entwürfe über das Fideicom- miß=Edict, über die Umgestaltung der Kammer der Reichsräthe; diese Entwürfe wurden längstens bis nächste Woche eingebracht. Jhrer Vollendung entgegen gehen die Vorlagen über Gemeindever- fassung, über Umlagewesen und die Landrathsre- vision. -- Ehe diese Vorlagen nicht alle gemacht seien, denke die Regierung nicht an eine Verta- gung der Kammer. -- Wallerstein hätte es lieber gehört, wenn Hr. Staatsminister die Kam- mer versichert hätte, daß dieselbe nicht vor der Berathung dieser genannten Gesetze vertagt würde. -- Ruland glaubt die Berathung des Creditge- setzes als höchst nothwendig anempfehlen zu müssen. -- Dr. v. Lassaulx bemerkt, daß Bayern im Moraste der größten Barbarei der Regierung von Buben ( Gemurmel ) erstickt wäre, wenn das Mi- litär nicht gewesen; daher müsse dieses Gesetz auch gleich berathen werden. -- Nachdem Frhr. v. Ler- chenfeld sich noch anerkennend für die Motive des Antrags ausgesprochen, glaubt derselbe doch recht zur Berathung rathen zu müssen, da doch keine Budgetberathung vorgenommen werde, wo- durch das Ministerium immer angehalten werden könne, die obengenannten Vorlagen zu machen. -- II. Präsident Weis spricht sich entschieden für den Antrag Schnitzleins aus, da derselbe eine reine Budgetforderung sei, ebendeßwegen müsse man diese Berathung liegen lassen, damit die Vor- lagen der Regierung etwas beeilt würden. -- Heine bemerkt, daß die Vorlagen ja doch nichts bedeuten, wenn nicht eine Verathung dieser Vor- lagen zugleich mit in die Vertagung des Credit- gesetzes eingeschlossen wäre, und dadurch würde dieses Gesetz aber auf 2--3 Monate hinausge- schoben; ob dieß rathsam wäre, gäbe er im Hin- blick auf Frankreich wohl zu bedenken. -- v. Las- saulx: Als Preußen von seiner Kammer einen Militärcredit von 20 Millionen verlangte, besaßen die Abg. Vaterlandsliebe genug, diesen Credit zu bewilligen. -- Nachdem Referent Förg sich noch gegen den präjudiciellen Antrag Schnitzleins aus- gesprochen, ergreift Staatsmin. v. d. Pfordten das Wort und bemerkt, daß für die, die diesen Credit nicht bewilligen wollen, es doch gleich sei, ob sie heute oder später dagegen stimmen. -- Die, welche die Vorlagen wünschen und dadurch von der Regierung zu erzwingen suchen, würde die Vorlage nichts helfen. -- Sie müßten daher die Berathung und Sanktion dieser Entwürfe abwar- ten und wenn diese Geldbewilligung bis dahin verschoben würde, dann würde es praktisch wenig- stens ganz gleich sein, ob dieser Credit bewilligt oder abgeschlagen würde. -- Soviel Glaubens- würdigkeit glaubt übrigens die jetzige Verwaltung zu verdienen, daß sie es redlich mit dem Wohle des Landes meint; durch Geldbewilligung oder Geldverweigerung wird sich dieselbe nie bewegen, etwas gegen ihre Ueberzeugung auszusprechen und zu genehmigen. -- Der Antrag wird hierauf ver- worfen. -- Ohngefähr 50 Abg. stimmten für den Antrag. -- Die Kammer geht hierauf zur Be- rathung des Creditgesetzes über. -- Der I. Prä- sident eröffnet die allgemeine Diskussion. -- Reinhart spricht sich gegen den Entwurf aus, da derselbe eine Militärvergrößerung nicht einsehen könne. Eroberungen, glaube Redner nicht, daß gemacht zu werden die Absicht der Regierung sei. -- Eine Kriegserklärung gegen Preußen, glaubt Redner, liege auch nicht im Sinne der Regierung, wenn auch gleich der preuß. Minister in Erfurt den Münchner Vertrag eine Mißgeburt genannt. -- Ruhe und Sicherheit sei im diesseitigen Bay- ern wieder nicht gefährdet worden, daher brauche man auch kein Militär zur Aufrechterhaltung der gestörten Ordnung und Gesetzmäßigkeit. -- Als Redner sich über politische Ansichten und Einker- kerung von politischen Verbrechern und Amnestie verbreitet, wird derselbe vom Präsidenten auf das Thema verwiesen. Jn seiner fernern Motivirung erregt derselbe durch seine barocken Ansichten und Bemerkungen mehrmals Heiterkeit, mehrmals Miß- vergnügen. Als derselbe aber der Regierung eine Eskamotirung von Staatsgeldern vorwarf, wur- den die verschiedensten Unwillensäußerungen von allen Seiten vernehmbar. -- Frhr. v. Lerchen- feld stellte den Antrag, Reinhart das Wort zu entziehen, um der Kammer nicht in den Augen des Landes in ihrer Achtung durch solche unwür- dige Haltung zu schaden. Diesem Antrag wird gewillfahrt. -- Cremer spricht gleichfalls gegen das Gesetz. -- Bis jetzt sei eine Erleichterung des Volkes noch nicht eingetreten. Man stelle immer den Satz auf: „Revolutionen seien theuer, -- nein, die Reaction ist theuer,“ die kostete schon viele tausend Gulden und wird noch manche Hun- derttausende verschlingen. -- Durch dieses Ein- greifen in den Säckel des Staatsbürgers werde nicht die Ruhe der Gemüther bewerkstelligt. -- Wenn dann ein Angriff von außen erfolge, ge- nieße die Regierung kein Vertrauen mehr. ( Meh- rere äußern Unwillen. ) Der Redner schließt mit den Worten: „Jch bewillige diesmal keinen Kreu- zer und werde keinen Kreuzer mehr bewilligen. -- Dr. Schmidt a. W. eifert gleichfalls gegen die- sen Credit, findet es selbst gegen seinen Eid, einen Credit in diesem Betr. zu gestatten. -- Ruland: Abermals sei ein neues Anlehen zu machen, es sei dies aber, wie das erste, Folge der traurigen Nothwendigkeit und deßwegen werde Redner für dasselbe stimmen. -- Forndran spricht in glei- chem Sinne wie Vorredner. -- Lassaulx: Nicht die rechte Frage wurde bisher ins Auge gefaßt. Man frug blos, ist es an der Zeit Schulden zu machen? Nicht dies solle man betrachten, sondern die Frage sich beantworten: Jst es nun einmal an der Zeit, die seit 25 Jahren fortgeführten Vernachlässigungen der Armee einzustellen und besser dafür zu sorgen? -- Hr. Cremer habe den Satz aufgestellt, die Reaktion sei theuer nicht die Revolution. Hr. Cremer möge auf Frank- reich hinsehen, denn Redner könne nicht eine wohl- feilere Verwaltung dortselbst finden. -- Um der socialistischen Jdee zu helfen, müsse ein europäi- scher Krieg ausbrechen; bisher feien die Kriege durch künstliche Maßregeln fern gehalten worden; allein für die Zukunft habe dieß keinen Bestand. Mißgeschick der Zeit sei das rathlose Hinhalten der Regierungen; allgemein das Ueberlassen des Ausgangs der göttlichen Providenz der Zukunft. -- Kolb gegen den Gesetzentwurf. Man ver suche immer aus Bayern eine Großmacht zu ma- chen, Bayern sei und werde keine. -- Seit 1815 seien auf das Militär 300,000,000 fl. verwendet worden. Wie man hiebei noch sagen könne, daß für das Militär nichts geschehen, dies könne Red- ner nicht einsehen. Wäre auf das materielle Wohl des Vaterlandes auch nur die Hälfte verwendet worden, würde es besser um das Vaterland stehen. -- Ministerialrath v. Habel widerlegt die von Kolb angeführten Militärrechnungen. -- Dr. Hei- ne: Nicht aus Enthusiasmus für das politische Deutschland, von dem er übrigens gar nicht glaube, daß es ein großes politisches Volk werde, bewillige er diesen Credit. -- Die große Unentschlossenheit, die im großen deutschen Volke bestehe, bestimme ihn hiezu, denn durch Verweigerung dieses Cre- dits gebe man der Regierung den Rath, sich selbst aufzugeben. -- Zink und Rebenack sprechen gegen den Entwurf. -- Lerchenfeld: So lange noch in Europa und noch anderswo der ewige Friede nicht decretirt sei, müsse man Militär ha- ben. Redner bedaure, daß man Geld brauche, aber es sei nun einmal nothwendig. Derselbe rech- net dann mit einer Unzahl von Millionen der Kammer vor, wie viel Geld Preußen und Frank- reich auf ihre Armeen verwendeten. -- Ferner sucht derselbe die Nothwendigkeit einer geübten Armee zu beweisen, die Schlacht bei Hanau habe am besten gezeigt, was es heiße, Rekruten ins Feld zu führen. -- Dr. Jäger: Nicht den po- litischen Stand Deutschlands ins Auge fassend, stimmte er gegen den Entwurf, sondern, er wolle dadurch nur Verwahrung einlegen, künftig wie- der Gelder auszugeben und Schulden zu contra- hiren, hernach die Kammer um Bewilligung der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische115_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische115_1850/1
Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 115. Würzburg, 14. Mai 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische115_1850/1>, abgerufen am 22.12.2024.