Badener Zeitung. Nr. 95, Baden (Niederösterreich), 25.11.1896. Mittwoch Badener Zeitung 25. November 1896. Nr. 95 [Spaltenumbruch] bis er durch die verschiedensten Gesinnungslosig- Bei der Heimatsvorlage und bei der Gewerbe- Noch Eines gehört zur Taktik der Antisemiten. Local-Nachrichten. -- Todesfälle. Der fürsterzbischöfliche geist- -- Grundsteinlegung Sonntag Vor- -- Schloß Gutenbrunn. Herr Dr. Eder -- Veränderungen im Lehrkörper der Volks- und Bürgerschulen des Schulbezirkes Baden. Ernannt wurden: -- Der Afrikareisende Karl Hoff- mann, welcher letzthin in Mödling infolge mehr- -- Die "Nachrichten aus dem Viertel unter dem Wienerwald", Antiliberales Organ, so betitelt sich das Organ der clerical- Mittwoch Badener Zeitung 25. November 1896. Nr. 95 [Spaltenumbruch] bis er durch die verſchiedenſten Geſinnungsloſig- Bei der Heimatsvorlage und bei der Gewerbe- Noch Eines gehört zur Taktik der Antiſemiten. Local-Nachrichten. — Todesfälle. Der fürſterzbiſchöfliche geiſt- — Grundſteinlegung Sonntag Vor- — Schloß Gutenbrunn. Herr Dr. Eder — Veränderungen im Lehrkörper der Volks- und Bürgerſchulen des Schulbezirkes Baden. Ernannt wurden: — Der Afrikareiſende Karl Hoff- mann, welcher letzthin in Mödling infolge mehr- — Die „Nachrichten aus dem Viertel unter dem Wienerwald“, Antiliberales Organ, ſo betitelt ſich das Organ der clerical- <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Mittwoch Badener Zeitung 25. November 1896. Nr. 95</hi> </hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="schrecken2" prev="#schrecken1" type="jArticle" n="2"> <p>bis er durch die verſchiedenſten Geſinnungsloſig-<lb/> keiten ſich in Ehren und Würden hineingeſchwindelt<lb/> hat. Und er ſagte es dem politiſchen Agitator<lb/> Lueger Aug in Aug auf den Kopf, daß er ſich<lb/> auf dieſe Art „hineingeſchwindelt“, daß er die<lb/> politiſche Geſinnungsloſigkeit zum Syſtem und<lb/> Gewerbe ausgebildet hat.</p><lb/> <p>Bei der Heimatsvorlage und bei der Gewerbe-<lb/> novelle haben die Antiſemiten ſich im Hinter-<lb/> grunde gehalten, möglichſt ſpät als Redner ein-<lb/> tragen laſſen, damit ſie nur ja nicht zum Worte<lb/> kamen, weil ſie nicht ſprechen wollten. Hinterher<lb/> freilich hat der Abgeordnete Schneider ſeine glaub-<lb/> würdige Herde mit der Lüge beſchwindelt, die<lb/> Antiſemiten wären bei den genannten Vorlagen<lb/> von den übrigen böſen Menſchen, die im Reichs-<lb/> rathe ſitzen, behindert worden, zu ſprechen. O die<lb/> unſchuldigen antiſemitiſchen Lämmlein! Bei Ge-<lb/> legenheit der Vorlage über die Feuerverſicherung<lb/> warfen ſie den Schafspelz wieder einmal ab und<lb/> zeigten ſich als die reißenden Wölfe des Parla-<lb/> mentarismus. Der Abgeordnete Noske erfreut ſich<lb/> des beſonderen Grimmes „dieſer Leute“, wie er<lb/> ſie zum Entſetzen Polzhofer’s genannt hat. Ihn<lb/> und die wechſelſeitige Brandſchaden-Verſicherung,<lb/> bei welcher die erſten Prälaten Niederöſterreichs<lb/> an der Spitze ſtehen, die ſich aber bei den letzten<lb/> Landtagswahlen nicht zu antiſemitiſchen Wahl-<lb/> manövern hergaben, wollten die Antiſemiten zer-<lb/> reißen oder wenigſtens verreißen und darum<lb/> waren ſie wieder einmal in voller Stärke auf-<lb/> marſchirt. Das iſt ſo ihre Angriffsart. Lueger<lb/> oder ſonſt Einer, der ſich das Mundwerk vorher<lb/> gehörig eingeölt hat, eröffnet mit Lüge und<lb/> Denunciation, mit Verdächtigung und Unterſtellung<lb/> den Angriff, die Anderen ſchreien Halloh und<lb/> befeuern den Angreifer. In ihrer tapferen und<lb/> heldenmäßigen Weiſe geht niemals einer allein<lb/> auf den Kampfplatz; meutenweiſe laufen die<lb/> Anderen mit. Wehrt ſich der Angegriffene, dann<lb/> kommt die ganze antiſemitiſche Truppe in Be-<lb/> wegung und gleichzeitig werfen die Helden ihre<lb/> Prügel auf das ausgeſuchte Opfer. Lueger höhnt<lb/> dann, Geßmann reißt den Mund auf, der kleine<lb/> Polzhofer ſtellt ſich auf die Fußſpitzen, der<lb/> Heurigenſchänker und Zimmermaler Steiner ballt<lb/> die Fäuſte, die Scene iſt fertig, von welcher der<lb/> Präſident, Freiherr von Chlumecky beſtätigt, er<lb/> habe geſehen, daß die Herren Abgeordneten<lb/> Lueger und Geßmann ſich in einer Weiſe betragen<lb/> haben, welche der parlamentariſchen Würde wider-<lb/> ſpricht. Dann kommt zum Schluſſe noch Schneider,<lb/> um auch den Präſidenten zu verhöhnen. Solche<lb/> Scenen werden nach Bedarf drei oder vier in<lb/> einer Sitzung aufgeführt. Ein ganzer Chorus<lb/> von Antiſemiten tritt auf, um den Angegriffenen,<lb/> das Präſidium, das ganze Haus zu verhöhnen,<lb/> zu beleidigen, zu vergewaltigen. Ein zweiter<lb/> Chorus wirkt häuſig noch auf der Gallerie mit.<lb/> Das iſt ſchon combinirte Lärmſcenen-Macherei,<lb/> auf die man in Hinkunft nur gefaßt zu ſein<lb/> braucht, um ihr kräftig zu begegnen.</p><lb/> <p>Noch Eines gehört zur Taktik der Antiſemiten.<lb/> Sie verleſen die einfachſten, ſelbſtverſtändlichſten<lb/> Dinge der Welt und ihr Chorus ruft dazu „Aha“<lb/> „Hört“ und dergleichen, als ob es ſich um die<lb/> Enthüllungen der größten Schandthaten handelte.<lb/> Der Fabriks-Verſicherungsverband, welchem Ab-<lb/> geordneter Noske als Beamter angehört, iſt eine<lb/> wohlthätige, nothwendige Einrichtung — „Hört!“<lb/> „Aha!“ — der Kanzlei dieſes Verbandes wird<lb/> die Aufgabe zutheil, die die Geſellſchaft berührenden<lb/> öffentlichen Vorgänge zu beobachten und das<lb/> darauf bezughabende Materiale zu ſammeln; die<lb/> Directionen der verſicherten Geſellſchaften haben<lb/> dem Verbande Mittheilungen zu machen über das,<lb/> was für den Verband von Belang iſt; es ſoll<lb/> ihm Kenntniß gegeben werden von in Vorbereitung<lb/> befindlichen Geſetzen, Verordnungen und Bekannt-<lb/> machungen, welche das Verſicherungsweſen be-<lb/> treffen, und in den Landes- und Gemeinde-<lb/> vertretungen, in Vereinen und im Kreiſe der<lb/> Feuerwehr angeregt werden ꝛc. ꝛc. „Hört!“<lb/> „Hört!“ unter den Antiſemiten. Das ſind doch<lb/> Alles ſelbſtverſtändliche, ehrliche, erlaubte, ja ge-<lb/> botene Dinge. Und Herr Dr. Lueger und ſein<lb/> Rachechor weiß dies ganz genau. Das wird aber<lb/> ſo vorgetragen, als ob es ſich um die entſetzlichſten,<lb/> haarſträubendſten Dinge, um eine hochverrätheriſche<lb/> Staatsverſchwörung handelte und der Chorus<lb/> geberdet ſich, als ob es ſich wirklich um Catilina<lb/> und ſeine Umtriebe handelte. Es gibt ja Viele,<lb/> die von dieſen Dingen keinen Begriff haben.<lb/> Dieſen ſoll die Meinung beigebracht werden, daß<lb/><cb/> es ſich um ein neues Panama handelt und der<lb/> Chorus und Lueger ſpielen deswegen eine alberne<lb/> Entrüſtungskomödie. Noske ſoll zu einer Ver-<lb/> ſicherungsangelegenheit nicht ſprechen, weil er<lb/> Verſicherungstechniker, alſo in ſolchen Dingen<lb/> bewandert iſt! Das iſt etwas Haarſträubendes,<lb/> denn es zeigt, mit welcheln Mitteln dieſe Gewalt-<lb/> menſchen arbeiten, um ihre Gegner mundtodt zu<lb/> machen. Die Redefreiheit wollen ſie guillotiniren,<lb/> die perſönliche Freiheit treten ſie mit Füßen, die<lb/> Unantaſtbarkeit des Abgeordneten mißbrauchen ſie<lb/> für ſich, um ſchimpfen, vernadern und verleumden<lb/> zu können, und ſie machen ſie zu nichte für<lb/> Andere, deren Rede ſie fürchten müſſen. Der<lb/> Polizeiſtaat, die Cenſur, das objective Verfahren,<lb/> der Belagerungszuſtand, ſie Alle arbeiten mit an-<lb/> ſtändigeren Mitteln als dieſe Hausknechte der<lb/> Reaction.</p> <byline> <hi rendition="#aq">X.</hi> </byline> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Local-Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Todesfälle.</hi> </head> <p>Der fürſterzbiſchöfliche geiſt-<lb/> liche Rath Friedrich Müller, Pfarrer bei den Paulanern<lb/> in Wien, der durch viele Jahre am hieſigen Real-<lb/> Obergymnaſium als Religionslehrer wirkte, iſt am<lb/> 22. l. M. geſtorben. Der Verblichene wurde geſtern<lb/> den 24. l. M. von Wien hieher überführt und<lb/> auf dem hieſigen Friedhofe im eigenen Grabe zur<lb/> ewigen Ruhe beſtattet. — Vorigen Samstag ſtarb<lb/> an den Folgen eines ſchweren Lungenleidens der<lb/> hoffnungsvolle fünfzehnjährige Sohn Karl des Haus-<lb/> beſitzers Herrn Ebruſter, Schüler der zweiten Claſſe<lb/> des hieſigen Gymnaſiums. An dem Montag ſtatt-<lb/> gehabten Leichenbegängniſſe des bedauernswerthen<lb/> Jünglings, der faſt bis in ſeine letzten Lebensſtunden<lb/> ſeinem Studium mit dem regſten Eifer oblegen war,<lb/> betheiligten ſich nebſt den niedergebeugten Angehörigen<lb/> die ſämmtlichen Schüler des Gymnaſiums mit dem<lb/> geſammten Lehrkörper. — In Wien verſchied, eben-<lb/> falls Samstag, Herr Dr. Joſef Tauber, k. k Regiments-<lb/> arzt in Penſion, im 84. Lebensjahre. Der Leichnam<lb/> wurde Montag nach Baden überführt und nach er-<lb/> folgter Einſegnung in der Helenenkapelle auf dem<lb/> Helenenfriedhofe zur ewigen Ruhe beſtattet. Der<lb/> Verſtorbene war Hausbeſitzer in der Weilburgſtraße<lb/> und einer der treueſten Curgäſte Badens. Die<lb/> „Badener Zeitung“ verliert in ihm einen ihrer<lb/> älteſten Abonnenten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Grundſteinlegung</hi> </head> <p>Sonntag Vor-<lb/> mittags fand in der Valerieſtraße die feierliche<lb/> Grundſteinlegung zum Gebäude des katholiſchen<lb/> Geſellenvereines ſtatt. Nach einer Feſtpredigt und<lb/> einem feierlichen Hochamte bewegte ſich der Zug mit<lb/> dem Stadtpfarrer, Ehrendomherrn und Dechant Iby<lb/> an der Spitze, nach dem Feſtplatze, woſelbſt in<lb/> feierlicher Weiſe die Grundſteinlegung vollzogen<lb/> wurde. Seitens der Gemeinde bemerkten wir als<lb/> Theilnehmer GR. Breitenbaum und GA. Guhl,<lb/> ſeitens der politiſchen Behörde Bezikshauptmann<lb/> Graf zur Lippe-Weißenfeld. Eine zahlreiche Zuſchauer-<lb/> menge umſtand den Feſtplatz und harrte trotz des<lb/> abſcheulichen Wetters bis zum Schluſſe aus. Nach-<lb/> mittags fand im Saale des Hotels „Stadt Wien“<lb/> ein Feſtbankett ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Schloß Gutenbrunn.</hi> </head> <p>Herr Dr. Eder<lb/> in Wien hat das Schloß von den Erben des Guts-<lb/> beſitzers Weitmann gekauft, und beabſichtigt hier<lb/> eine Kaltwaſſer-Heilanſtalt in großem Style zu er-<lb/> richten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Veränderungen im Lehrkörper<lb/> der Volks- und Bürgerſchulen des<lb/> Schulbezirkes Baden.</hi> </head> <p>Ernannt wurden:<lb/> Herr Roman Piber zum Schulleiter in Altenmarkt<lb/> a. d. Tr., Herr Anton Fabiankowitſch zum Lehrer in<lb/> Rodaun, die Herren Theodor Grimme, Auguſt Gebauer<lb/> und Johann Müllner zu Lehrern in Berndorf, die<lb/> Frau Philomena Osmann und die Frau Magdalena<lb/> Brun zu Lehrerinnen in Mödling, Frl. B. Karpiſchek<lb/> zur Arbeitslehrerin in Vöslau, Herr Karl Manhart<lb/> zum proviſoriſchen Unterlehrer in Siebenhirten, Herr<lb/> Franz Klingenſtein zum Lehrer in Grillenberg, Herr<lb/> Johann Dzimirsky zum definitiven Unterlehrer in<lb/> Weißenbach, Frl. A. Stapf-Ruedl zur Lehrerin in<lb/> Baden, Herr Peter Wegſcheider zum definitiven Unter-<lb/> lehrer in Grabenweg, Frau Louiſe Kubik zur Arbeits-<lb/> lehrerin in Enzesfeld, Herr Alois Meier zum<lb/> definitiven Unterlehrer in Siebenhirten, Herr Franz<lb/> Keiml und Herr Leo Latin zu proviſoriſchen Unter-<lb/> lehrern in Pottenſtein, Frl. Helene Genauck zur<lb/> proviſoriſchen Unterlehrerin in Perchtoldsdorf, Herr<lb/> Franz Steurer zum proviſoriſchen Unterlehrer in<lb/> Grillenberg, Herr Joſef Horn zum proviſoriſchen<lb/> Unterlehrer in Sooß, Frl. Friederike Weiß zur<lb/><cb/> Arbeitslehrerin in Rodaun, Herr Karl Heindl zum<lb/> proviſoriſchen Unterlehrer in Pfaffſtätten, Frl. Sophie<lb/> Beier zur definitiven Unterlehrerin in Baden,<lb/> Frl. Marie Koriſek zur proviſoriſchen Unterlehrerin<lb/> in Guntramsdorf, Frl. Theodora Enengl zur provi-<lb/> ſoriſchen Unterlehrerin in Mödling, Herr Karl<lb/> Kiennaſt zum proviſoriſchen Unterlehrer in Mödling,<lb/> Herr Leo Mathauſer zum proviſoriſchen Unterlehrer<lb/> in Siebenhirten, Herr Victor Roßmanith zum provi-<lb/> ſoriſchen Unterlehrer in Wr.-Neudorf, Herr Joſef<lb/> Killmayer zum proviſoriſchen Unterlehrer in Vöſen-<lb/> dorf, Herr Franz Swoboda zum definitiven Lehrer<lb/> in Guntramsdorf, Herr M. Winkelmayer zum defi-<lb/> nitiven Unterlehrer in Mödling, Herr Joſef Berſch<lb/> zum Schulleiter in St. Corona, Frau Anna Berſch<lb/> zur Arbeitslehrerin in St. Corona, Frl. Marie<lb/> Machinek zur definitiven Unterlehrerin in Berndorf.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Der Afrikareiſende Karl Hoff-<lb/> mann,</hi> </head> <p>welcher letzthin in Mödling infolge mehr-<lb/> facher Aufforderung vor einem Publicum aus den<lb/> intelligenteſten und ſich dafür intereſſirenden Kreiſen<lb/> vier Male hintereinander Vorträge über ſeinen zehn-<lb/> jährigen Aufenthalt mitten unter den ſchwarzen und<lb/> braunen Eingebornen Egyptens, Nubiens und des<lb/> Sudans hielt, wird morgen Donnerstag einen ſolchen<lb/> Vortrag hier in Baden im großen Saale des „Hotel<lb/> Lamm“, Waſſergaſſe 35, abhalten. Der Vortragende<lb/> iſt durch ſeine friſche und lebendige Rede in den<lb/> beſten Kreiſen Wiens bekannt; er durchwürzt ſeinen<lb/> Vortrag mit ſo vielen draſtiſchen und humoriſtiſchen<lb/> Schilderungen aus dem Leben der eingebornen<lb/> Araber, Nubier und Sudaneſen und namentlich in<lb/> der Beſchreibung ihrer familiären Lebensverhältniſſe,<lb/> daß man ihm gern ſtundenlang mit der geſpannteſten<lb/> Aufmerkſamkeit zuhört und ſich mit Leib und Seele<lb/> mitten in die ſonnendurchglühten, tropiſchen und<lb/> äquatorialen Gefilde Inner-Afrikas verſetzt fühlt.<lb/> Nach den vielfachen, das höchſte Lob ausſprechenden<lb/> Recenſionen der Wiener- und der Provinzpreſſe über<lb/> dieſe feſſelnden afrikaniſchen Vorträge begrüßen wir<lb/> den erſten derſelben hierorts auf das Freundlichſte,<lb/> und können nur mit Vergnügen auf dieſen hoch-<lb/> intereſſanten Abend hinweiſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Die „Nachrichten aus dem Viertel<lb/> unter dem Wienerwald“, Antiliberales<lb/> Organ,</hi> </head> <p>ſo betitelt ſich das Organ der clerical-<lb/> antiſemitiſchen Partei, welches ſeit Kurzem unter der<lb/> Patronanz des Führers der „Wirthſchaftspartei“,<lb/> des Gemeinderathes und Baumeiſters Foller, in<lb/> Baden erſcheint. Schon in ſeiner erſten Nummer hat<lb/> es dieſes Blatt unternommen, uns in ziemlich ge-<lb/> ſchmackloſer Weiſe anzurempeln, in derſelben Nummer,<lb/> in welcher die bekannten Erklärungen Foller und<lb/> Dr. Hora aus der letzten Gemeinde-Ausſchußſitzung<lb/><hi rendition="#g">wörtlich</hi> unſerem Berichte nachgedruckt ſind, und<lb/> in welcher auch andere Berichte der „Badener Zeitung“,<lb/> ſo z. B. die Wahlreſultate der Landtagswahlen, die<lb/> wörtlich ſowohl als ziffermäßig genaueſte Aufnahme<lb/> fanden. Wir haben damals weder auf den dummen<lb/> Angriff der mit einem ſo großſprecheriſchen Programme<lb/> vor die Oeffentlichkeit getretenen „Nachrichten aus<lb/> dem Viertel unter dem Wienerwald“ ... Uff!, noch<lb/> auf den frechen literariſchen Diebſtahl, den die<lb/> Redaction dieſes vorgeblich anticorruptioniſtiſchen<lb/> Blattes an uns beging, reagirt, in der Erwartung,<lb/> mit dieſer unſerer Haltung Ruhe zu bekommen und<lb/> nicht gezwungen ſein zu müſſen, uns „mit dieſen<lb/> Leuten“, wie Noske im Abgeordnetenhauſe ſo treff-<lb/> lich ſagte, herumzubalgen. Allein, wir haben uns<lb/> getäuſcht. In ihrer letzten Nummer beſprechen die<lb/> „Nachrichten aus dem Viertel ꝛc.“ den von uns ver-<lb/> öffentlichten Bericht über eine am 15. l. M. hier<lb/> ſtattgehabte Verſammlung des Beamtenvereines<lb/> „Selbſthilfe“, der hier einen im vorigen Jahre ins<lb/> Leben gerufenen Zweigverein beſitzt und dieſe Ver-<lb/> ſammlung zu dem Zwecke veranſtaltete, um auf die<lb/> hier anſäſſigen Mitglieder einzuwirken und ſie zu<lb/> einer regeren Antheilnahme an den Vereinszielen zu<lb/> bewegen. Der größte Theil der Vereinsmitglieder<lb/> gehört dem Stande der ſogenannten „Hilfsbeamten“<lb/> an, das heißt, es ſind meiſtens im Staatsdienſte<lb/> ſtehende Diurniſten, Leute, die um einen Straßen-<lb/> kehrerlohn ihr ganzes Leben kümmerlich und ſorgen-<lb/> voll verbringen, und die nach ihrem politiſchen Werthe<lb/> noch unter dem vielgenannten „kleinen Manne“ ſtehen,<lb/> weil ſie keine Steuer zahlen können und daher, bis<lb/> jetzt wenigſtens, nicht wahlberechtigt ſind. Unter dieſen<lb/> geiſtigen Proletariern haben ſich nun einige ſelbſt-<lb/> loſe Männer gefunden, welche ſich, auf die Gefahr<lb/> hin, ſich nach obenhin mißliebig zu machen, der<lb/> Aufgabe unterziehen, den Stand der Hilfsbeamten<lb/> in einer Organiſation zu ſammeln. Was ſie wollen,<lb/> haben wir in unſerem Berichte geſagt; ſie haben<lb/> keine himmelſtürmenden Wünſche, ſie ſtreben äußerſt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Mittwoch Badener Zeitung 25. November 1896. Nr. 95
bis er durch die verſchiedenſten Geſinnungsloſig-
keiten ſich in Ehren und Würden hineingeſchwindelt
hat. Und er ſagte es dem politiſchen Agitator
Lueger Aug in Aug auf den Kopf, daß er ſich
auf dieſe Art „hineingeſchwindelt“, daß er die
politiſche Geſinnungsloſigkeit zum Syſtem und
Gewerbe ausgebildet hat.
Bei der Heimatsvorlage und bei der Gewerbe-
novelle haben die Antiſemiten ſich im Hinter-
grunde gehalten, möglichſt ſpät als Redner ein-
tragen laſſen, damit ſie nur ja nicht zum Worte
kamen, weil ſie nicht ſprechen wollten. Hinterher
freilich hat der Abgeordnete Schneider ſeine glaub-
würdige Herde mit der Lüge beſchwindelt, die
Antiſemiten wären bei den genannten Vorlagen
von den übrigen böſen Menſchen, die im Reichs-
rathe ſitzen, behindert worden, zu ſprechen. O die
unſchuldigen antiſemitiſchen Lämmlein! Bei Ge-
legenheit der Vorlage über die Feuerverſicherung
warfen ſie den Schafspelz wieder einmal ab und
zeigten ſich als die reißenden Wölfe des Parla-
mentarismus. Der Abgeordnete Noske erfreut ſich
des beſonderen Grimmes „dieſer Leute“, wie er
ſie zum Entſetzen Polzhofer’s genannt hat. Ihn
und die wechſelſeitige Brandſchaden-Verſicherung,
bei welcher die erſten Prälaten Niederöſterreichs
an der Spitze ſtehen, die ſich aber bei den letzten
Landtagswahlen nicht zu antiſemitiſchen Wahl-
manövern hergaben, wollten die Antiſemiten zer-
reißen oder wenigſtens verreißen und darum
waren ſie wieder einmal in voller Stärke auf-
marſchirt. Das iſt ſo ihre Angriffsart. Lueger
oder ſonſt Einer, der ſich das Mundwerk vorher
gehörig eingeölt hat, eröffnet mit Lüge und
Denunciation, mit Verdächtigung und Unterſtellung
den Angriff, die Anderen ſchreien Halloh und
befeuern den Angreifer. In ihrer tapferen und
heldenmäßigen Weiſe geht niemals einer allein
auf den Kampfplatz; meutenweiſe laufen die
Anderen mit. Wehrt ſich der Angegriffene, dann
kommt die ganze antiſemitiſche Truppe in Be-
wegung und gleichzeitig werfen die Helden ihre
Prügel auf das ausgeſuchte Opfer. Lueger höhnt
dann, Geßmann reißt den Mund auf, der kleine
Polzhofer ſtellt ſich auf die Fußſpitzen, der
Heurigenſchänker und Zimmermaler Steiner ballt
die Fäuſte, die Scene iſt fertig, von welcher der
Präſident, Freiherr von Chlumecky beſtätigt, er
habe geſehen, daß die Herren Abgeordneten
Lueger und Geßmann ſich in einer Weiſe betragen
haben, welche der parlamentariſchen Würde wider-
ſpricht. Dann kommt zum Schluſſe noch Schneider,
um auch den Präſidenten zu verhöhnen. Solche
Scenen werden nach Bedarf drei oder vier in
einer Sitzung aufgeführt. Ein ganzer Chorus
von Antiſemiten tritt auf, um den Angegriffenen,
das Präſidium, das ganze Haus zu verhöhnen,
zu beleidigen, zu vergewaltigen. Ein zweiter
Chorus wirkt häuſig noch auf der Gallerie mit.
Das iſt ſchon combinirte Lärmſcenen-Macherei,
auf die man in Hinkunft nur gefaßt zu ſein
braucht, um ihr kräftig zu begegnen.
Noch Eines gehört zur Taktik der Antiſemiten.
Sie verleſen die einfachſten, ſelbſtverſtändlichſten
Dinge der Welt und ihr Chorus ruft dazu „Aha“
„Hört“ und dergleichen, als ob es ſich um die
Enthüllungen der größten Schandthaten handelte.
Der Fabriks-Verſicherungsverband, welchem Ab-
geordneter Noske als Beamter angehört, iſt eine
wohlthätige, nothwendige Einrichtung — „Hört!“
„Aha!“ — der Kanzlei dieſes Verbandes wird
die Aufgabe zutheil, die die Geſellſchaft berührenden
öffentlichen Vorgänge zu beobachten und das
darauf bezughabende Materiale zu ſammeln; die
Directionen der verſicherten Geſellſchaften haben
dem Verbande Mittheilungen zu machen über das,
was für den Verband von Belang iſt; es ſoll
ihm Kenntniß gegeben werden von in Vorbereitung
befindlichen Geſetzen, Verordnungen und Bekannt-
machungen, welche das Verſicherungsweſen be-
treffen, und in den Landes- und Gemeinde-
vertretungen, in Vereinen und im Kreiſe der
Feuerwehr angeregt werden ꝛc. ꝛc. „Hört!“
„Hört!“ unter den Antiſemiten. Das ſind doch
Alles ſelbſtverſtändliche, ehrliche, erlaubte, ja ge-
botene Dinge. Und Herr Dr. Lueger und ſein
Rachechor weiß dies ganz genau. Das wird aber
ſo vorgetragen, als ob es ſich um die entſetzlichſten,
haarſträubendſten Dinge, um eine hochverrätheriſche
Staatsverſchwörung handelte und der Chorus
geberdet ſich, als ob es ſich wirklich um Catilina
und ſeine Umtriebe handelte. Es gibt ja Viele,
die von dieſen Dingen keinen Begriff haben.
Dieſen ſoll die Meinung beigebracht werden, daß
es ſich um ein neues Panama handelt und der
Chorus und Lueger ſpielen deswegen eine alberne
Entrüſtungskomödie. Noske ſoll zu einer Ver-
ſicherungsangelegenheit nicht ſprechen, weil er
Verſicherungstechniker, alſo in ſolchen Dingen
bewandert iſt! Das iſt etwas Haarſträubendes,
denn es zeigt, mit welcheln Mitteln dieſe Gewalt-
menſchen arbeiten, um ihre Gegner mundtodt zu
machen. Die Redefreiheit wollen ſie guillotiniren,
die perſönliche Freiheit treten ſie mit Füßen, die
Unantaſtbarkeit des Abgeordneten mißbrauchen ſie
für ſich, um ſchimpfen, vernadern und verleumden
zu können, und ſie machen ſie zu nichte für
Andere, deren Rede ſie fürchten müſſen. Der
Polizeiſtaat, die Cenſur, das objective Verfahren,
der Belagerungszuſtand, ſie Alle arbeiten mit an-
ſtändigeren Mitteln als dieſe Hausknechte der
Reaction.
X.
Local-Nachrichten.
— Todesfälle. Der fürſterzbiſchöfliche geiſt-
liche Rath Friedrich Müller, Pfarrer bei den Paulanern
in Wien, der durch viele Jahre am hieſigen Real-
Obergymnaſium als Religionslehrer wirkte, iſt am
22. l. M. geſtorben. Der Verblichene wurde geſtern
den 24. l. M. von Wien hieher überführt und
auf dem hieſigen Friedhofe im eigenen Grabe zur
ewigen Ruhe beſtattet. — Vorigen Samstag ſtarb
an den Folgen eines ſchweren Lungenleidens der
hoffnungsvolle fünfzehnjährige Sohn Karl des Haus-
beſitzers Herrn Ebruſter, Schüler der zweiten Claſſe
des hieſigen Gymnaſiums. An dem Montag ſtatt-
gehabten Leichenbegängniſſe des bedauernswerthen
Jünglings, der faſt bis in ſeine letzten Lebensſtunden
ſeinem Studium mit dem regſten Eifer oblegen war,
betheiligten ſich nebſt den niedergebeugten Angehörigen
die ſämmtlichen Schüler des Gymnaſiums mit dem
geſammten Lehrkörper. — In Wien verſchied, eben-
falls Samstag, Herr Dr. Joſef Tauber, k. k Regiments-
arzt in Penſion, im 84. Lebensjahre. Der Leichnam
wurde Montag nach Baden überführt und nach er-
folgter Einſegnung in der Helenenkapelle auf dem
Helenenfriedhofe zur ewigen Ruhe beſtattet. Der
Verſtorbene war Hausbeſitzer in der Weilburgſtraße
und einer der treueſten Curgäſte Badens. Die
„Badener Zeitung“ verliert in ihm einen ihrer
älteſten Abonnenten.
— Grundſteinlegung Sonntag Vor-
mittags fand in der Valerieſtraße die feierliche
Grundſteinlegung zum Gebäude des katholiſchen
Geſellenvereines ſtatt. Nach einer Feſtpredigt und
einem feierlichen Hochamte bewegte ſich der Zug mit
dem Stadtpfarrer, Ehrendomherrn und Dechant Iby
an der Spitze, nach dem Feſtplatze, woſelbſt in
feierlicher Weiſe die Grundſteinlegung vollzogen
wurde. Seitens der Gemeinde bemerkten wir als
Theilnehmer GR. Breitenbaum und GA. Guhl,
ſeitens der politiſchen Behörde Bezikshauptmann
Graf zur Lippe-Weißenfeld. Eine zahlreiche Zuſchauer-
menge umſtand den Feſtplatz und harrte trotz des
abſcheulichen Wetters bis zum Schluſſe aus. Nach-
mittags fand im Saale des Hotels „Stadt Wien“
ein Feſtbankett ſtatt.
— Schloß Gutenbrunn. Herr Dr. Eder
in Wien hat das Schloß von den Erben des Guts-
beſitzers Weitmann gekauft, und beabſichtigt hier
eine Kaltwaſſer-Heilanſtalt in großem Style zu er-
richten.
— Veränderungen im Lehrkörper
der Volks- und Bürgerſchulen des
Schulbezirkes Baden. Ernannt wurden:
Herr Roman Piber zum Schulleiter in Altenmarkt
a. d. Tr., Herr Anton Fabiankowitſch zum Lehrer in
Rodaun, die Herren Theodor Grimme, Auguſt Gebauer
und Johann Müllner zu Lehrern in Berndorf, die
Frau Philomena Osmann und die Frau Magdalena
Brun zu Lehrerinnen in Mödling, Frl. B. Karpiſchek
zur Arbeitslehrerin in Vöslau, Herr Karl Manhart
zum proviſoriſchen Unterlehrer in Siebenhirten, Herr
Franz Klingenſtein zum Lehrer in Grillenberg, Herr
Johann Dzimirsky zum definitiven Unterlehrer in
Weißenbach, Frl. A. Stapf-Ruedl zur Lehrerin in
Baden, Herr Peter Wegſcheider zum definitiven Unter-
lehrer in Grabenweg, Frau Louiſe Kubik zur Arbeits-
lehrerin in Enzesfeld, Herr Alois Meier zum
definitiven Unterlehrer in Siebenhirten, Herr Franz
Keiml und Herr Leo Latin zu proviſoriſchen Unter-
lehrern in Pottenſtein, Frl. Helene Genauck zur
proviſoriſchen Unterlehrerin in Perchtoldsdorf, Herr
Franz Steurer zum proviſoriſchen Unterlehrer in
Grillenberg, Herr Joſef Horn zum proviſoriſchen
Unterlehrer in Sooß, Frl. Friederike Weiß zur
Arbeitslehrerin in Rodaun, Herr Karl Heindl zum
proviſoriſchen Unterlehrer in Pfaffſtätten, Frl. Sophie
Beier zur definitiven Unterlehrerin in Baden,
Frl. Marie Koriſek zur proviſoriſchen Unterlehrerin
in Guntramsdorf, Frl. Theodora Enengl zur provi-
ſoriſchen Unterlehrerin in Mödling, Herr Karl
Kiennaſt zum proviſoriſchen Unterlehrer in Mödling,
Herr Leo Mathauſer zum proviſoriſchen Unterlehrer
in Siebenhirten, Herr Victor Roßmanith zum provi-
ſoriſchen Unterlehrer in Wr.-Neudorf, Herr Joſef
Killmayer zum proviſoriſchen Unterlehrer in Vöſen-
dorf, Herr Franz Swoboda zum definitiven Lehrer
in Guntramsdorf, Herr M. Winkelmayer zum defi-
nitiven Unterlehrer in Mödling, Herr Joſef Berſch
zum Schulleiter in St. Corona, Frau Anna Berſch
zur Arbeitslehrerin in St. Corona, Frl. Marie
Machinek zur definitiven Unterlehrerin in Berndorf.
— Der Afrikareiſende Karl Hoff-
mann, welcher letzthin in Mödling infolge mehr-
facher Aufforderung vor einem Publicum aus den
intelligenteſten und ſich dafür intereſſirenden Kreiſen
vier Male hintereinander Vorträge über ſeinen zehn-
jährigen Aufenthalt mitten unter den ſchwarzen und
braunen Eingebornen Egyptens, Nubiens und des
Sudans hielt, wird morgen Donnerstag einen ſolchen
Vortrag hier in Baden im großen Saale des „Hotel
Lamm“, Waſſergaſſe 35, abhalten. Der Vortragende
iſt durch ſeine friſche und lebendige Rede in den
beſten Kreiſen Wiens bekannt; er durchwürzt ſeinen
Vortrag mit ſo vielen draſtiſchen und humoriſtiſchen
Schilderungen aus dem Leben der eingebornen
Araber, Nubier und Sudaneſen und namentlich in
der Beſchreibung ihrer familiären Lebensverhältniſſe,
daß man ihm gern ſtundenlang mit der geſpannteſten
Aufmerkſamkeit zuhört und ſich mit Leib und Seele
mitten in die ſonnendurchglühten, tropiſchen und
äquatorialen Gefilde Inner-Afrikas verſetzt fühlt.
Nach den vielfachen, das höchſte Lob ausſprechenden
Recenſionen der Wiener- und der Provinzpreſſe über
dieſe feſſelnden afrikaniſchen Vorträge begrüßen wir
den erſten derſelben hierorts auf das Freundlichſte,
und können nur mit Vergnügen auf dieſen hoch-
intereſſanten Abend hinweiſen.
— Die „Nachrichten aus dem Viertel
unter dem Wienerwald“, Antiliberales
Organ, ſo betitelt ſich das Organ der clerical-
antiſemitiſchen Partei, welches ſeit Kurzem unter der
Patronanz des Führers der „Wirthſchaftspartei“,
des Gemeinderathes und Baumeiſters Foller, in
Baden erſcheint. Schon in ſeiner erſten Nummer hat
es dieſes Blatt unternommen, uns in ziemlich ge-
ſchmackloſer Weiſe anzurempeln, in derſelben Nummer,
in welcher die bekannten Erklärungen Foller und
Dr. Hora aus der letzten Gemeinde-Ausſchußſitzung
wörtlich unſerem Berichte nachgedruckt ſind, und
in welcher auch andere Berichte der „Badener Zeitung“,
ſo z. B. die Wahlreſultate der Landtagswahlen, die
wörtlich ſowohl als ziffermäßig genaueſte Aufnahme
fanden. Wir haben damals weder auf den dummen
Angriff der mit einem ſo großſprecheriſchen Programme
vor die Oeffentlichkeit getretenen „Nachrichten aus
dem Viertel unter dem Wienerwald“ ... Uff!, noch
auf den frechen literariſchen Diebſtahl, den die
Redaction dieſes vorgeblich anticorruptioniſtiſchen
Blattes an uns beging, reagirt, in der Erwartung,
mit dieſer unſerer Haltung Ruhe zu bekommen und
nicht gezwungen ſein zu müſſen, uns „mit dieſen
Leuten“, wie Noske im Abgeordnetenhauſe ſo treff-
lich ſagte, herumzubalgen. Allein, wir haben uns
getäuſcht. In ihrer letzten Nummer beſprechen die
„Nachrichten aus dem Viertel ꝛc.“ den von uns ver-
öffentlichten Bericht über eine am 15. l. M. hier
ſtattgehabte Verſammlung des Beamtenvereines
„Selbſthilfe“, der hier einen im vorigen Jahre ins
Leben gerufenen Zweigverein beſitzt und dieſe Ver-
ſammlung zu dem Zwecke veranſtaltete, um auf die
hier anſäſſigen Mitglieder einzuwirken und ſie zu
einer regeren Antheilnahme an den Vereinszielen zu
bewegen. Der größte Theil der Vereinsmitglieder
gehört dem Stande der ſogenannten „Hilfsbeamten“
an, das heißt, es ſind meiſtens im Staatsdienſte
ſtehende Diurniſten, Leute, die um einen Straßen-
kehrerlohn ihr ganzes Leben kümmerlich und ſorgen-
voll verbringen, und die nach ihrem politiſchen Werthe
noch unter dem vielgenannten „kleinen Manne“ ſtehen,
weil ſie keine Steuer zahlen können und daher, bis
jetzt wenigſtens, nicht wahlberechtigt ſind. Unter dieſen
geiſtigen Proletariern haben ſich nun einige ſelbſt-
loſe Männer gefunden, welche ſich, auf die Gefahr
hin, ſich nach obenhin mißliebig zu machen, der
Aufgabe unterziehen, den Stand der Hilfsbeamten
in einer Organiſation zu ſammeln. Was ſie wollen,
haben wir in unſerem Berichte geſagt; ſie haben
keine himmelſtürmenden Wünſche, ſie ſtreben äußerſt
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