Badener Zeitung. Nr. 87, Baden (Niederösterreich), 28.10.1908.Mittwoch Badener Zeitung 28. Oktober 1908 Nr. 87 [Spaltenumbruch] Viele Deutsche, denen es ihre Verhältnisse Die autonome Gemeindevertretung hat Die landesfürstlichen Behörden haben zum Der Wiener Regierung sind diese Dinge Es wird die Aufgabe aller deutschen Wenn aber auch jetzt die Regierung jene Wohl hat die deutsche Schutzarbeit in [Spaltenumbruch] Vom Balkan. Unsere kleinen Nachbarn im Süden schreien sich Das ist nicht der Fall. Sie haben in ihrem Wenn die zwei Länder wirklich zur Verteilung Und die kleinen Leute machen jetzt große -- Trotzdem ist bei dem Serbentaumel, bei dem Das nun darf nicht geschehen. Unsere Monarchie Die Ministerreisen und Spezialgesandtschaften Trotzdem beharren die serbischen Zeitungen dabei, Um demnach den Frieden zu wahren, wird [Spaltenumbruch] Das unschöne Aeußere des Schneiders barg Der Batteriechef hielt viel auf Strammheit Eines heiteren Exerziertages hatte er aber doch Batterieschneider S. mußte öfters die Extra- Der Herr Feuerwerker mußte sich aber zuhause Eines Tages, als die Frau Feuerwerker den Blaß vor Aerger entfaltete sie dasselbe und es "Mainer gute Wenzl! Sontak hab ich wider Ausgang und warte deine Marianka". Wiederholt mußte die Frau Feuerwerker diesen Es muß ihm nicht gut gegangen sein, dem Der Feuerwerker war über den ihm mitgespielten Einige Monate später waren die drei Jahre "Mir tut Herr Feiawerker lad das ise unter Mit Grus Wenzl S. Schneider in Zievil". Mittwoch Badener Zeitung 28. Oktober 1908 Nr. 87 [Spaltenumbruch] Viele Deutſche, denen es ihre Verhältniſſe Die autonome Gemeindevertretung hat Die landesfürſtlichen Behörden haben zum Der Wiener Regierung ſind dieſe Dinge Es wird die Aufgabe aller deutſchen Wenn aber auch jetzt die Regierung jene Wohl hat die deutſche Schutzarbeit in [Spaltenumbruch] Vom Balkan. Unſere kleinen Nachbarn im Süden ſchreien ſich Das iſt nicht der Fall. Sie haben in ihrem Wenn die zwei Länder wirklich zur Verteilung Und die kleinen Leute machen jetzt große — Trotzdem iſt bei dem Serbentaumel, bei dem Das nun darf nicht geſchehen. Unſere Monarchie Die Miniſterreiſen und Spezialgeſandtſchaften Trotzdem beharren die ſerbiſchen Zeitungen dabei, Um demnach den Frieden zu wahren, wird [Spaltenumbruch] Das unſchöne Aeußere des Schneiders barg Der Batteriechef hielt viel auf Strammheit Eines heiteren Exerziertages hatte er aber doch Batterieſchneider S. mußte öfters die Extra- Der Herr Feuerwerker mußte ſich aber zuhauſe Eines Tages, als die Frau Feuerwerker den Blaß vor Aerger entfaltete ſie dasſelbe und es „Mainer gute Wenzl! Sontak hab ich wider Ausgang und warte deine Marianka“. Wiederholt mußte die Frau Feuerwerker dieſen Es muß ihm nicht gut gegangen ſein, dem Der Feuerwerker war über den ihm mitgeſpielten Einige Monate ſpäter waren die drei Jahre „Mir tut Herr Feiawerker lad das iſe unter Mit Gruſ Wenzl S. Schneider in Zievil“. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Mittwoch Badener Zeitung 28. 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Nach ſeiner<lb/> Meinung fanden eben ſeine militäriſchen Vorzüge<lb/> keine Anerkennung und Würdigung.</p><lb/> <p>Der Batteriechef hielt viel auf Strammheit<lb/> ſeiner Mannſchaft und hatte den Befehl erteilt, daß<lb/> auch die Profeſſioniſten dem Fußexerzieren beizuziehen<lb/> ſind, wenn ſie auch die Front etwas „verſchandeln“.<lb/> Da ärgerte ſich nun der Schneider immer, wenn der<lb/> Feuerwerker jedem Kommando ein „Achtung Schneider!“<lb/> vorausſchickte, obwohl ſich dieſer ohnedies bemühte,<lb/> alles recht zu machen und eigentlich auch nicht viel<lb/> mehr „Stuſſer“ machte wie anderen.</p><lb/> <p>Eines heiteren Exerziertages hatte er aber doch<lb/> das Pech, als einziger von der ganzen Batterie einige<lb/> Kommandos falſch auszuführen. Das war natürlich<lb/> Waſſer auf die Mühle des Feuerwerkers, der nun<lb/> den armen Schneider einzeln exerzieren ließ. Dieſe<lb/> Behandlung ſchnitt tief in das wackere Soldatenherz<lb/> des Schneiderleins und er ſchämte ſich vor ſeinen<lb/> Kameraden. Dabei regte ſich in ihm immer mächtiger<lb/> der Wunſch, ſeinem Peiniger, dem Feuerwerker, auch<lb/> etwas unangenehmes antun zu können. Tag und<lb/> Nacht grübelte er nun darüber nach, wie ſeine Abſicht<lb/> am beſten zur Tat reifen könnte.</p><lb/> <p>Batterieſchneider S. mußte öfters die Extra-<lb/> uniform ſeines Feuerwerkers ausbügeln und in deſſen<lb/> in der Kaſerne beſindliche Wohnung tragen. Da bekam<lb/><cb/> er Gelegenheit, die Gnädige ſeines Vorgeſetzten kennen<lb/> zu lernen. Er ſchilderte dieſelbe als eine nicht allzu<lb/> freundliche Frau und erzählte, wie ſie ihn einmal<lb/> beim Abgeben der Montur mit den Worten empfing:<lb/> „Sö depperts Affeng’fries, a andersmal klopfen<lb/> S’ an!“</p><lb/> <p>Der Herr Feuerwerker mußte ſich aber zuhauſe<lb/> auch anders aufführen als bei der Batterie. Seiner<lb/> Frau gegenüber fühlte er ſich nicht gewachſen und<lb/> lieber nahm er es mit einer ganzen Batterie auf als<lb/> mit ihr. Kurz und gut, zuhauſe mußte er gehorchen,<lb/> da hatte er keinen Willen wenn der häusliche Frieden<lb/> nicht geſtört werden ſollte, es hieß eben überall —<lb/> nachgeben.</p><lb/> <p>Eines Tages, als die Frau Feuerwerker den<lb/> Waffenrock ihres Gatten in den Kaſten hängen wollte,<lb/> fühlte ſie in einer Bruſttaſche ein Papier raſcheln.<lb/> Gewohnt, ſolchen Spuren immer nachzugehen, ent-<lb/> deckte ſie nun als Urſache des verdächtigen Geräuſches<lb/> ein kleines Brieferl.</p><lb/> <p>Blaß vor Aerger entfaltete ſie dasſelbe und es<lb/> begann ihr vor den Augen zu flimmern als ſie las:</p><lb/> <p> <hi rendition="#c">„Mainer gute Wenzl!</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">Sontak hab ich wider Ausgang und warte<lb/> auf gewiſſe Plazl, o Wenzl wie bin ich froh Madl<lb/> dainige zu ſei. 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Außerdem<lb/> menagierte er — zur Ueberraſchung aller — in der<lb/> Mannſchaftsküche, um, wie er ſagte, die Pantſcherei<lb/> der Küche zu unterſuchen; man riet hin und her,<lb/> welche Bewandtnis es mit dieſer veränderten Lebens-<lb/> führung des Feuerwerkers haben könne, aber beſſer<lb/> wie alle wußte es der Batterieſchneider, er hütete ſich<lb/> aber wohlweislich, davon etwas verlauten zu laſſen.</p><lb/> <p>Der Feuerwerker war über den ihm mitgeſpielten<lb/> Streich lange Zeit ſehr aufgebracht. Er nahm ſo<lb/> manchen raffinierten Kerl der Batterie unter vier<lb/> Augen ins Gebet, kam aber mit ſeinen Verhören auf<lb/> keinen grünen Zweig. Zu viel Lärm wollte er nicht<lb/> ſchlagen, damit die Sache dem Hauptmann nicht zu<lb/> Ohren kam. Den dummen Affenſchneider zu ver-<lb/> dächtigen, fiel ihm nicht im Traume ein, zu einer<lb/> ſolchen Tat hielt er ihn nicht für fähig.</p><lb/> <p>Einige Monate ſpäter waren die drei Jahre<lb/> des Schneiders um und bevor er noch in ſeine<lb/> Heimat abdampfte, ſandte er von der Bahn weg eine<lb/> Korreſpondenzkarte an die Frau Feuerwerker:</p><lb/> <p> <hi rendition="#et">„Mir tut Herr Feiawerker lad das iſe unter<lb/> ſu ſtrenke Befäl von Ihna weil ich hab Briefl<lb/> von meine Marianko in ſein Taſchl gſtekt.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#et">Mit Gruſ Wenzl S. Schneider in Zievil“.</hi> </p><lb/> <byline>J. <hi rendition="#g">Heßler.</hi> </byline> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Mittwoch Badener Zeitung 28. Oktober 1908 Nr. 87
Viele Deutſche, denen es ihre Verhältniſſe
halbwegs geſtatten, trachten, den ungaſtlichen
Boden Laibachs zu verlaſſen. So mancher
Deutſche hat ohne den geringflen Verſuch der
Abwehr zugeſehen, wie ſein Eigentum ge-
ſchädigt, ſeine Aufſchriftstafeln von gewalt-
tätigen Burſchen unter den wohlwollenden
Augen der ſtädtiſchen Polizei beſeitigt wurden.
Und ich fürchte ſehr, viele werden nicht den
Mut finden, auch in ruhigeren Zeiten ihre
Tafeln wieder anzubringen und ſich offen zu
ihrem Volke zu bekennen.
Die autonome Gemeindevertretung hat
alles vermieden, was die Räuberbanden in
ihrer Arbeit hatte ſtören können. Ja, ſie hat
alles getan, um Oel ins Feuer zu gießen
und die Leidenſchaften der mißleiteten Menge
noch aufzuſtacheln. Ich erinnere als Beweis
dafür nur daran, in welcher entſetzlichen Weiſe
die Leichen der beiden am Abend des 20. Sep-
tember erſchoſſenen jungen Leute ausgenützt
wurden. Die Leichen wurden auf Anſichts-
karten abgebildet und die Agitatoren gingen
von Laden zu Laden, um dieſe Karten zu
verlangen!!!
Die landesfürſtlichen Behörden haben zum
mindeſten eine Schwäche und Kopfloſigkeit
gezeigt, welche geradezu unglaublich erſcheint.
Der famoſe Landespräſident machte zwar den
Verſuch, die Polizeigewalt an ſich zu ziehen,
um ſie ſofort wieder dem autonomen Bürger-
meiſter zu reſtituieren. Ja, dieſer Landes-
präſident hat ſich ſogar geweigert, den Brief
des Fürſtbiſchofs an den Grafen Barbo, der
die Exzeſſe bedauert und verurteilt, veröffent-
lichen zu laſſen. Die Folge dieſes Verhaltens
der landesfürſtlichen Behörden war es, daß
Bürgermeiſter Hribar der unumſchränkte Herr
der Stadt war und iſt. Nur ſo iſt es er-
klärlich, daß ſich die Exzeſſe immer wieder-
holen konnten, daß z. B. noch am 25. Sep-
tember d. J. in der Schulvereinsſchule in
Schiſchka, die bei den früheren Exzeſſen
dank militäriſcher Bedeckung verſchont ge-
blieben war, alle Scheiben eingeworfen
werden konnten.
Der Wiener Regierung ſind dieſe Dinge
bekannt, wenn nicht durch Berichte ihrer
eigenen Organe, ſo doch durch die Mit-
teilungen, die ſie von mir und anderen Ab-
geordneten erhalten hat. Nichtsdeſtoweniger
ſitzt Baron Schwarz noch immer als Landes-
präſident in Krain, offenbar, weil man ſich
in echt öſterreichiſcher Leiſetreterei ſcheut, zu
zeigen, daß ein Beamter wegen abſoluter Un-
fähigkeit, wenn nicht wegen Parteilichkeit
entfernt werden muß. Als ob das nicht längſt
die Spatzen auf allen Dächern pfeifen?
Es wird die Aufgabe aller deutſchen
Abgeordneten ſein, energiſch Sühne für die
in Laibach begangenen Unterlaſſungsſünden
der Behörden zn verlangen. Noch mehr aber
werden ſie die entſprechenden Vorkehrungen
verlangen müſſen, damit die Deutſchen Lai-
bachs in Hinkunft ungeſtört und ungefährdet ihr
Volkstum in jeder Weiſe betätigen können, damit
deutſches Eigentum gegen Pöbelangriffe recht-
zeitig geſchützt werde. Wenn irgendwo, muß
ſich in dieſem Falle die deutſche Gemeinbürg-
ſchaft betätigen, müſſen Partei- und Perſonen-
rückſichten zurücktreten.
Wenn aber auch jetzt die Regierung jene
Verfügungen trifft, die längſt hätten getroffen
werden ſollen, ſo bleibt doch für unſer Volk
die Lehre, daß wir für die Erhaltung unſeres
Volkstums vor allem auf unſere eigene Kraft
angewieſen ſind, vor allem auf dieſe zu ver-
trauen haben. Wir werden dieſe unſere Auf-
gabe aber nur dann erfüllen können, wenn
wir uns feſt und feſter zuſammenſchließen,
wenn jeder Volksgenoſſe mitarbeitet an dem
großen Werke unſerer nationalen Schutzvereine.
Wohl hat die deutſche Schutzarbeit in
der letzten Zeit erfreuliche Fortſchritte ge-
macht, aber gerade das Beiſpiel von Laibach
zeigt, wieviel noch notwendig iſt, um unſeren
Brüdern in ihrem Kampfe gegen ſlaviſche
Gewaltigkeit überall den notwendigen Schutz
zu gewähren. Deshalb tue jeder Deutſche
ſeine nationale Pflicht, auf daß auch Volks-
genoſſen in ſo gefährdeter Lage wie in Lai-
bach nicht zu verzagen brauchen, ſondern offen
und frei ihr Volkstum bekennen mögen, in
dem Bewußtſein, daß ihr ganzes Volk hinter
ihnen ſteht und ſie niemals verlaſſen wird.
Dr. Guſtav Groß.
Vom Balkan.
Unſere kleinen Nachbarn im Süden ſchreien ſich
immer mehr in den Haß gegen Oeſterreich-Ungarn
ein, als ob ihnen wirklich und dem Serbentum ſchon
ganz und gar mit der Annexion des ehemaligen Okku-
pationsgebietes ein Schaden zugefügt worden wäre.
Das iſt nicht der Fall. Sie haben in ihrem
kleinen Lande Zwiſtigkeiten genug, ſo daß neue
Ordnung zugleich auch für ſie einer Rettung gleich-
kommt.
Wenn die zwei Länder wirklich zur Verteilung
gekommen wären, wer glaubt nicht, daß Serbien und
Montenegro — alles Serbentum beiſeite — mit
einander gerauft hätten, wie ſie jetzt um den Streifen
Sandſchak raufen würden, wenn ihnen dazu Ge-
legenheit gebaten würde?
Und die kleinen Leute machen jetzt große —
gemeinſame Politik. Die königlichen Prinzen tele-
graphieren einander hinter dem Rücken der vielleicht
doch etwas beſonneneren Väter vetterliche Grüße mit
der Ausſicht auf ein Wiederſehen auf dem Schlacht-
felde. Soll man da nicht lachen? — —
Trotzdem iſt bei dem Serbentaumel, bei dem
mit verſchiedener Nachhilfe erzeugten Begeiſterungs-
couſch unſererſeits die größte Aufmerkſamkeit geboten.
Man denke ſich, eine diſziplinierte oder undiſzipli-
nierte Bande von ein paar Tauſenden der Ver-
wegenſten fielen in den Ländern ein und es gelänge
ihnen, unſere ſchwachen Grenzpoſten zurückzudrängen,
was ja ein Leichtes wäre. Welch’ ein Jubelgeſchrei
würde da nicht erhoben werden, welch ein Judianer-
geheul, wenn ſie einen Weißen fingen!
Das nun darf nicht geſchehen. Unſere Monarchie
muß gegen derartige Ueberraſchungen auf jeden Fall
geſchützt ſein. Deshalb iſt es ein Poſtulat der Vor-
ſicht, den Kleinen ſofort eine imponierende Macht
entgegenzuſtellen, daß ihnen alle Luſt zum Angriffe
vergehe, ehe ſie ſich in ein vernichtendes Abenteuer
ſtürzen.
Die Miniſterreiſen und Spezialgeſandtſchaften
aus Serbien und Montenegro haben keine Bedeutung.
General Bukotic mußte es ſich bei der Reiſe durch
Agram gefallen laſſen, einige Stunden aufgehalten
zu werden; was Milovanovic in Berlin zu ſuchen
hat, weiß er wahrſcheinlich ſelbſt nicht.
Trotzdem beharren die ſerbiſchen Zeitungen dabei,
daß die beiden Staaten unſerer Monarchie den Krieg
erklären wollen, wenn ihre Forderungen nach ent-
ſprechenden Kompenſationen nicht erfüllt werden ſollten.
Es handelt ſich dabei wahrſcheinlich um die Aufteilung
des Sandſchaks Novibazar.
Um demnach den Frieden zu wahren, wird
Oeſterreich-Ungarn wohl nichts anderes übrig bleiben,
als ſeine Grenzwache bedeutend zu verſtärken und
für jeden Fall hochgerüſtet zu ſein. Jeder Angriff
muß von Anfang an mit Uebermacht zurückgewieſen
werden, damit ſich dieſe Gegner ein für allemal des
Unruheſtiftens entwöhnen.
Das unſchöne Aeußere des Schneiders barg
aber einen guten Kern. Er war der gutmütigſte der
ganzen Batterie und jeder Flick- und Reparatur-
bedürftige fand bei ihm günſtige Aufnahme. Nebenbei
war er auch gerne Soldat, wenn auch ſein Wunſch,
eine Charge zu erreichen, um ſeiner Marianka beſſer
zu gefallen, nie in Erfüllung ging. Nach ſeiner
Meinung fanden eben ſeine militäriſchen Vorzüge
keine Anerkennung und Würdigung.
Der Batteriechef hielt viel auf Strammheit
ſeiner Mannſchaft und hatte den Befehl erteilt, daß
auch die Profeſſioniſten dem Fußexerzieren beizuziehen
ſind, wenn ſie auch die Front etwas „verſchandeln“.
Da ärgerte ſich nun der Schneider immer, wenn der
Feuerwerker jedem Kommando ein „Achtung Schneider!“
vorausſchickte, obwohl ſich dieſer ohnedies bemühte,
alles recht zu machen und eigentlich auch nicht viel
mehr „Stuſſer“ machte wie anderen.
Eines heiteren Exerziertages hatte er aber doch
das Pech, als einziger von der ganzen Batterie einige
Kommandos falſch auszuführen. Das war natürlich
Waſſer auf die Mühle des Feuerwerkers, der nun
den armen Schneider einzeln exerzieren ließ. Dieſe
Behandlung ſchnitt tief in das wackere Soldatenherz
des Schneiderleins und er ſchämte ſich vor ſeinen
Kameraden. Dabei regte ſich in ihm immer mächtiger
der Wunſch, ſeinem Peiniger, dem Feuerwerker, auch
etwas unangenehmes antun zu können. Tag und
Nacht grübelte er nun darüber nach, wie ſeine Abſicht
am beſten zur Tat reifen könnte.
Batterieſchneider S. mußte öfters die Extra-
uniform ſeines Feuerwerkers ausbügeln und in deſſen
in der Kaſerne beſindliche Wohnung tragen. Da bekam
er Gelegenheit, die Gnädige ſeines Vorgeſetzten kennen
zu lernen. Er ſchilderte dieſelbe als eine nicht allzu
freundliche Frau und erzählte, wie ſie ihn einmal
beim Abgeben der Montur mit den Worten empfing:
„Sö depperts Affeng’fries, a andersmal klopfen
S’ an!“
Der Herr Feuerwerker mußte ſich aber zuhauſe
auch anders aufführen als bei der Batterie. Seiner
Frau gegenüber fühlte er ſich nicht gewachſen und
lieber nahm er es mit einer ganzen Batterie auf als
mit ihr. Kurz und gut, zuhauſe mußte er gehorchen,
da hatte er keinen Willen wenn der häusliche Frieden
nicht geſtört werden ſollte, es hieß eben überall —
nachgeben.
Eines Tages, als die Frau Feuerwerker den
Waffenrock ihres Gatten in den Kaſten hängen wollte,
fühlte ſie in einer Bruſttaſche ein Papier raſcheln.
Gewohnt, ſolchen Spuren immer nachzugehen, ent-
deckte ſie nun als Urſache des verdächtigen Geräuſches
ein kleines Brieferl.
Blaß vor Aerger entfaltete ſie dasſelbe und es
begann ihr vor den Augen zu flimmern als ſie las:
„Mainer gute Wenzl!
Sontak hab ich wider Ausgang und warte
auf gewiſſe Plazl, o Wenzl wie bin ich froh Madl
dainige zu ſei. In aile und vile Bußln
deine Marianka“.
Wiederholt mußte die Frau Feuerwerker dieſen
unheimlichen Brief leſen. Sie war vor Aufregung
und Zorn ganz außer ſich. Mit Ausrufen, wie
„Philiſter, Heuchler, Gauner, na wart, wenn du
zuhaus kommſt, dir werd ich die Liebſchaften ver-
treiben“, erwartete ſie die Ankunft ihrer ſchlechteren
Hälfte.
Es muß ihm nicht gut gegangen ſein, dem
Herrn Feuernwerker, das zeigten am nächſten Tage
einige rötliche Stellen im Geſichte an und auch ſeine
mürriſche Stimmung wies darauf hin. Außerdem
menagierte er — zur Ueberraſchung aller — in der
Mannſchaftsküche, um, wie er ſagte, die Pantſcherei
der Küche zu unterſuchen; man riet hin und her,
welche Bewandtnis es mit dieſer veränderten Lebens-
führung des Feuerwerkers haben könne, aber beſſer
wie alle wußte es der Batterieſchneider, er hütete ſich
aber wohlweislich, davon etwas verlauten zu laſſen.
Der Feuerwerker war über den ihm mitgeſpielten
Streich lange Zeit ſehr aufgebracht. Er nahm ſo
manchen raffinierten Kerl der Batterie unter vier
Augen ins Gebet, kam aber mit ſeinen Verhören auf
keinen grünen Zweig. Zu viel Lärm wollte er nicht
ſchlagen, damit die Sache dem Hauptmann nicht zu
Ohren kam. Den dummen Affenſchneider zu ver-
dächtigen, fiel ihm nicht im Traume ein, zu einer
ſolchen Tat hielt er ihn nicht für fähig.
Einige Monate ſpäter waren die drei Jahre
des Schneiders um und bevor er noch in ſeine
Heimat abdampfte, ſandte er von der Bahn weg eine
Korreſpondenzkarte an die Frau Feuerwerker:
„Mir tut Herr Feiawerker lad das iſe unter
ſu ſtrenke Befäl von Ihna weil ich hab Briefl
von meine Marianko in ſein Taſchl gſtekt.
Mit Gruſ Wenzl S. Schneider in Zievil“.
J. Heßler.
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(2018-01-26T13:38:42Z)
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