Badener Zeitung. Nr. 67, Baden (Niederösterreich), 19.08.1908. [Mittwoch Badener Zeitung 19. August 1908. Nr. 67.] [Spaltenumbruch] Einst waren wirkliche Schauspieler für dieselben da! Heute werden sämtliche Nebenrollen von sogenannten "Chorsängern" vorgeführt. Daß man vom Souffleur irgend einen Satz oft dreimal oder viermal hört, um sich dann vom Darsteller etwas ganz anderes erzählen zu lassen, wird jeder aufmerksame Zuhörer bestätigen. Versprechungen werden einfach von den Mitspielenden mit kaum verhaltener Heiterkeit quittiert. Wo bleiben da die Spielleiter?? Die Dekorationen habe ich schon als junger Leutnant gesehen, heute bin ich bereits in Pension und noch immer begrüße ich sie, wenn ich ins Theater gehe. Damals hatten sie noch Farbe aufzuweisen, heute starrt einem die schmutzige Leinwand entgegen und die Holzspreizen zeichnen ihre Umrisse darauf nach allen Richtungen, ohne daß man die paar Kronen darauf verwendet, sie mit neuer Farbe aufzufrischen. Daß unter solchen Umständen von einer künst- Wenn man beinahe sechzehn Kronen für eine So sieht es gegenwärtig in unserem Theater Was also kann man von einem Leiter mit hohem Bisher war das Theater wegen des Leiters da Gemeindewahlen in Weikersdorf. Heute Lokal-Nachrichten. -- Kaisers Geburtsfest. Unter ungleich -- Kurliste. Die Nr. 111 der heute ausge- -- Auszeichnung. Das von unserem Blatte -- Goldenes Priesterjubiläum. Ver- -- Auszeichnung eines heimischen Etablissements. Welcher Anerkennung die neu Prinzessin Karl v. Arenberg". -- Liederabend. Es war ein besonderes -- Neue Zigarrensorten. Seit gestern, -- Schluß der Hundstage. Ein solches -- Eine Alt-Badener Sonnenuhr- Reminiszenz. Natürlich gibt es auch auf dem [Mittwoch Badener Zeitung 19. Auguſt 1908. Nr. 67.] [Spaltenumbruch] Einſt waren wirkliche Schauſpieler für dieſelben da! Heute werden ſämtliche Nebenrollen von ſogenannten „Chorſängern“ vorgeführt. Daß man vom Souffleur irgend einen Satz oft dreimal oder viermal hört, um ſich dann vom Darſteller etwas ganz anderes erzählen zu laſſen, wird jeder aufmerkſame Zuhörer beſtätigen. Verſprechungen werden einfach von den Mitſpielenden mit kaum verhaltener Heiterkeit quittiert. Wo bleiben da die Spielleiter?? Die Dekorationen habe ich ſchon als junger Leutnant geſehen, heute bin ich bereits in Penſion und noch immer begrüße ich ſie, wenn ich ins Theater gehe. Damals hatten ſie noch Farbe aufzuweiſen, heute ſtarrt einem die ſchmutzige Leinwand entgegen und die Holzſpreizen zeichnen ihre Umriſſe darauf nach allen Richtungen, ohne daß man die paar Kronen darauf verwendet, ſie mit neuer Farbe aufzufriſchen. Daß unter ſolchen Umſtänden von einer künſt- Wenn man beinahe ſechzehn Kronen für eine So ſieht es gegenwärtig in unſerem Theater Was alſo kann man von einem Leiter mit hohem Bisher war das Theater wegen des Leiters da Gemeindewahlen in Weikersdorf. Heute Lokal-Nachrichten. — Kaiſers Geburtsfeſt. Unter ungleich — Kurliſte. Die Nr. 111 der heute ausge- — Auszeichnung. Das von unſerem Blatte — Goldenes Prieſterjubiläum. Ver- — Auszeichnung eines heimiſchen Etabliſſements. Welcher Anerkennung die neu Prinzeſſin Karl v. Arenberg“. — Liederabend. Es war ein beſonderes — Neue Zigarrenſorten. Seit geſtern, — Schluß der Hundstage. Ein ſolches — Eine Alt-Badener Sonnenuhr- Reminiszenz. Natürlich gibt es auch auf dem <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><supplied>Mittwoch Badener Zeitung 19. Auguſt 1908. Nr. 67.</supplied></hi></hi></fw><lb/><cb/> Einſt waren wirkliche Schauſpieler für dieſelben da!<lb/> Heute werden ſämtliche Nebenrollen von ſogenannten<lb/> „Chorſängern“ vorgeführt. Daß man vom Souffleur<lb/> irgend einen Satz oft dreimal oder viermal hört, um<lb/> ſich dann vom Darſteller etwas ganz anderes erzählen<lb/> zu laſſen, wird jeder aufmerkſame Zuhörer beſtätigen.<lb/> Verſprechungen werden einfach von den Mitſpielenden<lb/> mit kaum verhaltener Heiterkeit quittiert. Wo bleiben<lb/> da die Spielleiter?? Die Dekorationen habe ich<lb/> ſchon als junger Leutnant geſehen, heute bin ich<lb/> bereits in Penſion und noch immer begrüße ich ſie,<lb/> wenn ich ins Theater gehe. Damals hatten ſie noch<lb/> Farbe aufzuweiſen, heute ſtarrt einem die ſchmutzige<lb/> Leinwand entgegen und die Holzſpreizen zeichnen ihre<lb/> Umriſſe darauf nach allen Richtungen, ohne daß man<lb/> die paar Kronen darauf verwendet, ſie mit neuer<lb/> Farbe aufzufriſchen.</p><lb/> <p>Daß unter ſolchen Umſtänden von einer <hi rendition="#g">künſt-<lb/> leriſchen Leitung</hi> nicht die Rede ſein kann, wird<lb/> jedermann zugeſtehen, ohne biſſig zu ſein.</p><lb/> <p>Wenn man beinahe ſechzehn Kronen für eine<lb/> Loge zu vier Perſonen nimmt, kann der Beſucher<lb/> doch wohl verlangen, daß die Vorſtellung ohne auf-<lb/> fallend ſtörende Zwiſchenfälle vor ſich geht.</p><lb/> <p>So ſieht es gegenwärtig in unſerem Theater<lb/> aus. wo der Pächter keinen Pacht zahlt und nur<lb/> einnimmt. Seine Parole heißt: „Nur billig!“ Und<lb/> man hat noch nie gehört, daß er von der kompetenten<lb/> Aufſichtsbehörde zur Verantwortung gezogen wurde,<lb/> obwohl ſein Vertrag mit der Stadt dies ausdrücklich<lb/> bedingt.</p><lb/> <p>Was alſo kann man von einem Leiter mit hohem<lb/> Pacht verlangen, der da mit Recht antworten kann:<lb/> „Ja, da bedauere ich unendlich, ich muß die Pacht-<lb/> ſumme erſchwingen — und da kann ich mich nicht<lb/> auf große Ausgaben einlaſſen“. Was dann folgt,<lb/> kann man ſich leicht ausmalen. Ich kann ein Lied<lb/> davon ſingen, denn in den verſchiedenen Garniſonen<lb/> habe ich ſo manches erlebt und möchte unſer neues<lb/> Theater davor bewahren, zum Tummelplatz gewiſſer<lb/> Elemente zu werden.</p><lb/> <p>Bisher war das Theater wegen des Leiters da<lb/> — jetzt wäre es höchſte Zeit, daß einmal der Leiter<lb/> wegen des Theaters da wäre.</p><lb/> <byline> <hi rendition="#b">Ein alter Badner.</hi> </byline> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#g">Gemeindewahlen in Weikersdorf.</hi> </head> <p>Heute<lb/> Mittwoch finden in der Nachbargemeinde Weikersdorf<lb/> die Wahlen im <hi rendition="#aq">III.</hi> Wahlkörper ſtatt. Als Kandidaten<lb/> werden ſeitens des Wahlausſchuſſes die Herren Michael<lb/><hi rendition="#g">Gſchiegl,</hi> Johann <hi rendition="#g">Spitzer,</hi> Michael <hi rendition="#g">Gayer</hi> d. J.<lb/> und Leopold <hi rendition="#g">Habres</hi> empfohlen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Lokal-Nachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Kaiſers Geburtsfeſt.</hi> </head> <p>Unter ungleich<lb/> größerem Aufwande von Gepränge wurde heuer im<lb/> Jubiläumsjahre das 78. Geburesfeſt des Kaiſers<lb/> gefeiert. Ein heiteres, ſonnenhelles Wetter, ein wahres<lb/> Kaiſerwetter, begünſtigte die Feier. Schon am frühen<lb/> Morgen leiteten Böllerſchüſſe die Feier ein, die dies-<lb/> mal unter Beteiligung des eben hier einquartierten<lb/> bosniſchen Jägerbataillons und einer Eskadron<lb/> Ulanen ſtattfand. Um 9 Uhr fand in der Stadt-<lb/> pfarrkirche ein vom Dechant <hi rendition="#g">Frim</hi> zelebriertes Hoch-<lb/> amt ſtatt. Zu demſelben hatten ſich eingefunden:<lb/> Erzherzogin <hi rendition="#g">Iſabelle</hi> mit Erzherzog <hi rendition="#g">Karl Albrecht</hi><lb/> und den erzherzoglichen Töchtern, Oberſthofmeiſter<lb/> Graf <hi rendition="#g">Orſini-Roſenberg,</hi> Erzbiſchof Dr. Georg<lb/><hi rendition="#g">Poſilovics</hi> von <hi rendition="#g">Agram,</hi> FZM. Freiherr von<lb/><hi rendition="#g">Waldſtätten,</hi> FML. von <hi rendition="#g">Gſtöttner,</hi> GM.<lb/> v. <hi rendition="#g">Viditz,</hi> Stationskommandant Oberſt <hi rendition="#g">Krebs<lb/> v. Sturmwall,</hi> der Kommandant des Kurhauſes vom<lb/> „Weißen Kreuz“ Major <hi rendition="#g">Srnka,</hi> der Kommandant des<lb/> Militärſpitals Oberſtabsarzt Dr. <hi rendition="#g">Schuller,</hi> Oberſt v.<lb/><hi rendition="#g">Schuſter,</hi> und eine große Anzahl hoher Offiziere,<lb/> Bezirkshauptmann Freiherr v. <hi rendition="#g">Egger,</hi> Finanzrat<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Dorfinger,</hi> Bezirksrichter Dr. <hi rendition="#g">Hink,</hi> Ober-<lb/> poſtverwalter <hi rendition="#g">Schmidt,</hi> Bürgermeiſter Dr. <hi rendition="#g">Trenner</hi><lb/> und Vizebürgermeiſter <hi rendition="#g">Bruſatti</hi> mit einer großen<lb/> Anzahl Gemeindeausſchüſſen, eine Abordnung des<lb/> Gendarmerie-Poſtenkommandos, der hieſige Veteranen-<lb/> verein mit Muſik u. ſ. w. Während der einzelnen<lb/> Phaſen des Feſtgottesdienſtes gab das auf dem<lb/> Kirchenplatze aufgeſtellte Jägerbataillon Salven ab,<lb/> das auch die entſprechenden Ehrenbezeigungen bei der<lb/> Abfahrt des Hofes leiſtete. Nach Schluß des Gottes-<lb/> dienſtes rangierte ſich das Militär und der Vete-<lb/> ranenverein zur Defilierung, die FZM. Freiherr<lb/> v. <hi rendition="#g">Waldſtätten</hi> abnahm. — In <hi rendition="#g">Weikersdorf</hi><lb/> fand ſchon am Abend vorher eine Kaiſerfeier ſtatt.<lb/> Von dem feſtlich beleuchteten Rathausturme blies ein<lb/><cb/> Trompeterkorps patriotiſche Märſche in die Nacht<lb/> hinaus und um 9 Uhr wurde ein hübſches Feuer-<lb/> werk abgebrannt, dem eine ungeheure Menſchenmenge<lb/> — man ſchätzt die Zahl auf za. 5000 — beiwohnte.<lb/> Am Dienstag morgens fand in der St. Helenenkirche<lb/> ein Feſtgottesdienſt ſtatt, dem Bürgermeiſter Joſef<lb/><hi rendition="#g">Trenner,</hi> Vizebürgermeiſter <hi rendition="#g">Gall</hi> und viele Ge-<lb/> meindeausſchüſſe beiwohnten. — Auch im hieſigen<lb/> iſraelitiſchen Tempel fand ein ſolenner Feſtgottesdienſt<lb/> ſtatt, dem der Präſes der Gemeinde, Herr Moriz<lb/><hi rendition="#g">Leitner,</hi> mit dem geſamten Kultusvorſtande bei-<lb/> wohnte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Kurliſte.</hi> </head> <p>Die Nr. 111 der heute ausge-<lb/> gebenen Kurliſte weiſt 8048 Parteien mit 21466<lb/> Perſonen aus.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Auszeichnung.</hi> </head> <p>Das von unſerem Blatte<lb/> am 16. Mai d. J. gebrachte „Feſtſpiel“ unſeres<lb/> Mödlinger Korreſpondenten Herrn Prof. Hermann<lb/><hi rendition="#g">Hoffmann</hi> wurde zur Vorfeier der kaiſerlichen<lb/> Geburtsfeier am Marienbader Stadttheater in Gegen-<lb/> wart des Königs von England mit großem Erfolge<lb/> aufgeführt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Goldenes Prieſterjubiläum.</hi> </head> <p>Ver-<lb/> gangenen Sonntag feierte hier der Erzbiſchof von<lb/> Agram, Dr. Georg <hi rendition="#g">Poſilovics,</hi> ſein fünfzigjähriges<lb/> Prieſterjubiläum, aus welchem Anlaſſe unter Führung<lb/> des Auxiliarbiſchofs und Domkapitnlars <hi rendition="#g">Suk</hi> ein-<lb/> Abordnung von 10 Geiſtlichen des dortigen Dome<lb/> kapitels erſchien, um die Glückwünſche desſelben zu<lb/> übermitteln. Um 9 Uhr zelebrierte der Jubelprieſter<lb/> unter Aſſiſtenz ſeiner und der hieſigen Geiſtlichkeit in<lb/><supplied>d</supplied>er Pfarrkirche eine feierliche Meſſe und um 1 Uhr<lb/> mittags fand in Sukfüll’s Grand Hotel „Grüner<lb/> Baum“, dem Abſteigquartier des Erzbiſchofs, ein<lb/> Diner ſtatt, dem neben der Abordnung des Dom-<lb/> kapitels Dr. G. <hi rendition="#g">Haſelberger,</hi> Pfarrer <hi rendition="#g">Frim</hi><lb/> mit der Geiſtlichkeit des Pfarrſprengels, ſerner Hotelier<lb/><hi rendition="#g">Sukfüll,</hi> Dr. <hi rendition="#g">Haidvogel</hi> und Dr. <hi rendition="#g">Smolcic</hi><lb/> zugezogen wurden. Während des Diners verlas einer<lb/> der Domherren die eingelangten Glückwunſchſchreiben,<lb/> darunter ein in beſonders herzlichem Tone abgefaßtes<lb/> Glückwunſchſchreiben des <hi rendition="#g">Kaiſers,</hi> des <hi rendition="#g">Papſtes,</hi><lb/> des Erzherzogs <hi rendition="#g">Leopold Salvator,</hi> des Banus<lb/> von Kroatien Baron <hi rendition="#g">Kraus</hi> u. ſ. w. Auch aus der<lb/> Heimatsgemeinde des Jubelprieſters, einem Dorfe an<lb/> der ſüdlichen Grenze von Kroatien, waren Glück-<lb/> wunſchſchreiben gekommen, und zwar ſeitens des<lb/> dortigen Ortsvorſtehers und des — Verſchönerungs-<lb/> vereines. Die große Zahl, der Depeſcheu und ihr<lb/> Inhalt gaben Zeugnis von der Beliebtheit, deren<lb/> ſich der greiſe Kirchenfürſt erfreut. Im Verlaufe des<lb/> Diners, das einen intimen, unoffiziellen Charakter<lb/> hatte, gedachte der Gefeierte auch ſeines Hausherrn,<lb/> des Hoteliers <hi rendition="#g">Sukfüll</hi> mit herzlichen Worten. Er<lb/> betonte ſpeziell die gaſtfreundliche Aufnahme, ſo daß<lb/> er kaum in ſeinem eigenen Heim dieſen Jubeltag<lb/> hätte behaglicher begehen können. Erzbiſchof <hi rendition="#g">Poſi-<lb/> lovics,</hi> der heute 75 Jahre alt iſt, in Wien ſtudiert<lb/> hat und lange Jahre Biſchof von Zengg war, hat<lb/> aus dieſem Anlaſſe den Betrag von 150.000 <hi rendition="#aq">K</hi> für<lb/> humanitäre Zwecke ſeiner Diezöſe gewidmet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Auszeichnung eines heimiſchen<lb/> Etabliſſements.</hi> </head> <p>Welcher Anerkennung die neu<lb/> eröffneten Geſellſchaftsräume im Grand Hotel „Grüner<lb/> Baum“ ſich erfreuen und wie weit der Ruf des<lb/> Hauſes gedrungen, davon gibt eine Depeſche Zeugnis,<lb/> die dieſer Tage an den Beſitzer des Etabliſſements<lb/> Herrn <hi rendition="#g">Sukfüll</hi> aus Luxemburg gelangt iſt. Die-<lb/> ſelbe hat folgenden Inhalt: „Die angenehmen Er-<lb/> innerungen Ihres Hauſes, wo ich manchen Badejour<lb/> erlebt, berechtigen mich, Ihnen und Ihrer Frau zum<lb/> ausgeführten Prachtbau zu gratulieren. Wünſche hin-<lb/> zufügend, die Zukunft möge eine ebenſo glückliche als<lb/> die Vergangenheit ſein.</p><lb/> <p> <hi rendition="#et">Prinzeſſin Karl v. <hi rendition="#g">Arenberg</hi>“.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Liederabend.</hi> </head> <p>Es war ein beſonderes<lb/> Wagnis der Konzertſängerin Ricca <hi rendition="#g">Breitenſtein,</hi><lb/> als ſie es unternahm, einen Liederabend zugunſten<lb/> der öſterreichiſchen Geſellſchaft „Weißes Kreuz“ in<lb/> Baden zu veranſtalten. Denn wer die Konzert-Ver-<lb/> hältniſſe im Sommer in Baden kennt, weiß, daß<lb/> ſeit Menſchengedenken ſolche künſtleriſche Unternehmun-<lb/> gen wenig Erfolg hatten. Das Wagnis iſt aber doch<lb/> geglückt. Der Liederabend dieſer Künſtlerin, welcher<lb/> am 11. d. M. im Feſtſaale des k. u. k. Sauerhofes<lb/> (Reſtaurant Heilſam) ſtattfand, hatte einen über-<lb/> raſchend glänzenden Erfolg; der Saal war lange vor<lb/> der angeſetzten Zeit von einem höchſt diſtinguierten<lb/> Publikum bis auf den letzten Platz gefüllt. Das<lb/> Programm war ebenfalls ein höchſt gewähltes. Die<lb/> Sängerin Ricca <hi rendition="#g">Breitenſtein,</hi> welche in Baden<lb/> von ihrer Mitwirkung bei den Sinfoniekonzerten<lb/> bereits rühmlichſt bekannt iſt, wurde gleich bei ihrem<lb/><cb/> Auftreten freundlich begrüßt und ſang zunächſt die<lb/> Lieder „Untreue“ von Cornelius, „Waſſerflut“ und<lb/> „Die Stadt“ von Schubert und „Zur Johannis-<lb/> nacht“ von Grieg und erntete damit vielen Beifall.<lb/> Hierauf folgte ein Violinvortrag unſeres hochge-<lb/> ſchätzten Konzertmeiſters Joſef <hi rendition="#g">Zimbler,</hi> welcher<lb/> die Romanze von L. v. Beethoven und die Konzert-<lb/> Mazurka von Zarzycki ſo meiſterhaft vortrug, daß er<lb/> lauten Beifall erntete und eine Zugabe leiſten mußte.<lb/> Unter ſteigendem Beifall ſetzte dann Frau <hi rendition="#g">Breiten-<lb/> ſtein</hi> ihren Liedervortrag fort; die ebenſo ſchönen<lb/> als ſchwierigen Lieder „Nur einmal ſag’“ von Horn,<lb/> „Der Freund“ und „Heimweh“ von Wolf, trug ſie<lb/> mit ihrer mächtigen, tadellos ausgebildeten Stimme<lb/> ſo hinreißend ſchön vor, daß alle Anweſenden tief<lb/> ergriffen waren. Rauſchender Applaus und herrliche<lb/> Blumenſpenden waren der Dank des entzückten Audi-<lb/> toriums. Nun folgte ein glänzender Klaviervortrag<lb/> des Prof. Karl <hi rendition="#g">Lafite,</hi> die <hi rendition="#aq">XII.</hi> ungariſche Rhap-<lb/> ſodie von Liszt, der einen ſtürmiſchen Beifall ent-<lb/> feſſelte, ſo daß die Piece wiederholt werden mußte.<lb/> Zum Schluſſe ſang Frau <hi rendition="#g">Breitenſtein</hi> von dieſem<lb/> Meiſter eine neue Kompoſition „Die Nacht“, ein<lb/> tiefempfundenes Lied und die ſelten gehörten, herr-<lb/> lichen Lieder von Schumann „Der Knabe mit dem<lb/> Wunderhorn“ und das „Wanderlied“ in ebenſo tadel-<lb/> laſer Weiſe wie die übrigen, ſo daß natürlich aber-<lb/> mals rauſchender Applaus folgte und Zugabe geleiſtet<lb/> werden mußte. Und ſo endete dieſer Liederabend ſo<lb/> ſchön wie er begonnen, ebenſo unter dem ſchönſten<lb/> Eindrucke. Um den glänzenden Erfolg des Abends<lb/> hatten außer den genannten Künſtlern ſich die Funk-<lb/> tionäre des Militärkurhauſes der öſterreichiſchen Ge-<lb/> ſellſchaft „Weißes Kreuz“ (Erzherzog Friedrich-<lb/> Stiftung) der Kommandant k. u. k. Major Leopold<lb/><hi rendition="#g">Srnka</hi> und der kaiſ. Rat Dr. <hi rendition="#g">Podzahradsky</hi><lb/> beſonders verdient gemacht, daß das Konzert das von<lb/> der Sängerin angeſtrebte Ziel auch erreicht wurde<lb/> und ein hübſches Reinerträgnis für das „Weiße<lb/> Kreuz“ brachte, wozu noch Se. k. u. k. Hoheit Erz-<lb/> herzog <hi rendition="#g">Friedrich</hi> eine namhafte Spende widmete.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Neue Zigarrenſorten.</hi> </head> <p>Seit geſtern,<lb/> dem 18. Auguſt, wurden neue Tabakſorte in Verſchleiß<lb/> gebracht und zwar „Cronas“-Zigarren für die obern<lb/> Zehntauſend (10 Stück 7 <hi rendition="#aq">K</hi>) und 2 Zigarettenarten,<lb/><hi rendition="#aq">A</hi> in Blechkaſſetten mit 100 Stück für 12 <hi rendition="#aq">K</hi> — dieſe<lb/> in Spezialitätentrafiken und <hi rendition="#aq">B</hi> in allgemeinen Ver-<lb/> ſchleißen — „Kaiſer“-Zigaretten <hi rendition="#aq">à 4 h.</hi> Die Tabak-<lb/> raucher ſind im letzten Jahre über die „Güte“ des<lb/> „ärariſchen Krautes“ nicht beſonders gut zu ſprechen;<lb/> vielleicht werden es die Jubiläumsſorten beſſern, was<lb/> die Tabakregie ſchlecht macht.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Schluß der Hundstage.</hi> </head> <p>Ein ſolches<lb/> Auguſtmedium, wie dies Jahr, haben wir ſchon lange<lb/> nicht erlebt. Die Tageswärme unter 15°, die nächt-<lb/> liche Temperatur unter 10, — ja bis 7°! Das hat<lb/> ſich nicht bald ein Sommermonat zu bieten erlaubt.<lb/> Dazu hatten wir beſonders Samstag und Sonntag<lb/> ein zwar nicht ausgeſprochenes, aber doch höchſt un-<lb/> angenehmes Regenwetter. Die Hitze des Hochſommers,<lb/> die uns ſchon im Juni vergnügte, fiel im Auguſt<lb/> ganz weg, da ſie doch die ſchönſte Gelegenheit gehabt<lb/> hätte, die Sommerkleider und — Hütte der Damen<lb/> ins Freie zu locken! Daher wurden auch manche<lb/> Sommerfeſte, die geplant waren, unmöglich gemacht.<lb/> Aber alles Klagen und Hadern hilft nichts. Vielleicht<lb/> wird der Herbſt gut machen, was der Sommer ver-<lb/> patzt hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Eine Alt-Badener Sonnenuhr-<lb/> Reminiszenz.</hi> </head> <p>Natürlich gibt es auch auf dem<lb/> Gebiete ſolcher Uhren in den Badener Park- und Berg-<lb/> anlagen nichts Neues unter der Sonne! Dieſer Tage<lb/> wieder fiel mir, gerade als ſich Phoebus hinter einem<lb/> dicken Plaid von Regenwolken vermummelte, ein groß-<lb/> väterliches Büchlein in die Hände, das einem Badener<lb/> Bürger gehörte und die Jahreszahl 1773 trägt. Sein<lb/> Beſitzer war Joſef <hi rendition="#g">Perger,</hi> der 1775 in Waid-<lb/> hofen a. d. Ybbs geborene und 1845 hier in Baden<lb/> verſtorbene Ortsrichter des ehemaligen Vororts<lb/> Gutenbrunn. Perger, ein Großvater der beiden uns<lb/> wohlbekannten kunſtverſtändigen Sammler <hi rendition="#g">Eduard</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Guſtav Perger,</hi> hatte im erſten Drittel des ver-<lb/> gangenen Jahrhunderts in der Nähe der „letzten<lb/> Station“ auf dem Kalvarienberge einen Beobachtungs-<lb/> tiſch mit einer Sonnenuhr errichtet, die durch ihr<lb/> Gnomon auch zur raſchen Ortsanffindung bei Bränden<lb/> in der Umgebung wertvolle Dienſte leiſtete. Heute<lb/> iſt auf jenem Bergesgipfel längſt die letzte Spur<lb/> dieſer anerkennenswerten Gelehrſamkeit verweht; das<lb/> Handbuch Pergers aber, das ihm als Führer durch<lb/> die Kunſt der „Gnomonica“ gedient und von ihm<lb/> handſchriftliche Notizen aufweiſt, iſt noch vorhanden<lb/> und gibt Zeugnis von ſeinen gemeinnützigen Beſtre-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Mittwoch Badener Zeitung 19. Auguſt 1908. Nr. 67.
Einſt waren wirkliche Schauſpieler für dieſelben da!
Heute werden ſämtliche Nebenrollen von ſogenannten
„Chorſängern“ vorgeführt. Daß man vom Souffleur
irgend einen Satz oft dreimal oder viermal hört, um
ſich dann vom Darſteller etwas ganz anderes erzählen
zu laſſen, wird jeder aufmerkſame Zuhörer beſtätigen.
Verſprechungen werden einfach von den Mitſpielenden
mit kaum verhaltener Heiterkeit quittiert. Wo bleiben
da die Spielleiter?? Die Dekorationen habe ich
ſchon als junger Leutnant geſehen, heute bin ich
bereits in Penſion und noch immer begrüße ich ſie,
wenn ich ins Theater gehe. Damals hatten ſie noch
Farbe aufzuweiſen, heute ſtarrt einem die ſchmutzige
Leinwand entgegen und die Holzſpreizen zeichnen ihre
Umriſſe darauf nach allen Richtungen, ohne daß man
die paar Kronen darauf verwendet, ſie mit neuer
Farbe aufzufriſchen.
Daß unter ſolchen Umſtänden von einer künſt-
leriſchen Leitung nicht die Rede ſein kann, wird
jedermann zugeſtehen, ohne biſſig zu ſein.
Wenn man beinahe ſechzehn Kronen für eine
Loge zu vier Perſonen nimmt, kann der Beſucher
doch wohl verlangen, daß die Vorſtellung ohne auf-
fallend ſtörende Zwiſchenfälle vor ſich geht.
So ſieht es gegenwärtig in unſerem Theater
aus. wo der Pächter keinen Pacht zahlt und nur
einnimmt. Seine Parole heißt: „Nur billig!“ Und
man hat noch nie gehört, daß er von der kompetenten
Aufſichtsbehörde zur Verantwortung gezogen wurde,
obwohl ſein Vertrag mit der Stadt dies ausdrücklich
bedingt.
Was alſo kann man von einem Leiter mit hohem
Pacht verlangen, der da mit Recht antworten kann:
„Ja, da bedauere ich unendlich, ich muß die Pacht-
ſumme erſchwingen — und da kann ich mich nicht
auf große Ausgaben einlaſſen“. Was dann folgt,
kann man ſich leicht ausmalen. Ich kann ein Lied
davon ſingen, denn in den verſchiedenen Garniſonen
habe ich ſo manches erlebt und möchte unſer neues
Theater davor bewahren, zum Tummelplatz gewiſſer
Elemente zu werden.
Bisher war das Theater wegen des Leiters da
— jetzt wäre es höchſte Zeit, daß einmal der Leiter
wegen des Theaters da wäre.
Ein alter Badner.
Gemeindewahlen in Weikersdorf. Heute
Mittwoch finden in der Nachbargemeinde Weikersdorf
die Wahlen im III. Wahlkörper ſtatt. Als Kandidaten
werden ſeitens des Wahlausſchuſſes die Herren Michael
Gſchiegl, Johann Spitzer, Michael Gayer d. J.
und Leopold Habres empfohlen.
Lokal-Nachrichten.
— Kaiſers Geburtsfeſt. Unter ungleich
größerem Aufwande von Gepränge wurde heuer im
Jubiläumsjahre das 78. Geburesfeſt des Kaiſers
gefeiert. Ein heiteres, ſonnenhelles Wetter, ein wahres
Kaiſerwetter, begünſtigte die Feier. Schon am frühen
Morgen leiteten Böllerſchüſſe die Feier ein, die dies-
mal unter Beteiligung des eben hier einquartierten
bosniſchen Jägerbataillons und einer Eskadron
Ulanen ſtattfand. Um 9 Uhr fand in der Stadt-
pfarrkirche ein vom Dechant Frim zelebriertes Hoch-
amt ſtatt. Zu demſelben hatten ſich eingefunden:
Erzherzogin Iſabelle mit Erzherzog Karl Albrecht
und den erzherzoglichen Töchtern, Oberſthofmeiſter
Graf Orſini-Roſenberg, Erzbiſchof Dr. Georg
Poſilovics von Agram, FZM. Freiherr von
Waldſtätten, FML. von Gſtöttner, GM.
v. Viditz, Stationskommandant Oberſt Krebs
v. Sturmwall, der Kommandant des Kurhauſes vom
„Weißen Kreuz“ Major Srnka, der Kommandant des
Militärſpitals Oberſtabsarzt Dr. Schuller, Oberſt v.
Schuſter, und eine große Anzahl hoher Offiziere,
Bezirkshauptmann Freiherr v. Egger, Finanzrat
Dr. Dorfinger, Bezirksrichter Dr. Hink, Ober-
poſtverwalter Schmidt, Bürgermeiſter Dr. Trenner
und Vizebürgermeiſter Bruſatti mit einer großen
Anzahl Gemeindeausſchüſſen, eine Abordnung des
Gendarmerie-Poſtenkommandos, der hieſige Veteranen-
verein mit Muſik u. ſ. w. Während der einzelnen
Phaſen des Feſtgottesdienſtes gab das auf dem
Kirchenplatze aufgeſtellte Jägerbataillon Salven ab,
das auch die entſprechenden Ehrenbezeigungen bei der
Abfahrt des Hofes leiſtete. Nach Schluß des Gottes-
dienſtes rangierte ſich das Militär und der Vete-
ranenverein zur Defilierung, die FZM. Freiherr
v. Waldſtätten abnahm. — In Weikersdorf
fand ſchon am Abend vorher eine Kaiſerfeier ſtatt.
Von dem feſtlich beleuchteten Rathausturme blies ein
Trompeterkorps patriotiſche Märſche in die Nacht
hinaus und um 9 Uhr wurde ein hübſches Feuer-
werk abgebrannt, dem eine ungeheure Menſchenmenge
— man ſchätzt die Zahl auf za. 5000 — beiwohnte.
Am Dienstag morgens fand in der St. Helenenkirche
ein Feſtgottesdienſt ſtatt, dem Bürgermeiſter Joſef
Trenner, Vizebürgermeiſter Gall und viele Ge-
meindeausſchüſſe beiwohnten. — Auch im hieſigen
iſraelitiſchen Tempel fand ein ſolenner Feſtgottesdienſt
ſtatt, dem der Präſes der Gemeinde, Herr Moriz
Leitner, mit dem geſamten Kultusvorſtande bei-
wohnte.
— Kurliſte. Die Nr. 111 der heute ausge-
gebenen Kurliſte weiſt 8048 Parteien mit 21466
Perſonen aus.
— Auszeichnung. Das von unſerem Blatte
am 16. Mai d. J. gebrachte „Feſtſpiel“ unſeres
Mödlinger Korreſpondenten Herrn Prof. Hermann
Hoffmann wurde zur Vorfeier der kaiſerlichen
Geburtsfeier am Marienbader Stadttheater in Gegen-
wart des Königs von England mit großem Erfolge
aufgeführt.
— Goldenes Prieſterjubiläum. Ver-
gangenen Sonntag feierte hier der Erzbiſchof von
Agram, Dr. Georg Poſilovics, ſein fünfzigjähriges
Prieſterjubiläum, aus welchem Anlaſſe unter Führung
des Auxiliarbiſchofs und Domkapitnlars Suk ein-
Abordnung von 10 Geiſtlichen des dortigen Dome
kapitels erſchien, um die Glückwünſche desſelben zu
übermitteln. Um 9 Uhr zelebrierte der Jubelprieſter
unter Aſſiſtenz ſeiner und der hieſigen Geiſtlichkeit in
der Pfarrkirche eine feierliche Meſſe und um 1 Uhr
mittags fand in Sukfüll’s Grand Hotel „Grüner
Baum“, dem Abſteigquartier des Erzbiſchofs, ein
Diner ſtatt, dem neben der Abordnung des Dom-
kapitels Dr. G. Haſelberger, Pfarrer Frim
mit der Geiſtlichkeit des Pfarrſprengels, ſerner Hotelier
Sukfüll, Dr. Haidvogel und Dr. Smolcic
zugezogen wurden. Während des Diners verlas einer
der Domherren die eingelangten Glückwunſchſchreiben,
darunter ein in beſonders herzlichem Tone abgefaßtes
Glückwunſchſchreiben des Kaiſers, des Papſtes,
des Erzherzogs Leopold Salvator, des Banus
von Kroatien Baron Kraus u. ſ. w. Auch aus der
Heimatsgemeinde des Jubelprieſters, einem Dorfe an
der ſüdlichen Grenze von Kroatien, waren Glück-
wunſchſchreiben gekommen, und zwar ſeitens des
dortigen Ortsvorſtehers und des — Verſchönerungs-
vereines. Die große Zahl, der Depeſcheu und ihr
Inhalt gaben Zeugnis von der Beliebtheit, deren
ſich der greiſe Kirchenfürſt erfreut. Im Verlaufe des
Diners, das einen intimen, unoffiziellen Charakter
hatte, gedachte der Gefeierte auch ſeines Hausherrn,
des Hoteliers Sukfüll mit herzlichen Worten. Er
betonte ſpeziell die gaſtfreundliche Aufnahme, ſo daß
er kaum in ſeinem eigenen Heim dieſen Jubeltag
hätte behaglicher begehen können. Erzbiſchof Poſi-
lovics, der heute 75 Jahre alt iſt, in Wien ſtudiert
hat und lange Jahre Biſchof von Zengg war, hat
aus dieſem Anlaſſe den Betrag von 150.000 K für
humanitäre Zwecke ſeiner Diezöſe gewidmet.
— Auszeichnung eines heimiſchen
Etabliſſements. Welcher Anerkennung die neu
eröffneten Geſellſchaftsräume im Grand Hotel „Grüner
Baum“ ſich erfreuen und wie weit der Ruf des
Hauſes gedrungen, davon gibt eine Depeſche Zeugnis,
die dieſer Tage an den Beſitzer des Etabliſſements
Herrn Sukfüll aus Luxemburg gelangt iſt. Die-
ſelbe hat folgenden Inhalt: „Die angenehmen Er-
innerungen Ihres Hauſes, wo ich manchen Badejour
erlebt, berechtigen mich, Ihnen und Ihrer Frau zum
ausgeführten Prachtbau zu gratulieren. Wünſche hin-
zufügend, die Zukunft möge eine ebenſo glückliche als
die Vergangenheit ſein.
Prinzeſſin Karl v. Arenberg“.
— Liederabend. Es war ein beſonderes
Wagnis der Konzertſängerin Ricca Breitenſtein,
als ſie es unternahm, einen Liederabend zugunſten
der öſterreichiſchen Geſellſchaft „Weißes Kreuz“ in
Baden zu veranſtalten. Denn wer die Konzert-Ver-
hältniſſe im Sommer in Baden kennt, weiß, daß
ſeit Menſchengedenken ſolche künſtleriſche Unternehmun-
gen wenig Erfolg hatten. Das Wagnis iſt aber doch
geglückt. Der Liederabend dieſer Künſtlerin, welcher
am 11. d. M. im Feſtſaale des k. u. k. Sauerhofes
(Reſtaurant Heilſam) ſtattfand, hatte einen über-
raſchend glänzenden Erfolg; der Saal war lange vor
der angeſetzten Zeit von einem höchſt diſtinguierten
Publikum bis auf den letzten Platz gefüllt. Das
Programm war ebenfalls ein höchſt gewähltes. Die
Sängerin Ricca Breitenſtein, welche in Baden
von ihrer Mitwirkung bei den Sinfoniekonzerten
bereits rühmlichſt bekannt iſt, wurde gleich bei ihrem
Auftreten freundlich begrüßt und ſang zunächſt die
Lieder „Untreue“ von Cornelius, „Waſſerflut“ und
„Die Stadt“ von Schubert und „Zur Johannis-
nacht“ von Grieg und erntete damit vielen Beifall.
Hierauf folgte ein Violinvortrag unſeres hochge-
ſchätzten Konzertmeiſters Joſef Zimbler, welcher
die Romanze von L. v. Beethoven und die Konzert-
Mazurka von Zarzycki ſo meiſterhaft vortrug, daß er
lauten Beifall erntete und eine Zugabe leiſten mußte.
Unter ſteigendem Beifall ſetzte dann Frau Breiten-
ſtein ihren Liedervortrag fort; die ebenſo ſchönen
als ſchwierigen Lieder „Nur einmal ſag’“ von Horn,
„Der Freund“ und „Heimweh“ von Wolf, trug ſie
mit ihrer mächtigen, tadellos ausgebildeten Stimme
ſo hinreißend ſchön vor, daß alle Anweſenden tief
ergriffen waren. Rauſchender Applaus und herrliche
Blumenſpenden waren der Dank des entzückten Audi-
toriums. Nun folgte ein glänzender Klaviervortrag
des Prof. Karl Lafite, die XII. ungariſche Rhap-
ſodie von Liszt, der einen ſtürmiſchen Beifall ent-
feſſelte, ſo daß die Piece wiederholt werden mußte.
Zum Schluſſe ſang Frau Breitenſtein von dieſem
Meiſter eine neue Kompoſition „Die Nacht“, ein
tiefempfundenes Lied und die ſelten gehörten, herr-
lichen Lieder von Schumann „Der Knabe mit dem
Wunderhorn“ und das „Wanderlied“ in ebenſo tadel-
laſer Weiſe wie die übrigen, ſo daß natürlich aber-
mals rauſchender Applaus folgte und Zugabe geleiſtet
werden mußte. Und ſo endete dieſer Liederabend ſo
ſchön wie er begonnen, ebenſo unter dem ſchönſten
Eindrucke. Um den glänzenden Erfolg des Abends
hatten außer den genannten Künſtlern ſich die Funk-
tionäre des Militärkurhauſes der öſterreichiſchen Ge-
ſellſchaft „Weißes Kreuz“ (Erzherzog Friedrich-
Stiftung) der Kommandant k. u. k. Major Leopold
Srnka und der kaiſ. Rat Dr. Podzahradsky
beſonders verdient gemacht, daß das Konzert das von
der Sängerin angeſtrebte Ziel auch erreicht wurde
und ein hübſches Reinerträgnis für das „Weiße
Kreuz“ brachte, wozu noch Se. k. u. k. Hoheit Erz-
herzog Friedrich eine namhafte Spende widmete.
— Neue Zigarrenſorten. Seit geſtern,
dem 18. Auguſt, wurden neue Tabakſorte in Verſchleiß
gebracht und zwar „Cronas“-Zigarren für die obern
Zehntauſend (10 Stück 7 K) und 2 Zigarettenarten,
A in Blechkaſſetten mit 100 Stück für 12 K — dieſe
in Spezialitätentrafiken und B in allgemeinen Ver-
ſchleißen — „Kaiſer“-Zigaretten à 4 h. Die Tabak-
raucher ſind im letzten Jahre über die „Güte“ des
„ärariſchen Krautes“ nicht beſonders gut zu ſprechen;
vielleicht werden es die Jubiläumsſorten beſſern, was
die Tabakregie ſchlecht macht.
— Schluß der Hundstage. Ein ſolches
Auguſtmedium, wie dies Jahr, haben wir ſchon lange
nicht erlebt. Die Tageswärme unter 15°, die nächt-
liche Temperatur unter 10, — ja bis 7°! Das hat
ſich nicht bald ein Sommermonat zu bieten erlaubt.
Dazu hatten wir beſonders Samstag und Sonntag
ein zwar nicht ausgeſprochenes, aber doch höchſt un-
angenehmes Regenwetter. Die Hitze des Hochſommers,
die uns ſchon im Juni vergnügte, fiel im Auguſt
ganz weg, da ſie doch die ſchönſte Gelegenheit gehabt
hätte, die Sommerkleider und — Hütte der Damen
ins Freie zu locken! Daher wurden auch manche
Sommerfeſte, die geplant waren, unmöglich gemacht.
Aber alles Klagen und Hadern hilft nichts. Vielleicht
wird der Herbſt gut machen, was der Sommer ver-
patzt hat.
— Eine Alt-Badener Sonnenuhr-
Reminiszenz. Natürlich gibt es auch auf dem
Gebiete ſolcher Uhren in den Badener Park- und Berg-
anlagen nichts Neues unter der Sonne! Dieſer Tage
wieder fiel mir, gerade als ſich Phoebus hinter einem
dicken Plaid von Regenwolken vermummelte, ein groß-
väterliches Büchlein in die Hände, das einem Badener
Bürger gehörte und die Jahreszahl 1773 trägt. Sein
Beſitzer war Joſef Perger, der 1775 in Waid-
hofen a. d. Ybbs geborene und 1845 hier in Baden
verſtorbene Ortsrichter des ehemaligen Vororts
Gutenbrunn. Perger, ein Großvater der beiden uns
wohlbekannten kunſtverſtändigen Sammler Eduard und
Guſtav Perger, hatte im erſten Drittel des ver-
gangenen Jahrhunderts in der Nähe der „letzten
Station“ auf dem Kalvarienberge einen Beobachtungs-
tiſch mit einer Sonnenuhr errichtet, die durch ihr
Gnomon auch zur raſchen Ortsanffindung bei Bränden
in der Umgebung wertvolle Dienſte leiſtete. Heute
iſt auf jenem Bergesgipfel längſt die letzte Spur
dieſer anerkennenswerten Gelehrſamkeit verweht; das
Handbuch Pergers aber, das ihm als Führer durch
die Kunſt der „Gnomonica“ gedient und von ihm
handſchriftliche Notizen aufweiſt, iſt noch vorhanden
und gibt Zeugnis von ſeinen gemeinnützigen Beſtre-
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