Badener Zeitung. Nr. 58, Baden (Niederösterreich), 21.07.1909. Nr. 58 Mittwoch Badener Zeitung 21. Juli 1909 [Spaltenumbruch] des Deutschtums angesehen werden, dann ist Wir haben dies geschrieben, um jene Baden, am 20. Juli 1909. Lokal-Nachrichten. -- Hofnachricht. Erzherzog Rainer und -- Todesfälle. In Klosterneuburg starb -- Personalnachricht. In Baden sind zum -- Promotionen. Morgen Donnerstag, [Spaltenumbruch] -- Aerztliche Nachricht. Zahnarzt Dr. -- Rosenfest. Also am letzten Samstag spielte Das Fest wurde von unserem rührigen Ver- -- Die Mode für Auto und Reise. Eine [Spaltenumbruch] Knabe so schwer, begriff nur langsam und die Lehrer Bei seiner Rückkehr am 11. August empfängt Am 30. August war das Begräbnis der Mutter Auf Autoren-Honorare wirft die Tatsache ein Am 25. November 1832 fand im Hause des Am 25. Dezember wurde im Hause des Hof- Im Jahre 1833, vom Februar bis September, Am 16. September desselben Jahres war Prokesch Im Jahre 1834 macht Prokesch mit dem bayri- Am 18. Oktober 1834 reist Prokesch in den Nun noch ein paar Schlaglichter aus den Tage- Man besuchte viel das Theater, dessen Reper- Dagegen scheinen die Opernvorstellungen auf Im Hause seines Schwiegervaters, des Hofrates Im dritten Gesellschaftskonzert wurde im Jahre Nr. 58 Mittwoch Badener Zeitung 21. Juli 1909 [Spaltenumbruch] des Deutſchtums angeſehen werden, dann iſt Wir haben dies geſchrieben, um jene Baden, am 20. Juli 1909. Lokal-Nachrichten. — Hofnachricht. Erzherzog Rainer und — Todesfälle. In Kloſterneuburg ſtarb — Perſonalnachricht. In Baden ſind zum — Promotionen. Morgen Donnerstag, [Spaltenumbruch] — Aerztliche Nachricht. Zahnarzt Dr. — Roſenfeſt. Alſo am letzten Samstag ſpielte Das Feſt wurde von unſerem rührigen Ver- — Die Mode für Auto und Reiſe. Eine [Spaltenumbruch] Knabe ſo ſchwer, begriff nur langſam und die Lehrer Bei ſeiner Rückkehr am 11. Auguſt empfängt Am 30. Auguſt war das Begräbnis der Mutter Auf Autoren-Honorare wirft die Tatſache ein Am 25. November 1832 fand im Hauſe des Am 25. Dezember wurde im Hauſe des Hof- Im Jahre 1833, vom Februar bis September, Am 16. September desſelben Jahres war Prokeſch Im Jahre 1834 macht Prokeſch mit dem bayri- Am 18. Oktober 1834 reiſt Prokeſch in den Nun noch ein paar Schlaglichter aus den Tage- Man beſuchte viel das Theater, deſſen Reper- Dagegen ſcheinen die Opernvorſtellungen auf Im Hauſe ſeines Schwiegervaters, des Hofrates Im dritten Geſellſchaftskonzert wurde im Jahre <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#aq">Nr. 58 Mittwoch Badener Zeitung 21. 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Pardon,<lb/> das heißt, man mußte wieder einmal zugeſtehen, daß<lb/> es ſo viele der Spielarten an Roſen gibt, als ihrer<lb/> Frauennamen im Kalender ſtehen. Und weil denn alle<lb/> dieſe dem lieben Gott ſehr aus Herz gewachſen ſind,<lb/> wie ſie da vom Neujahrs- bis zum Silveſtertage<lb/> ſämtlich heißen, ſo verſcheuchte er die dunklen Wolken<lb/> von ſeinem ſchmunzelnden Angeſicht und hatte ein<lb/> Einſehen. Wohin? Nun denn, in die fabelhaft ſchön<lb/> erleuchteten Alleen, wo doch ſo reizende Roſen aller<lb/> Züchtungen auf- und abwandelten, mit den Tautropfen<lb/> (um 500 Kronen das Stück) im Ohrläppchen, jede<lb/> einzelne hübſch eingehüllt in ihren Tüll-, Mouſſelin-<lb/> oder Battiſtkelch, und ſich auf ihrem zartbeſtrumpften<lb/> Doppelſtengelchen wiegend, in ſchüchterner Abwehr der<lb/> Bienen, Weſpen und Hummeln, die ſie umbummeln.<lb/> Und da wären wir denn unverſehens ſchon bei den<lb/> Konſequenzen angelangt. So dir geſchenkt ein<lb/> Knöſplein was, ſo begieße es fürſorglich ein wenig<lb/> mit Walzermuſik und ſtell’ es in ein Champagnerglas<lb/> und du wirſt ſehen, was es alles Schönes — —<lb/> „treibt“. Merkwürdig, wie’s doch bei all dieſen<lb/> Sommerfeſten in der erſten ſchwachen Stunde ſo<lb/> furchtbar ſittſam und zurückhälteriſch zugeht, wenn<lb/> die duftenden Zentifolien noch ſo ausſchauen, als ob<lb/> ſie nicht bis hundert zählen könnten, wenn ſich die<lb/> Strohwitwer noch nicht recht an eine Surrogattin<lb/> herantrauen und wenn das „Mädchen aus der Ge-<lb/> ſellſchaft“ mit der fünfeckigſten Geberde der Welt aus<lb/> ihrem momentanen Zeltleben heraustritt und dem<lb/> ahnungsloſen Vorbeiziehenden mit der keuſchen Bitte<lb/> im Wege lagert: „Eine Roſe, bitte, junger Herr, eine<lb/> Roſe; koſtet <hi rendition="#g">nur</hi> eine Krone!“ ..... Enttäuſcht<lb/> wirft man der Flehenden einen umflorten Blick zu<lb/> und denkt ſich im Stillen: Alſo auch <hi rendition="#g">du</hi> nicht ohne<lb/> Dornen! Dann aber, wenn die Koriandoli die Luft<lb/> verfinſtern und die Roſen alle Zucht vergeſſen und<lb/> zu wilden werden, wenn ſie ſich im Sturme der<lb/> Leidenſchaft mit Wonne entblättern laſſen und manches<lb/> Röslein zerzauſt das gekräuſelte Köpfchen trotzig in<lb/> die Höhe wirft, dann erſt werden ſie ihres kurzen<lb/> Daſeins inne, vergeſſen mit eins das Stechen und<lb/> verlegen ſich aufs Betäuben. — Tanz gab’s und Scherz,<lb/> Walzertraum und ſchwüle Julinacht, weiße, höfliche<lb/> Manſchetten und entzückende Prinzeßkleidchen mit<lb/> Oberlicht, koſtbare Varietäten und Hundsroſen, Augen-<lb/> duelle und Militärmuſik, gefüllte Kaſſen und leere<lb/> Portemonnaies, gehobene Stimmung und ebenſolche<lb/> Spitzenjupons, ſehnende Herzen und hie und da auch<lb/> gähnende Mündchen. Der Jubel und die Fröhlichkeit<lb/> dauerten bis zu jener Frühſtunde, da die daheimge-<lb/> bliebenen Roſen ſchon langſam mit der Morgen-<lb/><cb/> toilette begannen, während jene erſt vom Balle müde<lb/> heimgeſchleift wurden, den bunten Schmetterlingsflitter<lb/> von den Blättern ſchüttelten, ſich die ſo leicht ge-<lb/> brochenen Dornen wieder zurecht richteten und ach,<lb/> ſo dringend ein wenig des Auffriſchens bedurften.<lb/> Man würde ſicherlich nach durchtanzter Nacht die<lb/> Frauen nicht mit Roſen vergleichen, wenn man ſich<lb/> nicht mit Walzerklängen im Ohre heimlich fragen<lb/> müßte, wo denn eigentlich der Unterſchied ſtecke<lb/> zwiſchen einer Marſchall Niel und einer „Geſchiedenen<lb/> Frau“, zwiſchen einer „Luſtigen Witwe“ und einer<lb/> Pompadour?</p> <byline> <hi rendition="#aq">T—g.</hi> </byline> </div><lb/> <div n="3"> <p>Das Feſt wurde von unſerem rührigen Ver-<lb/> ſchönerungsvereine unter der Leitung ſeines Präſes-<lb/> ſtellvertreters des GR. <hi rendition="#g">La<supplied>ſ</supplied>chitz</hi> unter Mitwirkung<lb/> von Damen aus der Geſellſchaft veranſtaltet. In den<lb/> ſechs Zelten fungierten die Damen: Lina König,<lb/> Vilma Haidner, Mathilde Hanft, Emma König, Hanſi<lb/> Sukfüll, Mitzi Hanauſek, Guſti Prager, Joſefine und<lb/> Valerie Schmidt. Paula Blau, Tilly Halpern, Cer-<lb/> line Balten, Re<supplied>ſ</supplied>a v. Rothenburg, Laura Wally, Elſe<lb/> Haßmann, Bertha Klein, Riſa Klein, Julie Scheck,<lb/> Lena und Lotte Scheck, M. Watzenauer, Karoline<lb/> Bähr, Emma Herlitſchka, Grete Porndo<supplied cert="high">r</supplied>fer, Mitzi<lb/> Schwarz, Fanni Weber, Fritzi Weislein, Kohllieb<lb/> Elſa Alten, Ottilie Alten, Amelie, Grete und Olga<lb/> Braun. Um 10 Uhr nachts war Blumen-Prämien-<lb/> verteilung, bei welcher auf folgende Beſitzer der<lb/> Eintrittskarten Prämien entfielen: Nr. 3548, 400,<lb/> 3514, 1054, 3802, 2501, 3737, 4451, 880, 4413,<lb/> 1380, 2139, 1891, 1336, 1971.</p> </div> </div><lb/> <div xml:id="mode1" next="#mode2" type="jArticle" n="2"> <head>— <hi rendition="#g">Die Mode für Auto und Reiſe.</hi> </head> <p>Eine<lb/> zarte, feine Schöne, die für Freude und Sonnen-<lb/> ſchein geſchaffen ſchien, bleibt verlaſſen in Paris<lb/> zurück, da alle Welt auf Reiſen geht: die <hi rendition="#g">Lingerie-<lb/> toilette.</hi> Die Mode hat ihr große Verſprechungen<lb/> gemacht und ſie hatte ſich denn auch recht kokett und<lb/> allerliebſt für den Sommer herausgeputzt. Nun fragt<lb/> niemand nach ihr. Gleichgültig ſtreift ſie ein Blick<lb/> der Dame, die den Modeſalon beſucht, um noch<lb/> ſchnell vor der Abreiſe einen warmen Mantel zu be-<lb/> ſchaffen. Im letzten Sommer galt es, bei Fernfahrten<lb/> im <hi rendition="#g">Automobil</hi> dem Staub Trotz zu bieten, und<lb/> ſo ward der Tuſſormantel als geeignet befunden.<lb/> Jetzt muß man unter warmen Hüllen Schutz vor<lb/> Regen und kühler Temperatur ſuchen. <hi rendition="#g">Rauhaarige<lb/> Stoffe</hi> aus <hi rendition="#g">ſchottiſchen</hi> und aus <hi rendition="#g">engliſchen<lb/> Wollgeweben</hi> ſcheinen dem ſtärkſten Wetter ſtand-<lb/> halten zu können und ihre matten bedeckten Farben-<lb/> miſchungen beſitzen nichts von der Empfindlichkeit<lb/> ſonſtiger Sommermodedinge. Die bekannte Nordfolk-<lb/> form iſt für den Zuſchnitt erkoren. Mit ihren doppelt<lb/> übereinander tretenden Vorderteilen gewährt ſie die<lb/> Wärme, die der Julihimmel bis jetzt noch v<supplied>e</supplied>rſagt.<lb/> Die Weite dieſer Faſſon bietet Bequemlichkeit genug,<lb/> doch ein Gürtel faßt die Falten im Rücken zuſammen</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div next="#prokesch4" xml:id="prokesch3" prev="#prokesch2" type="jArticle" n="2"> <p>Knabe ſo ſchwer, begriff nur langſam und die Lehrer<lb/> zweifelten oft an ihm“. Lätitia rühmte ihre Söhne<lb/> Joſef und Lucian und klagte viel über Maria Louiſe.<lb/> Prokeſch nahm beim Abſchied den Eindruck einer<lb/> braven, ſchwergekränkten, heldenmütigen Frau mit ſich.<lb/> Am 22. Juli hatte er nochmals Audienz beim Papſte,<lb/> den er als guten, aber kindiſchen und ſeine Zeit ver-<lb/> tändelnden Mann vermerkt. Er verließ am 24. Juli<lb/> Rom und <supplied>e</supplied>rfährt in Bologna am 1. Auguſt den<lb/> Tod Reichſtadt’s.</p><lb/> <p>Bei ſeiner Rückkehr am 11. Auguſt empfängt<lb/> er aus der Hand Metternich’s, als ein Andenken an<lb/> den Papſt, eine Doſe in Brillanten.</p><lb/> <p>Am 30. Auguſt war das Begräbnis der Mutter<lb/> von Fanny Elßler. Prokeſch trägt unter ſeinen<lb/> Tagebuchnotizen unterm 17. September ein: „Auch<lb/> Fanny iſt gealtert“.</p><lb/> <p>Auf Autoren-Honorare wirft die Tatſache ein<lb/> Licht, daß Gerold Prokeſch für ſeine Reichſtadt-<lb/> Broſchüre 10 Dukaten anbot, dieſer aber darüber ſo<lb/> entrüſtet war, daß er das Manuſkript ſofort an<lb/> Schneller ſandte.</p><lb/> <p>Am 25. November 1832 fand im Hauſe des<lb/> Hofrates Kieſewetter die Vermählung von deſſen<lb/> Tochter Irene mit Prokeſch ſtatt. Als Beiſtände fun-<lb/> gierten vier Oberſte: Graf Paar, Graf Schlick, Peter<lb/> Zanini und Baron Schön.</p><lb/> <p>Am 25. Dezember wurde im Hauſe des Hof-<lb/> rates Kleyle der Weihnachtsbaum angezündet, bei<lb/> welcher Gelegenheit Prokeſch den Luſtſpieldichter<lb/> Bauernfeld kennen lernte.</p><lb/> <p>Im Jahre 1833, vom Februar bis September,<lb/> unternahm Prokeſch eine Reiſe nach Egypten, er<lb/> brachte davon für die Menagerie von Schönbrunn<lb/> Antilopen und einen Hermaphroditbock mit.</p><lb/> <p>Am 16. September desſelben Jahres war Prokeſch<lb/> bei der Zuſammenkunft des Kaiſer Franz mit Kaiſer<lb/><cb/> Nikolaus in Münchengrätz zugegen. Er ſchildert Kaiſer<lb/> Nikolaus als einen ſchönen Mann mit vieler mili-<lb/> täriſcher Haltung, er dürfte nicht unterrichtet, aber<lb/> kräftigeren Schlages als unſere Prinzen ſein. Dieſe<lb/> Zuſammenkunft trägt dem Fürſten Metternich eine<lb/> Doſe mit dem Porträt des Kaiſers im Werte von<lb/> 26.000 Rubel und Prokeſch das Komthurkreuz des<lb/> Annenordens in Brillanten ein.</p><lb/> <p>Im Jahre 1834 macht Prokeſch mit dem bayri-<lb/> ſchen Kronprinzen Max einen Ausflug nach Brünn.<lb/> Er macht einen ſehr unterrichteten und anregenden<lb/> Eindruck. Er klagt über feine und Otto’s (Königs von<lb/> Griechenland) Erziehung, ſchildert letzteren durch<lb/> Pfäfferei faſt verdummt. Während des rührenden<lb/> Empfanges in Syra war er vor Skrupel totenblaß,<lb/> ob ſeine letzte Beichte wohl giltig war. Einen komi-<lb/> ſchen Eindruck macht auf Prokeſch der König von<lb/> Bayern mit ſeinen gewaltſamen und heftigen Bewe-<lb/> gungen, er faßt Prokeſch oft am Rocke, bis dieſer ihn<lb/> zuletzt in einen Winkel manövriert, um ihn zur Ruhe<lb/> zu zwingen. Deſſenungeachtet gewinnt er bei näherem<lb/> Umgange.</p><lb/> <p>Am 18. Oktober 1834 reiſt Prokeſch in den<lb/> Orient, wo er bis 1849 blieb, dann den Geſandten-<lb/> poſten in Berlin und Frankfurt verſah und Ende<lb/> 1855 Internuntius in Konſtantinopel wurde. Er ſtarb<lb/> am 26. Oktober 1876.</p><lb/> <p>Nun noch ein paar Schlaglichter aus den Tage-<lb/> büchern zur Illuſtration des geſellſchaftlichen und<lb/> ſchöngeiſtigen Wien des Vormärz.</p><lb/> <p>Man beſuchte viel das Theater, deſſen Reper-<lb/> toire ein für den heutigen Geſchmack unſeres blaſierten<lb/> Publikums kein paſſendes geweſen wäre, ſo verzeichnet<lb/> Prokeſch unterm 20. Mai 1830: in Kotzebues<lb/> „Menſchenhaß und Reue“ geweſen, was mich rührt.<lb/> Am 1. November wurde Raupachs „Schuld und<lb/> Sühne“ aufgeführt. Anläßlich einer Aufführung von<lb/><cb/> „Don Carlos“ raiſonnierte Prokeſch ſummariſch:<lb/> Schlechte Aufführung, Korn vergreift den Marquis<lb/> Poſa, die Demoiſelle Gley (nachmalige Rettich) die<lb/> Eboli und Demoiſelle Peche die Eliſabeth.</p><lb/> <p>Dagegen ſcheinen die Opernvorſtellungen auf<lb/> Prokeſch mehr Eindruck gemacht zu haben. Er hört<lb/> in „Othello“ die berühmte Paſta und Rubini ſingen,<lb/> rühmt unterm 21. Jänner 1831 von Roſſinis:<lb/> „Wilhelm Tell“ „ſchöne Muſik, treffliche Chöre“.<lb/> Mit Paar und Irene Kieſewetter beſucht er im Joſef-<lb/> ſtädter-Theater Bellinis liebliche Oper „Die Kapuletts<lb/> und Montagues“, in der Sabine Heinefetter, auch<lb/> eine Geſangsheroine, den Romeo ſang.</p><lb/> <p>Im Hauſe ſeines Schwiegervaters, des Hofrates<lb/> Kieſewetter, wurde viel muſiziert, dort war auch<lb/> Baron Schönſtein, ein damals berühmter Schubert-<lb/> Sänger, ein gern geſehener Gaſt. Irene Kieſewetter,<lb/> die nachmalige Gattin Prokeſchs, ſpielte vortrefflich<lb/> Klavier und ſtudierte, wie eine Tagebucheintragung<lb/> vom 15. Dezember 1830 entnehmen läßt, auch<lb/> Generalbaß. Es wurde klaſſiſche Muſik gemacht:<lb/> Beethoven, Jenger: Paſtoral-Symphonie, Mozart, ja,<lb/> ſelbſt alte Muſik, Pſalmen von Marcello, wird auf-<lb/> geführt. Auch im Hauſe der Geſchwiſter Fröhlich wird<lb/> die Muſik kultiviert, u. zw. ſogar alte Muſik von<lb/> Kaldara und Adolfini. Die Zuhörer ſind Maler,<lb/> Dichter, Muſiker.</p><lb/> <p>Im dritten Geſellſchaftskonzert wurde im Jahre<lb/> 1831 Beethovens Paſtoral-Symphonie vortrefflich<lb/> aufgeführt, dann ſang die Tochter der Schauſpielerin<lb/> Löwe eine Arie aus Bellinis: <hi rendition="#aq">„La straniera“</hi> und<lb/> Thalberg trug ein von ihm verfaßtes Klavierkonzert<lb/> vor. Sowohl Lachner als Randhartinger haben Ge-<lb/> dichte Prokeſchs in Muſik geſetzt. Ja ſelbſt Irene<lb/> Kieſewetter komponierte ein Lied: „Das Leiermädchen“,<lb/> deſſen Text von Prokeſch herrührte. Wirft man noch<lb/> einen Blick auf die von Prokeſch verzeichnete Lektüre,</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 58 Mittwoch Badener Zeitung 21. Juli 1909
des Deutſchtums angeſehen werden, dann iſt
dies das Grabgeläute deutſcher Kultur in
Oeſterreich.
Wir haben dies geſchrieben, um jene
Deutſchen, welche ihr heiligſtes Gut wirklich
verteidigen wollen, inſtändigſt zu bitten,
die wirkliche „Freie Schule“ mit
aller Kraft zu unterſtützen und wir
hielten es geradezu für eine Ehrenſache der
„Badener Zeitung“, uns in dieſem Sinne
vor aller Welt zu äußern.
Baden, am 20. Juli 1909.
Lokal-Nachrichten.
— Hofnachricht. Erzherzog Rainer und
Erzherzogin Marie, die in den letzten Tagen den
Beſuch der Herzogin Robert v. Württemberg,
einer Tochter des Erzherzogs Albrecht, hatten, ſind
Dienstag nach einem dreiwöchentlichen Aufenthalt nach
Schloß Hernſtein überſiedelt, woſelbſt ſie den Reſt
des Sommers zu verbringen gedenken. — Geſtern
Dienstag traf Erzherzogin Iſabella mit ihren
Töchtern im Schloſſe Weilburg zum Sommeraufent-
halte ein. Ihr Gemahl Erzherzog Friedrich weilt
bekanntlich derzeit zur Kur in Karlsbad und ſoll nach
Beendigung derſelben ebenfalls nach Baden kommen.
— Todesfälle. In Kloſterneuburg ſtarb
Samstag der dem hieſigen Poſtamte zugeteilt ge-
weſene Poſtoffizial Herr Johann Goſch nach einem
langen Leiden im 49. Lebensjahre. — Montag ver-
ſchied hier die Arztenswitwe Frau Barbara Kohl
geb. Pfundner im hohen Alter von 84 Jahren.
— Perſonalnachricht. In Baden ſind zum
Kurgebrauche, reſp. Sommerfriſche eingetroffen: Marie
Gräfin Grundemann („Grüner Baum“), Bertha
Gräfin Orſich-Slavetiſch, der königl. bayriſche
Geſandte Heinrich Freiherr von Fiſcher, Leopoldine
Baronin Funkel v. Aſchbrunn mit Frau Roſa
Baronin Funkel v. Aſchbrunn (Joſefihof), Ernſt
Graf Thurn (Grüner Baum), Prinz Egon von
Thurn und Taxis (Grüner Baum), Fürſtin
Hermanze Gagarin mit Prinzeſſin Maria Valesca
Gagarin.
— Promotionen. Morgen Donnerstag,
¾11 Uhr vormittags, findet in Wien im Feſtſaale
der Univerſität die Promotion des Herrn Richard
Bernkopp, Sohnes des Oberlehrers Herrn Ignaz
Bernkopp in Tribuswinkel, zum Doktor beider
Rechte ſtatt. — Dienstag mittags promovierte an der
gleichen Univerſität der am hieſigen Gymnaſium tätige
Supplent Herr Kuppe zum Doktor der Philoſophie.
— Aerztliche Nachricht. Zahnarzt Dr.
F. Smolcič ordiniert wie früher Baden, Kaiſer
Franz Joſefſtraße 51, täglich perſönlich.
— Roſenfeſt. Alſo am letzten Samstag ſpielte
ſich das Roſenfeſt ab — mit allen Konſequenzen. Pardon,
das heißt, man mußte wieder einmal zugeſtehen, daß
es ſo viele der Spielarten an Roſen gibt, als ihrer
Frauennamen im Kalender ſtehen. Und weil denn alle
dieſe dem lieben Gott ſehr aus Herz gewachſen ſind,
wie ſie da vom Neujahrs- bis zum Silveſtertage
ſämtlich heißen, ſo verſcheuchte er die dunklen Wolken
von ſeinem ſchmunzelnden Angeſicht und hatte ein
Einſehen. Wohin? Nun denn, in die fabelhaft ſchön
erleuchteten Alleen, wo doch ſo reizende Roſen aller
Züchtungen auf- und abwandelten, mit den Tautropfen
(um 500 Kronen das Stück) im Ohrläppchen, jede
einzelne hübſch eingehüllt in ihren Tüll-, Mouſſelin-
oder Battiſtkelch, und ſich auf ihrem zartbeſtrumpften
Doppelſtengelchen wiegend, in ſchüchterner Abwehr der
Bienen, Weſpen und Hummeln, die ſie umbummeln.
Und da wären wir denn unverſehens ſchon bei den
Konſequenzen angelangt. So dir geſchenkt ein
Knöſplein was, ſo begieße es fürſorglich ein wenig
mit Walzermuſik und ſtell’ es in ein Champagnerglas
und du wirſt ſehen, was es alles Schönes — —
„treibt“. Merkwürdig, wie’s doch bei all dieſen
Sommerfeſten in der erſten ſchwachen Stunde ſo
furchtbar ſittſam und zurückhälteriſch zugeht, wenn
die duftenden Zentifolien noch ſo ausſchauen, als ob
ſie nicht bis hundert zählen könnten, wenn ſich die
Strohwitwer noch nicht recht an eine Surrogattin
herantrauen und wenn das „Mädchen aus der Ge-
ſellſchaft“ mit der fünfeckigſten Geberde der Welt aus
ihrem momentanen Zeltleben heraustritt und dem
ahnungsloſen Vorbeiziehenden mit der keuſchen Bitte
im Wege lagert: „Eine Roſe, bitte, junger Herr, eine
Roſe; koſtet nur eine Krone!“ ..... Enttäuſcht
wirft man der Flehenden einen umflorten Blick zu
und denkt ſich im Stillen: Alſo auch du nicht ohne
Dornen! Dann aber, wenn die Koriandoli die Luft
verfinſtern und die Roſen alle Zucht vergeſſen und
zu wilden werden, wenn ſie ſich im Sturme der
Leidenſchaft mit Wonne entblättern laſſen und manches
Röslein zerzauſt das gekräuſelte Köpfchen trotzig in
die Höhe wirft, dann erſt werden ſie ihres kurzen
Daſeins inne, vergeſſen mit eins das Stechen und
verlegen ſich aufs Betäuben. — Tanz gab’s und Scherz,
Walzertraum und ſchwüle Julinacht, weiße, höfliche
Manſchetten und entzückende Prinzeßkleidchen mit
Oberlicht, koſtbare Varietäten und Hundsroſen, Augen-
duelle und Militärmuſik, gefüllte Kaſſen und leere
Portemonnaies, gehobene Stimmung und ebenſolche
Spitzenjupons, ſehnende Herzen und hie und da auch
gähnende Mündchen. Der Jubel und die Fröhlichkeit
dauerten bis zu jener Frühſtunde, da die daheimge-
bliebenen Roſen ſchon langſam mit der Morgen-
toilette begannen, während jene erſt vom Balle müde
heimgeſchleift wurden, den bunten Schmetterlingsflitter
von den Blättern ſchüttelten, ſich die ſo leicht ge-
brochenen Dornen wieder zurecht richteten und ach,
ſo dringend ein wenig des Auffriſchens bedurften.
Man würde ſicherlich nach durchtanzter Nacht die
Frauen nicht mit Roſen vergleichen, wenn man ſich
nicht mit Walzerklängen im Ohre heimlich fragen
müßte, wo denn eigentlich der Unterſchied ſtecke
zwiſchen einer Marſchall Niel und einer „Geſchiedenen
Frau“, zwiſchen einer „Luſtigen Witwe“ und einer
Pompadour?
T—g.
Das Feſt wurde von unſerem rührigen Ver-
ſchönerungsvereine unter der Leitung ſeines Präſes-
ſtellvertreters des GR. Laſchitz unter Mitwirkung
von Damen aus der Geſellſchaft veranſtaltet. In den
ſechs Zelten fungierten die Damen: Lina König,
Vilma Haidner, Mathilde Hanft, Emma König, Hanſi
Sukfüll, Mitzi Hanauſek, Guſti Prager, Joſefine und
Valerie Schmidt. Paula Blau, Tilly Halpern, Cer-
line Balten, Reſa v. Rothenburg, Laura Wally, Elſe
Haßmann, Bertha Klein, Riſa Klein, Julie Scheck,
Lena und Lotte Scheck, M. Watzenauer, Karoline
Bähr, Emma Herlitſchka, Grete Porndorfer, Mitzi
Schwarz, Fanni Weber, Fritzi Weislein, Kohllieb
Elſa Alten, Ottilie Alten, Amelie, Grete und Olga
Braun. Um 10 Uhr nachts war Blumen-Prämien-
verteilung, bei welcher auf folgende Beſitzer der
Eintrittskarten Prämien entfielen: Nr. 3548, 400,
3514, 1054, 3802, 2501, 3737, 4451, 880, 4413,
1380, 2139, 1891, 1336, 1971.
— Die Mode für Auto und Reiſe. Eine
zarte, feine Schöne, die für Freude und Sonnen-
ſchein geſchaffen ſchien, bleibt verlaſſen in Paris
zurück, da alle Welt auf Reiſen geht: die Lingerie-
toilette. Die Mode hat ihr große Verſprechungen
gemacht und ſie hatte ſich denn auch recht kokett und
allerliebſt für den Sommer herausgeputzt. Nun fragt
niemand nach ihr. Gleichgültig ſtreift ſie ein Blick
der Dame, die den Modeſalon beſucht, um noch
ſchnell vor der Abreiſe einen warmen Mantel zu be-
ſchaffen. Im letzten Sommer galt es, bei Fernfahrten
im Automobil dem Staub Trotz zu bieten, und
ſo ward der Tuſſormantel als geeignet befunden.
Jetzt muß man unter warmen Hüllen Schutz vor
Regen und kühler Temperatur ſuchen. Rauhaarige
Stoffe aus ſchottiſchen und aus engliſchen
Wollgeweben ſcheinen dem ſtärkſten Wetter ſtand-
halten zu können und ihre matten bedeckten Farben-
miſchungen beſitzen nichts von der Empfindlichkeit
ſonſtiger Sommermodedinge. Die bekannte Nordfolk-
form iſt für den Zuſchnitt erkoren. Mit ihren doppelt
übereinander tretenden Vorderteilen gewährt ſie die
Wärme, die der Julihimmel bis jetzt noch verſagt.
Die Weite dieſer Faſſon bietet Bequemlichkeit genug,
doch ein Gürtel faßt die Falten im Rücken zuſammen
Knabe ſo ſchwer, begriff nur langſam und die Lehrer
zweifelten oft an ihm“. Lätitia rühmte ihre Söhne
Joſef und Lucian und klagte viel über Maria Louiſe.
Prokeſch nahm beim Abſchied den Eindruck einer
braven, ſchwergekränkten, heldenmütigen Frau mit ſich.
Am 22. Juli hatte er nochmals Audienz beim Papſte,
den er als guten, aber kindiſchen und ſeine Zeit ver-
tändelnden Mann vermerkt. Er verließ am 24. Juli
Rom und erfährt in Bologna am 1. Auguſt den
Tod Reichſtadt’s.
Bei ſeiner Rückkehr am 11. Auguſt empfängt
er aus der Hand Metternich’s, als ein Andenken an
den Papſt, eine Doſe in Brillanten.
Am 30. Auguſt war das Begräbnis der Mutter
von Fanny Elßler. Prokeſch trägt unter ſeinen
Tagebuchnotizen unterm 17. September ein: „Auch
Fanny iſt gealtert“.
Auf Autoren-Honorare wirft die Tatſache ein
Licht, daß Gerold Prokeſch für ſeine Reichſtadt-
Broſchüre 10 Dukaten anbot, dieſer aber darüber ſo
entrüſtet war, daß er das Manuſkript ſofort an
Schneller ſandte.
Am 25. November 1832 fand im Hauſe des
Hofrates Kieſewetter die Vermählung von deſſen
Tochter Irene mit Prokeſch ſtatt. Als Beiſtände fun-
gierten vier Oberſte: Graf Paar, Graf Schlick, Peter
Zanini und Baron Schön.
Am 25. Dezember wurde im Hauſe des Hof-
rates Kleyle der Weihnachtsbaum angezündet, bei
welcher Gelegenheit Prokeſch den Luſtſpieldichter
Bauernfeld kennen lernte.
Im Jahre 1833, vom Februar bis September,
unternahm Prokeſch eine Reiſe nach Egypten, er
brachte davon für die Menagerie von Schönbrunn
Antilopen und einen Hermaphroditbock mit.
Am 16. September desſelben Jahres war Prokeſch
bei der Zuſammenkunft des Kaiſer Franz mit Kaiſer
Nikolaus in Münchengrätz zugegen. Er ſchildert Kaiſer
Nikolaus als einen ſchönen Mann mit vieler mili-
täriſcher Haltung, er dürfte nicht unterrichtet, aber
kräftigeren Schlages als unſere Prinzen ſein. Dieſe
Zuſammenkunft trägt dem Fürſten Metternich eine
Doſe mit dem Porträt des Kaiſers im Werte von
26.000 Rubel und Prokeſch das Komthurkreuz des
Annenordens in Brillanten ein.
Im Jahre 1834 macht Prokeſch mit dem bayri-
ſchen Kronprinzen Max einen Ausflug nach Brünn.
Er macht einen ſehr unterrichteten und anregenden
Eindruck. Er klagt über feine und Otto’s (Königs von
Griechenland) Erziehung, ſchildert letzteren durch
Pfäfferei faſt verdummt. Während des rührenden
Empfanges in Syra war er vor Skrupel totenblaß,
ob ſeine letzte Beichte wohl giltig war. Einen komi-
ſchen Eindruck macht auf Prokeſch der König von
Bayern mit ſeinen gewaltſamen und heftigen Bewe-
gungen, er faßt Prokeſch oft am Rocke, bis dieſer ihn
zuletzt in einen Winkel manövriert, um ihn zur Ruhe
zu zwingen. Deſſenungeachtet gewinnt er bei näherem
Umgange.
Am 18. Oktober 1834 reiſt Prokeſch in den
Orient, wo er bis 1849 blieb, dann den Geſandten-
poſten in Berlin und Frankfurt verſah und Ende
1855 Internuntius in Konſtantinopel wurde. Er ſtarb
am 26. Oktober 1876.
Nun noch ein paar Schlaglichter aus den Tage-
büchern zur Illuſtration des geſellſchaftlichen und
ſchöngeiſtigen Wien des Vormärz.
Man beſuchte viel das Theater, deſſen Reper-
toire ein für den heutigen Geſchmack unſeres blaſierten
Publikums kein paſſendes geweſen wäre, ſo verzeichnet
Prokeſch unterm 20. Mai 1830: in Kotzebues
„Menſchenhaß und Reue“ geweſen, was mich rührt.
Am 1. November wurde Raupachs „Schuld und
Sühne“ aufgeführt. Anläßlich einer Aufführung von
„Don Carlos“ raiſonnierte Prokeſch ſummariſch:
Schlechte Aufführung, Korn vergreift den Marquis
Poſa, die Demoiſelle Gley (nachmalige Rettich) die
Eboli und Demoiſelle Peche die Eliſabeth.
Dagegen ſcheinen die Opernvorſtellungen auf
Prokeſch mehr Eindruck gemacht zu haben. Er hört
in „Othello“ die berühmte Paſta und Rubini ſingen,
rühmt unterm 21. Jänner 1831 von Roſſinis:
„Wilhelm Tell“ „ſchöne Muſik, treffliche Chöre“.
Mit Paar und Irene Kieſewetter beſucht er im Joſef-
ſtädter-Theater Bellinis liebliche Oper „Die Kapuletts
und Montagues“, in der Sabine Heinefetter, auch
eine Geſangsheroine, den Romeo ſang.
Im Hauſe ſeines Schwiegervaters, des Hofrates
Kieſewetter, wurde viel muſiziert, dort war auch
Baron Schönſtein, ein damals berühmter Schubert-
Sänger, ein gern geſehener Gaſt. Irene Kieſewetter,
die nachmalige Gattin Prokeſchs, ſpielte vortrefflich
Klavier und ſtudierte, wie eine Tagebucheintragung
vom 15. Dezember 1830 entnehmen läßt, auch
Generalbaß. Es wurde klaſſiſche Muſik gemacht:
Beethoven, Jenger: Paſtoral-Symphonie, Mozart, ja,
ſelbſt alte Muſik, Pſalmen von Marcello, wird auf-
geführt. Auch im Hauſe der Geſchwiſter Fröhlich wird
die Muſik kultiviert, u. zw. ſogar alte Muſik von
Kaldara und Adolfini. Die Zuhörer ſind Maler,
Dichter, Muſiker.
Im dritten Geſellſchaftskonzert wurde im Jahre
1831 Beethovens Paſtoral-Symphonie vortrefflich
aufgeführt, dann ſang die Tochter der Schauſpielerin
Löwe eine Arie aus Bellinis: „La straniera“ und
Thalberg trug ein von ihm verfaßtes Klavierkonzert
vor. Sowohl Lachner als Randhartinger haben Ge-
dichte Prokeſchs in Muſik geſetzt. Ja ſelbſt Irene
Kieſewetter komponierte ein Lied: „Das Leiermädchen“,
deſſen Text von Prokeſch herrührte. Wirft man noch
einen Blick auf die von Prokeſch verzeichnete Lektüre,
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