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Badener Zeitung. Nr. 56, Baden (Niederösterreich), 13.07.1898.

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Mittwoch Badener Zeitung 13. Juli 1898. Nr. 56.

[Spaltenumbruch] Bestimmungen behält sich die Rennleitung die Ent-
scheidung vor. 8. Beschlüsse der Rennleitung sind
unter allen Umständen unanfechtbar. -- Preise der
Plätze: Actionärraum 1 fl., Tribünensitz 1 fl.,
1. Platz 1 Krone, 2. Platz 20 kr. -- Um 2 Uhr
nachmittags gemeinschaftliche Abfahrt vom Vereins-
locale, "Hotel Stadt Wien", zur Rennbahn, um
8 Uhr abends Preisvertheilung im selben Locale.

-- Bahnproject Grammat-Neu-
siedl--Baden--Alland--Klausen-
Leopoldsdorf--Rekawinkel mit
eventueller Fortsetzung nach Tulln.

Seit Jahren arbeitet an der Verwirklichung dieses
Projectes ein Actionscomite, an dessen Spitze Hof-
rath Paul Breitenfeld und Hof- und Gerichtsadvocat
Dr. Arthur von Gschmeidler stehen. Die Financierung
und Bauführung des technisch vollkommen fertigen
Projectes hat die Berliner Eisenbahn-Bau- und Be-
triebsgesellschaft unter der Bedingung übernommen,
dass der Staat -- der größte Localinteressent --
600.000 fl. in Stammactien übernimmt, welcher
Betrag nach seiner eigenen Rechnung ihm als Vor-
theil aus der Bahn erwächst. Trotz aller Petitionen
und Deputationen ist eine Erledigung dieser Ange-
legenheit bisher seitens der Regierung nicht erfolgt.
Reichsrathsabgeordneter Rudolf Polzhofer, dessen
Wahlkreis die Anfangs- und Endpunkte der geplanten
Bahn umfasst, und der sich durch eingehende Studien
von der hohen wirthschaftlichen Bedeutung der Bahn
überzeugte, berief für den 6. l. M. nach Preßbaum
eine Versammlung der Vertreter von 51 Gemeinden
ein, zu welcher trotz des schlechten Wetters die Mehrzahl
erschien; an derselben nahm auch Landesausschuss
Abgeordneter Professor Richter, unser Bürgermeister
Rudolf Zöllner, sowie GA. Director Wittek theil.
Die anderen betheiligten Abgeordneten waren ver-
hindert, betonten aber in Zuschriften ihre Sympathien.
Reichsrathsabgeordneter Polzhofer leitete die Ver-
sammlung mit einer ausgezeichneten, mit stürmischem
Beifall aufgenommenen Ansprache über die Noth-
wendigkeit der Ausgestaltung der Localbahnen ein,
und forderte, nachdem Dr. von Gschmeidler und der
Projectsverfasser, Ingenieur Maximilian Pollak, den
derzeitigen Stand der Sache klargelegt hatten, die
Anwesenden zur Äußerung auf. -- Alle anwesenden
Vertreter gaben in beredten Worten der Nothlage
der Bevölkerung und der dringenden Nothwendigkeit
der Ausgestaltung der Bahn Ausdruck, worauf Landes-
ausschuss Professor Richter in warmer Weise für die
Sache eintrat und die Unterstützung des Landesaus-
schusses zusagte. -- Sohin wurde einstimmig
folgende Resolution beschlossen: "Die heute, den
6. Juli 1898, in Preßbaum infolge Einladung des
Reichsrathsabgeordneten Rudolf Polzhofer
versammelten Gemeindevertreter und Localinteressenten
erklären nach der durchgeführten eingehenden Be-
sprechung, die P. T. Herren Reichsraths- und Land-
tagsabgeordneten der an der geplanten Bahnführung:
"Grammat-Neusiedl, Baden, Alland, Rekawinkl" mit
beabsichtigter Fortsetzung "Rappoltenkirchen, Sieg-
hartskirchen, Zöpfing, Tulln" gelegenen Gemeinden
aufzufordern, mit allen Kräften sich für die Ermög-
lichung des ehebaldigsten Ausbaues dieser Linie,
welche dem dringenden wirtschaftlichen Bedürfnisse
der durch den Mangel jeglicher Verkehrsmittel in
dieser Gegend bereits nothleidend gewordenen und in
ihrer Entwicklungsfähigkeit gehemmten Bewohner an
der genannten Linie entspricht, bei den maßgebenden
Vertretern von Regierung und Land einzusetzen."

-- Krystall-Eisfabrik.

Gestern, Dienstag,
hat die behördliche Collaudierung der nunmehr fertig-
gestellten Krystall-Eisfabrik stattgefunden und wurde
die sofortige Aufnahme des Betriebes gestattet.

-- Vom Schlage gerührt.

Ver-
flossenen Sonntag stürzte in einem hiesigen Kaffee-
hause der hier zur Cur weilende Privatier
S. Lemberger plötzlich vom Sessel. Lemberger,
welcher einen Schlaganfall erlitt, wurde mittelst
des Rettungswagens in seine Wohnung transportiert.

-- Irrsinnig geworden.

Der in
der Bergstraße wohnhafte Hausbesitzer und Leutgeb-
schänker Johann Mayer, welcher in letzterer Zeit
seinen guten Humor verlor, ist verflossenen Freitag
irrsinnig geworden und musste auf das Beobachtungs-
zimmer des hiesigen Spitales transportiert werden.
Wie uns mitgetheilt wird, sollen finanzielle
Calamitäten die veranlassende Ursache sein, die den
lebensfrohen Mann geistesgestört machten.

-- Eine Rauferei im Stadt-
parke.

Verflossenen Sonntag gab ein Radfahrer
während der Arenavorstellung durch lautes Reden
großes Ärgernis, durch welches sich hauptsächlich ein
[Spaltenumbruch] Herr und eine Dame, welche dem Radfahrer am
nächsten waren, betroffen fühlten und ihn in
gebürender Weise zurechtwiesen. Nach beendeter
Vorstellung verfolgte der Radfahrer das Ehepaar
durch die Hauptallee des Stadtparkes und insultierte
den Herrn, wodurch es nach kurzem Wortwechsel zu
einem Stockgefecht kam, welches durch die Intervention
des Parkwächters bald beendet wurde. Beide Gegner
forderten sich gegenseitig ihre Visitkarten ab und die
Angelegenheit dürfte eine gegenseitige Ehren-
beleidigungsklage zur Folge haben.

-- Für den Kaiser Josef-Denk-
malfond in Baden

sind an halbjährigen
Zinsen von dem fruchtbringend angelegten Fonde
fl. 62·98 eingegangen; hiezu die bereits ausge-
wiesenen fl. 3320·33, so ergibt sich die Höhe des
Fondes am heutigen Tage mit fl. 3383·31. Weitere
Spen den übernimmt der Cassier des Kaiser Josef-
Denk malfondes in Baden, Herr Carl Reich, Haupt-
platz 3.

-- Ein Gedenkbuch für Concert
und Theater.

Zur Anmerkung von Concerten,
Opern, Schauspielen etc., in sehr eleganter Aus-
stattung, als Geschenk für Jung und Alt vortrefflich
geeignet, ist im Verlage von J. Wladarz, Baden,
Pfarrgasse 3, erschienen und um den äußerst geringen
Betrag von 50 kr. erhältlich.




Correspondenzen.
Mödling. [Eigenbericht der "Badener Zeitung."]
(Todesfall.)

Der hier seit einer Reihe von
Jahren als Sommergast wohnende Componist und
Chormeister des Gesangsvereines der österreichischen
Eisenbahnbeamten, Max Ritter von Weinzierl, ist
Sonntag abends, um halb 8 Uhr, im Cafe Weiß-
kirchner an einem Schlaganfalle plötzlich verschieden.
Die Nachricht verbreitete sich in der Stadt wie ein
Lauffeuer, im Theater, in Restaurants und in Kaffee-
häusern wusste man schon nach einer halben Stunde,
was geschehen war. Die bedauernswerte Gattin traf
den Hinscheidenden noch in den letzten Zügen an.
Ritter v. Weinzierl war eine bei jedermann beliebte
Persönlichkeit und erfreute sich in allen musikalischen
Kreisen, besonders aber im Vereine der österreichischen
Eisenbahnbeamten, einer sympathischen Verehrung.
Die heute stattfindende Leichenfeier, an welcher nebst
dem Gesangsvereine der österreichischen Eisenbahn-
beamten, auch noch der Wiener Männergesangsverein,
in welchem der Verstorbene eine Zeit hindurch als
zweiter Chormeister wirkte, sowie das Orchester-
personale des Raimundtheaters, dessen Dirigent der
Verstorbene war, mitwirken dürften, wird sich zu
einer imposanten Trauerkundgebung gestalten. Der
Name Weinzierl ist weit über die Grenzen Österreichs
hinaus bekannt; überall, wo die deutsche Zunge
klingt, kennt man seinen herrlichen Chor "Heut' ist
heut'" und überall singt man seine prächtigen Weisen,
in welche er so viele Dichtungen Scheffel's gekleidet
hat. Die deutsche Sangeswelt wird dem Verstorbenen
stets ein ehrendes Angedenken bewahren.

(Widmung.)

Anlässlich der Eröffnung der
Kaiser-Jubiläumswarte auf dem Anninger, widmete
Herr Ph. Kantor dem Vereine der Naturfreunde
einen Chor, welcher bei dieser Feier zum Vortrage
gelangte.

(Hymen.)

Montag, den 25. l. M., findet in
der hiesigen evangelischen Kirche die Trauung des
Fräuleins Ida Fiedler mit Herrn Richard Fleisch-
mann, dem Sohne des Fabriksbesitzers, Herrn Fleisch-
maun, statt. Beide Familien erfreuen sich in allen
Kreisen der Bevölkerung des höchsten Ansehens und
die Verbindung der beiden Häuser wird daher auch
von jedermann sympathisch begrüßt.

(Die 32. Curliste)

vom 9. l. M. ver-
zeichnet 960 Parteien mit 3329 Personen.

(Die Einweihung der Kaiser Jubi-
läums-Warte)

am Eschenkogel hat am 3. d. M.
in programmgemäßer Weise in Anwesenheit eines
zahlreichen Publicums, das zum größten Theile aus
Mödlinger, zum anderen aus Wiener Naturfreunden
best and, stattgesunden. Diese Feier bestand aus zwei
Theilen, welche beide vom Wetter begünstigt waren.
Schon am Vorabende gab es in der Restauration
"zum goldenen Hirschen" unter dem Titel einer
"Sicilianischen Nacht" bei gelungener Illumination
des Gartens ein Militär-Concert, ausgeführt von
der Capelle des 61. Infanterie-Regiments, ferner
Gesangs-Vorträge beider Gesangvereine, welchen das
zahlreich erschienene Publicum mit Interesse lauschte
und vielen Beifall spendete. Der Besuch dieser Vor-
feier verstärkte sich noch, als nach Schluss der
[Spaltenumbruch] Theater-Vorstellung weitere Gäste herbeiströmten.
Den Glanzpunkt des Abendes bildete die Festrede,
welche Herr Bokmayer, der eifrige Vorstand des
Vereines der Naturfreunde, hielt. Den Schlussworten
der mit Verve gehaltenen Ansprache folgte lauter
Beifall und die Gäste blieben noch lange in dem
hübschen Garten beisammen. Am zweiten, dem eigent-
lichen Festtage, zogen bereits am Vormittag starke
Gewitterwolken herauf, die nichts gutes verhießen,
allein, die Festveranstalter hatten Glück, die Feier
blieb ungestört. Allerdings war die Hitze so em-
pfindlich, dass sich um halb 2 Uhr nachmittags bei
dem Hotel "Stadt Mödling", von welchem aus der
gemeinschaftliche Abmarsch unter Vorantritt der
Schützen-Capelle Schamann stattfinden sollte, nur
wenige Personen eingefunden hatten, die dann hinter
der Musik nach dem Eschenkogel wanderten. Dort
fand sonach in Anwesenheit eines zahlreichen Publi-
cums durch den hochw. Herrn Pater Waldschaffer
Swoboda die Schlusssteinlegung und Übergabe der
Kaiser Jubiläumswarte durch den Vereins-Vorstand
statt, welche in erhebender und prompter Weise ver-
lief. Pater Swoboda schilderte in trefflichen, von
Patriotismus durchwehten Worten den Zweck der
neuerbauten Warte, zum Schlusse die Versammlung
auffordernd, ein Hoch auf den Kaiser auszubringen,
was mit Begeisterung geschah. Diesem Redner folgte
Herr Dir. Bokmayer, welcher allen denjenigen, die
das Zustandekommen dieses Werkes gefördert hatten,
seinen Dank aussprach. Auch Herr v. Regenhardt-
Zapory war erschienen und sprach in schwungvollen
Worten seine Freude über das Werk des Vereines
aus. Dann versammelten sich die Theilnehmer am
Feste im Anningerhause, wo es fröhlich hergieng.
Durch die den Thurm zuerst besteigenden Personen,
ferner durch einen äußerst lucrativen Verkauf von
Ansichtskarten, kamen dem Vereine namhafte Beträge
zu, was beifällig zu begrüßen ist. Dass die Scha-
mann'sche Capelle fleißig spielte und ebenso wie die
Gesang-Vorträge und die Beleuchtung des Thurmes
am Abend vielen Gefallen erregten, ist begreiflich.
Der Rückmarsch fand mit Lampions statt und obzwar
es recht kühl geworden, störte doch nichts die gute
Laune der Festgäste. Die neue Warte -- eine Eisen-
construction von drei Stockwerken Höhe und einem
Unterbau -- welche schon wegen ihrer wahrhaft
reizenden landschaftlichen Umgebung das Vergnügen
eines jeden Besuchers erweckt, ist mitten im dichtesten
Waldgebiete gelegen, sie bietet nicht nur vielen Raum,
sondern auch einen herrlichen Ausblick in die Ferne.
Man muss unwillkürlich jener hochherzigen Spender,
vor allem des Herrn Ritter von Regenhart-Zapory,
gedenken, deren Gaben es zuerst möglich machten,
dass an den Bau der Warte in einer Weise, wie
das vollendete Werk zeigt, geschritten werden konnte.
Der Besuch des herrlichen Anninger wird, da sich
alle Welt für die neue Warte interessiert, nun ein
noch regerer werden, als dies bisher der Fall war.
Noch sei bemerkt, dass die Anregung zur Errichtung
dieser Aussichtswarte von den Herren Hofrath
v. Kundrat und Dr. Kraus in Wien ausgegangen
und vom Vereins-Vorstande, Herrn Walter Bokmayer,
sofort auf das kräftigste gefördert worden war.

(Die Wanderversammlung)

des deutschen
Volksvereines für das Viertel unter dem Wienerwald.
Am 9. d. M. hat im "Hotel Stadt Mödling" im
Beisein des Regierungsvertreters, Herrn Commissär
Dr. Tremel, eine Wanderversammlung des deutschen
Volksvereines für das Viertel unter dem Wiener-
wald bei gutem Besuche stattgefunden. In dieser
Versammlung sprachen die Herren Herzog (Baden)
und Dr. Förster (Wien), sowie Dr. Redlich (Social-
demokrat) und Peterson (christlichsocial.) Von den
Einberufern waren auch die Abgeordneten Axmann
und Scheicher eingeladen worden; letzterer hatte
sein Ausbleiben schriftlich entschuldigt. -- Nach
7 Uhr abends eröffnete Herr Herzog die Versammlung
mit einer Begrüßung der Anwesenden, worauf Herr
Dr. Förster über die Ziele der Deutschnationalen
und das Linzer Programm eingehend sprach. Er
bezeichnete die Trennung von Galizien und Ungarn
als nothwendig, es sei höchste Zeit für die österr.
Industrie und den Handel, gegen Ungarn Stellung
zu nehmen. Redner erwähnte ferner der Bedrückung
der Deutschen in Siebenbürgen und Ungarn, forderte
die deutsche Sprache als Staatssprache, kam auf die
bekannte Schwankung der katholischen Volkspartei
und den Antrag Kolisko zu sprechen und unterzog
die Gebarung Dr. Lueger's einer scharfen Kritik,
insbesondere in scharfen Worten das Verhalten
Lueger's nach der Verurtheilung von Tachau und
Consorten tadelnd. Redner erklärte ferner, dass
seine Wahl nicht, wie ihm und anderen vorgeworfen

Mittwoch Badener Zeitung 13. Juli 1898. Nr. 56.

[Spaltenumbruch] Beſtimmungen behält ſich die Rennleitung die Ent-
ſcheidung vor. 8. Beſchlüſſe der Rennleitung ſind
unter allen Umſtänden unanfechtbar. — Preiſe der
Plätze: Actionärraum 1 fl., Tribünenſitz 1 fl.,
1. Platz 1 Krone, 2. Platz 20 kr. — Um 2 Uhr
nachmittags gemeinſchaftliche Abfahrt vom Vereins-
locale, „Hotel Stadt Wien“, zur Rennbahn, um
8 Uhr abends Preisvertheilung im ſelben Locale.

Bahnproject Grammat-Neu-
ſiedl—Baden—Alland—Klauſen-
Leopoldsdorf—Rekawinkel mit
eventueller Fortſetzung nach Tulln.

Seit Jahren arbeitet an der Verwirklichung dieſes
Projectes ein Actionscomité, an deſſen Spitze Hof-
rath Paul Breitenfeld und Hof- und Gerichtsadvocat
Dr. Arthur von Gſchmeidler ſtehen. Die Financierung
und Bauführung des techniſch vollkommen fertigen
Projectes hat die Berliner Eiſenbahn-Bau- und Be-
triebsgeſellſchaft unter der Bedingung übernommen,
daſs der Staat — der größte Localintereſſent —
600.000 fl. in Stammactien übernimmt, welcher
Betrag nach ſeiner eigenen Rechnung ihm als Vor-
theil aus der Bahn erwächst. Trotz aller Petitionen
und Deputationen iſt eine Erledigung dieſer Ange-
legenheit bisher ſeitens der Regierung nicht erfolgt.
Reichsrathsabgeordneter Rudolf Polzhofer, deſſen
Wahlkreis die Anfangs- und Endpunkte der geplanten
Bahn umfaſst, und der ſich durch eingehende Studien
von der hohen wirthſchaftlichen Bedeutung der Bahn
überzeugte, berief für den 6. l. M. nach Preßbaum
eine Verſammlung der Vertreter von 51 Gemeinden
ein, zu welcher trotz des ſchlechten Wetters die Mehrzahl
erſchien; an derſelben nahm auch Landesausſchuſs
Abgeordneter Profeſſor Richter, unſer Bürgermeiſter
Rudolf Zöllner, ſowie GA. Director Wittek theil.
Die anderen betheiligten Abgeordneten waren ver-
hindert, betonten aber in Zuſchriften ihre Sympathien.
Reichsrathsabgeordneter Polzhofer leitete die Ver-
ſammlung mit einer ausgezeichneten, mit ſtürmiſchem
Beifall aufgenommenen Anſprache über die Noth-
wendigkeit der Ausgeſtaltung der Localbahnen ein,
und forderte, nachdem Dr. von Gſchmeidler und der
Projectsverfaſſer, Ingenieur Maximilian Pollak, den
derzeitigen Stand der Sache klargelegt hatten, die
Anweſenden zur Äußerung auf. — Alle anweſenden
Vertreter gaben in beredten Worten der Nothlage
der Bevölkerung und der dringenden Nothwendigkeit
der Ausgeſtaltung der Bahn Ausdruck, worauf Landes-
ausſchuſs Profeſſor Richter in warmer Weiſe für die
Sache eintrat und die Unterſtützung des Landesaus-
ſchuſſes zuſagte. — Sohin wurde einſtimmig
folgende Reſolution beſchloſſen: „Die heute, den
6. Juli 1898, in Preßbaum infolge Einladung des
Reichsrathsabgeordneten Rudolf Polzhofer
verſammelten Gemeindevertreter und Localintereſſenten
erklären nach der durchgeführten eingehenden Be-
ſprechung, die P. T. Herren Reichsraths- und Land-
tagsabgeordneten der an der geplanten Bahnführung:
„Grammat-Neuſiedl, Baden, Alland, Rekawinkl“ mit
beabſichtigter Fortſetzung „Rappoltenkirchen, Sieg-
hartskirchen, Zöpfing, Tulln“ gelegenen Gemeinden
aufzufordern, mit allen Kräften ſich für die Ermög-
lichung des ehebaldigſten Ausbaues dieſer Linie,
welche dem dringenden wirtſchaftlichen Bedürfniſſe
der durch den Mangel jeglicher Verkehrsmittel in
dieſer Gegend bereits nothleidend gewordenen und in
ihrer Entwicklungsfähigkeit gehemmten Bewohner an
der genannten Linie entſpricht, bei den maßgebenden
Vertretern von Regierung und Land einzuſetzen.“

Kryſtall-Eisfabrik.

Geſtern, Dienstag,
hat die behördliche Collaudierung der nunmehr fertig-
geſtellten Kryſtall-Eisfabrik ſtattgefunden und wurde
die ſofortige Aufnahme des Betriebes geſtattet.

Vom Schlage gerührt.

Ver-
floſſenen Sonntag ſtürzte in einem hieſigen Kaffee-
hauſe der hier zur Cur weilende Privatier
S. Lemberger plötzlich vom Seſſel. Lemberger,
welcher einen Schlaganfall erlitt, wurde mittelſt
des Rettungswagens in ſeine Wohnung transportiert.

Irrſinnig geworden.

Der in
der Bergſtraße wohnhafte Hausbeſitzer und Leutgeb-
ſchänker Johann Mayer, welcher in letzterer Zeit
ſeinen guten Humor verlor, iſt verfloſſenen Freitag
irrſinnig geworden und muſste auf das Beobachtungs-
zimmer des hieſigen Spitales transportiert werden.
Wie uns mitgetheilt wird, ſollen finanzielle
Calamitäten die veranlaſſende Urſache ſein, die den
lebensfrohen Mann geiſtesgeſtört machten.

Eine Rauferei im Stadt-
parke.

Verfloſſenen Sonntag gab ein Radfahrer
während der Arenavorſtellung durch lautes Reden
großes Ärgernis, durch welches ſich hauptſächlich ein
[Spaltenumbruch] Herr und eine Dame, welche dem Radfahrer am
nächſten waren, betroffen fühlten und ihn in
gebürender Weiſe zurechtwieſen. Nach beendeter
Vorſtellung verfolgte der Radfahrer das Ehepaar
durch die Hauptallee des Stadtparkes und inſultierte
den Herrn, wodurch es nach kurzem Wortwechſel zu
einem Stockgefecht kam, welches durch die Intervention
des Parkwächters bald beendet wurde. Beide Gegner
forderten ſich gegenſeitig ihre Viſitkarten ab und die
Angelegenheit dürfte eine gegenſeitige Ehren-
beleidigungsklage zur Folge haben.

Für den Kaiſer Joſef-Denk-
malfond in Baden

ſind an halbjährigen
Zinſen von dem fruchtbringend angelegten Fonde
fl. 62·98 eingegangen; hiezu die bereits ausge-
wieſenen fl. 3320·33, ſo ergibt ſich die Höhe des
Fondes am heutigen Tage mit fl. 3383·31. Weitere
Spen den übernimmt der Caſſier des Kaiſer Joſef-
Denk malfondes in Baden, Herr Carl Reich, Haupt-
platz 3.

Ein Gedenkbuch für Concert
und Theater.

Zur Anmerkung von Concerten,
Opern, Schauſpielen ꝛc., in ſehr eleganter Aus-
ſtattung, als Geſchenk für Jung und Alt vortrefflich
geeignet, iſt im Verlage von J. Wladarz, Baden,
Pfarrgaſſe 3, erſchienen und um den äußerſt geringen
Betrag von 50 kr. erhältlich.




Correſpondenzen.
Mödling. [Eigenbericht der „Badener Zeitung.“]
(Todesfall.)

Der hier ſeit einer Reihe von
Jahren als Sommergaſt wohnende Componiſt und
Chormeiſter des Geſangsvereines der öſterreichiſchen
Eiſenbahnbeamten, Max Ritter von Weinzierl, iſt
Sonntag abends, um halb 8 Uhr, im Café Weiß-
kirchner an einem Schlaganfalle plötzlich verſchieden.
Die Nachricht verbreitete ſich in der Stadt wie ein
Lauffeuer, im Theater, in Reſtaurants und in Kaffee-
häuſern wuſste man ſchon nach einer halben Stunde,
was geſchehen war. Die bedauernswerte Gattin traf
den Hinſcheidenden noch in den letzten Zügen an.
Ritter v. Weinzierl war eine bei jedermann beliebte
Perſönlichkeit und erfreute ſich in allen muſikaliſchen
Kreiſen, beſonders aber im Vereine der öſterreichiſchen
Eiſenbahnbeamten, einer ſympathiſchen Verehrung.
Die heute ſtattfindende Leichenfeier, an welcher nebſt
dem Geſangsvereine der öſterreichiſchen Eiſenbahn-
beamten, auch noch der Wiener Männergeſangsverein,
in welchem der Verſtorbene eine Zeit hindurch als
zweiter Chormeiſter wirkte, ſowie das Orcheſter-
perſonale des Raimundtheaters, deſſen Dirigent der
Verſtorbene war, mitwirken dürften, wird ſich zu
einer impoſanten Trauerkundgebung geſtalten. Der
Name Weinzierl iſt weit über die Grenzen Öſterreichs
hinaus bekannt; überall, wo die deutſche Zunge
klingt, kennt man ſeinen herrlichen Chor „Heut’ iſt
heut’“ und überall ſingt man ſeine prächtigen Weiſen,
in welche er ſo viele Dichtungen Scheffel’s gekleidet
hat. Die deutſche Sangeswelt wird dem Verſtorbenen
ſtets ein ehrendes Angedenken bewahren.

(Widmung.)

Anläſslich der Eröffnung der
Kaiſer-Jubiläumswarte auf dem Anninger, widmete
Herr Ph. Kantor dem Vereine der Naturfreunde
einen Chor, welcher bei dieſer Feier zum Vortrage
gelangte.

(Hymen.)

Montag, den 25. l. M., findet in
der hieſigen evangeliſchen Kirche die Trauung des
Fräuleins Ida Fiedler mit Herrn Richard Fleiſch-
mann, dem Sohne des Fabriksbeſitzers, Herrn Fleiſch-
maun, ſtatt. Beide Familien erfreuen ſich in allen
Kreiſen der Bevölkerung des höchſten Anſehens und
die Verbindung der beiden Häuſer wird daher auch
von jedermann ſympathiſch begrüßt.

(Die 32. Curliſte)

vom 9. l. M. ver-
zeichnet 960 Parteien mit 3329 Perſonen.

(Die Einweihung der Kaiſer Jubi-
läums-Warte)

am Eſchenkogel hat am 3. d. M.
in programmgemäßer Weiſe in Anweſenheit eines
zahlreichen Publicums, das zum größten Theile aus
Mödlinger, zum anderen aus Wiener Naturfreunden
beſt and, ſtattgeſunden. Dieſe Feier beſtand aus zwei
Theilen, welche beide vom Wetter begünſtigt waren.
Schon am Vorabende gab es in der Reſtauration
„zum goldenen Hirſchen“ unter dem Titel einer
„Sicilianiſchen Nacht“ bei gelungener Illumination
des Gartens ein Militär-Concert, ausgeführt von
der Capelle des 61. Infanterie-Regiments, ferner
Geſangs-Vorträge beider Geſangvereine, welchen das
zahlreich erſchienene Publicum mit Intereſſe lauſchte
und vielen Beifall ſpendete. Der Beſuch dieſer Vor-
feier verſtärkte ſich noch, als nach Schluſs der
[Spaltenumbruch] Theater-Vorſtellung weitere Gäſte herbeiſtrömten.
Den Glanzpunkt des Abendes bildete die Feſtrede,
welche Herr Bokmayer, der eifrige Vorſtand des
Vereines der Naturfreunde, hielt. Den Schluſsworten
der mit Verve gehaltenen Anſprache folgte lauter
Beifall und die Gäſte blieben noch lange in dem
hübſchen Garten beiſammen. Am zweiten, dem eigent-
lichen Feſttage, zogen bereits am Vormittag ſtarke
Gewitterwolken herauf, die nichts gutes verhießen,
allein, die Feſtveranſtalter hatten Glück, die Feier
blieb ungeſtört. Allerdings war die Hitze ſo em-
pfindlich, daſs ſich um halb 2 Uhr nachmittags bei
dem Hotel „Stadt Mödling“, von welchem aus der
gemeinſchaftliche Abmarſch unter Vorantritt der
Schützen-Capelle Schamann ſtattfinden ſollte, nur
wenige Perſonen eingefunden hatten, die dann hinter
der Muſik nach dem Eſchenkogel wanderten. Dort
fand ſonach in Anweſenheit eines zahlreichen Publi-
cums durch den hochw. Herrn Pater Waldſchaffer
Swoboda die Schluſsſteinlegung und Übergabe der
Kaiſer Jubiläumswarte durch den Vereins-Vorſtand
ſtatt, welche in erhebender und prompter Weiſe ver-
lief. Pater Swoboda ſchilderte in trefflichen, von
Patriotismus durchwehten Worten den Zweck der
neuerbauten Warte, zum Schluſſe die Verſammlung
auffordernd, ein Hoch auf den Kaiſer auszubringen,
was mit Begeiſterung geſchah. Dieſem Redner folgte
Herr Dir. Bokmayer, welcher allen denjenigen, die
das Zuſtandekommen dieſes Werkes gefördert hatten,
ſeinen Dank ausſprach. Auch Herr v. Regenhardt-
Zapory war erſchienen und ſprach in ſchwungvollen
Worten ſeine Freude über das Werk des Vereines
aus. Dann verſammelten ſich die Theilnehmer am
Feſte im Anningerhauſe, wo es fröhlich hergieng.
Durch die den Thurm zuerſt beſteigenden Perſonen,
ferner durch einen äußerſt lucrativen Verkauf von
Anſichtskarten, kamen dem Vereine namhafte Beträge
zu, was beifällig zu begrüßen iſt. Daſs die Scha-
mann’ſche Capelle fleißig ſpielte und ebenſo wie die
Geſang-Vorträge und die Beleuchtung des Thurmes
am Abend vielen Gefallen erregten, iſt begreiflich.
Der Rückmarſch fand mit Lampions ſtatt und obzwar
es recht kühl geworden, ſtörte doch nichts die gute
Laune der Feſtgäſte. Die neue Warte — eine Eiſen-
conſtruction von drei Stockwerken Höhe und einem
Unterbau — welche ſchon wegen ihrer wahrhaft
reizenden landſchaftlichen Umgebung das Vergnügen
eines jeden Beſuchers erweckt, iſt mitten im dichteſten
Waldgebiete gelegen, ſie bietet nicht nur vielen Raum,
ſondern auch einen herrlichen Ausblick in die Ferne.
Man muſs unwillkürlich jener hochherzigen Spender,
vor allem des Herrn Ritter von Regenhart-Zapory,
gedenken, deren Gaben es zuerſt möglich machten,
daſs an den Bau der Warte in einer Weiſe, wie
das vollendete Werk zeigt, geſchritten werden konnte.
Der Beſuch des herrlichen Anninger wird, da ſich
alle Welt für die neue Warte intereſſiert, nun ein
noch regerer werden, als dies bisher der Fall war.
Noch ſei bemerkt, daſs die Anregung zur Errichtung
dieſer Ausſichtswarte von den Herren Hofrath
v. Kundrat und Dr. Kraus in Wien ausgegangen
und vom Vereins-Vorſtande, Herrn Walter Bokmayer,
ſofort auf das kräftigſte gefördert worden war.

(Die Wanderverſammlung)

des deutſchen
Volksvereines für das Viertel unter dem Wienerwald.
Am 9. d. M. hat im „Hotel Stadt Mödling“ im
Beiſein des Regierungsvertreters, Herrn Commiſſär
Dr. Tremel, eine Wanderverſammlung des deutſchen
Volksvereines für das Viertel unter dem Wiener-
wald bei gutem Beſuche ſtattgefunden. In dieſer
Verſammlung ſprachen die Herren Herzog (Baden)
und Dr. Förſter (Wien), ſowie Dr. Redlich (Social-
demokrat) und Peterſon (chriſtlichſocial.) Von den
Einberufern waren auch die Abgeordneten Axmann
und Scheicher eingeladen worden; letzterer hatte
ſein Ausbleiben ſchriftlich entſchuldigt. — Nach
7 Uhr abends eröffnete Herr Herzog die Verſammlung
mit einer Begrüßung der Anweſenden, worauf Herr
Dr. Förſter über die Ziele der Deutſchnationalen
und das Linzer Programm eingehend ſprach. Er
bezeichnete die Trennung von Galizien und Ungarn
als nothwendig, es ſei höchſte Zeit für die öſterr.
Induſtrie und den Handel, gegen Ungarn Stellung
zu nehmen. Redner erwähnte ferner der Bedrückung
der Deutſchen in Siebenbürgen und Ungarn, forderte
die deutſche Sprache als Staatsſprache, kam auf die
bekannte Schwankung der katholiſchen Volkspartei
und den Antrag Kolisko zu ſprechen und unterzog
die Gebarung Dr. Lueger’s einer ſcharfen Kritik,
insbeſondere in ſcharfen Worten das Verhalten
Lueger’s nach der Verurtheilung von Tachau und
Conſorten tadelnd. Redner erklärte ferner, daſs
ſeine Wahl nicht, wie ihm und anderen vorgeworfen

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[4/0004] Mittwoch Badener Zeitung 13. Juli 1898. Nr. 56. Beſtimmungen behält ſich die Rennleitung die Ent- ſcheidung vor. 8. Beſchlüſſe der Rennleitung ſind unter allen Umſtänden unanfechtbar. — Preiſe der Plätze: Actionärraum 1 fl., Tribünenſitz 1 fl., 1. Platz 1 Krone, 2. Platz 20 kr. — Um 2 Uhr nachmittags gemeinſchaftliche Abfahrt vom Vereins- locale, „Hotel Stadt Wien“, zur Rennbahn, um 8 Uhr abends Preisvertheilung im ſelben Locale. — Bahnproject Grammat-Neu- ſiedl—Baden—Alland—Klauſen- Leopoldsdorf—Rekawinkel mit eventueller Fortſetzung nach Tulln. Seit Jahren arbeitet an der Verwirklichung dieſes Projectes ein Actionscomité, an deſſen Spitze Hof- rath Paul Breitenfeld und Hof- und Gerichtsadvocat Dr. Arthur von Gſchmeidler ſtehen. Die Financierung und Bauführung des techniſch vollkommen fertigen Projectes hat die Berliner Eiſenbahn-Bau- und Be- triebsgeſellſchaft unter der Bedingung übernommen, daſs der Staat — der größte Localintereſſent — 600.000 fl. in Stammactien übernimmt, welcher Betrag nach ſeiner eigenen Rechnung ihm als Vor- theil aus der Bahn erwächst. Trotz aller Petitionen und Deputationen iſt eine Erledigung dieſer Ange- legenheit bisher ſeitens der Regierung nicht erfolgt. Reichsrathsabgeordneter Rudolf Polzhofer, deſſen Wahlkreis die Anfangs- und Endpunkte der geplanten Bahn umfaſst, und der ſich durch eingehende Studien von der hohen wirthſchaftlichen Bedeutung der Bahn überzeugte, berief für den 6. l. M. nach Preßbaum eine Verſammlung der Vertreter von 51 Gemeinden ein, zu welcher trotz des ſchlechten Wetters die Mehrzahl erſchien; an derſelben nahm auch Landesausſchuſs Abgeordneter Profeſſor Richter, unſer Bürgermeiſter Rudolf Zöllner, ſowie GA. Director Wittek theil. Die anderen betheiligten Abgeordneten waren ver- hindert, betonten aber in Zuſchriften ihre Sympathien. Reichsrathsabgeordneter Polzhofer leitete die Ver- ſammlung mit einer ausgezeichneten, mit ſtürmiſchem Beifall aufgenommenen Anſprache über die Noth- wendigkeit der Ausgeſtaltung der Localbahnen ein, und forderte, nachdem Dr. von Gſchmeidler und der Projectsverfaſſer, Ingenieur Maximilian Pollak, den derzeitigen Stand der Sache klargelegt hatten, die Anweſenden zur Äußerung auf. — Alle anweſenden Vertreter gaben in beredten Worten der Nothlage der Bevölkerung und der dringenden Nothwendigkeit der Ausgeſtaltung der Bahn Ausdruck, worauf Landes- ausſchuſs Profeſſor Richter in warmer Weiſe für die Sache eintrat und die Unterſtützung des Landesaus- ſchuſſes zuſagte. — Sohin wurde einſtimmig folgende Reſolution beſchloſſen: „Die heute, den 6. Juli 1898, in Preßbaum infolge Einladung des Reichsrathsabgeordneten Rudolf Polzhofer verſammelten Gemeindevertreter und Localintereſſenten erklären nach der durchgeführten eingehenden Be- ſprechung, die P. T. Herren Reichsraths- und Land- tagsabgeordneten der an der geplanten Bahnführung: „Grammat-Neuſiedl, Baden, Alland, Rekawinkl“ mit beabſichtigter Fortſetzung „Rappoltenkirchen, Sieg- hartskirchen, Zöpfing, Tulln“ gelegenen Gemeinden aufzufordern, mit allen Kräften ſich für die Ermög- lichung des ehebaldigſten Ausbaues dieſer Linie, welche dem dringenden wirtſchaftlichen Bedürfniſſe der durch den Mangel jeglicher Verkehrsmittel in dieſer Gegend bereits nothleidend gewordenen und in ihrer Entwicklungsfähigkeit gehemmten Bewohner an der genannten Linie entſpricht, bei den maßgebenden Vertretern von Regierung und Land einzuſetzen.“ — Kryſtall-Eisfabrik. Geſtern, Dienstag, hat die behördliche Collaudierung der nunmehr fertig- geſtellten Kryſtall-Eisfabrik ſtattgefunden und wurde die ſofortige Aufnahme des Betriebes geſtattet. — Vom Schlage gerührt. Ver- floſſenen Sonntag ſtürzte in einem hieſigen Kaffee- hauſe der hier zur Cur weilende Privatier S. Lemberger plötzlich vom Seſſel. Lemberger, welcher einen Schlaganfall erlitt, wurde mittelſt des Rettungswagens in ſeine Wohnung transportiert. — Irrſinnig geworden. Der in der Bergſtraße wohnhafte Hausbeſitzer und Leutgeb- ſchänker Johann Mayer, welcher in letzterer Zeit ſeinen guten Humor verlor, iſt verfloſſenen Freitag irrſinnig geworden und muſste auf das Beobachtungs- zimmer des hieſigen Spitales transportiert werden. Wie uns mitgetheilt wird, ſollen finanzielle Calamitäten die veranlaſſende Urſache ſein, die den lebensfrohen Mann geiſtesgeſtört machten. — Eine Rauferei im Stadt- parke. Verfloſſenen Sonntag gab ein Radfahrer während der Arenavorſtellung durch lautes Reden großes Ärgernis, durch welches ſich hauptſächlich ein Herr und eine Dame, welche dem Radfahrer am nächſten waren, betroffen fühlten und ihn in gebürender Weiſe zurechtwieſen. Nach beendeter Vorſtellung verfolgte der Radfahrer das Ehepaar durch die Hauptallee des Stadtparkes und inſultierte den Herrn, wodurch es nach kurzem Wortwechſel zu einem Stockgefecht kam, welches durch die Intervention des Parkwächters bald beendet wurde. Beide Gegner forderten ſich gegenſeitig ihre Viſitkarten ab und die Angelegenheit dürfte eine gegenſeitige Ehren- beleidigungsklage zur Folge haben. — Für den Kaiſer Joſef-Denk- malfond in Baden ſind an halbjährigen Zinſen von dem fruchtbringend angelegten Fonde fl. 62·98 eingegangen; hiezu die bereits ausge- wieſenen fl. 3320·33, ſo ergibt ſich die Höhe des Fondes am heutigen Tage mit fl. 3383·31. Weitere Spen den übernimmt der Caſſier des Kaiſer Joſef- Denk malfondes in Baden, Herr Carl Reich, Haupt- platz 3. — Ein Gedenkbuch für Concert und Theater. Zur Anmerkung von Concerten, Opern, Schauſpielen ꝛc., in ſehr eleganter Aus- ſtattung, als Geſchenk für Jung und Alt vortrefflich geeignet, iſt im Verlage von J. Wladarz, Baden, Pfarrgaſſe 3, erſchienen und um den äußerſt geringen Betrag von 50 kr. erhältlich. Correſpondenzen. Mödling. [Eigenbericht der „Badener Zeitung.“] (Todesfall.) Der hier ſeit einer Reihe von Jahren als Sommergaſt wohnende Componiſt und Chormeiſter des Geſangsvereines der öſterreichiſchen Eiſenbahnbeamten, Max Ritter von Weinzierl, iſt Sonntag abends, um halb 8 Uhr, im Café Weiß- kirchner an einem Schlaganfalle plötzlich verſchieden. Die Nachricht verbreitete ſich in der Stadt wie ein Lauffeuer, im Theater, in Reſtaurants und in Kaffee- häuſern wuſste man ſchon nach einer halben Stunde, was geſchehen war. Die bedauernswerte Gattin traf den Hinſcheidenden noch in den letzten Zügen an. Ritter v. Weinzierl war eine bei jedermann beliebte Perſönlichkeit und erfreute ſich in allen muſikaliſchen Kreiſen, beſonders aber im Vereine der öſterreichiſchen Eiſenbahnbeamten, einer ſympathiſchen Verehrung. Die heute ſtattfindende Leichenfeier, an welcher nebſt dem Geſangsvereine der öſterreichiſchen Eiſenbahn- beamten, auch noch der Wiener Männergeſangsverein, in welchem der Verſtorbene eine Zeit hindurch als zweiter Chormeiſter wirkte, ſowie das Orcheſter- perſonale des Raimundtheaters, deſſen Dirigent der Verſtorbene war, mitwirken dürften, wird ſich zu einer impoſanten Trauerkundgebung geſtalten. Der Name Weinzierl iſt weit über die Grenzen Öſterreichs hinaus bekannt; überall, wo die deutſche Zunge klingt, kennt man ſeinen herrlichen Chor „Heut’ iſt heut’“ und überall ſingt man ſeine prächtigen Weiſen, in welche er ſo viele Dichtungen Scheffel’s gekleidet hat. Die deutſche Sangeswelt wird dem Verſtorbenen ſtets ein ehrendes Angedenken bewahren. (Widmung.) Anläſslich der Eröffnung der Kaiſer-Jubiläumswarte auf dem Anninger, widmete Herr Ph. Kantor dem Vereine der Naturfreunde einen Chor, welcher bei dieſer Feier zum Vortrage gelangte. (Hymen.) Montag, den 25. l. M., findet in der hieſigen evangeliſchen Kirche die Trauung des Fräuleins Ida Fiedler mit Herrn Richard Fleiſch- mann, dem Sohne des Fabriksbeſitzers, Herrn Fleiſch- maun, ſtatt. Beide Familien erfreuen ſich in allen Kreiſen der Bevölkerung des höchſten Anſehens und die Verbindung der beiden Häuſer wird daher auch von jedermann ſympathiſch begrüßt. (Die 32. Curliſte) vom 9. l. M. ver- zeichnet 960 Parteien mit 3329 Perſonen. (Die Einweihung der Kaiſer Jubi- läums-Warte) am Eſchenkogel hat am 3. d. M. in programmgemäßer Weiſe in Anweſenheit eines zahlreichen Publicums, das zum größten Theile aus Mödlinger, zum anderen aus Wiener Naturfreunden beſt and, ſtattgeſunden. Dieſe Feier beſtand aus zwei Theilen, welche beide vom Wetter begünſtigt waren. Schon am Vorabende gab es in der Reſtauration „zum goldenen Hirſchen“ unter dem Titel einer „Sicilianiſchen Nacht“ bei gelungener Illumination des Gartens ein Militär-Concert, ausgeführt von der Capelle des 61. Infanterie-Regiments, ferner Geſangs-Vorträge beider Geſangvereine, welchen das zahlreich erſchienene Publicum mit Intereſſe lauſchte und vielen Beifall ſpendete. Der Beſuch dieſer Vor- feier verſtärkte ſich noch, als nach Schluſs der Theater-Vorſtellung weitere Gäſte herbeiſtrömten. Den Glanzpunkt des Abendes bildete die Feſtrede, welche Herr Bokmayer, der eifrige Vorſtand des Vereines der Naturfreunde, hielt. Den Schluſsworten der mit Verve gehaltenen Anſprache folgte lauter Beifall und die Gäſte blieben noch lange in dem hübſchen Garten beiſammen. Am zweiten, dem eigent- lichen Feſttage, zogen bereits am Vormittag ſtarke Gewitterwolken herauf, die nichts gutes verhießen, allein, die Feſtveranſtalter hatten Glück, die Feier blieb ungeſtört. Allerdings war die Hitze ſo em- pfindlich, daſs ſich um halb 2 Uhr nachmittags bei dem Hotel „Stadt Mödling“, von welchem aus der gemeinſchaftliche Abmarſch unter Vorantritt der Schützen-Capelle Schamann ſtattfinden ſollte, nur wenige Perſonen eingefunden hatten, die dann hinter der Muſik nach dem Eſchenkogel wanderten. Dort fand ſonach in Anweſenheit eines zahlreichen Publi- cums durch den hochw. Herrn Pater Waldſchaffer Swoboda die Schluſsſteinlegung und Übergabe der Kaiſer Jubiläumswarte durch den Vereins-Vorſtand ſtatt, welche in erhebender und prompter Weiſe ver- lief. Pater Swoboda ſchilderte in trefflichen, von Patriotismus durchwehten Worten den Zweck der neuerbauten Warte, zum Schluſſe die Verſammlung auffordernd, ein Hoch auf den Kaiſer auszubringen, was mit Begeiſterung geſchah. Dieſem Redner folgte Herr Dir. Bokmayer, welcher allen denjenigen, die das Zuſtandekommen dieſes Werkes gefördert hatten, ſeinen Dank ausſprach. Auch Herr v. Regenhardt- Zapory war erſchienen und ſprach in ſchwungvollen Worten ſeine Freude über das Werk des Vereines aus. Dann verſammelten ſich die Theilnehmer am Feſte im Anningerhauſe, wo es fröhlich hergieng. Durch die den Thurm zuerſt beſteigenden Perſonen, ferner durch einen äußerſt lucrativen Verkauf von Anſichtskarten, kamen dem Vereine namhafte Beträge zu, was beifällig zu begrüßen iſt. Daſs die Scha- mann’ſche Capelle fleißig ſpielte und ebenſo wie die Geſang-Vorträge und die Beleuchtung des Thurmes am Abend vielen Gefallen erregten, iſt begreiflich. Der Rückmarſch fand mit Lampions ſtatt und obzwar es recht kühl geworden, ſtörte doch nichts die gute Laune der Feſtgäſte. Die neue Warte — eine Eiſen- conſtruction von drei Stockwerken Höhe und einem Unterbau — welche ſchon wegen ihrer wahrhaft reizenden landſchaftlichen Umgebung das Vergnügen eines jeden Beſuchers erweckt, iſt mitten im dichteſten Waldgebiete gelegen, ſie bietet nicht nur vielen Raum, ſondern auch einen herrlichen Ausblick in die Ferne. Man muſs unwillkürlich jener hochherzigen Spender, vor allem des Herrn Ritter von Regenhart-Zapory, gedenken, deren Gaben es zuerſt möglich machten, daſs an den Bau der Warte in einer Weiſe, wie das vollendete Werk zeigt, geſchritten werden konnte. Der Beſuch des herrlichen Anninger wird, da ſich alle Welt für die neue Warte intereſſiert, nun ein noch regerer werden, als dies bisher der Fall war. Noch ſei bemerkt, daſs die Anregung zur Errichtung dieſer Ausſichtswarte von den Herren Hofrath v. Kundrat und Dr. Kraus in Wien ausgegangen und vom Vereins-Vorſtande, Herrn Walter Bokmayer, ſofort auf das kräftigſte gefördert worden war. (Die Wanderverſammlung) des deutſchen Volksvereines für das Viertel unter dem Wienerwald. Am 9. d. M. hat im „Hotel Stadt Mödling“ im Beiſein des Regierungsvertreters, Herrn Commiſſär Dr. Tremel, eine Wanderverſammlung des deutſchen Volksvereines für das Viertel unter dem Wiener- wald bei gutem Beſuche ſtattgefunden. In dieſer Verſammlung ſprachen die Herren Herzog (Baden) und Dr. Förſter (Wien), ſowie Dr. Redlich (Social- demokrat) und Peterſon (chriſtlichſocial.) Von den Einberufern waren auch die Abgeordneten Axmann und Scheicher eingeladen worden; letzterer hatte ſein Ausbleiben ſchriftlich entſchuldigt. — Nach 7 Uhr abends eröffnete Herr Herzog die Verſammlung mit einer Begrüßung der Anweſenden, worauf Herr Dr. Förſter über die Ziele der Deutſchnationalen und das Linzer Programm eingehend ſprach. Er bezeichnete die Trennung von Galizien und Ungarn als nothwendig, es ſei höchſte Zeit für die öſterr. Induſtrie und den Handel, gegen Ungarn Stellung zu nehmen. Redner erwähnte ferner der Bedrückung der Deutſchen in Siebenbürgen und Ungarn, forderte die deutſche Sprache als Staatsſprache, kam auf die bekannte Schwankung der katholiſchen Volkspartei und den Antrag Kolisko zu ſprechen und unterzog die Gebarung Dr. Lueger’s einer ſcharfen Kritik, insbeſondere in ſcharfen Worten das Verhalten Lueger’s nach der Verurtheilung von Tachau und Conſorten tadelnd. Redner erklärte ferner, daſs ſeine Wahl nicht, wie ihm und anderen vorgeworfen

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Zitationshilfe: Badener Zeitung. Nr. 56, Baden (Niederösterreich), 13.07.1898, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_badener056_1898/4>, abgerufen am 25.11.2024.