Badener Zeitung. Nr. 47, Baden (Niederösterreich), 10.06.1908. Mittwoch Badener Zeitung 10. Juni 1908. Nr. 47. [Spaltenumbruch] sondern sie so nehmen, wie sie geboten, und die mo- mentane Komik, den Humor des Augenblicks auf sich wirken lassen. Unter diesen Gesichtspunkten sind eben alle Werke dieses Genres, ob sie nun vom Strande der Seine oder der Donau herstammen, geschrieben worden und in den meisten Fällen haben ja auch die Autoren recht behalten, wenn sie auf die Lachlust des Publikums spekulieren. Schließlich unterhält man sich ja tatsächlich bei der E[n]trollung des Avancements- Triks, den der Eisenbahndirektionssekretär Cäsar Robin ersann, um laut Bedingung seines Schwiegervaters so bald als möglich Bureauchef zu werden. Sein Vorstand, Lebodien, der Direktor der Eisenbahn, regelt die Avancementsverhältnisse seiner Untergebenen nämlich nach den ihm persönlich entgegengebrachten größeren oder kleineren Liebenswürdigkeiten seitens ihrer Frauen. Robin aber möchte begreiflicherweise seine kleine Darstellerisch erwies sich unser Ensemble wieder Samstag, den 6. und Sonntag, den 7. d. M. Repertoire des Stadttheaters. Mittwoch: "Gasparone". Donnerstag: "Die drei Wünsche". Freitag: "Der Weg zur Hölle". Samstag: "Das Wäschermädel". Sonntag nachmittags: "Ein tolles Mädel", abends: "Die schöne Helena". Montag: "Die blane Maus". [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch] Eingesendet. [irrelevantes Material] Mittwoch Badener Zeitung 10. Juni 1908. Nr. 47. [Spaltenumbruch] ſondern ſie ſo nehmen, wie ſie geboten, und die mo- mentane Komik, den Humor des Augenblicks auf ſich wirken laſſen. Unter dieſen Geſichtspunkten ſind eben alle Werke dieſes Genres, ob ſie nun vom Strande der Seine oder der Donau herſtammen, geſchrieben worden und in den meiſten Fällen haben ja auch die Autoren recht behalten, wenn ſie auf die Lachluſt des Publikums ſpekulieren. Schließlich unterhält man ſich ja tatſächlich bei der E[n]trollung des Avancements- Triks, den der Eiſenbahndirektionsſekretär Cäſar Robin erſann, um laut Bedingung ſeines Schwiegervaters ſo bald als möglich Bureauchef zu werden. Sein Vorſtand, Lebodien, der Direktor der Eiſenbahn, regelt die Avancementsverhältniſſe ſeiner Untergebenen nämlich nach den ihm perſönlich entgegengebrachten größeren oder kleineren Liebenswürdigkeiten ſeitens ihrer Frauen. Robin aber möchte begreiflicherweiſe ſeine kleine Darſtelleriſch erwies ſich unſer Enſemble wieder Samstag, den 6. und Sonntag, den 7. d. M. Repertoire des Stadttheaters. Mittwoch: „Gasparone“. Donnerstag: „Die drei Wünſche“. Freitag: „Der Weg zur Hölle“. Samstag: „Das Wäſchermädel“. Sonntag nachmittags: „Ein tolles Mädel“, abends: „Die ſchöne Helena“. Montag: „Die blane Maus“. [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch] Eingeſendet. 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Mittwoch Badener Zeitung 10. Juni 1908. Nr. 47.
ſondern ſie ſo nehmen, wie ſie geboten, und die mo-
mentane Komik, den Humor des Augenblicks auf ſich
wirken laſſen. Unter dieſen Geſichtspunkten ſind eben
alle Werke dieſes Genres, ob ſie nun vom Strande
der Seine oder der Donau herſtammen, geſchrieben
worden und in den meiſten Fällen haben ja auch die
Autoren recht behalten, wenn ſie auf die Lachluſt des
Publikums ſpekulieren. Schließlich unterhält man ſich
ja tatſächlich bei der Entrollung des Avancements-
Triks, den der Eiſenbahndirektionsſekretär Cäſar Robin
erſann, um laut Bedingung ſeines Schwiegervaters
ſo bald als möglich Bureauchef zu werden. Sein
Vorſtand, Lebodien, der Direktor der Eiſenbahn,
regelt die Avancementsverhältniſſe ſeiner Untergebenen
nämlich nach den ihm perſönlich entgegengebrachten
größeren oder kleineren Liebenswürdigkeiten ſeitens
ihrer Frauen.
Robin aber möchte begreiflicherweiſe ſeine kleine
Frau vor den Zudringlichkeiten ſeines Chefs bewahren,
aber doch vorwärts kommen und ſtellte daher dem
guten Direktor Fanchon Ducloir eine die „blaue
Maus“ benannte Größe nachmitternächtlicher Ver-
gnügunslokale, die er für gute Worte und noch viel
mehr Geld für ſeine Zwecke gewannen, als Gattin
vor. Was nun folgt, iſt das bereits in allen Ton-
arten gebrauchte Thema der Verwechslungen, das
aber noch immer ſeine Schuldigkeit tut und ſeine
endliche Entwirrung mit totaler Befriedigung ober-
halb und unterhalb der Rampe feiert. Ein bischen
plump iſt der zweite Akt mit der Pfändungsgeſchichte
ausgefallen.
Darſtelleriſch erwies ſich unſer Enſemble wieder
ſehr tüchtig. Frl. Frank war eine reizende „blaue
Maus“, die mit graziöſer Ungeniertheit über diverſe
Wagniſſe hinwegſchlüpfte. Herr Gregor gab den Cäſar
Robin mit guter Laune und allen Behelfen der
Situationskomik und Herr Erl ſtempelte den direktor-
lichen Schürzenjäger Lebodieu zu einer brillanten
Schwankfigur. Frau Maugſch als deſſen Ehegeſpons,
Frl. Jolanda (Clariſſe), lieb und unſchuldsvoll,
Herr Neufeld, der „Gascogner“, Herr Ranzen-
hofer als Mosquitiez ein wenig zu derb, beſchloſſen
die Reihe der bedeutenderen Rollen und damit ein
Enſemble, das für flottes Zuſammenſpiel wiederholt
den Dank des Auditoriums entgegennehmen konnte.
Samstag, den 6. und Sonntag, den 7. d. M.
folgten Repriſen von „Das Veilchenmädel“ und
„Ein Walzertraum“ und Montag, den 8. die
erſte Doppellvorſtellung „Er und ſeine Schweſter“
und „Die Förſter-Chriſtl“. Alles in bekannter
Beſetzung. Der Beſuch war während der Pfingſt-
feiertage ein außerordentlich guter und wahre Applaus-
ſalven bezeugten die Zufriedenheit der Hörer über
die wirklich hübſchen und ſehr gelungenen Vor-
ſtellungen.
Guſtav Calliano.
Repertoire des Stadttheaters.
Mittwoch: „Gasparone“.
Donnerstag: „Die drei Wünſche“.
Freitag: „Der Weg zur Hölle“.
Samstag: „Das Wäſchermädel“.
Sonntag nachmittags: „Ein tolles Mädel“,
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